43.

[71] Der Blick der Freundlichkeit, dieser schöne und erheiternde Reiz sei das offne Gepräge Ihres Gesichts; nur werde es nicht – ich kann es nicht oft genug wiederholen – das kriechende, unterthänige, immer zu Gebote stehende Grinzen, das die Zähne fletscht und den Mund verzerrt. Es muß mit Ernst verbunden seyn; selbst die Demuth muß mit diesem Ernste abwechseln. Sie sieht freundlich auf anderer Verdienst hin, aber sie ist ernst gegen sich selbst, und vergiebt sich nicht durch[71] wohlfeiles Grinzen etwas von ihrem wahren Werth.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 71-72.
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