147.

[120] Ein geschmackvolles Schlafzimmer erscheint in einer schönen grauen Farbe bei grünen Gardinen und Vorhängen am besten, und für das Ausruhen der Augen am zuträglichsten. Das verhüllte Grün giebt einen angenehmen Schatten, und es sieht einem gleichsam in einem solchen Zimmer das Bild der stillen Ruhe entgegen. Wo man in einem Schlafzimmer mehrere einzelne Bettstellen, worin nur eine Person schläft, zu stellen hat, da sieht es völlig unordentlich aus und nimmt dem Zimmer alle regelmäßige Gestalt, wenn man, nach der gewöhnlichen Mode, die Betten an die Wand herum stellt, besser, und wie es einen ordentlichen Anblick giebt und die Regel der Bauart nicht verdirbt, stellt man sie so, daß sie mit dem Kopfbrette an der Hauptwand, und so in die offene Stube hineinstehn; und, wenn etwa das Zimmer zu breit ist, und nicht ohne eine zu weite untrauliche Entfernung, jedes Bett an einer Seitenwand stehen kann, so stellt man zu beiden Seiten der Betten an der Hinterwand Stühle; sind mehrere kleine Betten da, so stellt man diese ebenfalls mit dem Kopfbrette wie die vorigen an die Hinterwand und zwischen den beiden großen Betten; ganz in der Mitte kann denn etwa ein runder, oder ein vierekkigter, über all bis auf die Erde behangener Tisch, der etwa Festonartig aufgenommen ist, gleichsam in Form eines Altars, allenfalls auch mit einer Vase oder einer[121] schönen Figur darauf, stehen. Unter dem Spiegel kann ein einfaches braunes Tischgen stehn; so wie denn Alles in einem Schlafzimmer in einem äußerst einfachen Geschmakke, und von dunkler und ja nicht schreiender Farbe seyn muß.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 120-122.
Lizenz:
Kategorien: