15.

Seit dein Liebreiz die Verliebten

Lud zu des Genusses Mahl,

Gab dein Maal und deine Locke

Herz und Seele Preis der Qual.

Was verliebte Seelen leiden

Fern von dir, hat in dem Maass

Niemand auf der Welt erfahren,

Als die Durst'gen Kērbĕlā's.

Theure Seele! Kennt mein Türke

Nichts als Rausch und Trunkenheit.

Musst auch du vor allem Ander'n

Thun Verzicht auf Mässigkeit.

Weil die Zeit der Lust und Freude

Und des Wein's jetzt wiederkehrt,

So betrachte sie als Beute,

Sie, die nur fünf Tage währt.

Wenn des Königs Fuss zu küssen

Dir gelänge, o Hafis,

Ist in allen beiden Welten

Rubin und Ehre dir gewiss.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 37-39.
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