165.

[129] Lassen Sie edle Empfindsamkeit, (aber ja nicht Empfindelei, die über den Tod jedes Würmchens weint, kein Messer und keine Wunde sehen kann u.s.w.) Ihren Reiz seyn. Zeigen Sie ohne Blödigkeit Ihren Sinn für das Edle und Schöne, für das Wohl und Weh Ihrer Mitmenschen, für die Freuden des Lebens. Unterdrükken Sie die Herzlichkeit und Wärme Ihrer Empfindung, die lebhafte Empfänglichkeit Ihrer Sinne für die prächtigen oft schauerlichen Scenen in der Natur, und für die sanften herzerquikkenden Scenen des Lebens, für die Schönheiten eines Sommerabends, einer Sommernacht, oder einer erhabenen und schönen Gegend nicht; nur sei Ihre Empfindung männlich dabei, und fange nicht etwa an zu siegwartisiren.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 129.
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