Trencks Abschied von Berlin

[281] Von Ehre satt, so wie Trajan,

Nachdem er Roms Triumph genossen;

Von Ehre satt, so wie ein Mann,

Der da vergißt, was schon verflossen;

Beruhigt über mein Geschick,

Das mich durch Sturm zum Hafen führte,

Seh ich als Weiser nicht zurück

Auf das, was mir mit Recht gebührte:

Genug, ich fand hier in Berlin,

Was mir bisher unmöglich schien.


Wer Friedrichs Grimm wie ich empfand,

Der kann Bedrängte trotzen lehren;

Und wer wie ich am Ruder stand,

Dem kann kein Wahn die Richtung stören.

Stolz seh ich meine Flagge wehn;

Nach Tugend war mein Ziel gerichtet;

Nun ist mir wirklich das geschehn,

Was Neid und Mißgunst nie vernichtet;

Nun deckt mein Recht Medusenschild,

Weil Wilhelm Fürstenpflicht erfüllt.


Berliner Bürger, lebet wohl!

Mein Herz soll dankbar für euch glimmen;

Was ich für euch empfinden soll,

Wird ewig meinen Zweck bestimmen.

Ich sah! o Wonne! ja ich sah

In euren Augen Mitleid funkeln;

Und alles, was mir hier geschah,

Wird Mißgunst mir nicht mehr verdunkeln.

Der Beifall, den Berlin mir gab,

Ist mein Triumph und krönt mein Grab.


Ihr Schönen, die mein Buch gerührt!

Die mein Geschick zum Mitleid regte,

Gönnt mir das Recht, das dem gebührt,

Dem Venus hier die Falle legte.[282]

Mein Erstlingsopfer bracht ich hier,

Hier lernt ich schön und edel lieben;

Und diese Fühlart ist auch mir

Im grauen Kopfe treu geblieben.

Streut Blumen auf dies graue Haar,

Und bildet Schüler, wie ich war!


Vor mir blinkt wenig Hoffnungslicht,

Wo scheele Mißgunst auf mich lauert.

Man kennt den Wert des Mannes nicht,

Wo Wissenschaft und Ehre trauert;

Doch reißt mein Schicksal mich dahin.

Geduld! Mein Rennlauf naht dem Ziele!

Weil ich mit Recht bedauert bin,

Der Vorhang fällt: – dann folgt die Ruh,

Wer zusah, klatscht mir Beifall zu.[283]

Quelle:
Trenck, Friedrich Freiherr von der: Des Friedrich Freiherrn von der Trenck merkwürdige Lebensgeschichte. In: Eberhard Cyran, Trenck, Memoiren und Kommentar, Berlin: Haude & Spener, 1966, S. 7–283., S. 281-284.
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