Kindergarderoben

[79] betrifft, so brauchen diejenigen Mütter, welche ihre Kleinen gerne dem allgemeinen Gelächter preisgegeben sehen, wenig an deren Anzügen zu ändern, sondern sie nach wie vor genau nach den Vorschriften der Modeblätter zu kleiden.

Ist man eine dieser Mütter und hat kein Auge dafür, daß die Kleinen ausgelacht werden, so darf man auch überzeugt sein, daß man es von den Kleinen nicht erfährt, da diese es natürlich nicht merken, und also können die Kleinen ja so bleiben.

Hält sich eine Dame über die Garderobe der Kinder einer anderen Dame auf, so darf man überzeugt sein, daß ihre eigenen noch schlimmer angezogen sind, ohne daß sie es bemerkt. Man erzähle solchen Müttern die unwahre Begebenheit, welche sich neulich[79] im Zoologischen Garten zugetragen habe. Ein Wärter habe ein so auffallend grotesk angezogenes Kind in der Meinung, es sei dem Affenhaus entsprungen, eingefangen und ins Affenhaus getragen. Aber auch diese Erzählung, die man auch aus dem Affentheater mitteilen kann, wird nichts nützen.

Glaubt man im Sommer, daß man sich vom Mittag an nicht genug wird langweilen können, so gehe man in das


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 1905, Bd. II, S. 79-80.
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