Studien zur Geschichte der Holländischen Malerei

[5] Gleichzeitig mit meiner Festschrift und dem Katalog der Ausstellung erschien auch mein erstes umfangreicheres Buch, die »Studien zur Geschichte der holländischen Malerei«. Heinrich Vieweg, der es verlegte, hatte eine allgemeine holländische Kunstgeschichte gewünscht, wie sie auch mir anfangs vorschwebte. Aber während der Arbeit hatte ich eingesehen, daß durch eine einigermaßen vollständige Übersicht über die Entwicklung der ganzen holländischen Malerei eingehendere Studien über die einzelnen Meister, auf die es damals noch vor allem ankam, stark hätten zurückgedrängt werden müssen, oder daß das Ganze ein ausführliches, mehrbändiges Werk geworden wäre, zu dessen Abfassung mir die Zeit fehlte. Ich hatte daher darauf verzichtet und gab neben einer kurzen Übersicht eine Reihe älterer Studien über Frans Hals, Adam Elsheimer und den großen Kreis der Künstler, die sich um diese gruppierten, sowie, als neue größte Arbeit, eine ausführliche Darstellung von »Rembrandts künstlerischem Entwicklungsgang« nebst einem kritischen Verzeichnis seiner Werke. Dies zählte an echten Gemälden Rembrandts etwa das Doppelte von dem auf, was Vosmaer nicht lange vorher als das Oeuvre des Meisters veröffentlicht hatte. In meiner großen Publikation über Rembrandt und deren Nachträgen, die auf dieser ersten Studie beruht, habe ich diese erste Zahl wieder beinahe verdoppeln können, und heute könnte ich schon weitere fünfzig Bilder hinzufügen. Für das Studium der holländischen Malerei und das Interesse daran ist dieses dicke kleine Buch, das längst überholt ist, nicht ohne Einfluß gewesen, selbst über Deutschland hinaus, wie ich glaube, wenn ich leider auch auf die stilistische Durcharbeitung keine Zeit hatte verwenden können. Damals schon war ich mit neuen Arbeiten in der gleichen Richtung[5] beschäftigt, meist für die »Graphischen Künste«. Neben der Publikation einzelner Galerien wie der Sammlungen in Schwerin und Oldenburg, der Galerie Liechtenstein u.a. arbeitete ich an einer Würdigung des Adrian Brouwer, die noch 1883 erschien. Ich suchte darin nachzuweisen, daß Brouwer nächst Rubens der genialste Künstler Antwerpens war, der auf die Genremalerei in Holland ebenso großen Einfluß ausübte wie auf die der spanischen Niederlande.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 5-6.
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