53.

Wenn ich als Diener auch

Des Kaisers mich bekunde,

So bin ich Kaiser doch

Im Reich der Morgenstunde.

Im Ärmel einen Schatz,

Den Beutel leer gelassen,

Bin ich das Wunderglas

Und bin der Staub der Strassen

Von Ruhe nüchtern zwar,

Allein von Hochmuth trunken,

Bin ich der Einheit Meer

Und bin in Schuld versunken;

Und lässt das Liebchen »Glück«

Den Blick hold auf mir hangen,

Bin ich, dem Monde gleich:

Der Spiegel seiner Wangen.

Bei'm König wachen Glück's

Bin ich durch alle Nächte

Als Wächter aufgestellt

Für seine Kronenrechte.

Sag' ihm: »Zu Nutze mög'st

Mein Streben du dir machen,

Denn ruhig schlummerst du,

Und meine Augen wachen.«

Mănssūr, der König, ist

Vom Orte unterrichtet

Nach dem ich das Gesicht

Des Strebens hingerichtet.

Aus Blut ein Leichentuch

Bestimme ich den Feinden;

Doch der Erob'rung Kleid

Bereite ich den Freunden.[343]

Die Farbe des Betrug's

Befleckt nicht meine Wange:

Ich bin der rothe Leu

Und bin die schwarze Schlange.

Sprich: »Was Ihr ausgeborgt

Das gebt zurück Hafisen

Du selbst gestand'st es ja

Und ich, ich hab's bewiesen.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 341-345.
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