20.

Meine Dichtkraft ist des Morgens,

Von Betrübniss übermannt

Und mit Abscheu auf mich blickend,

Schmählich mir davon gerannt.

Chōwărēsm und Oxusufer

Waren Bilder ihres Wahn's,

Und sie floh mit tausend Klagen

Aus dem Reiche Sūleīmān's.

Fort ist sie, die, wie noch Niemand,

Hat des Wortes Geist erkannt,

Und ich sah's, indess dem Leibe

Schmerzlich sich mein Geist entwand;

Und als ich ihr nachgerufen:

»Meine alte Freundin du!«

Sprach sie hart, ward ungehalten,

Floh und weinte laut dazu.

Und ich sprach: »Wer führt nun wieder

Freundlich ein Gespräch mit mir,

Denn der süsse, der beredte

Zuckermund entfloh von hier?«

Wie so oft hab' ich gebeten:

»Fliehe nicht!« Es nützte nichts:

Sie erfreut sich ja vom Herrscher

Keines freundlichen Gesicht's.

Rufe sie zurück, o Kaiser,

Durch ein hulderfülltes Wort!

Was beginnt nun die Verbrannte?

Trieb sie doch der Mangel fort.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 269-271.
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