25.

Geht dein Traumgebild vorüber

An der Augen Rosenau'n,

Tritt das Herz an's Augenfenster

In der Absicht es zu schaun'n.

Komm, denn Perlen und Rubine

Streu' ich dir zu Füssen hin,

Schaffe aus des Herzens Schatze

Sie in's Augenmagazin.

Keinen Wohnort, deiner würdig,

Schau' ich rings in der Natur:

Ich nur bin's und dieses Auges

Heller Winkel ist es nur.

Als ich dich zuerst erblickte,

Sprach das Herz: »Wenn allenfalls

Unglück d'raus entsteht, so büsse

Für mein Blut des Auges Hals!«

Mich zerstören wollte Morgens

Meiner Thränen wilder Lauf:

Doch es hielt am Saum des Auges

Meines Herzens Blut ihn auf.

Weil ich deine Ankunft hoffte

Legt' ich, bis der Tag erschien,

Gestern Nachts des Auges Fackel

Auf die Bahn des Windes hin.

Habe Mitleid mit dem Harren

Jenes, der die ganze Nacht

Herzensblut durch's Augenfenster

Auf die Wange strömen macht!

Wenn du menschlich bist, so schiesse

Auf Hafis den Pfeil nicht ab;

Jenes Aug's das, herzdurchbohrend,

Manchem Mann den Tod schon gab!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 271-273.
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