18.

Keines Lobes ist bedürftig

Dieses herrliche Gedicht:

Sucht wohl Jemand einen Führer

Bei der Sonne hellem Licht?

Voller Beifall sei dem Pinsel

Eines Malers dargebracht,

Der die Jungfrau der Gedanken

Strahlen liess in solcher Pracht.

Nichts kann der Verstand ergründen,

Was da seiner Schönheit gleicht;

Nichts kann das Gemüth erschauen,

Was an seine Anmuth reicht.

Dies Gedicht, ist es ein Wunder,

Ist's erlaubte Zauberei?

Sang es eine Geisterstimme,

Bracht' es Gabriel herbei?

Keiner noch hat ausgesprochen

Ein so sinnig zartes Wort,

Eine Perle, dieser ähnlich,

Ward von Keinem noch durchbohrt.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 265-267.
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