Beilage 8.

Allerhöchst befohlene

[119] Ordnung der Feierlichkeiten

bei der

am 25. April 1867 zu Berlin stattfindenden Vermahlung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Philipp von Belgien, Grafen von Flandern, Herzogs zu Sachsen, mit der Durchlauchtigen Prinzessin Marie zu Hohenzollern-Sigmaringen, Prinzessin-Tochter Seiner Königlichen Hoheit des Fürsten Carl Anton zu Hohenzollern-Sigmaringen und Ihrer Königlichen Hoheit der Fürstin Josephine zu Hohenzollern-Sigmaringen, geborenen Prinzessin von Baden.

Nachdem Seine Majestät der König Allergnädigst zu befehlen geruht haben, dass die Vermählung der Durchlauchtigen Prinzessin Marie zu Hohenzollern-Sigmaringen, Prinzessin-Tochter Seiner Königlichen Hoheit des Fürsten Carl Anton zu Hohenzollern-Sigmaringen und Ihrer Königlichen Hoheit der Fürstin Josephine zu Hohenzollern-Sigmaringen, geborenen Prinzessin von Baden, mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Philipp von Belgien, Grafen von Flandern, Herzog zu Sachsen, am hiesigen Königlichen Hoflager in Gegenwart der Hohen Mitglieder des Königlichen Hauses gefeiert werde, so wird Donnerstag am 25. April 1867, Nachmittags um 3 Uhr, die Trauung in der St. Hedwigs-Kirche hierselbst vollzogen werden.

Das diplomatische Corps, die hier anwesenden Fürsten und Fürstinnen, die Generale der Infanterie und der Cavallerie, die General-Lieutenants und die General-Majors, die Minister, die Wirklichen Geheimen Räthe, die Räthe erster Classe und die Chef-Präsidenten der Landescollegien, sowie die bei Hofe vorgestellten Gemahlinnen dieser Personen erscheinen bis um 21/2 Uhr und begeben sich von der Seite der Behrenstrasse her durch das derselben zunächst gelegene Portal in die St. Hedwigs-Kirche, woselbst für sie besondere Plätze reservirt sind.

Die Höchsten Herrschaften begeben Sich um 23/4 Uhr nach der St. Hedwigs-Kirche, fahren vor dem Hauptportale derselben vor und werden zu Ihren Plätzen vom Altäre rechts geleitet.

Ihre Königlichen Majestäten treffen gegen 3 Uhr in der Kirche ein und werden von dem Fürstbischof von Breslau und der Geistlichkeit im Hauptportale empfangen, woselbst auch die Obersten Hof-, die Ober-Hof- und die Hof-Chargen, sowie der Minister des Königlichen Hauses und der Geheime Cabinets-Rath sich zu versammeln und Allerhöchstdenselben zu folgen haben. Der Fürstbischof von Breslau führt ihre Königlichen Majestäten bis an die[120] Stufen des Hochaltars, woselbst der Ober-Ceremonienmeister Graf von Stillfried Allerhöchstdieselben zu den vom Altäre rechts in Bereitschaft gehaltenen Plätzen geleitet. Die Hof-Chargen, sowie sämmtliche Personen des Dienstes ordnen sich hinter den Stühlen der Allerhöchsten Herrschaften.

Hierauf erscheint Seine Majestät der König der Belgier mit dem Durchlauchtigsten Bräutigam. Sodann trifft die Hohe Prinzessin Braut ein, begleitet von Ihren Königlichen Hoheiten dem Fürsten und der Fürstin zu Hohenzollern und gefolgt von den der Vermählung anwohnenden Hohen Gästen, Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin zu Hohenzollern, Infantin von Portugal, Ihren Hoheiten dem Herzog von Sachsen-Coburg, dem Erbprinzen und der Erbprinzessin von Anhalt und Ihren Durchlauchten dem Erbprinzen und dem Prinzen Friedrich zu Hohenzollern.

Der Fürstbischof von Breslau empfängt die Hohe Braut, welcher der Hohe Bräutigam den Arm (den linken) bietet. Dem Hohen Brautpaare folgt die Durchlauchtigste Mutter der Prinzessin Braut, begleitet rechts von Seiner Majestät dem Könige der Belgier, links von Höchstihrem Gemahl. Die beiden Cavaliere, welche von Seiner Majestät dem König der Durchlauchtigen Prinzessin Braut zur Aufwartung gegeben sind, nämlich:

Der Königliche Kammerherr, Ceremonienmeister Graf von Keyserling und

der Königliche Kammerherr Freiherr Raitz von Frentz-Garrath,

geleiten das Hohe Brautpaar an die Stufen des Altars.

Die Schleppe der Hohen Braut tragen vier Damen:


1. Fräulein von Larisch, Fürstlich Hohenzollernsche Hofdame,

2. Gräfin Adele zu Dohna, Königlich Preussische Hofdamen.

3. Gräfin Valerie von Hohenthal, Königlich Preussische Hofdamen.

4. Gräfin Eveline vom Hagen, Königlich Preussische Hofdamen.


Rechts neben der Schleppe der Durchlauchtigen Prinzessin Braut geht die als Hochdero Ober-Hofmeisterin fungirende Gräfin von Redern, geborene Prinzessin Odescalchi.

Hinter Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Bräutigam:

der General-Lieutenant und Commandeur der 1. Garde-Infanterie-Division von Alvensleben und der Major im 2. Garde-Dragoner-Regiment Freiherr von Zedlitz-Leipe.

Der Königlich Belgische Gesandte, Baron Not homb, und sämmtliche Mitglieder der Königlich Belgischen Gesandtschaft, der General der Infanterie und Chef des General-Stabes der Armee Freiherr von Moltke und der Oberst und Flügel-Adjutant Freiherr von Steinäcker, welche bei Seiner Majestät dem Könige der Belgier zur Aufwartung beordert sind, sowie Allerhöchstdero Adjutanten und Suite folgen Seiner Majestät.

Seine Königliche Hoheit der Prinz stellt Sich zur Rechten der Prinzessin Braut. Seine Majestät der König der Belgier, gefolgt von der Königlich Belgischen Gesandtschaft und von Allerhöchstdero Suite, Ihre Königlichen Hoheiten der Fürst und die Fürstin zu Hohenzollern, sowie die oben aufgeführten Hohen Gäste werden von dem Ober-Ceremonienmeister zu den vom Altare links in Bereitschaft gehaltenen Plätzen geleitet.

Der Fürstbischof verrichtet die Trauung.

Der Trauungs-Act beginnt mit einer Anrede, während welcher die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften Sich niederzulassen, nach derselben aber Sich wieder zu erheben und der Feierlichkeit bis zum Schlusse stehend beizuwohnen geruhen.[121]

In dem Augenblick, wo das Hohe Brautpaar die Ringe wechselt, ertönen die Glocken der St. Hedwigs-Kirche zum feierlichen Geläut, und werden dreimal zwölf Kanonenschüsse abgefeuert, wozu der dienstthuende Flügel-Adjutant das Zeichen giebt.

Nach dem Ringwechseln legen die Prinzessin Braut und der Hohe Bräutigam die rechten Hände in einander, welche der Fürstbischof mit der Stola bedeckt, sodann den Hohen Neuvermählten das Ehegelöbniss abnimmt und nach dem üblichen Gebet die Feierlichkeit damit schliesst, dass er das Te Deum laudamus anstimmen lässt. Nach dem Te Deum empfängt das Hohe Brautpaar knieend den Segen.

Ausser den von des Königs Majestät Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Braut zur Aufwartung gegebenen Cavalieren und Damen tritt nunmehr auch der Königlich Belgische Dienst in Function.

Der Fürstbischof führt das Hohe Brautpaar, denen die Allerhöchsten Herrschaften unmittelbar folgen, bis zum Ausgange der Kirche.

Die anwesenden Hohen Gäste und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses begeben Sich nach dem Königlichen Schlosse, woselbst um 5 Uhr Gala-Diner im Weissen Saale stattfindet, bei welchem, ausser den Hofstaaten, die Fürsten, der Fürstbischof von Breslau, die Generale der Infanterie und der Cavallerie, die General-Lieutenants, die Minister, die Wirklichen Geheimen Räthe, sowie die Gesandten des Königlich Belgischen Hofes und der betreffenden anderen Höfe zugezogen werden.

Freitag, den 26. April, um 2 Uhr, Déjeûner dînatoire im Palais Seiner Majestät des Königs.

Um 7 Uhr Cour bei Seiner Majestät dem Könige der Belgier und den Hohen Neuvermählten in der Bildergallerie, in dem Rittersaale und den angrenzenden Paradekammern des Königlichen Schlosses.

Um 8 Uhr Concert im Weissen Saale.

Auf Seiner Königlichen Majestät Allergnädigten Special-Befehl.


Berlin, den 23. April 1867.


Der Ober-Ceremonienmeister:

Graf von Stillfried.

Quelle:
Stillfried-Alcántara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preußischen Hof I. - XII. Berlin 1877, S. 119-122.
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