15.

[57] Geben Sie sich Mühe, so zu denken und zu handeln, wie Sie aussehn wollen; denn unvermerkt formt das Gesicht darnach die Züge! Daß sich überhaupt die Züge umbilden, hab ich eben an mehrern Beispielen gezeigt, und eben daraus ergiebt sich, daß man es nach seinem Willen, oder wenigstens einige Hauptzüge darin umbilden[57] und anders formen kann, wenn man die Züge, die man sich wünscht, oft wiederholt. So kann der Mürrische und Finstere z.B. seinem Gesichte Freundlichkeit und Heiterkeit einprägen, wenn er seine Stirn oft zur Freundlichkeit glättet, wenn er eine lange Zeit immer an sich denkt, und sobald die Runzeln und Züge der finstern Grillen sich darauf lagern wollen, sich sogleich vornimmt freundlich auszusehn.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 57-58.
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