31.

Zum Meer mach' ich das Aug' und werfe

Auf's Feld hinaus den Duldermuth,

Und werfe unter solchem Treiben

Das Herz tief in die Meeresfluth.

Aus sündigem, beklemmten Herzen

Seufz' ich nur Einmal auf; allein

In Adam's und in Eva's Sünde

Werf' ich dadurch den Brand hinein.

Des Himmels Pfeil hab' ich empfunden;

Gib Wein mir, dass, vom Rausch entbrannt.

Ich einen Knoten möge schürzen

Hoch auf Orīŏn's Köcherband!

Den Bodensatz des Glases spritz' ich

Hinauf auf diesen Wanderthron

Und fülle diese blaue Kuppel

Mit einer Harfe Jubelton.

Man trifft des Herzensglückes Summe

Nur wo der Herzensräuber weilt;

Auch will ich keine Mühe sparen

Bis dass ich jenen Ort ereilt.

Mond mit der Sonnenhaube, löse

Doch deines Kleides Schleifenzier!

Ich werfe dann, gleich deinem Haare.

Das düst're Haupt zu Füssen dir.

Hafis, ein Irrthum und ein Fehler

Ist's, sich zu stützen auf die Zeit;

Warum verschieb' ich denn auf morgen

Die Wonne die das Heut' mir leiht?

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 285-287.
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