40.

[37] Der öffentliche Redner hat schon mehr Gestikulation nöthig, weil sie zur Deklamation überhaupt[37] sich mehr verträgt, als zum Konversationstone. Wie er seiner Händehaltung den gehörigen Anstand giebt, lernen Sie wieder von den anerkannten guten Mustern hierin am besten, und wir gehn bloß um so mehr darüber hinweg, da wir hier vorzüglich nur auf den gesellschaftlichen Anstand unser Augenmerk richten. Im Allgemeinen schreibt man gewöhnlich der rednerischen Deklamation die Regeln vor: daß sie die Hände überhaupt nie zu hoch halte, die Hand überhaupt nicht so steif halte, daß sie ohne alles Gelenk zu seyn scheint, oder daß sich wohl gar die Finger mit ihren Spitzen zurückbiegen; ferner daß die Hände und ihre Bewegungen nicht zu sehr das Gesicht verbauen und den freien Anblick hindern, daß sie nicht zu sehr zurück gehn, sich nicht zu hoch, und vielleicht nur in der Exstase über den Kopf hinausstrekken dürfen.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 37-38.
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