Beilage C.

[64] Beschreibung

des

solennen Einzugs und prächtigen Audienz, so die Moscovittische Gesandtschafft am Chur-Brandenburgischen Hofe zu Berlin anno 1679 gehabt.

Anno 1679 langte zu Berlin eine Moscovittische Gesandtschafft, als Herr Symian Jeraflewiz Elmaroff, Truchses, und Herr Symian Wolodymirowiz Rumiancois, Cantzler, mit einem Comitat von fünff und funffzig Personen an, welche, nachdem sie ein Tag oder zween mit Concertirung der Ceremonien zugebracht, den letzten Augusti zur Audienz gelassen worden. Gegen angesetzte Zeit wurde hierauf die Churfürstl. Leib-Guarde sowohl im innern, als äussern Schloss-Platz aufgeführet, und in ihre Ordnung gestellet. Mittlerweile aber wurden ermeldte Gesandten durch einige Hof-Cavaliers mit drey Gutschen, jede mit sechs Pferden bespannet, nebst etlichen Reut-Pferden für ihre Edelleute hinauf geholet, und die Praesenten von siebentzig Personen nachgetragen. Sobald man der Gesandtschafft auf dem äussern Platz gewahr worden, haben sich die Trompeter, Paucker, Schalmey-Pfeiffer und Trommelschläger tapffer hören lassen; inzwischen aber wurden die Gesandten durch den Churfürstl. geheimen Kriegs-Rath und Obristen, den von Grumkow, als hierzu verordneten Marschall, und andere Edelleute von Hofe unten an der Treppe empfangen, und hinauf in die Tafel-Stube begleitet. Se. Churfürstl. Durchl. sass auf einem von Sammet mit Gold gesticktem und schönen Tapeten ausgezierten Thron mit bedecktem Haupt, und in kostbahren Habit. Sobald nun die Gesandten Sr. Churfürstl. Durchl. gewahr wurden, thaten sie eine tieffe Reverenz, und fielen in währender Audienz zu unterschiedlichen mahlen mit dem Gesichte gantz auf die Erden, brachten ihre Rede stehend für, und überlieferten hierauf nach einigen Curialien Sr. Churfl. Durchl. einen in rothen Taffent eingewickelten und versiegelten Brief, versicherten danebenst dieselbe sowohl bey dieser, als darauf folgender Abschieds-Audienz, welches des dritten Tags hernach geschahe, aller guten Freundschafft und Affection, und praesentirten deroselben im Nahmen des grossen Herrn Czaarn und Gross-Fürsten Feodor Alexiewiz, etc. folgende Praesenten, als:

Zwölff Zimmer kostbahre Zobeln.

Zwey hundert Zobel-Schwäntze.

Zehen paar Zobelne Schwantz-Brehmen.

Ein Futter von Zobel-Bäuchen.

Ein Futter von schwarzen Füchsen.[65]

Zehen Zimmer weisser Hermelin.

Drey Futter von weissen Hermelin.

Sieben und funffzig Stück von allerhand güldenen, silbernen, wie auch seidenen Persian- und Chinesischen Zeugen.

Sechs Persianische Teppiche.

Neunzehen Stück Saffian von unterschiedlichen Farben.

1 Pfund Indianischen Muscus.

Zwölff Ess- und Trinck-Schalen, und

Viertzig Löffel von gelben Holtz.

Drey grosse Zähne von Fischen, Scheder genannt.

Zwey Cameele und zween Büffel-Ochsen.

So offt Se. Churfürstl. Durchl. Ihrer Czaar. Maj. Nahmen nennen hörete, rückte sie ein wenig vom Stuhl, und zuckte den Hut. Darauf liess sie durch dero Ober-Präsidenten, den Freyherrn von Schwerin, Ihre Czaarische Majestät aller guten Freund- und Nachbarschafft versichern, und sich für die ansehnliche Gesandtschafft und Geschenke freundlich bedancken, mit Versicherung, solche Gewogenheit um dieselbe hinwiederum bey Gelegenheit zu erkennen; gestalt dann Se. Churfürstl. Durchl. bemeldte Gesandtschafft von dem Höchsten biss zum Niedrigsten treflich und in die vier Tausend Reichs-Thaler werth beschencken, auch sonsten, sowohl in der Her- als Rückreise durch dero Lande frey halten, und mit benöthigten Fuhren versehen lassen. Den Tag hernach wurden die Gesandten auf ihr inständiges Anhalten, und weil sie etwas sonderliches zu proponiren gehabt, zur Privat-Audienz, wiewohl ohne sonderliche Ceremonien aufgeholet. Des Abends darauf wurde nicht weit vom Thier-Garten ein schönes Feuerwerk praesentirt, wobey sich die Moscovittische Gesandtschafft in einem für dieselbe absonderlich aufgeschlagenen Gezelt gleichfalls eingefunden. Weil nun Se. Churfürstl. Durchl. nach ertheilter Abschieds-Audienz, welche eben mit solchen Ceremonien, als die erste gewesen, Nachmittags nach Oranienburg, und so weiter, um sich bey damahliger Hirsch-Brunst mit der Jagt zu divertiren, abgereiset; als hat mehr ermeldte Gesandtschafft, nachdem sie mit einem Recreditiv, wie auch benöthigten Pässen und andern Nothdurfften versehen worden, den 13. dieses Nachmittags gleichfalls ihren Rückweg auf Pommern, Preussen, Lieffland, und so ferner nach der Moscau genommen.

Quelle:
Stillfried-Alcántara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preußischen Hof I. - XII. Berlin 1877, S. 64-66.
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