hohe Berge

hohe Berge,

[12] welche Gletscher, Abgründe, steile Felskegel, Lawinen und ähnliche interessante Eigentümlichkeiten aufzuweisen haben, so hüte man sich, Freunden zu begegnen, welche des passionierten Bergsteigens verdächtig sind. Wird man eingeladen, den Berg zu ersteigen, so sage[12] man zu und erscheine nicht an der Stelle, an welcher aufgebrochen wird. Man bedenke immer, daß es eine große Freude ist, bei einem Absturz mit einigen unbedeutenden Hautabschürfungen davonzukommen, daß solches aber niemals der Fall ist. Meist wird man später zerschmettert aufgefunden.

Man lasse sich nicht durch die Thatsachen verführen, daß man, abgestürzt, in allen Blättern genannt und so auf leichte Art populär wird. Man bedenke, daß dies doch mit dem Leben oder den gesunden Gliedern viel zu teuer bezahlt sein kann.

Es giebt allerdings Fälle, wo alles Sträuben nichts hilft und man der Einladung, das Klettern mitzumachen, mit dem besten Willen nicht auszuweichen vermag. Nun, wenn alle Stricke reißen, so lasse man sich anseilen.

Will man sich ohne Gefahr amüsieren, so kaufe man sich einen Alpenstock und lasse eine Anzahl Höhennamen hineinschneiden. Das Amüsement besteht darin, daß in der Heimat dem betreffenden Alpenstock geglaubt und daß man als Bergsteiger bewundert wird, während man doch nur ein gewöhnlicher Thalsteiger ist.

Man lasse sich durch die Billigkeit eines Führers nicht verleiten, irgend eine höchste Spitze zu erklimmen. Wenn man abstürzt, so wird dies Vergnügen durch den billigen Preis, für den der Führer mitgegangen ist, nicht gesteigert. Aber man versäume nicht, den billigen Führer zu empfehlen, um ihm Kunden zu verschaffen, denn er ist kein reicher Mann und hat gewöhnlich eine große Familie zu ernähren.

Will man aber eine halsbrecherische Tour unternehmen, so lasse man solche bis nach der Sommerreise. In die Heimat zurückgekehrt, ersteige man ein im Bau begriffenes hohes Gebäude mit Benutzung der außen angebrachten Leitern. Auch hier kann ein großes Unglück geschehen.[13]

Wer das Glück hat, eine schön gelegene


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 1905, Bd. II, S. 12-14.
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