42.

Jahrelang folgt' ich dem Pfade

Zechender Gesellen hier,

Bis ich, auf's Fětwā der Weisheit,

Eingekerkert die Begier.

Nach Ăncā's entfernter Stätte

Ging ich nicht auf eig'nes Glück:

Mit des weisen König's Vogel

Legt' ich diese Bahn zurück.

Sich enthalten, sich berauschen

Hängt nicht von uns Beiden ab:

Ich gehorchte dem Befehle

Den der ew'ge Fürst mir gab.

Durch die ew'ge Gnade hoff' ich

Einzugeh'n in's Paradies,

Wenn ich auch als Schenkenpförtner

Mich gar häufig brauchen liess.

Wenn ich alter Mann genossen

Joseph's theurer Gegenwart,

War's, weil ich im Trauerstübchen

So geduldig ausgeharrt.

Schatz der Wünsche! Deinen Schatten

Wirf auf's Herz, das wunde, mir,

Denn dies Haus hab' ich verwüstet

In der Leidenschaft zu dir.

Schenkenlippen nicht zu küssen

Nahm ich mir gar reuig vor:

Nun zerbeiss' ich mir die Lippe

Weil ich Thoren lieh mein Ohr.

Suche nur bei Gegensätzen

Die Frfüllung; denn, fürwahr,

Sammlung des Gemüthes fand ich

Nur durch jenes wirre Haar.[315]

Sitz' ich auf des Lieder-Diwan's

Ehrenplatz, was wundert's dich?

Diente doch durch viele Jahre

Einem Herrn des Diwan's ich.

Lass den ersten Strahl dich wecken,

Suchend, wie Hafis, das Heil:

Denn an Allem was ich wirkte

Hat das Glück des Coran's Theil.

Am gewölbten Himmelsaltar

Fühlet kein Hafis die Lust

Die ich, durch das Glück des Coran's,

Zu erwerben mir gewusst.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 313-317.
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