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[105] 2. Okt. 14.


L.M., man hat mich heute dem Garnisonslazarett überwiesen, wo ich in sorgfältige Behandlung kommen soll. Meine neue Adr. ist also nicht mehr Jägerkas., sondern Schlettstadt, Garnisonslazarett Zimmer 9. Es war ganz nett, daß ich gestern in dem originellen Städtchen (noch viel mehr die Stadt ›Perle‹ als Insterburg) noch herumbummelte; aber ich fühlte mich nachts wieder so schlecht (Durchfall), daß ich mich heute einfach selbständig in's Garnisonslaz. begab u. mich dem Ob. St. Arzt vorstellte. Denn in der Jägerkas. kümmerte sich kaum jem. um mich; ich hätte mich dort unbekümmert erholen können, aber ohne rechte Aufsicht und Krankenkost. Hier bin ich in einem richtigen Krankenhaus unter bestand. Aufsicht. Wollen sehen, wie lang es dauert. Um wieder hinauszugehen, muß ich mich ganz gesund fühlen, sonst tu ich es nicht. Seid nun jedenfalls ganz beruhigt über meine Pflege u. Wohlergehen; es wird schon auch bald wieder besser gehen. Der schöne Herbsttag! Morgens war Nebel, dann glänzte auf einmal der Herbsttag auf. Essen m. Rehkinder auch Kastanien? Hier liegen alle Wege voll. In den Frostnächten springen sie auf u. fallen ab. Grüße u. Küsse Euch Drei u. Dir bes. v.D. Fz.

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 105.
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