August Macke 11.08.1911

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[Datum des Poststempels: 11.8.1911]

Bonn ? 1911


Lieber Franz!


Der Spanier ist köstlich. Fräulein Munter ist inzwischen von ihrer Reise (drei Tage) zurück, Hagen, Elberfeld, Barmen, Düsseldorf; jetzt pass auf (es kommt nicht etwa Krefeld oder München-Gladbach, Viersen) sondern – Essen. (Bitte Karte!) Der Normalmensch wäre gefahren: Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Essen, Köln oder umgekehrt. Sie sagt, Dr. Reiche habe ihr so geraten, weil es das bequemste sei. Wir unterhalten uns immer sehr gut. Sie ist zu nett. Was sie so von ihrer Reise erzählte, war grossartig.

Nun noch etwas. Der gute Onkel Bernhard schreibt mir über meine Bilder (Japanerin, Geranien und Milchkanne mit Äpfeln), dass sie ihn nicht befriedigen. Ich würde seine Offenheit würdigen, weil er von mir nur etwas Gutes haben möchte und dies Gute an einen würdigen Platz hängen, an dem er dann mit Stolz den Namen[67] seines Neffen August Macke nennen kann. Die ›Japanerin‹ und die ›Blumentöpfe‹ Hessen sich absolut nicht einreihen, sie wirkten kalt und luftleer. Er bittet mich, sie zurückzunehmen und ihm gelegentlich eine Arbeit zu schicken, die mir nicht zu schade für ihn ist, denn bei der Auswahl hätte mich der Egoismus geleitet, die besseren Bilder bei mir zu behalten.

Schrumm!

Du fragst nach Dr. Reiche! Er war hier und war auch scheinbar ganz einverstanden mit meinen Sachen, blieb eine halbe Stunde und fuhr weiter.

Was macht nun Deine Arbeit. Ich hoffe, Du hast Dich wieder gefunden und Dein Pendel schwingt nicht mehr so furchtbar hin und her. Lisbeth lässt Euch grüssen. Was macht Helmuth? Seid von mir alle miteinander umarmt!


Euer August Macke

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 66-68.
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