2. Aeußere Erfordernisse des Anstandes in der Familie.

[47] 1. Vor allem herrsche in der Wohnung die größte Reinlichkeit. Sauber sei die Wohnung, sauber der Hausflur, sauber Wohn- und Schlafzimmer, sauber Bodenkammer, Küche, kurz jeder Winkel, der zum Bereich der Wohnung gehört.

2. In der Wohnung herrsche Ordnung, sie ist der Grundstein des häuslichen Glückes. Jeder Gegenstand habe seinen bestimmten Platz, von dem er im Bedarfsfall genommen werden kann und an den er nach dem Gebrauche wieder verbracht wird.[47]

3. Die innere Ausstattung der Wohnung richte sich nach Deinen Verhältnissen. Das Wohnzimmer sei behaglich, für das Schlafzimmer wähle den schönsten und besten Raum im Hause. Deine Wohnung sei das wahre Abbild Deiner Verhältnisse. Auch die einfachste bürgerliche Haushaltung muß den Eindruck machen, daß man zu wohlerzogenen Menschen kommt. In der ganzen Einrichtung schon verrät sich der Ton, welcher im Hause herrscht.

4. Besonders der Hausherr hat gewisse Rücksichten zu beobachten. Nach dem Herrn richtet sich das Haus: Das Beispiel, welches er gibt, ist das Vorbild für alle. Er sei in Gedanken, Worten und Werken untadelig. Er zeige Charakter, sei gegen seine Familie, wie gegen seine Untergebenen freundlich, liebevoll und herablassend, ohne sich im mindesten etwas zu vergeben. Er sei stets so gekleidet, daß er jederzeit einen guten Freund empfangen kann, und lasse sich nicht beikommen, in unanständigem Anzug aus dem Schlafzimmer herauszutreten. Er verlange endlich nichts von seinen Untergebenen, was er selbst nicht thut; er wird vergeblich gute Sprache, Bewegungen und gute Sitte fordern, wenn er selbst nicht mit gutem Beispiel vorangeht.

Dies sind in kurzem die Grundzüge des wohlanständigen Verhaltens in der Familie. Sie sind nicht erschöpfend; manches aber, was noch anzuführen wäre, wird an anderer Stelle noch zur Sprache kommen.[48]

Quelle:
Vogt, Franz: Anstandsbüchlein für das Volk. Donauwörth [1894] [Nachdruck Donauwörth 21987], S. 47-49.
Lizenz:
Kategorien: