2.

Schau den Neumond des Moharrems,

Jetzt begehr' ein Gläschen Wein,

Denn nun tritt der Mond der Ruhe

Und das Jahr des Friedens ein.

Um der nieder'n Welt Gelüste

Streitet wohl der Bettler nicht:

Gib den Ball des Glück's dem Kaiser,

Du mein theures Augenlicht!

Halte hoch die Zeit in Ehren,

Die Genuss dir bieten mag,

Denn der Kraftnacht ist sie ähnlich

Und des Sieges hellem Tag.

Bringe Wein! denn es entbehre

Frohe Tage Jener nicht,

Der ein Gläschen Morgenweines

Aufgestellt als Morgenlicht.

Welche Art von Andacht passte

Wohl für mich, den trunk'nen Mann,

Der ich Früh- und Abendrufe

Nimmer unterscheiden kann?

Sorglos bist du um dein Treiben,

Herz, und ich besorge sehr,

Weil den Schlüssel du verloren,

Öffne man kein Thor dir mehr.

Füge, auf Genüsse hoffend,

Wie Hafis, den Tag zur Nacht,

Weil dir durch den Alleröffner

Dann des Glückes Rose lacht.

Schah Schĕdschā' sitzt auf dem Throne,

Weisheit herrscht und Recht besteht:

Strebe d'rum, dass Herz und Seele

Ruhe finden früh und spät.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 289-291.
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