August Macke 01.07.1912

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Bonn, 1. Juli 1912


Lieber Franz!


Es ist zu schwül, um viel zu schreiben. Ich danke Dir für Deine Karte und dass Du Dir Aussprache vorbehalten hast. Kauf Dir »Das Nordlicht« von Däubler, Georg Müller Verlag, München, Josefplatz (für Künstler 11.50, sonst 22). Unser grosser Dichterfreund. Zukünftiger Mitarbeiter. Etwas gedichteter Kandinsky. Wunderbarer Mensch. Kennst Du Huber, Schweiz? Dann ein Käufer meiner Spaziergänger im[134] Sonderbund, Kluxen. Einsamer, wohlhabender Jüngling, der sich in Wyk auf Föhr eine Villa gebaut hat und nun Bilder sucht für die Einsamkeit. Er hat Lust zu Deinen Rehen, die bei mir hängen, zu denen ich ihm eher riet wie zu dem kleinen Reh in Köln. Ich sagte ihm, Du würdest es ihm nicht viel teurer wie das kleine rechnen. Er kauft von Kandinsky wahrscheinlich noch die Barmer Kuh oder den Don Quichote, dessen Reproduktion ich ihm zeigte. Ebenso hat er auf einen ganz neuen Picasso in Köln geboten. Es wird also eine Blaue-Reiter-Villa. Er ist ganz intelligent. Ich weine ja den Rehen nach und hoffe auf gelegentlichen Ersatz. Neulich sprach ich mit Goldschmidt in Frankfurt, einem ausgemachten Schwein. Er scheint Wert darauf zu legen, dass möglichst nur verkäufliche Bilder ausgestellt werden.

In Köln ist für über 90000 M. verkauft. Nur Moderne! Die Friedfertigen ziehen gar nicht. Nolde und Schmidt-Rottluff brauchen auch gar nicht zu denken, aus politischen Gründen sich Deusser anschliessen zu müssen. Die Düsseldorfer pfeifen wirklich aus dem letzten Loch.

Mit herzlichen Grüssen


August


Antworte bald! Ich schreibe dann an Kluxen. An Kandinsky schrieb ich auch.

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 131-132,134-135.
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