108.

[97] Sehen Sie dann auch streng, auf Ordnung in Ihrem Anzuge, und thun Sie darin lieber zu viel, als zu wenig. Ordnung im Anzuge wird bei Ihren Mitmenschen ausserordentlich häufig für einen Beweis, daß der Mann auch in seinen Geschäften ordentlich sei, gehalten, und dies erweckt Zutrauen und Achtung. Zu dieser Ordnung wird erfordert, daß Alles so sitzt, wie es nach den Regeln der Sittlichkeit und des Anstandes sitzen muß, daß nichts so sehr hängt und schlottert, daß man nicht Nachläßigkeiten daran sich zugute halten, die etwa gar auf das Abreissen von Knöpfen, auf ihr Loseseyn, oder auf wirklicher Einreißen der Kleidung nicht achtet, noch die Ergänzung und Wiederherstellung gehörig besorgen läßt,[97] das etwa mit einer Nadel ansteckt, was auf eine ordentliche Art befestigt seyn müßte, oder das Zerrissene etwa verdeckte, oder nur im Aeussern etwa eine oberflächliche Ordnung sehn liesse, hinter der bei einiger Entfaltung, die oft der Zufall veranlaßt, die zerrissene Nachläßigkeit sich entdeckt.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 97-98.
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