19.

Du, o Monarch, du, o Gerechter,

Du Meer an Huld, du Leu an Muth,

Du, dessen Ruhme jede Ehre

Gebührt als wohlverdientes Gut!

Den ganzen Erdkreis hat bezwungen

Und üb'rall hin den Sieg gebracht

Der Ruf der dich Beglückten preiset,

Und deine königliche Macht.

Es haben über meine Lage.

Dich Geisterstimmen schon belehrt

Und dir gesagt, in Nacht und Dunkel

Sei meines Tages Licht verkehrt.

Was in drei Jahren ich erworben

Beim Könige und beim Vesir,

Das nahm in einem Augenblicke

Der Schlägelspieler »Himmel« mir.

Ich habe gestern Nachts im Schlafe

Als Traumgebilde mich geseh'n

Des Morgens an des Königs Stalle

Ganz in geheim Vorübergeh'n;

Und, angebunden, Gerste essend,

Befand im Stall ein Maulthier sich:

Es rüttelte am Futtersacke

Und sprach zu mir: »Erkennst du mich?«

Da ich mich nicht im Stande fühle

Zu deuten dieses Traumgesicht,

So thu' denn du es, denn an Scharfsinn

Vergleicht sich dir ein Zweiter nicht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 267-269.
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