Wanderversammlung der Bühnengenossenschaft

[25] beiwohnend, spreche man, wenn man das Wort ergreift, nicht von einem geehrten Vorredner, sondern von einem berühmten Seelenmaler, der eben gesprochen hat. Doch auch ohne diese Bezeichnung sagt sich die Versammlung, daß man den geehrten Vorredner für einen hilflosen Stümper hält, der keine blasse Ahnung von den Rollen hat, welche er verzapft.

Wird man dann von einem Kollegen mit den Worten angeredet, er freue sich, endlich die persönliche Bekanntschaft des berühmten Darstellers des Mephistopheles machen zu können, so sei man überzeugt, daß er ein anderes Fach spielt und man in seinen Augen eine zweibeinige Null ist.

Will man nicht durch Dankbarkeit in der großen Gesellschaft störend auffallen, so nenne man das von der Stadt gegebene Abendessen eine traurige Massenabfütterung und schwöre, da bekanntlich eine solche Stadt in den nächsten zehn Jahren nicht wieder als Versammlungsort bestimmt wird, hier niemals wieder eine Einladung zur Festtafel anzunehmen.

Man versäume nicht, einen


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 1905, Bd. II, S. 25.
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