August Macke 19.07.1911

[59]  

Bonn, 19. Juli 1911


Lieber Franz.


Sei gegrüsst, junges Paar und bedankt für die köstliche Sendung (nicht des Geldes, wir hatten noch 2.50 und waren also noch nicht direkt darauf angewiesen), aber des Bildes. Es prangt in unserm Zimmer an der Wand und freut uns beide kolossal.[59]

Eure Bemühungen für Wohnungen sind so freundlich und verlockend. Wir überlegen noch stark. Ich bin hier so ins Spinnen gekommen in dem schönen Garten, daß ich mich recht wohl fühle. Aber wir werden sehen, wenn's uns ganz schlecht geht, kommen wir nach Sindelsdörfchen.

Den Greco schicke ich mit.

Was Ihr von Campendonk schriebt, ist sehr gut und freut mich riesig. Sobald wir nach Krefeld fahren, besuche ich ihn. Aber einladen kann ich ihn momentan unmöglich. Ich muß mich etwas auf mich selbst besinnen aus all dieser Kunstpolitik heraus, die einen zu sehr ablenkt.

Franz, kennst Du eigentlich das Buch von Worringer »Abstraktion und Einfühlung«? Ich las es und fand es teilweise recht fein. Sehr viele Dinge für uns. Du hast also einen schwangeren Kopf und weisst nicht, was für Kinder drin sind. Es werden hoffentlich keine Missgeburten. Ich wünsche Dir den Sommer ein recht glückliches Arbeiten. Schreib mal, was Helmuth macht.

Für Deine Auswahl bei Proheretzky danke ich Dir sehr. Ich habe eben an ihn geschrieben und ihm eine Geschäftsverbindung mit der Kunsthandlung Cohen angeboten. Es wäre sehr gut für ihn, wenn er darauf einginge. Glaubst Du, dass Hirsch auch so was machte, um Miniaturen etc. an den Mann zu bringen. Abrechnung 1. Juni. Firma sehr fest. Bruder vom Dr. Cohen. Du weisst ja, was ich meine. Feine Sachen aller Art. Man kann dadurch Cohen sich verpflichten mit Ausstellungen. Er baut später einen Oberlichtsaal.

Es klingt in unserem Hause noch manchmal leise wie Heimchensummen nach Symbolen. Aber ›jetz is er scho hin an‹ und ›sie aa‹.

Na, es ist traurig, aber der Mensch schickt sich in alles und grüsst Euch beide herzlichst, ebenso wie seine Frau Lisbeth,


Euer August

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 59-60.
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