17.

Wie kannst von mir du fromme Werke fordern?

Rief ich doch selbst die trunk'nen Männer her.

Als deine trunkene Narcisse herrschte,

Fühlt' ich, es gäbe keine Rettung mehr.

Erschliesse freundlich mir das Thor der Schenke,

Denn Nichts erschloss sich mir durch's Klosterhaus;

Das glaube mir; wo nicht, so bleibt es immer

Ein wahres Wort, und muthig sprach ich's aus.

Durch deine Augen liege ich? o Schenke,

Zerstört und in Ruinen da; allein

Ein Unglück das vom Freunde mir gekommen

Soll tausend Male mir willkommen sein!

Dein Wuchs – so sprach ich – ist dem Buchse ähnlich:

Doch trug es vielfach der Beschämung Frucht

Dass ich ein solches Gleichniss ausgesprochen,

Und eine Lüge dieser Art versucht.

Wenn du dich huldvoll meiner nicht erbarmest,

Empfindest du zuletzt der Reue Schmach:

Bewahre dr'um den Ort dir im Gemüthe

An dem ich dir von meinen Diensten sprach.

Dem Moschus ähnlich schwimmt mein Herz im Blute:

Geringeres hab' ich wohl nicht verdient,

Weil ich so stark mich irrte, und von China

Mit Seinem Haar zu sprechen mich erkühnt.

Zu Feuer bist du, o Hafis, geworden,

Allein den Freund ergriff es leider nicht:

Es ist als ob dem Ostwind ich erzählte

Dass keine Rose hält was sie verspricht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 251-253.
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