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[103] 22.IX.14


L.M., ich hab mich heut so gefreut über das Lebenszeichen von Dir, die 3 Paketchen. Mit Handschuhen bin ich jetzt gut versorgt, für Winter die blauen, für Herbst u. Regen undurchlässige Fäustlinge mit langer Manschette, die mir jem. aus Strasbourg mitgebracht hat. Die Kartentasche hab ich an m. Wachtmeister für 3 Mk verkauft. Stimmt der Preis ungefähr? Die ich schon habe, ist noch solider, drum behalte ich die lieber. Aber gar keinen Gruß hast Du hineingelegt! Du denkst wohl, ich habe alle Deine anderen Grüße und Briefe erhalten? Nichts, gar nichts bisher als die 2 nebensächlichen Karten, (Eßlinger u. von Dir) vor cr. 8 Tagen. Aber schön, daß die Paketchen angekommen, auch die Batterie ist mir sehr wichtig; Lampe dazu besitze ich schon. Das Wetter klärt sich früh Nachm. auf. Ich hatte mittags einen reizenden Ritt zu machen; die Vogesen haben etwas Liebliches u. Friedliches, man kann zuweilen gar nicht an den Ernst dieses grauenvollen Krieges glauben, – bis man es wieder mit eigenen Augen sieht!! Wenn Du mir von nun an was schickst, schicke nichts mehr von dem, was ich Dir angegeben (Tintenstift, Meldekarten etc. – ich werde mir solche Dinge selbst besorgen können), son dern was Dich freut, auch einmal ein paar anständige Cigarren, – man raucht hier furchtbares Zeug; Zigaretten schick nicht; ich rauche am liebsten die französ., die ich hier bekomme. Aber sonst sind wir für alles äußerst empfänglich! Bekäme ich doch bald ein Brieflein von Maman und Dir! ...

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 103.
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