XVII. Nachwort.

[334] Damit enden Albrecht Adams eigenhändige Aufzeichnungen. Er schrieb daran in der Zeit von 1857 bis zum November 1861, meist an den Winterabenden oder vor der Nachtmahlzeit, bisweilen auch an stillen Sonntag-Nachmittagen; dann saß gewöhnlich seine Frau an seiner Seite und spann mit großem Fleiße an ihrer italischen Spindel. Er schrieb immer nur auf einer Seite, die andere zu jedoch selten nothwendigen Besserungen aufsparend, auf dünnes, bläuliches Postpapier, in dem ungewöhnlichen Format von circa 28 cm Höhe und 11 cm Breite; die Bogen heftete er selbst in kleine und größere Convolute, deren Zahl allgemach auf zweiundzwanzig anwuchs, welche etwas über 620 Blätter umfassen. Seine Schrift mit den großzügigen Buchstaben stammt unverkennbar aus einer alterthümlichen Schule; sein Lehrmeister dürfte wohl schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die Kunst des Schreibens erlernt haben. Daß Adam nicht länger in der Schule saß, als damals gerade nothwendig schien, ist glaubhaft.

Mit Interpunktion und Orthographie nahm es unser Autodidact nicht besonders genau; er blieb überhaupt damit zeitlebens auf einem etwas gespannten Fuße.

Als Material dienten ihm, außer seinem scharfen Gedächtniß, wohl die an Ort und Stelle gemachten Tagbuch-Aufzeichnungen, über deren Verbleib uns keine Kunde wurde, außerdem[334] benützte er noch seine stets sorgsam datirten Skizzenbücher. Dabei sind die meistentheils durch das Gehör vernommenen Orts- und Personen-Namen nicht immer richtig gegeben. Daß bei einer in längeren Zwischenräumen fortgeführten Arbeit die Stimmung des Schreibenden schwankt und bisweilen eine weniger günstige Disposition oder ein sorgloseres Sichgehenlassen in Styl und Ausdruck wahrnehmbar ist, bleibt selbstverständlich. Hier galt es, obwohl nur in wenigen Fällen, zu kürzen und auszuscheiden.

Dazu kommt noch ein dünner Fascikel mit Concepten und ein längerer Aufsatz über Erziehung und Familienleben. Letzterer, beendet am 8. Dezember 1861, wiederholt einerseits die uns schon bekannten Maximen Adams: daß Genügsamkeit und Mäßigung, strenge Zucht und Ordnung, klug bewilligte Freiheit und ernste Liebe die Wurzel eines glücklichen Familienlebens bilde; anderseits finden sich einige biographische Notizen über seine Kinder, die Freude und der Stolz seines Hauses, wovon wir nachträglich einige Mittheilungen benutzen können.

Anschließend an die von dem Autobiographen zuletzt geschilderte künstlerische Thätigkeit berichten über die im Jahre 1851 von Adam unternommene Reise nach Ungarn einige an verschiedene Glieder seiner Familie gerichteten Briefe, welche wir hier kurz auszüglich verwerthen. Unterm 2. Juli 1851 meldet der Maler seine Rückkehr von einem Ausfluge nach Raab und Komorn; freudig wartet er auf die Ankunft seines wackern Sohnes Franz, welcher gleich nach seinem Eintreffen fleißig daran geht, mehrere Offizier-Portraits in Aquarell für des Vaters Bild zu zeichnen.

Dann finden wir die beiden Künstler auf der Theiß, nach den wichtigsten Punkten des ungarischen Insurrektions-Krieges reisend, begleitet von dem Hauptmann Friedberger, einem Augenzeugen jener schweren Kämpfe. Von Szolnok eilen sie nach Szegedin, wo vom frühen Morgen bis zum heißen Mittag im Freien gezeichnet wurde; dann geht es unverzüglich durch die unabsehbaren Pußten nach Temesvar. Sie sitzen auf einem[335] Bunde Stroh in einem mit drei Pferden bespannten, von einer Matte überdeckten Leiterwagen; die furchtbar holperige Fahrt eilt über Feld und Morast, über Haide und Wüste. Deßungeachtet verläßt unseren Maler die Reiselust und Poesie nicht; er möchte jetzt sogar nach Siebenbürgen: »Gut, daß Eugen (sein reiselustiger Sohn) nicht bei mir ist, sonst käme ich auch noch bis in die Türkei ... Hätte ich nicht höhere Pflichten und ökonomische Rücksichten vor Augen, so würde mich nichts abhalten, nach Konstantinopel auf der Donau hinunterzuschwimmen.«

In Temesvar hören sie noch allerlei Geschichten und Erzählungen aus der Zeit der Belagerung; man erschöpft sich daselbst in Aufmerksamkeit gegen die beiden Künstler. Dann kehren sie bei furchtbarer Hitze über die mit politischen Gefangenen wohlbesetzte Festung Arad und über das prachtvolle kaiserliche Gestüt Mezö-Högyes – wo sie ihre Skizzen in Ordnung bringen und eine wahre Erfrischung für Geist und Körper finden – auf die Theiß zurück und treffen am 26. Juli wieder in Pesth ein, wo Franz »bald mit großer Passion und wahrer Begeisterung« eine »sehr schöne Skizze der Schlacht von Temesvar« malt. »Ich selbst beschäftige mich mit der Ausbildung von einigen Compositionen, welche ich selbst in Temesvar entworfen und wovon besonders eine von der Schlacht von Szörreg sehr gelungen ist, welche auch Franz außerordentlich befriedigt ... Ich verlasse Ungarn mit dankbarem Gefühl für so viele empfangene Beweise von Liebe und Auszeichnung jeglicher Art.«

Am 10. August erhielt Albrecht Adam Audienz beim Kaiser – wobei auch Franz vorgestellt wurde – und in Folge davon Bestellung auf zwei Bilder. Am 15. August überreichte Albrecht Adam an den Grafen Grünne zu Schönbrunn die eben erschienenen neuesten (letzten) Hefte von dem Werke über den italienischen Feldzug, mit der Bitte, selbe Sr. Maj. dem Kaiser vorzulegen; dann verabschiedete sich der Maler von seinen übrigen hohen Freunden und wanderte schließlich unter den dunklen Laubgängen des schönen Gartens mit allerlei ernsten und feierlichen[336] Erinnerungen: »Hier sah ich vor vierzig Jahren den gefürchteten Kaiser Napoleon sehr oft in tiefem Nachdenken versunken, mit den Händen auf dem Rücken einherwandeln, und in einem der Zimmer, welche jetzt Graf Grünne bewohnt, hauste ich selbst zu jener Zeit durch mehrere Wochen. Damals kam ich auf meinem ersten größeren Ausflug in die Welt als ein armer Junge nach Wien und fand die erste Aufmunterung bei den Feinden Oesterreichs, den Franzosen; jetzt ruft mich der Kaiser Oesterreichs dorthin, um die Heldenthaten seiner tapfern, siegreichen Armee auf die Nachwelt zu übertragen.« Mit Ehrenzeichen auf der Brust, geliebt und geachtet an diesem Hofe und bei jeder Gelegenheit ausgezeichnet, erging er sich hier, wo er als schüchterner Jüngling nie gewagt hätte, seine Hoffnungen und Ansprüche an Glück und Zukunft so hoch zu stellen. Er genoß jetzt den Lohn eines ernsten Strebens, als ein braver Bürger, als ein fleißiger Mann und berühmter Künstler. »Damals, bei Napoleons Gegenwart, herrschte ringsum Todtenstille, man sah nur die majestätischen Gestalten der Grenadiere und der kaiserlichen Garden, stets in Paradeuniform Schildwache stehen und alle Ein- und Ausgänge besetzt haltend – heute bewegten sich in buntem Gemisch Tausende von Lustwandelnden aus allen Ständen, was dem Ganzen ein recht heiteres, festtägliches Aussehen gab.« ...

Nach seiner Rückkehr warf sich Albrecht Adam mit der ihm eigenen Energie gleich auf die Ausführung des einen, die »Schlacht von Szörreg« behandelnden Bildes und vollendete dasselbe in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit, bis Ende Mai 1852. Er brachte sein Werk über Regensburg – von Linz aus fuhr er auf dem Dampfer »Radetzky« – nach Wien, wo der Künstler beim Kaiser abermals den liebenswürdigsten, herzlichsten Empfang fand. Alles strebte ihm Aufmerksamkeit zu erweisen. Gallerie-Direktor Krafft1 hat mit Begeisterung von diesem Bilde gesprochen. Auch hier war es ein Griff in's volle Leben: man[337] sah sich mitten in die Schlacht versetzt; auch Benedek wurde auf den ersten Blick erkannt.

Im August desselben Jahres treffen wir Adam zu Hohenschwangau, wo ihn König Maximilian, welcher den Künstler immer in besonderer Affection hielt, in Audienz empfing, ebenso die Königin Marie. Adam wurde zur Tafel der Majestäten geladen, welche »auf der Terrasse unter einem Zelte bei paradiesischer Aussicht« stattfand. Auch hier stiegen schöne Erinnerungen an frühere Tage auf; hatte er doch »vor sechszehn Jahren hier gepinselt« und in die von Moriz von Schwind und Anderen componirten Bilder die Pferde hineingemalt.

Zu Ende März des Jahres 1853 war nicht allein das für die Neue Pinakothek bestimmte Bild »Die Erstürmung der Düppeler Schanzen« (13. April 1849) vollendet, sondern auch das zweite der vom Kaiser Franz Joseph bestellten Bilder reisefertig. Ueber das im Münchener Kunstverein ausgestellte vorgenannte Werk berichten die Lokalblätter einmüthig in anerkennendster Weise. So heißt es z.B.: »Ein Bild aus der Geschichte des deutschen Waffenruhmes zieht dieses Mal alle Blicke auf sich. Es ist kein Gedicht, sondern eine geschichtliche Thatsache: wir erblicken bayerische Krieger und darunter wohlbekannte Portraits. Es entwickelt sich das berühmte Gefecht auf den Düppeler Höhen. Infanterie und Artillerie rücken kampfeslustig vor, während ein Theil der Letzteren bereits beflissen ist, den dänischen Schiffen auf die Angriffe aus ihren Geschützen eine gleichgewichtige Antwort zu geben. Das Terrain liegt klar vor uns; mit einem Blicke überschauen wir die Bewegungen der Massen; es herrscht im Ganzen eben so viel strategische als künstlerische Ordnung. Mit derselben Lust vertieft man sich auch in die Betrachtung der Einzelnheiten. Die Zuversicht der Führer, der freudige Muth der Soldaten wirken ebenso wohlthuend, als der Anblick der Verwundeten: eines getreu portraitirten Offiziers, eines Artilleristen und eines wackern Infanteristen, der sich ohne viele Umstände seinen Verband selbst zurecht macht, wirklich ergreift. Keine Spur von Uebertreibung und Affektation, überall Natur und Wahrheit.[338] Rechnet man dazu das natürliche Interesse, das wir an den dargestellten Figuren, als unseren Landsleuten, nehmen, sowie eine gewisse nationale Wärme, die sich wohl bei wenigen deutschen Beschauern verläugnen wird, so ist der Eindruck ein tiefer und wahrhaft herzerfreuender.« Das Bild übt heute noch für die Besucher der Neuen Pinakothek2 eine besondere Anziehungskraft.[339]

Das Wiener Bild begleitete er wieder bis Regensburg, ließ dasselbe dort auf einen Dampfer verladen und fuhr einstweilen im Eilwagen bis Linz voraus. Die Aufnahme in Wien war, wie er unterm 14. Juli 1853 vergnüglich meldete, eine alle Erwartung übertreffende: »Ich kann in Wahrheit sagen, daß ich in Oesterreich eine zweite Heimath gefunden habe.« Als dann der Kaiser im Oktober nach München kam, ließ er den Maler rufen und empfing ihn mit aller treuherzigen Vertraulichkeit in Gegenwart einiger bayerischen Generäle und beehrte ihn später (im Dezember 1853) mit einem längeren Besuche in dessen Atelier, wobei auch ein neuer Auftrag erfolgte.

Zu den Obliegenheiten, womit ihn seine Kollegen betrauten, gehörte auch die Vorstandschaft des Künstler-Unterstützungs-Vereins. Als Adam nach zweijähriger Verwaltung (im Februar 1854) den neuen Jahresbericht vollendet und Rechnung abgelegt hatte, glaubte er dieser Last genug gethan zu haben, erhielt aber gleich darauf ein neues Ehrenamt als Vorstand des Comités zu der im Sommer 1854 geplanten großen Kunst-Ausstellung. Obwohl die vorbereitenden Sitzungen unerwarteten Zeitverlust brachten, gelang es doch das große Bild der Schlacht von Novara Ende März 1854 zu vollenden. König Ludwig I. kam selbst in das Atelier, um das neue Werk in Augenschein zu nehmen, war in hohem Grade befriedigt und äußerte unter anderen schmeichelhaften Dingen: Adam sei in seiner Weise auch eine Art Radetzky und erringe wie dieser seine schönsten Lorbeeren in einem Alter, in welchem Andere schon längst verschollen[340] seien. Bis an sein Lebensende erfreute sich der Meister der hohen Ehre zeitweisen Besuches durch König Ludwig.

Ueber die »Schlacht von Novara« berichtet Ernst Förster:3 »Der Künstler hat den Zeitpunkt des Kampfes gewählt, wo er sich mit dem Tage zu Ende neigte und die Piemontesen den letzten Versuch machten sich des andringenden Feindes zu erwehren. Links im Hintergrunde ist Novara sichtbar, rechts der Flecken La Bicocca, dessen Besitznahme die Schlacht enden machte. Links im Vordergrund steht der Eingang zum Garten der Casa Visconti. In der ganzen Linie von Novara bis La Bicocca und vorzüglich vor letzterem Ort lassen die Piemontesen ihre Geschütze spielen; aber General d'Aspre ist ihnen so nahe gerückt, daß man erkennt, es bedarf nur der Hilfe von einer zweiten Seite und die Piemontesen sind zum Rückzug gezwungen. Und diese Hilfe ist erschienen: ihr Eintreffen gibt den eigentlichen Kern der Darstellung. Es ist der Obrist von Benedek mit dem kampflustigen Regiment Gyulai, das an der Casa Visconti, wo das elfte Jägerbataillon unter Major Baur steht und die Wiener Freiwilligen sich sammeln, vorüber dem Feind entgegengeht. Es erhält seine Weisung zum Angriff von dem ritterlichen Erzherzog Albrecht, der hier im Vordergrund hält, umgeben von seinen Adjutanten Grafen von Kappi, dem Hauptmann Paginy und dem Rittmeister Belcredi. Da wir uns (im Bilde) im Centrum der Schlachtordnung befinden und vom linken Flügel nur etwas Pulverdampf, vom rechten gar nichts sehen, so suchen wir auch den Feldmarschall vergebens, der eben den letztern befehligte. Dagegen ist der Adjutant Radetzkys, Baron von Leykam, auf der rechten Seite des Bildes zu erkennen neben dem verwundeten Generalmajor Grafen Stadion, dem Dragoner-Rittmeister Gradwohl und dem Stabsarzt Wurzian. Links erblickt man das schmerzliche Opfer des heißen Tages, den Grafen Kielmannsegge, der auf einer Bahre sterbend vom Schlachtfeld getragen wird. Unter den kleinen Scenen, auf welche der moderne Schlachtenmaler angewiesen ist, wenn er[341] etwas individuelles Leben in die Darstellung seiner Massenkämpfe bringen will, fesselt vornehmlich diejenige, wo der unermüdliche und furchtlose Feldgeistliche Czerkas einem Sterbenden den letzten Trost der Religion bringt. Auch die gefangenen Piemontesen und Savoyarden, die der Künstler mit scharfen Zügen charakterisirt hat und die entmuthigt, gleichgültig, zwischen ihren Feinden oder hinter ihren verlorenen Kanonen stehen oder am Boden liegen, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Aufgabe ist mit allem Ernst, ja mit der Ruhe des Geschichtsschreibers behandelt und kein Pinselstrich im Bilde, der dem Feinde wehe zu thun nur die entfernteste Absicht zeigte. Künstlerisch ist das Werk mit all der Liebe und dem Fleiße durchgeführt, die der Künstler seit einer langen Reihe von Jahren und mit zahlreichen Arbeiten bewährte von den Tagen an, da er unter dem Vicekönig Eugen die lombardischen Ebenen durchzog, zu den Schlachtfeldern von Smolensk und der Beresina, bis zu den heißen Feldzügen der Oesterreicher im Jahre 1848 und 1849, denen er gleichfalls als Zeuge beigewohnt hat.«

Am 26. März erfolgte, ohne sein Zuthun, Adams Ernennung zum königl. Hofmaler, unmittelbar darauf erhielt er die Insignien des von König Maximilian II. gestifteten Maximilian-Ordens für Kunst und Wissenschaft und wurde mit dreißig anderen Koryphäen zur großen Hoftafel geladen, wo er zwischen E. Geibel und Prof. Dr. von Kobell seinen Platz fand. Der Zufall fügte es, daß unser Maler gerade an seinem 68. Geburtstage zu einem Hof-Concert befohlen wurde und daß sein Entrée auch in diese Welt sich sehr günstig und ehrenreich anließ. Auf der gleichzeitig mit der großen Industrie-Ausstellung verbundenen Kunst-Exposition – leider erlitten beide Feste eine furchtbare Einbuße durch das unerwartete Auftreten der Cholera – erschien eine neue Schöpfung Adams, das nicht umfangreiche, den Beschauer aber erschütternde Bild: »Rückzug der Franzosen aus Rußland 1812.« Das Deutsche Kunstblatt4[342] berichtet darüber: »Wem das größte Trauerspiel der Neuzeit, der Krieg von 1812 in seinen Einzelheiten aus dem Gedächtniß geschwunden, wem selbst die ergreifenden Schilderungen Rellstabs in seinem ›1812‹ betitelten Buche nicht gegenwärtig, der trete vor dieses Bild, das – obschon nur eine kleine Nebenscene des großen Dramas – das Ereigniß in seiner ganzen Furchtbarkeit vor Augen stellt. Vor uns liegt eine weite Schneewüste, deren Horizont in grauem Schneehimmel und dichtem Schneegestöber verschwindet. Wo der Blick frei ist, da sehen wir in ungeordneten Schaaren die Truppen zurückgehen und nur einzelne Kolonnen mit letzten Kräften und Mitteln den Versuch machen, den Rückzug gegen die Heersäulen der Russen und ihre Kosakenschwärme zu decken. Die völlige Hilfs- und Rettungslosigkeit der Fliehenden deckt eine einzige Scene im Vordergrunde auf. Da steht an seine Kanone gelehnt ein Artillerist; nein, er steht nicht, er sinkt im nächsten Augenblick zusammen: Hunger, Kälte und Ermattung haben ihn taub gemacht für das Kommandowort seines Offiziers. Ein Pferd vor der Kanone ist gefallen; die andern beiden können keinen Schritt mehr thun. Die Kanone zu retten, werden die Pferde von der nächsten Reise-Equipage genommen, die, edlerer Abkunft, noch einige wenige Kräfte zuzusetzen haben. Wem mag sie gehören? Kein Eigenthümer ist zu sehen. Vom Kutschbock wird der zurückgelassene Pelz genommen; in das Innere des Wagens drängen sich, als gewähre es wenigstens gegen das Erfrieren Schutz, mehrere Soldaten auf einmal; andere haben die Reisekoffer geöffnet und sich – selbst unter Kolbenstößen vorübergetriebener Kameraden – über die Mundvorräthe geworfen. Hier glaubt ein Freund noch den erfrierenden Freund in seinen eigenen, vor Kälte starren Armen zu erwärmen; dort schauen die hohlen Augen halb im Eis versunkener Krieger zwischen Pferdeleichen hervor; aus einem umgestürzten Bagagewagen kriecht ein Weib hervor, um mit ihrem neugeborenen Kinde in das schon bereite kühle Grab zu sinken. Wo sich dem Transport der Karren und Munitionswagen das leiseste Hinderniß, ein kleiner Schneehügel in den Weg stellt, da fallen Roß und[343] Mann und versinken, und vergeblich schieben Soldaten an einem Geschütz, dessen Bespannung zur Hälfte am Boden liegt. Und so haben wir nichts vor Augen als Rathlosigkeit, Flucht, Ermattung, Verzweiflung und Tod – mit aller Wucht der Wahrheit: denn der Künstler schildert als Theilnehmer, Augenzeuge und mit vielerprobter kunstreicher Hand.«

Das böse Jahr 1854 ging glücklich vorüber an der zahlreichen Familie des Meisters und dem behaglichen Häuschen, welches Adam sich in der damaligen Singstraße Nr. 135 zu einem wahren Künstlerheim gestaltet hatte. In den großen, mit selbstgepflanzten Anlagen und Bäumen ausgestatteten Garten hatte sich seine fröhliche Jugend getummelt, da standen in den Ställen schöne Fahr- und Reitpferde, welche auch als Modelle dienten; darnach im Freien zu studiren und zu malen wurden auch die artistischen jüngeren Freunde des Hauses, wie Friedrich Voltz, Theodor Horschelt und Andere eingeladen. Auch ein humoristischer Grauohr war da und einige feingebaute, hochgestellte Hunde, ein stattlicher Hühnerhof und anderes Gethier, das wir besonders in Benno Adam's liebenswürdigen Bildern wiederfinden. Ich erinnere mich noch recht gut, wie mir beim Weg nach dem nahe gelegenen Anatomie-Gebäude – wo wir erst Medicina forensis und nachmals vergleichende Physiologie und andere Vorlesungen hörten, da mein lieber, mir unvergeßlicher Freund und Lehrer Prof. Dr. Joseph Beraz mich ganz für seine tiefsinnigen Forschungen gewinnen wollte – oftmals eine Cavalcade von stattlichen Reitern auf prächtigen Rossen imponirte, welche vergnüglich daselbst aus- und einzog.

Zu Ende Dezember richtet Adam in einem Briefe die »dankbaren Blicke zum Himmel, daß wir in unserem Familienkreise von dem entsetzlichen Unglück, welches eine verheerende Seuche über so viele Tausende brachte, verschont geblieben und Alle gesund sind an Leib und Seele.« Er selbst fühlte freilich, daß sein Leben »dem Ende entgegen gehe,« aber[344] er will dennoch arbeiten und schaffen, denn nur durch die Pflege und Ausübung seiner Kunst fühlte er sich immer erfrischt und verjüngt. Und an Aufträgen und Stoffen fehlte es nicht. Im Mai des nächsten Jahres hatte er die »Schlacht von Temesvar« vollendet und selbst wieder nach Wien gebracht. Der Maler »schildert in lebensvoller, characteristischer Weise das letzte große Cavallerie-Gefecht jener blutigen Schlacht; wir sehen (im Mittelpunkte) die beiden Regimenter Lichtenstein-Chevauxlegers und Kaiser-Uhlanen, angeführt von Feldmarschall-Lieutenant Simbschen, unter dem Oberkommando des Feldzeugmeisters Haynau, gegen die sich hartnäckig vertheidigende Nachhut der ungarischen Cavallerie heranstürmen. Der Vordergrund ist einerseits durch den, den Verlauf der Schlacht beobachtenden Generalstab (in trefflichen Portrait-Figuren), andererseits durch Gruppen von Verwundeten und Sterbenden von beiden Armeen künstlerisch schön belebt. Dieses Bild zählt, nach seiner Anordnung und ganzen Ausführung, zu den hervorragendsten Werken des wackeren Meisters.«6 Gleichzeitig war auch die Skizze zu der »Schlacht von Komorn« vollendet: sie zeigte die kampfgerüsteten Regimenter österreichischer Infanterie und Cavallerie im Ausmarsch; eine Schaar von Verwundeten aus dem ersten Treffen zieht an ihnen vorüber.7

Im Juni desselben Jahres bestellte das Offiziercorps des General-Quartiermeister-Stabs, des Ingenieurcorps u.s.w. ein Bild der »Schlacht von Novara«, welches dem Feldzeugmeister Freiherrn von Heß am Tage seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums als Huldigung überbracht werden sollte. Der Auftrag erging mit Bewilligung des Kaisers und Genehmigung des Jubilars unter ausdrücklicher Bedingung, daß Feldmarschall Radetzky besonders hervorgehoben werde und Heß nur als zweite, untergeordnete Persönlichkeit erscheine. Das Bild (6 Fuß lang und 4 Fuß hoch) war eine völlig neue Composition, wozu die von Adam früher gemachten, zahlreichen Studien mehr als[345] ausreichenden Stoff boten. Von Obrist Molinari zu obigem Feste auf den 24. Dezember nach Wien eingeladen, kam Adam rechtzeitig an mit dem Bilde, welches er diesesmal ganz allein gemalt hatte, während an den meisten seiner vorhergehenden Schöpfungen seine Söhne Eugen und insbesondere Franz Adam überwiegenden Antheil nahmen.

Ein Wiener Blatt rühmte den in Conception und Ausführung gleich glücklichen Wurf: »Der Gedanke, die Helden dieses großen, entscheidenden Ereignisses in fesselnder Porträt-Aehnlichkeit darzustellen, beherrscht das Bild selbst. Auf der linken Seite, dem Vordergrunde näher gerückt, erscheinen der greise Feldmarschall Graf Radetzky und ihm zur Seite, in eifrigem Gespräche, der Feldzeugmeister Freiherr von Heß. Ruhig hört der Marschall, wie es scheint billigend, die Anschauungen und Vorschläge an, welche ihm der Chef des Generalstabes entwickelt. Zwischen beiden wird sicherlich in diesem Augenblick über den Gang, über den Erfolg der Schlacht selbst entschieden. Eine reiche Suite von Generälen im Hintergrunde harrt nur des Augenblickes, in welchem sie die weiteren Befehle erhalten, vollführen, siegen sollen. Die Schlacht selbst ist in den tiefsten Hintergrund gerückt. Rauch und Dampf verhüllen Novara und lassen nur in leiser Andeutung das furchtbare blutige Schauspiel und seinen Verlauf ahnen. Frische Truppen ziehen österreicherischerseits, unter den Augen des Feldherrn, kampfmuthig, fröhlich, sieggewiß dem eisernen Würfelspiel entgegen. Rechts befindet sich eine Gruppe gefangener Piemontesen, weiter vorne umgeben heitere Kriegergestalten eine Marketenderin, welche die Söhne des Mars mit der Feldflasche labt. Auch Sterbende und Verwundete erscheinen auf dem Bilde. Aber die mäßige Verwendung dieser unerläßlichen Gestalten spricht für den reifen Geist des Künstlers, welcher diese traurige Seite ebenfalls nur soviel als eben nöthig berührte. Dafür zeigen sich am äußersten Saume des Bildes wieder frische Reihen der Infanterie, welche auf einen um den greisen Befehlshaber sich schließenden weiten Kreis unermüdlicher, kampfbereiter Truppen weisen. – Der Gesammteindruck des Bildes[346] ist eben durch die Einfachheit der Gruppirung, durch die klare Auffassung, durch das breite Auseinanderhalten der markirten und kontrastirenden Scenen ein äußerst günstiger. Der Künstler wollte den Beschauer, selbst von der genauesten Uebersicht seines Werkes, immer wieder auf die leitenden Persönlichkeiten, auf den Feldherrn und seine Umgebung zurückführen. Die Ruhe, welche dadurch das Auge gewinnt, bestimmt auch die Auffassung des Beschauers, der mit dem Gedanken von dem Bilde scheidet, daß die siegreiche Idee großer Strategen dem wildesten Kampfgetümmel Gesetz und Ordnung vor zuschreiben vermag.«8

Vor Uebergabe des Bildes ließ es der Kaiser in die Hofburg bringen, hielt sich mit großem Wohlgefallen sehr lange davor auf und erwies sich gegen den Künstler, wie immer, ungemein gnädig und liebreich. Die Freude des Feldzeugmeisters war unbeschreiblich und sowohl er selbst als alle Militärs waren im höchsten Grade befriedigt und überhäuften den Maler mit schmeichelhaften Huldigungen, so daß man eigentlich kaum mehr wußte, wer von den Beiden eigentlich der Mehrgefeierte sei. Dem Festabende bei Feldzeugmeister Heß folgten solche zu Ehren Adams bei Herrn von Arthaber in Döbling, dem Geschäftsleiter des österreichischen Kunstvereins in Wien (woselbst das Bild zur Ausstellung kam)9 und bei dem Bildhauer Fernkorn.

Vom Dezember 1855 bis Ende Juli 1857 blieb Albrecht Adam in Wien, um den an ihn ergangenen vielfachen Aufträgen zu obliegen. Er hatte dazu ein sehr schönes Atelier mit prächtigem Licht in der kaiserlichen Burg und ein anderes, kleineres im kaiserlichen Marstall nahe bei der Reitschule.

Außer verschiedenen Pferdebildern entstand im März 1856 ein Reiterporträt des Grafen Grünne. Inzwischen fiel der 70. Geburtstag des Meisters, dazu gab es am 15. und 16. April zahlreiche Gesellschaften in den gewähltesten Kreisen, mit Toasten[347] und Kränzen und einem Deklamatorium der Hofburg-Schauspielerin Amalie Haizinger.10 Gleiche Ehre wiederfuhr ihm beim Maifest der Wiener Künstler, wobei Minister Graf Thun und Direktor von Ruben sich mit Auszeichnungen gegen den gefeierten Gast überboten. Um diese Zeit erging der Auftrag, ein lebensgroßes Reiterbild des Kaisers zu entwerfen und auszuführen. Wir können zur Genesis des Bildes allerlei Detail aus Briefen nachtragen. Nachdem auch Franz Adam nach Wien gekommen war, ging es rasch vorwärts. So schreibt Albrecht Adam unterm 24. Mai: »Das große Reiterbild ist der Hauptsache nach aufgezeichnet und Franz malt schon mit Lust daran. Ich habe die beste Hoffnung, daß es etwas Tüchtiges wird und daß wir uns zusammen verständigen.« Nachdem sie mit Graf Grünne (im Juni) im Gestüt zu Kladrub verweilt hatten, wahrscheinlich um das zum Reiterbild passendste Pferd auszuwählen, lud der Kaiser die beiden Maler nach Laxenburg. »Der Kaiser«, berichtet Albrecht Adam unterm 1. Juli nach München, »gibt uns hier die Sitzungen zu seinem Porträt; er ist uns schon zweimal gesessen und morgen zu Pferd in ganzer Gala-Uniform. Somit sind alle unsere Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen mehr als erfüllt, sie sind durch die liebenswürdige Zuvorkommenheit des Kaisers weit übertroffen.«

Sie genossen als Gäste des Monarchen eine wirklich kaiserliche Bewirthung; den Genuß steigerte der herrliche Park. »Der Kaiser hat uns schon vier Sitzungen gewährt, drei im Zimmer, eine im Garten zu Pferde. Letztere war früh 6 Uhr bestimmt und mit dem Glockenschlage traf der Kaiser ein. Es war etwas wahrhaft Feierliches dabei. Rings standen auf 600–1000 Schritte Wachposten, damit Niemand stören sollte; ich und Franz waren allein zugegen, nicht einmal ein Adjutant.« Dann folgte noch eine Sitzung. Der Aufenthalt zu Laxenburg dauerte über zwei Wochen und hätte den Sommer über währen dürfen, »aber das große Bild hier zu malen ging aus vielen Gründen[348] nicht.« So bezogen die beiden Maler wieder ihr Atelier in der kaiserlichen Burg zu Wien, das Bild rückte vorwärts, insbesondere war es Franz, welcher nach dem Zeugnisse des Vaters daran »gewaltig arbeitete«. Der Kaiser kam ab und zu auf Besuch, verweilte einmal eine halbe Stunde und sagte beim Weggehen höchst gnädig: er habe viel erwartet, aber seine Erwartungen seien weit übertroffen. Des andern Tages (Ende August) schickte der Kaiser auch seinen Oheim Erzherzog Ludwig und seinen Bruder, den Erzherzog Max Ferdinand (den nachmaligen Kaiser von Mexiko). Im Oktober, während Franz wieder bei Graf Nákó in Schönau weilte, arbeitete der Vater allein am Kaiserbild weiter. Der Sohn staunt nach seiner Rückkehr, »wie weit das Bild vorgerückt ist und findet sehr gut, was ich gemacht habe.« Endlich, am 14. November, that Franz »die letzten Pinselstriche daran« und setzte nach dem Willen des Vaters seinen Namen »Franz Adam« auf das heute noch im Conferenzsaale des Arsenals11 prangende, etwas über lebensgroße Porträtbild. Franz vollendete auch ein kleines Porträt des Kaisers, welches Albrecht begonnen hatte, für den Grafen Grünne; »er hat dieses mit recht vieler Liebe und Sorgfalt gethan und mir einen großen Dienst erwiesen, um so höher angeschlagen, als er mit Sehnsucht beim Grafen Nákó erwartet wird.« Auch Benno kam nach Wien und half mit, da neue Bestellungen folgten.

Im Dezember beabsichtigte der Kaiser Ihrer Majestät der Kaiserin die Porträts zweier gesattelter Reitpferde (Norma und Fantasia) auf zwei Bildern von gleicher Größe zum Geschenk zu machen, wobei eines der beiden Bilder auch das Porträt des großen, schwarzen Hundes der Kaiserin als Nebenstaffage erhalten sollte. Diese beiden Bilder wurden am 15. Juli 1857 zur vollsten Zufriedenheit des hohen Bestellers übergeben. In demselben Monate entstand im Auftrage der Kaiserin eine sehr schöne Skizze zu einem Oelbilde, welches jedoch in München[349] ausgeführt werden sollte. Da darauf das Bildniß des Generalmajor Freiherrn Joseph Jablonsky del Monte Verico12 anzubringen war, ging Adam vorerst noch über Laxenburg und dem hintern Brühl in das Lager von Eisenstadt in Ungarn. Dann erfolgte am 29. Juli 1857 die Abreise von Wien über Prag, Dresden und Nürnberg mit je eintätigem Aufenthalte nach München.

Im Juni 1858 lieferte General Freiherr von Lauingen zur Tarnow in Galizien Zeichnungen und sonstige Materialien zur Herstellung eines (4 Fuß 7 Zoll langen und 3 Fuß 4 Zoll hohen) Bildes der »Schlacht von Landshut in Schlesien« (23. Juni 1760) für Erzherzog Carl Ludwig, welches im Februar 1859 zu Innsbruck aufgestellt wurde.

Am 18. März 1859 schloß Geheimrath von Klenze als Bevollmächtigter und auf Befehl Sr. Maj. des Königs Maximilian II. einen aus sieben Paragraphen bestehenden Contract über die Ausführung eines großen, die »Schlacht von Zorndorf« (25. August 1758) darstellenden Oelbildes. Demselben wurde ein Umfang (17 Fuß 9 Zoll Länge und 13 Fuß 1 Zoll Höhe) bestimmt, welcher des Künstlers ganze Energie herausforderte und zwar um so mehr, da Albrecht Adam beschloß, dasselbe ganz allein und ohne Beihilfe seiner Söhne zu malen. Adam erbat sich dazu eine dreijährige Frist und entledigte sich dieses ehrenvollen Auftrages auch in der stipulirten Zeit. Der königliche Mäcen geruhte nach Vollendung des Werkes den Künstler im Atelier zu besuchen und über eine Stunde daselbst zu verweilen, wobei Se. Majestät dem Künstler wiederholt die höchste Befriedigung aussprach. Auch die Kritik erklärte, überrascht von der Leistungsfähigkeit des hochbetagten Mannes, dieses Erzeugniß als sein hervorragendstes Werk.

So schrieb z.B. Julius Grosse:13 »Der Künstler wählte den entscheidenden Moment am Nachmittage der Schlacht, in[350] welchem Seydlitz an der Spitze seiner Cuirassiere, Dragoner und Husarenschwadronen ein russisches Quarré stürmt, eine unvergleichliche Aufgabe für einen Maler. Die Composition zeigt auf der rechten Seite des Bildes gleichsam in drei gewaltigen, durch das coupirte Terrain geschiedenen Strömen die preußischen Reitermassen heranbrausen. Ganz vorn im Vordergrunde die weißen Gardecuirassiere, durch eine kleine, flache Schlucht getrennt die langen, sonnenbeschienenen Schwadronen der gelben Cuirassiere, welche sich fächerartig in mächtigem Schwunge gegen die russische Front entfalten. Ueber ihnen, auf einem mäßigen Hügel hält der große König mit seinen Generälen, von denen Seydlitz sich soeben verabschiedet hat. Jenseits des Hügels werden die übrigen Reitermassen der Dragoner und Husaren sichtbar, welche nur des Commando's warten, um gleichfalls zum Angriff zu schreiten. Den linken Theil des Bildes füllt das feindliche Heer aus. Dicht aneinander gedrängt leisten die Colonnen des Quarrés, dessen eine Seite den anstürmenden Gardecuirassieren zugekehrt ist, energischen Widerstand. Eine Anzahl preußischer Reiter hat soeben das Quarré durchbrochen und wüthet nun im Innern im Verein mit den äußeren Angreifern gegen die Verzweifelten. Aus dem Innern des Quarrés flüchten bereits die Gepäckwagen, während neue Colonnen herbeirücken, um die Lücken auszufüllen. Im weiten Hintergrunde werden neben brennenden Dörfern die fliehenden Kosaken und die zerstreuten Infanteriemassen des preußischen Heeres sichtbar. – Man mag aus dieser flüchtigen Skizze den lebendigen und wirkungsvollen Gesammteindruck des Gemäldes entnehmen; namentlich sind mit großer Wahrheit die verzweifelten, dicht zusammengeballten Russen dargestellt, welche sich im wildesten Handgemenge mit Kolben, Säbeln und Bajonetten gegen die einzelnen einhauenden Reiter wehren. Die meisterhafte Behandlung der Pferde, der historischen Costüme und die psychologische, mannigfach variirte Abstufung heroischer Entschlossenheit und verzweifelten Todesmuthes: Alles wirkt im höchsten Grade fesselnd und gibt das überzeugende Bild dieser blutigen Affaire. Und diese poetische[351] Unmittelbarkeit läßt denn auch manches vergessen, was die Mühe verräth, die Schwierigkeiten der Composition zu überwinden.«

Dieser Ruhm war aber theuer erkauft. Der Aufenthalt des bis dahin so rüstigen Greises in einem neuen Atelier, welches die Ausführung des großen Bildes erheischte und zur Winterszeit leider nicht gleichmäßig erwärmt werden konnte, dazu die übermäßige Anstrengung – er selbst betheuerte dabei sein Leben geopfert und seine letzte Kraft aufgezehrt zu haben – legten den Grund zu einer chronischen Krankheit, von welcher er sich nicht mehr völlig zu erholen vermochte. Er sehnte sich bisweilen nach Ruhe und genoß öfters einige, langersehnte Rasttage. Im Sommer 1860 ging er zur Hochzeit seines Sohnes Franz im Schlosse Grieningen nach Württemberg und verlebte eine ihn wahrhaft verjüngende, fröhliche Zeit; unternahm dann bauliche Veränderungen in seinem Hause und besuchte noch im November eine verheirathete Tochter zu Abensberg, auch dort an der Staffelei unausgesetzt thätig. Am Neujahrstage 1861 schrieb er: »Nach langen Anstrengungen überfällt mich oft der Wunsch nach einem Tag der Ruhe, an welchem es gar nicht still genug um mich sein kann, ich lebe dann gerne mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Unendlich viel Stoff zu den schönsten Erinnerungen liegt für mich in den Rückblicken in meine durchlebte Laufbahn. Besonderes Vergnügen macht es mir dann, in meinen Papieren zu blättern und mich mit längst dahingeschiedenen Freunden zu unterhalten. Mein scharfes Gedächtniß ruft mir dann gar viele schöne Momente und Stunden aus meinem vergangenen Leben zurück und ich darf sagen, viel Liebe habe ich durch mein ganzes Leben empfangen ...« Im März 1861 fühlte er, daß sein Befinden ihm »ernstlich Kummer und Sorge« zu machen beginne. Im August entschloß er sich, das Bad Adelholzen zu gebrauchen, wohin er schon in den Jahren 1858 und 1859 seine leidende Gattin in Begleitung einer sie pflegenden Tochter gesendet hatte. Hier machte er kleine Ausflüge mit der Badegesellschaft, wurde aber bei einer solchen nach Maria-Eck von einer Ohnmacht ähnlichen Schwäche befallen. Im Dezember fühlte[352] er sich glücklich über den Eintritt einer Krisis, durch welche er von allen Schmerzen, die ihn seit sechs Monaten so sehr belästigten, befreit wurde.

Am 15. Februar 1862 starb sein in Freude und Leid zeitlebens innigst mit ihm verbundener Bruder Heinrich Adam. Das Vorangehen dieses dem Alter nach jüngeren Lebens- und Kunstgenossen berührte ihn tiefer und empfindlicher, als er sich's gestehen mochte. Indessen gelang es ihm doch wieder, in der Kunst Trost und Hilfe zu suchen und sich an die Arbeit zu klammern. Schon während der »Schlacht von Zorndorf« – welche jetzt eine Zierde der großen im Münchener Maximilianeum aufgestellten historischen Gallerie bildet – hatten ihn verschiedene neue Pläne und Projekte interessirt und beschäftigt. Mehrere Bilder, worunter »Napoleon durch die brennenden Trümmer Moskau's reitend« (letzteres im Dezember 1860), kamen auf Bestellung nach Philadelphia. Aber sein und seiner Gattin Befinden litt sichtlich und er wurde bald sehr hinfällig. Adam malte noch an einem den »Tod des Grafen Wittgenstein bei Borodino« vorstellenden Bilde. Es war nach Augsburg bestimmt. Während der Arbeit starb der Besteller.14 Bald nach der Vollendung dieses Gemäldes nahte auch dem Künstler der Tod.

Im Mai machte Adam mit seiner Tochter noch eine Spazierfahrt in den Englischen Garten. Dann überraschte ein liebwerther Besuch des k.k. Obristlieutenant Grafen Froberg-Montjoye, eines Sohnes jenes ritterlichen Edelmannes, welcher der Laufbahn Adams seinerzeit die entscheidende Richtung gegeben hatte;15 er brachte ihm Grüße von alten Freunden und Verehrern aus Italien (u.a. aus Verona) und Ungarn. Die Erinnerungen an die schönen Tage wurden wach, zogen buntfarbig vorüber und belebten den Greis in erfreulicher, wohlthätiger Weise. Aber schon zu Anfang Juni stellten sich neue Krankheitserscheinungen ein, welche zu ernstlichen Befürchtungen nur[353] zu gegründeten Anlaß boten. Wie auch sein Körper litt, der Geist blieb hell und klar. Zeuge davon ist ein Brief vom 16. Juni 1862, worin es unter anderem ebenso wahr wie schön heißt: »Es gibt nach meinen Begriffen nur ein Glück: die Zufriedenheit mit dem Loos, welches uns auf dieser Welt geworden ist und das Bewußtsein, den Platz, welchen uns Glück, Zufall oder Schicksal angewiesen hat, mit Ehren auszufüllen. Alles andere ist nur Scheinglück, bei welchem wir uns selbst und der Welt etwas weißmachen. Daß Reichthum allein nicht glücklich macht, darüber sind die Gelehrten längst einig, und erst der Ehrgeiz! daß Gott sich erbarme! Dieser ist die wahre Geißel des menschlichen Geschlechts. Ich habe noch keinen Ehrgeizigen gesehen, der, wenn man sein Inneres genau untersucht, glücklich gewesen wäre. Damit sei nicht gesagt, der Mensch solle sich träge und gedankenlos fortschleppen, ohne daran zu denken, seine Lage zu verbessern und vorwärts zu kommen, wenn ihm die Kräfte und Mittel dazu geboten sind, aber aus dem Sattel darf er sich nie bringen lassen, wenn ihm ein Mißgeschick begegnet. Ich wiederhole es: die möglichst gute Partie aus der Lage zu ziehen in der wir uns befinden, ohne deßhalb kopfhängerisch zu werden, das ist die Aufgabe eines klugen Mannes.« Es ist das ein Résumé eines langen Lebens und ein wahres Vermächtniß eines vielerfahrenen Denkens.

Er schloß mit der Welt ab, segnete seine Kinder, die Freude und der Stolz seines Hauses, und athmete, christlich fromm, wie er gelebt hatte, seine Seele aus, am 28. August 1862.

Am 22. September 1863 folgte seine treue Lebensgefährtin ihrem heißgeliebten Gatten.

Sie hinterließen fünf Söhne und fünf Töchter. Eine heitere Reihe von fünfundzwanzig Enkeln bildete den freudigen Trost ihres Alters.16[354]

Adam arbeitete, trotz der größten Gewissenhaftigkeit, doch mit ungemeiner Leichtigkeit; so fand er neben seinen größeren Arbeiten immer noch Muße genug, eine staunenswerthe Anzahl von Genrebildern auszuführen, von denen ein nicht geringer Theil, namentlich durch den Kunsthändler Bolgiano, in das Ausland kam.

In der Schilderung des Soldatenlebens war er unerschöpflich an immer neuen Combinationen. Dabei wußte er bisweilen den Ton einer tieferen Empfindung anzuschlagen, so z.B. indem er ein verlassenes Schlachtfeld schildert, auf dem sich französische Cuirassiere mit ihren verwundeten Pferden zu retten suchen:17 im Vordergrunde steht unter einem Baume ein lediges, abgemüdetes Pferd, so lahm und schwer, wie die Atmosphäre, die auf der ganzen Scene liegt und die bange Ahnung erregt von allen Schrecken des Kriegs. Oder der Künstler vergegenwärtigt in größerem Rahmen und in verschiedenen Episoden das Elend des russischen Rückzuges. Auch Arbeit und Mühsal des Pferdes im Dienste des Menschen wußte er lebendig zu veranschaulichen, sowohl das feine nervige Wesen des Luxuspferdes als die schwerfällige Anstrengung des Ackergauls am Pflug und am Last wagen.18

In seinen Schlachtenbildern ging er immer auf Treue der Lokalität und auf Versinnlichung des Hauptvorgangs aus, so z.B. in der »Schlacht von Custozza«, wo einerseits der muthige Angriff des Regiments Kinsky, andererseits die Gruppe der österreichischen Befehlshaber eine Vorstellung von der ganzen Schlacht zu geben suchen. »Wie die modernen Schlachtenmaler[355] überhaupt, so deutet auch Adam gern die strategische Bewegung, die Disposition der Massen an. Dadurch erhalten solche Bilder bei einer großen Anzahl kleiner Figuren einen landschaftlichen Charakter, während das eigentlich malerische Kampfgetümmel nur in einzelnen Episoden beiherspielt. – Zu den künstlerischen Verdiensten Adams gehört auch, daß er neben Peter Heß und Anderen ein gesundes, realistisches Element in die Genremalerei der Münchener Schule brachte. Seine Arbeiten zeugen von einem genauen Naturstudium; daß er öfters (namentlich in früherer Zeit) noch in Pferden und Figuren etwas ungelenk blieb, kann nicht Wunder nehmen, da er ohne unmittelbare Vorgänger fast alles aus sich selber lernen mußte. Seine malerische Behandlung leidet an dem trockenen und kühlen Ton, der in den vier ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts der deutschen Malerei fast durchgängig eigen war. Indessen ist sein Vortrag eher breit als ängstlich und spitz zu nennen. An den Gemälden seiner späteren Zeit haben die Söhne mitgearbeitet.«19

Der geistige Wettkampf mit seinen wackern Söhnen, welcher sich sicherlich nicht immer friedlich und ohne Widerspruch vollzogen haben kann, förderte den Vater, erfrischte ihn, hielt ihn jung und trug wesentlich dazu bei, ihn immer auf der Höhe seiner Zeit zu erhalten. Es waren nicht allein neue Farben, sondern auch eine neue Technik und überhaupt eine völlig neue Auffassung und Anordnung des Stoffes aufgekommen. Ohne seine Söhne hätte sich Albrecht Adam vielleicht ablehnend verhalten, er wäre überflügelt zurückgegangen und zu Lebzeiten vergessen worden. Dadurch daß sein eigen Fleisch und Blut dem Fortschritte der Neuzeit huldigte, mag es oft genug Streit und Spähne gesetzt haben, doch zog der Vater immer Vortheil daraus, wenn er auch nach seinem humoristischen Sprachgebrauch »aus dem Atelier seiner Söhne austrat«. In dieser Hinsicht mochte Benno Adam, als der Aelteste, wohl den schwersten Stand gehabt und den ersten Puff ausgehalten haben. Glücklicherweise fand er rechtzeitig die seiner Natur zusagende[356] richtige Sphäre und errang in dieser Specialität einen gefeierten Namen. Größeren Einfluß gewann Franz, welcher im Atelier des Vaters die eigene Jugend und den größten Theil seiner Thätigkeit opferte, lange Zeit bald die rechte oder die linke Hand des Vaters bildete und daraus erst langsam und mühsam den eigenen guten Namen zu Tage brachte, welchen er allein früher schon errungen hätte. Geringeren, aber doch in seiner Weise ebenso wichtigen Einfluß übte der durchaus selbstlose, immer arbeitbereite und opferwillige Eugen, welcher, weniger originell angelegt und begabt, wie der feurige, durchaus geniale Franz, immer die Mühe der Terrainstudien, so zu sagen die Sammlung der Quellen und das Herbeischaffen des Rohmaterials übernahm und, unbesorgt um sich selbst, dem Ganzen als ausübende Hand sich unterordnete, ebenso wie der gemüthvolle, liebenswürdige Julius, welcher, insbesondere bei den von den Brüdern gemeinsam lithographisch herausgegebenen Werken die Hauptrolle leistete und als Maler und selbstschaffender Künstler gegen sein besseres Können zurücktrat.

So schufen sie alle, wenn auch scheinbar getrennt, doch vereint an dem Ruhme und der Ehre des Hauses, obwohl vielfältigen Sinnes, doch von einer Begeisterung getragen und von gleicher Pietät beseelt, eine in ihrer Weise beinahe unvergleichliche Künstlerfamilie bildend, in welcher trotz der etwas monarchisch-despotischen Natur des Vaters doch eine Art republikanischer Gleichheit und theilweise selbst ein leichter Anflug von geistiger Gütergemeinschaft florirte.

Bei dieser Gelegenheit ist vielleicht der nicht unerwarteten Ansicht entgegenzutreten, als hätte Adam bei einer so lebenslangen, unermüdlichen Thätigkeit große Reichthümer aufgehäuft. Die Honorare, welche der Künstler empfing, waren nach dem damaligen Stande der Dinge, wo das Leben noch unvergleichlich billiger war, gerade nicht unbedeutend, aber doch sehr anspruchslos und bescheiden. Er schlug sich wacker durch, ohne nach dem gewöhnlichen Sinne viel aufzustecken; ja es kam sogar im ersten Decennium seines Hausstandes, als Krankheiten und unvorhergesehene Zwischenfälle eintrafen, ein kurzer Zeitraum,[357] wo Adam drückende Sorgen durchzukämpfen hatte, welche er jedoch durch einen energischen Fleiß glücklich beseitigte. Seine Honorare stiegen später und mögen in einzelnen Fällen sehr gut und anständig gewesen sein, dürfen aber ja nicht nach dem Maßstabe unserer, in einigen Fällen freilich mit sehr ungleichem Gewicht wägenden Neuzeit taxirt werden. Nur zweimal erlebte Adam die Freude, daß der im Voraus stipulirte Betrag durch generöse Liberalität übertroffen wurde. Ich führe, obwohl widerstrebend, die beiden Ausnahmsfälle an, weil daraus hervorgeht, wie anspruchlos Adam seine Leistungen taxirte. Das eine Mal erhielt er für das Reiterporträt des Grafen Grünne statt der ausbedungenen Summe von zweihundert Gulden ein Röllchen mit achtzig neuen Dukaten, das andere Mal erhöhte das Comité des österreichischen Offiziercorps in Anerkennung der als Geschenk für den Feldzeugmeister von Heß bestimmten »Schlacht von Novara« den definitiven Voranschlag von zweitausend Gulden freiwillig um den vierten Theil der genannten Summe, da der Maler ein verhältnißmäßig bedeutenderes Kunstwerk lieferte. Das zarte, höchst verbindliche Schreiben, womit Oberst von Molinary Herrn Adam überraschte, setzte dieser ritterlichen Courtoisie die Krone auf.


Albrecht Adams künstlerischer Nachlaß war sehr bedeutend. Außer einer zahlreichen Sammlung von Kupferstichen, Holzschnitten und dergleichen in sehr schönen Abdrücken und seltenen Exemplaren fand sich auch ein Schatz von Adams eigenen Skizzen und Handzeichnungen,20 welche, da hierüber keine testamentarische Bestimmung existirte, durch eine Auction veräußert[358] wurde, um jedem der Erben den ihn treffenden Antheil zu entziffern. Darunter befanden sich eine Reihe militärischer Zeichnungen aus dem Augsburger Lager (1808) und dem folgenden Feldzuge (1809), ebenso »Scenen aus der Schlacht von Wagram« und die ganze Serie von Adams Studien aus dem russischen Feldzuge (1812) mit Schlachten, Gefechten, Truppenmärschen, Bivouaks u.s.w., welche das königl. Kupferstich- und Handzeichnungs-Cabinet erwarb. Vieles davon hatte Adam schon zu Bildern in seine »Voyage pittoresque« verarbeitet. Das ganze Material aber bietet eine beredte Illustration zu den in dieser seiner Autobiographie geschilderten Scenen und wäre heutzutage, wo die vervielfältigende Kunst über so handsame Mittel verfügt, noch der weiteren Beachtung werth. – Von dem Wunsche des Herausgebers, ein Verzeichniß aller von Adam gemachten Bilder zusammenzustellen, mußte, da eigene weitere Notizen des Künstlers hierüber fehlen oder uns nicht zu Handen kamen, wieder Abstand genommen werden, ebenso von dem Projekte, hier eine diplomatische Beschreibung seiner Radirungen zu veranstalten, da das hiezu nothwendige Material für eine unumgänglich neue Autopsie zu weit, und, in der uns zugewiesenen Zeit, unerreichbar auseinander liegt. Doch genügen für Liebhaber und Sammler vorläufig die (freilich vielfacher Berichtigungen und Ergänzungen bedürftigen) Andeutungen bei Julius Meyer I, 66, in Maillingers Bilderchronik von München 1876 II. 87 ff, und Nagler's Monogrammisten 1858. I. 47 (Nro. 98) und I. 537 (Nro. 1251).


Einen sehr interessanten Beleg für die Transmission der Beschäftigung und Talente von einem Geschlecht auf das andere und über die Vererbung der Anlagen auf weitere Generationen, worüber bekanntlich der geistreiche Levin Schücking ein höchst anziehendes und lehrreiches Büchlein verfaßte,21 bietet die Geschichte[359] der Familie Adam in den einzelnen Gliedern, den zahlreichen Kindern und Enkeln. Albrecht Adam berichtet hierüber selbst in einem »Familienleben« überschriebenen Hefte, worin er Eingangs seine uns schon bekannten Erziehungs-Maximen und pädagogischen Ansichten des Weiteren darlegt. Dann heißt es ferner: »Bevor ich das zweiundvierzigste Lebensjahr erreicht hatte, war ich Vater von zehn lebenden Kindern: fünf Söhne und fünf Töchter – alle gesund an Leib und Seele und von der Natur mit sehr schönen Anlagen begabt. Sie gut zu erziehen und sie als brauchbare Mitglieder der menschlichen Gesellschaft heranzubilden, betrachtete ich als meine erste und heiligste Pflicht. Und der Himmel hat meinen ernsten Willen gesegnet. Es ist unter zehn Kindern nicht ein Einziges, welches nicht wohlgerathen zu nennen wäre und ich darf es kühn aussprechen, der Name dieser Familie ist ein allgemein geachteter, von Thron herab bis zur Hütte.«

»Mit der Ansicht, daß die erste Erziehung, so lange die Kinder noch klein sind, der Mutter angehöre, konnte ich mich nicht recht befreunden. Gleich von der Geburt an behielt ich sie scharf im Auge und beobachtete ihre Anlagen, ihre Neigungen und Leidenschaften, denn diese bringt der Mensch schon mit auf die Welt. Ihnen die möglichst gute Richtung zu geben und Entartungen entgegen zu wirken, ist die erste Aufgabe der Erziehung. Es kann damit nicht frühe genug begonnen werden; das kleinste Versehen bereitet später oft größere Schwierigkeiten und Mühe, um einer Unart Herr zu werden, die man aufkommen ließ ... Sobald meine Kinder heranwuchsen und die Söhne sich dem Jünglingsalter näherten, suchte ich unvermerkt den Weg vom strengen Vater zum Freund anzubahnen und einen ganz vertraulichen Umgang herbeizuführen, was sie vollends an mich fesselte. In den Jahren 1828, 1829, 1833 und 1837, in denen ich mich in Geschäften oft veranlaßt sah, längere Zeit vom Hause abwesend zu sein, nahm ich immer einen oder zwei meiner Söhne mit auf Reisen, um sie in die Welt einzuführen, und hatte die Freude zu sehen, daß man überall, wohin ich sie brachte, selbst in den höchsten Kreisen großes[360] Wohlgefallen an diesen, wie man sagte, wohlerzogenen und gutgesitteten jungen Leuten fand. Das schönste Verhältniß, welches zwischen Eltern und Kindern bestehen kann, trat von nun an in's Leben und führte eine ungemein heitere und glückliche Zeit für die Familie herbei. Die Räumlichkeiten des Ateliers wurden erweitert; dort saß der Vater mit drei Söhnen im vertraulichen Umgang und arbeitete mit Lust und heiterem Sinn; es herrschte ein großer Eifer für das Vorwärtsschreiten in der Kunst und es war eine Freude zu sehen, wie sich die Talente dieser jungen Leute täglich mehr entwickelten ... So verging der Tag froh bei der Arbeit, bis der Abend die ganze Familie wieder zusammenführte. Im Sommer nahm ein schöner, großer Garten mit verschiedenen Ruheplätzen sie dann auf; die Bäume und Gesträuche, welche ich gepflanzt und unter deren Schatten wir jetzt ruhten, waren unterdessen mit den Kindern groß geworden. Außer diesen hatte auch jedes der Kinder ein eigenes, kleines Gärtchen, in welchem sie nach eigenem Gefallen bauen und pflanzen konnten; durch die junge Phantasie, welche hier thätig war, bekam das Ganze bisweilen einen ganz idyllischen Charakter. Unter Thätigkeit in freier Luft, bei Spielen und Leibesübungen verging so die Zeit, bis ein frugales Mahl sie unter heiteren Gesprächen um den großen Familientisch vereinigte. – Die Mädchen bildeten sich an der Seite der Mutter für die wahre Bestimmung des Weibes von bürgerlichem Stand, für tüchtige Hausfrauen frühzeitig aus und wurden gewandt für alle häuslichen Verrichtungen; sie hatten dann bei Tische auch Gelegenheit, ihre Thätigkeit zu entwickeln. Im Winter bot das Haus die nöthigen Räume für die Vereinigung einer zahlreichen Familie, wohl auch für einige Gäste, denn schon frühzeitig dachte ich darauf, wohlerzogene, gutgesittete junge Leute, die beiläufig in dem Alter meiner Kinder waren, in mein Haus zu ziehen. Auf diese Weise fanden sie auch Umgang und Freunde im Hause und suchten nichts außer demselben. So schloß sich das schöne Band der Familie immer enger und fester; es gestaltete sich ein höchst glücklicher Zustand, weil es ein heiterer, geistig und[361] körperlich gesunder und durchaus sittlicher war. – Was ich an Sorge, Zeit und Aufmerksamkeit auf die Erziehung meiner Kinder verwendete, davon erntete ich in reichem Maße die Früchte, es kamen die Jahre, welche den Glanzpunkt meines häuslichen Lebens bildeten.«

»Ein frohes Zusammenleben brachte bald Wohlstand in das Haus; wo Fleiß und Eintracht wohnt und alle von der Natur verliehenen Kräfte in geregelte Thätigkeit gesetzt sind, fehlt auch der Segen nicht. – Unsere Werke waren so gesucht, daß selten ein vollendetes Bild ohne eine Bestimmung im Atelier gefunden werden konnte. Sie breiteten sich in ganz Deutschland aus und gingen nach Frankreich, England und Rußland, schließlich auch nach Amerika. Bisweilen, aber nicht immer, arbeiteten meine Söhne mit an meinen Werken – ein Umstand, welcher mir in späteren Zeiten oft sehr übel gedeutet wurde, besonders von Künstlern. Da aber meine Söhne sehr talentvoll waren, so schien nach keiner Seite hin viel dabei gewagt. Auch hatte ich dabei besonders die Rücksicht vor Augen, daß sie sich leichter entwickelten und durch mein eigenes Beispiel an eine geregelte Thätigkeit und gute Verwendung der Zeit gewöhnten; aber ich blieb weit entfernt, sie zu meinem Vortheil zu bloßen Werkzeugen zu machen. Stets trachtete ich dahin, ihre Selbständigkeit und eigene Individualität nicht zu gefährden; das hat auch der Erfolg bewiesen. Es wird keinem Sachverständigen einfallen, jetzt ein Bild von meinem Sohne Benno oder Franz mit einem Bilde von mir zu verwechseln; ein Jeder hat, seiner eigenen, individuellen Anschauung folgend, auch seinen eigenen Weg eingeschlagen, welcher ihn zu der jetzt allgemein anerkannten Meisterschaft führte. In demselben Maße als meine Söhne sich zu meiner Freude entwickelten, wuchsen auch meine Töchter bei echt weiblicher Tugend und zarten Sitten, als eine Zierde der Familie, zur Stütze der Mutter heran ....«

»Alles im Hause war im Wachsen und Gedeihen. Verschiedene Bauten wurden im Hause und Garten vorgenommen und zweckmäßige Verbesserungen, der Bequemlichkeit und den[362] Bedürfnissen der Familie entsprechend, gemacht. Wir hatten einen Stall mit vier Pferden der verschiedensten Racen; diese dienten zum Studium als Modell, nebenbei zum Reiten und zu kleinen Ausflügen auf das Land. Eine Kuh gehörte auch immer mit zum Haushalt, sowie ein Hühnerhof mit allerlei Gattungen von Geflügel. Nebenbei hielten meine Söhne noch verschiedene Hausthiere: Schafe, Ziegen, ein seltenes Exemplar von einem Ziegenbock und andere mehr; schöne Hunde durften nicht fehlen. Auch ein boshafter, heimtückischer Esel diente lange Zeit zur Belustigung der männlichen Jugend, besonders des Abends, wenn man das Freie suchte, um sich in frischer Luft zu bewegen.«

»In den Winterabenden gab es bisweilen Tänze, Maskeraden u. dgl. oder größere Versammlungen zu heiterer, geselliger Unterhaltung,« wobei seine Tochter Fräulein Wilhelmine gerne »eine dramatische Ueberraschung bereitete« oder »eine poetische Ader springen ließ«. Wilhelmine verfügte über ein neidenswerthes Talent zu improvisiren, welches sie niemals im Stiche ließ. Dem Drang des Augenblickes nachgebend, tummelte sie ihren Pegasus in gereimten und ungereimten Stegreifreden, womit sie bei Familienfesten und Carnevalsabenden Alles überraschte und hinriß; bald in der Maske einer Wahrsagerin, als Fee, oder Mädchen aus der Fremde u.s.w. »Nie wurde Karten gespielt; es kamen gar keine in mein Haus. Wohl aber waren Armbrust-Schießen mit Preisen oft und vielmals Gegenstand der heitersten Abende. So verstrichen in frohester Vereinigung die Jugendjahre meiner Kinder bis zum Mannesalter und bis zu jener Zeit, wo eines nach dem andern seinen eigenen Herd gründete. Ein Band der Liebe und Eintracht umschlang sie alle. Wohl ein seltenes Beispiel, daß eine so große Familie so lange und so fest zusammenhält. Dieses Verhältniß, so schön und wahrhaft ideal, galt allgemein als ein Gegenstand der Bewunderung.«

»Der älteste meiner Söhne, Benno, hatte frühzeitig schon Leistungen gezeigt, welche zu den Erwartungen berechtigten, die er auch später rechtfertigte.«

[363] Benno Adam (geb. 15. Juli 1812 zu München) ist Meister in der Darstellung der Hausthiere in Verbindung mit den Menschen sowie der Jagdthiere. Er begann seine künstlerische Thätigkeit, indem er die Zeichnungen seines Vaters zu der »Voyage pittoresque« und anderen Werken desselben auf Stein übertrug, bald aber wendete er sich der Thiermalerei zu und brachte unseres Wissens 1835 sein erstes Bild in den Münchener Kunstverein: »Kühe an einem Brunnen«, wozu Albrecht Adam noch die Landschaft gemalt hatte; dann einen »Hund an der Kette«, 1836 einen »Viehmarkt im bayerischen Gebirge«. Mit seinen weiter folgenden, zahlreichen Bildern wendete er sich entschieden der Thiermalerei zu und entwickelte namentlich in der Ausprägung des Charakters der Thiere sowohl von der ernsten, wie von der komischen Seite – man denke nur an seine humoristischen Esel-Gruppen und die köstlichen Hunde! – ein so großes Talent, daß man ihn »den deutschen Landseer« genannt hat.22 Alle seine Bilder zeugen von einem Wohlwollen und einer sprechenden Charakteristik, welche den Beschauer unwillkürlich packt und für den liebenswürdigen Künstler gewinnt. Aus seiner Ehe mit der Tochter des Architektur-Malers Dominik Quaglio stammen zwei Söhne, von denen der eine, Emil als Thiermaler sich auszeichnete, der andre Friedrich der praktischen Baukunde sich zuwendete.

Seinen zweiten Sohn Franz Adam, (geb. 4. Mai 1815 zu Mailand) rühmte der Vater als einen »in Allem was er that, sehr genialen Menschen, als einen wahren Feuergeist.«[364]

»Er war mir sehr ergeben und stand mir immer bereitwillig und hilfreich zur Seite, nachdem ich längst aus dem Atelier meiner Söhne ausgeschieden war.«

Franz Adam, welcher ganz unbestritten zu den besten Schlachten- und Pferde-Malern der Neuzeit zählt, schlug zwar die Richtung seines Vaters ein, bekundete aber frühe schon23 eine eigene malerische Anschauung, welche zugleich in der Art und Weise der Technik den Errungenschaften der Neuzeit Rechnung trug. Die »realistische Kunstweise« führte Franz Adam noch entschiedener durch als sein Vater und wirkte damit fördernd auf seinen Lehrmeister zurück. Franz gewann überhaupt mehr Einfluß auf den Vater, als derselbe den anderen Söhnen zugestanden hätte. Nachdem Franz schon 1848 unter seinem Vater und 1849 mit seinem Bruder Eugen, während des Krieges in Italien Studien gemacht hatte, begab er sich 1850 zu gleichem Zweck nach Ungarn. Wie in seinen Kriegsscenen bewährte er eine nicht minder treffende Beobachtungsgabe in der Darstellung volksthümlicher Sitten und Gewohnheiten. So entstand eine Anzahl von Bildern aus dem ungarischen Volksleben, insbesondere eine »Schiffsfähre am Strande der Theiß« mit vielen Figuren und eine Scene an demselben Flusse (eine Heerde Schafe mit ihrem Hirten und Wallfahrer in einem Schiffe); später kamen die Pferde-Märkte und das Einfangen der Pferde: Alles ebenso voll packender Wahrheit wie von großer Kraft und Schönheit der Farbe. Obwohl vielfach im Atelier des Vaters thätig und an dessen größeren Bildern meist in bekannter Weise betheiligt, blieb ihm doch Zeit und Gelegenheit mit eigenen Arbeiten, deren Aufzählung uns hier zu weit führen würde, seinen Namen zu begründen.

Beim Beginn des neuen Krieges (1859) ging Franz Adam mit seinem Bruder Eugen wieder nach Italien und weilte im österreichischen Hauptquartier zu Verona, Villafranca[365] und Vallegio, kehrte aber, durch äußere Umstände veranlaßt, bald wieder nach München zurück. Im August des folgenden Jahres verheirathete er sich mit Ida Freifräulein von Hornstein-Grieningen auf Schloß Grieningen in Württemberg, wobei auch der Vater auf der Hochzeit erschien und in bester Laune den Ehrentag seines Sohnes theilte. Franz Adam ließ sich zu München nieder, ohne, trotz seiner ausgesprochenen Begabung für Schlachtenmalerei, von Seiten einer Regierung mit Aufträgen bedacht zu werden. Und doch hat sich der Künstler, namentlich in der Schilderung des Kriegsgetümmels und der mannigfaltigen Episoden aus dem Feldleben im eminentesten Sinne ausgezeichnet. »Er vor Allen weiß die kühne, leidenschaftliche Bewegung des Momentes, die Kämpfenden in ihrer individuellen Lebendigkeit zu erfassen. Selten fehlte das Pferd dabei; es ist immer nach der Natur und mit meisterlicher Sicherheit geschildert. Er malte dann auch, da ihm selten Gelegenheit zu größeren Aufgaben wurde, selbständige Pferdedarstellungen; am liebsten das wilde, ungebändigte Pferd der ungarischen Pußten und den Soldatengaul, etwas mitgenommen im anstrengenden Dienst, bald im Kampf, bald in der Ruhe des Lagerlebens. Was allen diesen Bildern und insbesondere den späteren, außer der energischen Zeichnung noch eigenen Reiz gibt, ist die malerische Behandlung: Franz Adam weiß Landschaft und Figuren in eine besondere, der Natur fein abgesehene Licht- und Luftstimmung zu setzen und darin die Tonmassen wirksam von einander abzuheben. Auch der Vortrag ist meistens malerisch, markig und breit.« Eine höchst interessante Leistung des Künstlers, die von seinem Talent und Können ein treffliches Zeugniß gab, war das große, die »Straße zwischen Solferino und Valeggio am Tage der Schlacht vom 24. Juni 1859« darstellende Bild.24 Man sieht keine Schlacht, sondern nur den Rückzug der verwundeten Oesterreicher hinter der Front der Armee, während zugleich neue Truppen mit[366] Geschützen zum Angriff vorstürmen. »Alle Schrecken des Krieges sind hier in der hellgrauen, heißen Luft des Mittags scharf ausgesprochen und mit ergreifender Wahrheit versinnlicht.« Die im Mittelpunkt mit stolzem Trotz befindlichen französischen Gefangenen künden deutlich, auf welcher Seite der Sieg sei. Das Bild bleibt eine der bedeutendsten Leistungen der neueren Malerei. Die schauerlichen Folge des Krieges versinnlichte der Künstler in einem »Rückzug aus Rußland« (1869). Außerdem entstanden viele kleinere Pferdeporträts, Stallscenen und militärische Genrebilder, darunter ein »Gefecht von österreichischen Ulanen mit piemontesischen Dragoner«, welche namentlich durch die Feinheit der Farbe sich hervorthaten. Von besonderem Werthe waren vier kleine, fast miniaturartig in Oel auf Metall gemalte Schlachtenscenen aus dem Leben des Feldmarschall Prinzen Karl in Bayern, die auf der Decke des dem Prinzen von der bayerischen Armee gewidmeten Pracht-Albums eingefügt wurden.25 Neuen Aufschwung nahm seine Kunst durch den deutschen Krieg, welchem er theilweise als Augenzeuge beiwohnte. Eine Epoche-machende Leistung war der »Kampf um Floing« (in der Schlacht bei Sedan), welchen Adam 1874 für den Herzog von Meiningen malte und 1879 für die Berliner Nationalgallerie wiederholte (gestochen von Tobias Bauer), worin der Moment des Anstürmens der französischen Reiterbrigade mit unvergleichlicher Lebendigkeit dargestellt und der Grundcharakter der beiden kämpfenden Nationen auf's glücklichste zur Anschauung gebracht ist. Ein anderes bedeutendes Werk: »Das erste bayerische Armeecorps bei der Einnahme von Orleans, 11. October 1870« (gemalt 1877) ist eine Zierde der Neuen Pinakothek. Darauf folgte unter Anderen der »Gefangenen-Transport nach der Schlacht bei Sedan« (1880) und neuestens der unter Major von Bredow ausgeführte »Reiterangriff auf die französische Artillerie in der Schlacht von Mars-la-Tour« (für die Berliner National-Gallerie 1884).[367]

Ein pferdereiches Bild »Mazeppa« (1882) erwarb Se. kgl. Hoheit Prinz Luitpold von Bayern.26

»Mein dritter Sohn Eugen – schreibt Adam in seiner Familien-Chronik weiter – ist ein milder Charakter, voll Herzensgüte und jeder Aufopferung fähig; er war stets nur zu aufopfernd für alle Menschen.« Damit ist dieser Grundcharakter treffend gezeichnet. Geboren zu München 22. Januar 1817, bildete er sich unter der Leitung des Vaters und dem Einflusse der älteren Brüder. Neben der Anlage zur Kunst erbte Eugen auch ein gewisses ethnographisches Interesse und eine besondere Wanderlust, in deren Folge er schon 1843 und in den folgenden Jahren wiederholt Ungarn, Croatien und Dalmatien unter allerlei Abenteuern und Fährlichkeiten nach allen Richtungen durchstreifte, überall zeichnend und durchweg neue, schöne und überraschende Skizzen und Studien sammelnd. Im August 1848 reiste er mit dem Vater nach Italien, wo er, im edlen Wetteifer mit seinem alsbald nachfolgenden Bruder Franz, eine Reihe von Terrain- und Figuren-Zeichnungen aus dem militärischen Leben zusammenbrachte, welche theilweise von Albrecht und Franz Adam zu ihren Schlachtenbildern benützt wurden, dann aber überhaupt für die großen lithographischen Prachtwerke der Brüder die wesentlichste Grundlage bildeten. Während Albrecht, wie bekannt, im Gefolge des greisen Schlachtenmeisters Radetzky blieb, wurde Eugen (Ende November) der Brigade des Grafen Clam-Gallas zugetheilt, lag die Wintermonate zu Como, wo er seine Feldskizzen ausarbeitete, rückte im Vorfrühling 1849 zu neuem Kampf nach Mailand und im Gefolge des Fürsten Karl von Schwarzenberg über Pavia nach Piemont, wo er den Kämpfen bei Mortara und der Schlacht von Novara beiwohnte und im Schnee und Frost, zwischen Verwundeten und Todten, eine Nacht auf dem berühmten[368] Schlachtfelde verbrachte. Die künstlerische Ausbeute war reich und gab dem Maler Anlaß zu mehreren Bildern, welche, später von Franz Adam auf Stein gezeichnet, dem großen Werke der Brüder einverleibt wurden. Er bewährte dabei, wie auch Julius Meyer hervorhebt, ein besonderes Geschick für die charakteristische Schilderung der Localität, der landschaftlichen sowohl als namentlich der architektonischen, deren Zeichnung immer sicher und treffend ist. – Von da ging es nach Venedig, wo die Belagerung von Malghera den Brüdern vielfach zu thun gab. Während Albrecht Adam seine großen Schlachtenbilder in Angriff nahm, begannen die »Brüder Adam« gemeinsam die Herausgabe der »Erinnerungen an die Feldzüge der k.k. österreichischen Armee in Italien« – ein Prachtwerk, welches in der lithographischen Anstalt des jüngsten, Julius Adam, gedruckt, mit der Dedication an Radetzky, lieferungsweise in 22. Blättern (München bei Cotta) erschien und verdientes Aufsehen erregte.

Eugen blieb in Mailand in stetem Verkehr mit seinen militärischen Freunden und Gönnern, mit Bestellungen aus dem Gebiete des Kriegslebens betraut, darunter eine Darstellung des »Manövers unter dem Kommando des Kaisers von Oesterreich auf der Haide von Malpensa 1851«, zwei Bilder aus der »Einnahme von Malghera« u.s.w. Im Jahre 1853 kehrte Eugen nach München zurück, mit der Vollendung eigener Entwürfe vollauf beschäftigt, bis ihn, kaum ein Jahr nachdem er seinen eigenen Herd begründet hatte, der Krieg von 1859 neuerdings nach Italien rief. Es gab zwar Stoff genug, aber die Verhältnisse hatten sich geändert. Oesterreich hatte mit sich selbst genug zu thun und keine Zeit, an künstlerische Aufgaben zu denken. Auch die Zeichnungen für illustrirte Blätter hatten ihre Schattenseite und wurden schlecht reproduzirt. Die furchtbaren Strapazen lohnten sich nicht und die Opferwilligkeit des Malers fand keine Anerkennung. Die schönsten Blätter blieben unausgenützt in seinen Mappen liegen.

In München malte Eugen viele militärische Genrebilder, – darunter die ergreifende Scene »ein verwundeter Soldat mit seinem Hunde auf dem Schlachtfelde von Solferino« (in[369] der Neuen Pinakothek) – Pferdeportraits, Scenen aus dem ungarischen Volks- und Jagdleben, einen »Jahrmarkt in Croatien« u.dgl. und ging dann, um Neues zu sehen und Geist, Auge und Hand sicher zu erhalten, zum öfteren nach der Schweiz, wo er den Truppen-Uebungen beiwohnte, insbesondere auf einer Tour über den St. Gotthard. Als Resultat davon erschien ein Prachtwerk: »Bildliche Erinnerungen an die eidgenössische Truppenzusammenziehung.«27

Beim Ausbruch des deutschen Krieges 1870 that Eugen Adam unverzüglich Schritte, daran theilzunehmen; doch verzögerte sich unnöthiger Weise die Erlaubniß, er kam gerade recht, um am Abend des 1. September eine Aufnahme von Bazeilles und etliche Tage darauf von Sedan zu skizziren. Bei dem ersten Armeecorps begleitete er die Munitions-Colonne Dennert. So kam er nach Orleans und Versailles, erhielt viele Anerkennung und Bewunderung, aber keine Bestellungen. Ueberaus ermüdet kehrte er im Dezember nach München zurück, wurde aber schon Ende Januar 1871 im Auftrag Sr. Majestät König Ludwigs II. nach Versailles gesendet und dem General von Hartmann zugetheilt. Hier traf er auch einen liebenswürdigen, jüngeren Collegen, Heinrich Lang, welcher mit ebenso großer Gewissenhaftigkeit wie unermüdlichem Fleiß den gleichen Studien oblag. Mit H. Lang, Louis Braun und Bleibtreu kam Adam beim Einzug in Paris zusammen, eilte aber dann über Straßburg nach München zurück, um seine künstlerischen Erlebnisse in einer Reihe von Oelbildern auszuarbeiten.28 Nebenbei beschäftigten ihn Erinnerungen aus Dalmatien und der Herzegowina, auch Stoffe aus den bayerischen Alpen und dem italienischen Feldzuge. Er hätte noch für Jahrzehnte Stoffe in Vorrath gehabt, als[370] ein Herzschlag den wackern Mann am 4. Juni 1880 plötzlich dahinraffte. »Er war eine neidlose Seele, ein treuer Freund, ein unendlich liebevoller und für seine Familie zärtlichst besorgter Gatte und Vater; als Künstler ein echter Schüler seines Vaters, ein treuer Gehilfe seiner Brüder und mit seinen eigenen Schöpfungen ein würdiges Glied dieser berühmten Maler-Familie.«29

»Auch von meinen beiden jüngeren Söhnen, Albrecht und Julius, bin ich so glücklich, sagen zu können, daß sie zu meiner Freude herangewachsen und brave Männer geworden sind. Ersterer ist Hypolog, ein tüchtiger Reiter und Pferdekenner;« erst Stallmeister des Fürsten Wrede, dann im Dienste König Maximilians II., zur Zeit kgl. Hof-Fourage-Magazin-Verwalter. »Der zweite ist Lithograph, besitzt aber auch großes Talent zur Kunst und ist ein genialer Mensch.«

Julius Adam, geboren 1821 zu München, genoß gleichfalls die Unterweisung seines Vaters, zeigte sehr viel Talent zum Studium, ebenso zur Mechanik, aber auch zugleich für die Kunst, malte Landschaften mit Figuren und Thieren staffirt, in Aquarell, warf sich dann ganz auf die Lithographie, reproduzirte die Bilder seines Vaters und seiner Brüder und gab im Verein mit denselben die obengenannten: »Erinnerungen an die Feldzüge der k.k. Armee in Italien« heraus.30 Auch des Farbendrucks befliß er sich mit besonderer Vorliebe, um seine chemischen Kenntnisse zu verwerthen; diese führten ihn, neben allerlei Subtilitäten, auf das Gebiet der Photographie. Hier bemühte er sich mit Joseph Albert, die Photographie auf Metallplatten zum künstlichen Schnelldruck unter die Presse zu bringen und hatte auch hierin gute und neue Erfolge, starb aber schon am 4. Februar 1874.[371]

Immer wird es eine beachtenswerthe Wahrnehmung bleiben, wie sich Adam's künstlerische Begabung in mannigfacher Färbung auch auf die Enkel vererbte. So nennen wir in erster Reihe Benno Adam's Sohn, Emil Adam, welcher, am 20. Mai 1843 zu München geboren, anfänglich zum Studium bestimmt war, aber durch das Vorbild seines Vaters, seines Großvaters und seines Oheims Franz sich unter Letzterem zu einem tüchtigen Meister in Reiter- und Pferdeportraits, insbesondere in Jagd- und Sport-Scenen bildete. Nachdem schon eine »Oesterreichische Lagerscene« (1861) großen Beifall gefunden hatte, ging er, Portael's Unterweisung zu genießen, nach Brüssel. Nach seiner Rückkehr wurde er mit seinem Vater nach Pardubitz in Böhmen berufen (1867), um eine adelige Jagdgesellschaft von sechzig Personen zu portraitiren, wobei er sein Talent für elegante Reiterbildnisse glänzend bewies. Seitdem malte er, als wahrer Meister im High-Life- und Sportsman-Fach nach Oesterreich, Ungarn, England berufen und durch Ehren aller Art ausgezeichnet – im Mai 1882 verlieh ihm Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens – viele ähnliche Gelegenheits-Scenen, welche durch das freie, geschmackvolle Arrangement angenehm überraschen und mit großer Geschicklichkeit die gerade in diesem Genre gerne drohenden Klippen vermeiden.31

Ein gleichnamiger Sohn Franz Adam's schwankte lange zwischen Kunst und Wissenschaft, um schließlich auf letzterem Wege wacker vorwärts zu schreiten.

Eugen Adam hinterließ zwar keinen Sohn, doch zwei Töchter, deren eine mit vorwiegend musikalischer Begabung dem Fache der Erziehung in einer aristokratischen Familie obliegt, indeß ihre Schwester Helene Adam als Zeichenlehrerin eine sehr glückliche Thätigkeit entfaltet.

Ein nach seinem Vater ebenso benannter Julius Adam[372] (geb. 18. Mai 1852) befaßte sich zuerst mit Photographie, kam mit fünfzehn Jahren nach Rio Janeiro, etablirte daselbst mit gutem Erfolge ein photographisches Atelier, kehrte jedoch 1872 in seine Heimath zurück, um durch gründliche Studien an der Akademie die beleidigte Muse der Kunst zu versöhnen. Er begann als Illustrator und Zeichner mit reizenden Kinderscenen, malte dann mehrere Genrebilder (darunter ein höchst lebendiger »Bauerntanz«) und schuf eine Reihe von tiefgefühlten, warm pulsirenden Compositionen, in welchen Figuren und Landschaft in innigster Verbindung unsere ganze Theilnahme fesseln. Wir erinnern an die »Märchen-Erzählerin«, die schöne »Wald-Idylle«, das den herzlichsten Kinderjubel darstellende »In den Himbeeren«,32 denen sich neuestens »Der treue Eckart« in gleich genialer Weise anreiht. Inzwischen excellirte Julius Adam, nebenbei wieder als Thiermaler thätig, mit den köstlichen, höchst humoristischen Katzenbildern, welche ihm mit Recht eine wahre Berühmtheit und den Namen eines »Katzen-Raphael« eintrugen, obwohl das oben angedeutete Genre doch als seine eigenste Domäne gelten dürfte.

Hieher gehört auch Ludwig v. Langemantel – der Sohn des mit Magdalena, der drittältesten Tochter Albrecht Adam's, verheiratheten k. Bauamtmanns Otto von Langemantel33 – welcher, geboren am 5. April 1854 auf dem Michaelsberg bei Kelheim, schon vierjährig im Atelier seines Großvaters die erste Anregung zur Kunst empfing. Nach der Kunstgewerbe-Schule besuchte er die Münchener Akademie (1870) und wurde 1874 Schüler von Karl Piloty. Sein erstes größeres Bild: »Die Verhaftung des Chemikers Lavoisier unter der Schreckensherrschaft[373] 1794«, wurde 1876 auf der Münchener Kunstausstellung durch Verleihung der »Medaille« ausgezeichnet.34 Drei Jahre darauf folgte das von dem Verein für historische Kunst angekaufte große Bild »Savonarola's Predigt in Florenz«35, eine sehr bedeutende, vielversprechende Leistung. Neuestens malte derselbe mehrere Bilder im Auftrage Sr. Majestät König Ludwigs II.

Schließlich sei des im Verlaufe dieses Buches öfters erwähnten wackeren und ganz poetisch veranlagten Heinrich Adam gedacht.36 Ursprünglich wie sein älterer Bruder gleichfalls zum Conditor bestimmt, wandte er sich 1808 in Augsburg der Kunst zu, wo er zunächst Bilder zum Ausschneiden und Schlachten, welche colorirt wurden, radirte, kam dann zu Albrecht nach München, erhielt vorübergehend eine Stelle am Wasserbau-Bureau und radirte verschiedene Platten für General-Direktor von Wiebeking. Im Jahre 1811 verweilte er längere Zeit bei seinem Bruder zu Mailand und am Comer-See und versuchte sich abwechselnd mit Aquarell-Malerei und mit Führung der Radirnadel. In München lieferte er mehrere Blätter für das Werk des Grafen Rechberg über die Völker Rußlands, machte 1819 eine neue Fahrt nach dem Comer-See und begann eine Reihe von Oelbildern, theils aus dem Bereiche der Landschafts- wie der Architektur-Malerei. Auf einer Reise durch Bayern 1826 zeichnete er 24 Städte-Ansichten (lithographirt von G. Krauß). In der Neuen Pinakothek befinden sich zwei Tableaux mit je fünfzehn Ansichten aus Alt-München (1836), welche durch ihre Treue culturhistorisches Interesse erregen; 1855 zeichnete er auch 30 Ansichten aus Rom und Neapel, wohin er im Auftrage eines Verlegers eine Reise unternahm. Leider holte er sich hiebei eine Gehirnentzündung, welche ein langwieriges Kopfleiden und endlich den Tod zur Folge hatte.[374]

Von 1824–1850 brachte er fast alljährlich mehrere Landschaften aus den bayerischen Alpen, aus Oberitalien und der Schweiz, welche mit Fleiß und Treue nach der Natur gemalt, doch mit einer etwas nüchternen und trockenen Manier ausgeführt waren, die auch seinen Radirungen eignet. Eine Stelle im Topographischen Bureau gab der charakterfeste Mann auf, als ihn sein Chef anhielt, auch am Charfreitage zu arbeiten.

Er hinterließ einen Sohn Joseph Adam, welcher vielseitig, ebenso zur Musik wie zur Malerei begabt, seit längerer Zeit eine Stelle am k. Kupferstich-Kabinet begleitet.

Das vorerst noch unbekannte Problem, wie sich die höchst zahlreiche dritte und vierte Generation entwickeln dürfte, wird die Zukunft beantworten. Sind Levin Schückings geistvolle Theorien richtig – und sie beruhen ja auf sicherer Erfahrung – so wird ein Theil dieser Familie in verwandten Kunstzweigen, im historischen Gebiete und Genre-Fache sich in der Folge hervorthun, etwa im Kupferstich, im Bereich der Bildhauerkunst und der Architektur, möglicher Weise auch in den verwandten Schwesterkünsten, der Poesie und Musik, vielleicht stellen sie auch ein stattliches Contingent zur Wissenschaft, als Erfinder, Techniker oder im Soldatenstande: hoffentlich aber immer zur Ehre ihres Ur-Ahnen Albrecht Adam.

1

Peter Krafft, geb. 17. September 1780 zu Hanau, gest. 28. Oktober 1856 zu Wien. Vgl. Wurzbach 1865, XIII. 106 ff.

2

In der Neuen Pinakothek befinden sich sieben Bilder von Albrecht Adam, welche wir hier nach der Reihe ihrer Entstehung verzeichnen. Nummer 285: »Das Innere eines Pferdestalles« (0,39 hoch, 0,44 breit). – Nr. 277: »Ein Cavallerie-Lager.« Bez. 1818 (auf Holz 0,43 × 0,36). – Nr. 384: »Ein geflecktes Fuhrpferd steht bei zwei Arbeitsleuten.« Bez. 1829 (auf Holz 0,34 × 0,45). – Nr. 422: »Das Bildniß des kaiserl. österreichischen Feldmarschalls Grafen Radetzky zu Pferd; nach der Natur gemalt.« Bez. 1848 (0,60 × 0,72). – Nr. 135: »Die Schlacht von Custozza bei Montegodio am 25. Juli 1848. Custozza liegt unmittelbar hinter dem hervorragendsten Hügel des Hintergrunds, auf welchem die Piemontesen sich kräftig verschanzt haben. Entscheidender Moment der Schlacht. Das Regiment Kinsky rückt im Vordergrunde links her in's Feuer, ihm zur Seite mit geschwungenem Degen der tapfere Hauptmann Graf Salis (blieb später bei Novara), den verwundeten Hauptmann Graf Lippe (nachmals Kommandant von Bologna) grüßend. Am Baume rechts, ruhig in das blutige Getümmel blickend, steht der Feldmarschall-Lieutenant Franz Graf von Wimpffen und, nach vorn gewendet, der kommandirende Feldmarschall-Lieutenant d'Aspre, im Gespräch mit dem Obrist von Schmerling zu Pferde, neben ihm schaut Obrist Molinari durch ein Fernrohr. Den Fürsten Edmund von Schwarzenberg, der in der größten Noth mit einem Kaiser-Infanterieregiment zu Hilfe kam, erblicken wir zu Pferde weiterhin rechts, und zwischen diesen Gruppen und dem Regiment Kinsky den Hauptmann Prosche, Adjutanten (gleichfalls zu Pferd), und den Hauptmann Steinhauser, Ordonnanzoffizier von d'Aspre, sowie den Rittmeister Grafen Pappenheim im Begriff, auf's Pferd zu steigen.« Bez. 1851 (1,46 × 2,49). – Nr. 89: »Die Erstürmung der Düppeler Schanzen, 13. April 1849.« Bez. 1853 (0,93 × 1,81). – Nr. 137: »Die Schlacht bei Novara. Am 23. Mai 1849, zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittags, als Feldzeugmeister d'Aspre und Erzherzog Albrecht mit ihren Tapfern fünf Stunden hindurch einem doppelt überlegenen Feinde den wirksamsten Widerstand geleistet, trat durch das Erscheinen des 3. Armeecorps auf dem Schlachtfelde der entscheidende Moment ein. Obrist Benedek eilte mit den gesammelten Truppen vom Regimente Giulay herbei und stellte nach mehrmals wiederholten Angriffen das Treffen wieder her. Von diesem Augenblicke an neigte sich der Sieg zu den österreichischen Fahnen. Dieser Moment ist klar dargestellt. Links dem Beschauer sieht man den Obrist Benedek, in der Nähe der Casa Visconti, mit dem Regimente Giulay herbeieilen, indeß der tapfere Obrist Graf Kielmannsegge, ein Opfer dieses Tages, zurückgetragen wird. In der Mitte befindet sich Erzherzog Albrecht mit einigen seiner Offiziere: dem Rittmeister Graf Kappi, Graf Belcredi und Hauptmann Pageny vom Generalstab, rechts davon der verwundete General Graf Stadion zu Pferd, umgeben von einigen Offizieren, und im Vordergrunde der Feldkaplan Czerkas. In der Ferne gewahrt man bei der Bicocca (dem Centralpunkt der Schlacht) den Feldzeugmeister d'Aspre und im Hintergrund die Stadt Novara selbst.« Bez. 1854 (1,46 × 2,49).

3

Vgl. Nummer 100 der Allg. Zeitung vom 10. April 1854.

4

Herausgegeben von Eggers, Berlin 1854, V. Jahrgang, S. 333 ff. Vgl. Fr. Pecht in Beil. 234 der Allg. Zeitung vom 22. August 1854.

5

Nun völlig verändert und umgebaut in der Schillerstraße 26, immer noch mit zahlreichen Ateliers eine kleine Akademie.

6

Vgl. Beil. 119, Neue Münchener Zeitung vom 19. Mai 1855.

7

Vgl. Beil. 124, Neue Münchener Zeitung vom 25. Mai 1855.

8

Lithographirt von Franz Adam (Druck und Verlag von Julius Adam).

9

Eine lithographische Reproduktion veranstaltete Julius Adam, welche in Oesterreich die weiteste Verbreitung fand.

10

A. Haizinger, geb. 6. Mai 1800 zu Karlsruhe, gest. 16. August 1884 zu Wien.

11

Ebendaselbst auch das über lebensgroße Reiterbild des Feldmarschall Grafen Radetzky, gleichfalls bezeichnet: »Franz Adam 1859«.

12

Vgl. Wurzbach 1863, X. 8.

13

Im Abendblatt Nr. 34 der Neuen Münchener Zeitung vom 8. Februar 1862.

14

General v. Heideck (vgl. oben S. 285) erwarb dann das Bild aus Adams Nachlaß.

15

Vgl. oben S. 39 ff.

16

Vgl. den warm empfundenen Nachruf in Nr. 226 Morgenblatt zur Bayer. Zeitung vom 3. September 1862, den Nekrolog in Nr. 1006 Illustr. Zeitung, Leipzig, 11. Oktober 1862 (mit Porträt). Vgl. dazu Regnet, Münchener Künstlerbilder, 1871, I. 1–10. Jul. Meyer, Allgemeines Künstlerlexikon, 1872, I. 65 ff. u.s.w.

17

Vgl. oben S. 195.

18

»Das Pferd in seiner gereizten Natur, in seiner angestrengtesten Kraftäußerung im Schlachtgewühle, sich mühend vor dem Pfluge, am belasteten Wagen, darzustellen, gab ihm manchen Stoff, seine Kräfte nicht nur in Schilderungen der mannigfaltigsten und schwierigsten Stellungen dieses Thieres zu versuchen, sondern auch das dabei nach außen strebende Leben, den in alle Formen sich ergießenden Charakter zu entwickeln und somit den Werken Interesse, Wahrheit und Bedeutung zu geben.« Vgl. A.v. Schaden, Artistisches München 1836, S. 6.

19

Vgl. Jul. Meyer S. 66.

20

Der von Jos. Aumüller verfaßte Auctionskatalog enthielt auf 130 Seiten an dritthalb tausend Nummern, darunter (Nr. 2119–2251) nur eigene Handzeichnungen Albrecht Adams und (Nr. 2423–2439) eine Anzahl ausgeführter Pferdestudien in Oel auf Leinwand. Auch besaß Adam eine vorzügliche Sammlung von Aquarellen und Zeichnungen seiner besten Zeitgenossen (Nr. 2252–2396).

21

Vgl. Levin Schücking: Geneanomische Briefe. Frankfurt 1855.

22

Julius Meyer (S. 69, wo ein ziemlich ausführliches Verzeichniß der vor ihm und nach ihm lithographisch und photographisch vervielfältigten Werke gegeben ist) und H.A. Müller, Biographisches Künstlerlexikon, Leipzig 1882, S. 4. – In der Neuen Pinakothek zu München befinden sich: Ein Viehmarkt im bayerischen Gebirge (1839). Ein Stall mit einem Schimmel, einer Katze und zwei Ziegen (1841). Zwei todte Hirsche und todtes Federwild, von einem Hunde bewacht (1848). Eine Gruppe Ziegen (1854). Eine Hirschjagd (1856). Eine von einem Hunde bewachte Eule (1856).

23

Man vgl. z.B. das 1849 gemalte, in der Neuen Pinakothek befindliche Genrebild: »Französische Cuirassiere während des Brandes zu Moskau in einer Halle.«

24

Zuerst 1867 auf der Pariser Weltausstellung und daselbst prämirt, ebenso 1869 zu München.

25

Vgl. Fr. Pecht: Aus dem Münchener Glaspalast 1876, S. 178.

26

Ein großer Theil der von Franz Adam theilweise nach den Zeichnungen seines Vaters, seiner Brüder und nach eigenen Werken gemachten Lithographien u.s.w. sind bei Jul. Meyer S. 71 verzeichnet. Ein schönes Porträt des Meisters, Kniestück, sitzend in einer Landschaft, hat L. Raab radirt.

27

Nach der Natur gezeichnet von Eugen Adam, lithographirt von Julius Adam. Bern 1863. Mit deutschem und französischem Text von O.A. Roth.

28

Eine aus mehr als zweihundert Blättern bestehende Sammlung von Handzeichnungen aus dem deutschen Kriege, welche einen stattlichen Folianten bilden, erwarb in der Folge der Staat für das Kupferstich- und Handzeichnungskabinet in München.

29

Vgl. Nekrolog in Beil. 274 der Allg. Zeitung vom 30. September 1880. Das Verzeichniß seiner in Lithographie vervielfältigten Werke bei Jul. Meyer S. 72.

30

Vgl. Jul. Meyer S. 72.

31

Emil Adam's Portrait und Biographie in Nr. 54 Ueber Land und Meer 1885, woselbst auch ein Holzschnitt der Pardubitzer Jagdgesellschaft. Vgl. dazu Jul. Meyer S. 72 und H.A. Müller's Künstlerlexikon 1882, S. 5.

32

»In den Himbeeren.« Vgl. Nr. 2157 Illustr. Zeitung, Leipzig, vom 1. November 1884.

33

Otto von Langemantel, ein sehr geistreicher und in seinem Fache äußerst tüchtiger Künstler (Schüler von Fr. von Gärtner), geboren 26. Februar 1816 zu Weiler bei Kempten, gest. 8. April 1875 zu München. Seine Gattin, Magdalena Adam, besaß ein ganz merkwürdig ausgesprochenes Talent zum Zeichnen, welches jedoch gegen den Willen des Vaters nicht ausgebildet wurde.

34

Vgl. Fr. Pecht: Aus dem Münchener Glaspalast, Stuttgart 1876, S. 56.

35

Holzschnitt in Ueber Land und Meer 1883, 51. Band.

36

Vgl. oben S. 3 (Anmerkung). Jul. Meyer S. 68 f. und Naglers Monogrammisten 1858, I Bd. (Nr. 696), III. Bd. 1863 (Nr. 596 und 601).

Quelle:
Adam, Albrecht: Aus dem Leben eines Schlachtenmalers. Stuttgart 1886, S. 334-375.
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