Beilage 15.

[72] Reglement

zur

feierlichen Beisetzung Ihrer Königlichen Hoheit der Hochseligen Prinzessin Anne Elisabeth Luise von Preussen, verwittweten Gemahlin des Prinzen Ferdinand von Preussen, so zu Berlin (am 17. Februar 1820) gehalten werden soll.

Die Zeit der feierlichen Beisetzung ist auf den 17ten Februar d.J. Abends um 7 Uhr bestimmt.

Der letztwilligen Verordnung Ihrer Königl. Hoheit gemäss wird die Hohe Leiche nicht en Parade ausgestellt.

Am Tage der Beisetzung selbst wird die Hohe Leiche nach der von Ihrer Königl. Hoheit hinterlassenen Verordnung bekleidet, in den Sarg gelegt, und derselbe von der Hofdienerschaft, unter Begleitung des Hofstaats, an den Platz gebracht, von wo aus der feierliche Zug beginnen soll.

Während dieser Zeit wird im Dome mit den Glocken geläutet.

Um den Sarg sind 12 Gueridons mit Wachskerzen aufgestellt. An der rechten Seite desselben liegen auf Tabourets die Prinzliche Krone und der Luisen- Orden, auf der andern Seite der St. Katharinen-Orden und das St. Johanniter-Maltheser-Kreuz.

Ihro Excellenz die Ober-Hofmeisterin Gräfin v. Neal, die Frau v. Wallenrodt und der dienstthuende Kammerherr Graf v. Lottum stellen sich an das Kopfende des Sarges, die Damen mit herunterhängenden Kappen, letzterer den Hut mit herunterhängendem Flore auf dem Kopfe und einem Marschallsstab in der Hand. Die Kammerfrauen, gleichfalls mit heruntergelassenen Kappen, stehen auf beiden Seiten des Sarges, in einiger Entfernung von demselben. Alle diese Personen verbleiben daselbst, bis die Hohe Leiche weggeführt wird.

Die Hohen Leidtragenden, das Königl. Haus und die hier anwesenden fremden Prinzen, so wie die dazu eingeladenen Personen, versammeln sich zu dem Ende in der dazu bestimmten Stunde in den gewöhnlichen Zimmern, der Hochseligen Prinzessin.

Die Chorschüler stimmen das Lied »Jesus meine Zuversicht« an.

Nach Beendigung desselben wird der Sarg von 16 dazu ernannten Kammerherren aufgehoben und nach dem vor dem Palais stehenden Leichenwagen getragen.

Der Zug beginnt darauf in folgender Ordnung:


I.


Eine halbe Escadron Garde-du-Corps.
[73]

II.


Der Königl. Hoffourier.


III.


Die Dienerschaft der hier befindlichen fremden Prinzen, des Königlichen Hauses und der Hohen Leidtragenden, jede von einem Marschall geführt, in folgender Ordnung:


1. Die Sr. D. des Prinzen George von Hessen- Cassel.

2. Die Sr. H. des Prinzen Ludwig von Hessen- Homburg.

3. Die Sr. H. des Herzogs Carl von Mecklenburg-Strelitz.

4. Die Sr. K.H. des Herzogs von Cumberland.

5. Die Sr. K.H. des Prinzen Wilhelm, Bruders Sr. Majestät.

6. Die Sr. K.H. des Prinzen Friedrich.

7. Die Sr. K.H. des Prinzen Albrecht.

8. Die Sr. K.H. des Prinzen Carl.

9. Die Sr. K.H. des Prinzen Wilhelm.

10. Die Sr. K.H. des Kronprinzen.

11. Die Sr. Maj. des Königs.

12. Die Sr. D. des Fürsten Radziwill, I.K.H. der Prinzessin Luise und Sr. K.H. des Prinzen August.


IV.


Die Offizianten und die Pagen dieser Höfe in eben dieser Ordnung.

V.


Die Donminen-Kammer Sr. K.H. des Prinzen August, unter Anführung eines Marschalls.


VI.


Die Secretaire der Hochseligen Prinzessin.


VII.


12 Unteroffiziere mit Fackeln.


VIII.


Zwei Wagen, mit 2 Pferden bespannt, in welchen sich die grossen Hofchargen des Hofes Sr. Königl. Majestät als Marschälle befinden.


IX.


Der dienstthuende Kammerherr, Graf von Lottum, unmittelbar vor dem Leichenwagen herfahrend.


X.


Der Leichenwagen, mit 8 Pferden bespannt, welche mit schwarzen Decken behängt sind und von 8 Stallmeistern geführt werden. Sobald derselbe vor der Thüre des Palais vorgerückt ist, heben die dazu ernannten 16 Kammerherren den Sarg von seiner Stelle und tragen ihn bis zum Wagen, auf welchem er von der Dienerschaft der Hochseligen Prinzessin festgestellt wird. Während der Zeit ordnen sich die Kammerherren auf die Weise, dass die 4 ältesten die Zipfel des Leichentuches tragen, die übrigen aber neben dem Leichenwagen hergehen. Die Dienerschaft, so wie die Offizianten, umgeben den Wagen.


XI.


Der Staatswagen I.K.H. der Hochseligen verstorbenen Prinzessin, in welchem sich I.E. die Ober-Hofmeisterin Gräfin von Neal und die Frau von Wallenrodt befinden.


XII.


Ein zweispänniger Wagen der Hochseligen Prinzessin, worin sich Hochdero Kammerfrauen befinden.
[74]

XIII.


Der sechsspännige Wagen Sr. K.H. des Prinzen August, in welchem Se. K.H. allein fahren.


XIV.


Ein zweispänniger Wagen Sr. K.H. mit Höchstdero Adjutanten.


XV.


Der sechsspännige Wagen I.K.H. der Prinzessin Luise, in welchem sich I.K.H. und I.D. die Prinzessin Elise befinden.


XVI.


Ein zweispänniger Wagen mit I.K.H. Hofdamen.


XVII.


Der sechsspännige Wagen Sr. D. des Fürsten Radziwill, in welchem sich Se. D. allein befinden.


XVIII.


Der Wagen der jüngeren Fürsten Radziwill.

Alle als Hohe Leidtragende.


XIX.


Der grosse Staatswagen Sr. Maj. des Königs, mit 8 Pferden bespannt. Zwei Stallmeister reiten demselben vor mit vom Hute herunterhängendem Flor. Zur Seite gehen 8 Lakaien, 4 und 4 auf jeder Seite. Diese, so wie der Kutscher und Vorreiter, haben ebenfalls einen Flor von der Seite herunterhangend, welches auch bei allen folgenden der Fall ist.


XX.


Zwei Wagen, mit zwei Pferden bespannt: im ersten sitzen die Königl. General-Adjutanten, im zweiten die Königl. Flügel-Adjutanten.


XXI.


Der sechsspännige Wagen Sr. K.H. des Kronprinzen, in welchem sich Se. Königl. Hoheit allein befinden.


XXII.


Ein zweispänniger Wagen Sr. Königl. Hoheit für Höchstdero Adjutanten.


XXIII.


Der sechsspännige Wagen Sr. K.H. des Prinzen Wilhelm, in welchem sich Se. Königl. Hoheit allein befinden.


XXIV.


Ein zweispänniger Wagen Sr. K.H. für Höchstdero Adjutanten.


XXV.


Ein sechsspänniger Wagen Sr. K.H. des Prinzen Carl, in welchem Se. K.H. mit dem Generalmajor von Menü fahren.


XXVI.


Ein sechsspänniger Wagen Sr. K.H. des Prinzen Albrecht, in welchem Se. K.H. mit dem Lieutenant Grafen Schliefen fahren.

XXVII.


Der sechsspännige Wagen I.K.H. der Prinzessin Alexandrine und die Wagen der Prinzessinnen des Königl. Hauses, welche bei diesem feierlichen Leichenzuge zugegen sein werden.


XXVIII.


Der sechsspännige Wagen Sr. K.H. des Herzogs von Cumberland, in welchem sich Se. K.H. allein befinden.
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XXIX.


Ein zweispänniger Wagen Sr. K.H. mit Sr. K.H. Adjutanten.


XXX.


Der Wagen Sr. H. des Herzogs Carl von Mecklenburg-Strelitz, in welchem sich Se. Hoheit allein befinden.


XXXI.


Der Wagen Sr. D. des Prinzen Ludwig von Hessen-Homburg und

Der Sr. D. des Prinzen George von Hessen-Kassel.


XXXII.


Die Wagen der hier befindlichen Generale, Staatsminister und Personen vom Civilstande, welchen das Prädikat Excellenz zusteht, in welchen Wagen sich die resp. Besitzer allein befinden.


XXXIII.


Eine halbe Escadron Garde-du-Corps beschliesst den Zug.

Sobald der Zug sich in Bewegung setzt, wird mit allen Glocken in der Stadt geläutet, wozu die Dreifaltigkeitskirche das Zeichen giebt. Der Zug geht die Wilhelmsstrasse hinunter, auf der Seite der Linden, welche die Nordseite genannt wird, bis zum Dom.

Auf diesem ganzen Wege ist von der hiesigen Garnison ein Spalier gezogen, welche bei dem Vorbeifahren der Hohen Leiche derselben die Honneurs macht.

Am Dome angekommen, bleibt der Hoffourier in der Thüre desselben stehen.

Die sämmtliche Dienerschaft geht in selbigen hinein, und die Marschälle führen die Dienerschaft an die ihr bestimmten Plätze.

Sobald die Hohe Leiche am Haupteingange angekommen ist, nehmen die Kammerherren den Sarg vom Wagen herunter und tragen ihn in die Kirche.

Am Eingange derselben wird der Sarg von der gesammten Geistlichkeit der beiden in dieser Kirche vereinigten Gemeinden und von dem Konsistorialrath Palmié und den Predigern Molière und Reclam, welche sich der erstem anschliessen werden, empfangen.

Der Sarg wird darauf vor dem Altare niedergesetzt, wo von dem Ober-Konsistorialrath und Hofprediger Ehrenberg eine kurze Rede gehalten wird, nach deren Beendigung die auf dem Orgel-Chore versammelte Sing-Akademie das Lied: Jesus meine Zuversicht, anstimmt.

Während des Gesanges heben die dazu ernannten Kammerherren den Sarg wieder auf und tragen ihn auf den Platz seiner Versenkung.

Dort stellt sich der dienstthuende Kammerherr Graf von Lottum neben denselben, die rechte Hand auf denselben gelegt, und lässt sich mit ihm hinunter.

Die Dienerschaft der Hochsel. verstorbenen Prinzessin begiebt sich während der Zeit in das Gewölbe und stellt sich daselbst en haye bis zu dem Orte, wo der Sarg stehen bleiben soll.

Eben daselbst erwarten die Ober-Hofmeisterin Gräfin von Neal, die Frau von Wallenrodt und die Kammerfrauen der Hochsel. verstorbenen Prinzessin nebst den zum Tragen der Hohen Leiche ernannten Kammerherren den Sarg an dem Orte, wo er hinuntergelassen wird, und geleiten ihn von hier aus bis an den Platz, welcher ihm zur bleibenden Stätte bestimmt ist.

Quelle:
Stillfried-Alcántara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preußischen Hof I. - XII. Berlin 1877, S. 72-76.
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