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[192] 7.II 16


Liebste, heut nur kurz wegen Russl; ich werde Lina schreiben, daß sie Russl weggibt, an Schneiderhans oder Schuster oder sonst im Dorf. Sie soll ihm dann ab und zu Leckerbissen bringen. Ich zahl gern für den guten alten Kerl eine kleine Pension. Behalten soll sie ihn auf keinen Fall. Findet sich keine nette Gelegenheit, ihn in Pension zu geben, dann soll Schuster ihm eine ehrliche Kugel geben, – besser es geschieht, wenn ich nicht da bin und Du auch nicht. Aber ich fand ihn das letztemal so greisenhaft geworden, daß der rasche Tod wirklich keine Grausamkeit ist. ... Etwas sagst Du sehr wahr: Berlin ist richtiger Seuchenherd schlechter Vaterlandsbazillen. Ein dritter Winterfeldzug? Glaub ich nie! Das zu denken ist einfach unorganisch. Dieser Sommer entscheidet. Daß ich je als Artillerie-Beobachter kommandiert werde, ist gänzlich unwahrscheinlich. Der General wäre sofort dagegen. Dazu sind jetzt viele Jüngere da. Mit Küssen und Liebe Dein Fz. M.

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 192-193.
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