68.

Ich kam ja nicht an diese Pforte

Auf dass ich Rang und Ruhm begehre:

Ich kam auf dass vor Missgeschicken

An diesem Ort ich sicher wäre.

Ich wandle nach dem Haus der Liebe,

Und fernher von des Nichtseins Strande

Kam ich den weiten Weg gegangen

Bis in des Daseins frohe Lande.

Ich sah den Flaum auf deiner Wange

Im frischen Grün, gleich einer Wiese.

Und kam, um dieses Kraut der Liebe

Zu holen, her vom Paradiese.

Mit einem solchen Schatz des Wissens,

Bewacht vom treuen Geist, dem Horte,

Kam ich, so dürftig wie ein Bettler.

Zu eines Königshauses Pforte.

Wo ist der Anker deiner Milde,

O Segensschiff, lass mich ihn finden!

Denn auf dies Meer der Gnade kam ich

Ganz eingetaucht in meine Sünden.

Der Glanz vergeht. O Wolke, tilge

Das Unrecht das ich mochte üben!

Ich kam ja, in das Buch der Thaten

Mit schwarzen Lettern eingeschrieben.

Hafis, befreie dich für immer

Von diesem wollenen Gewande:

Denn dieser Karawane folgend,

Kam ich mit einem Feuerbrande.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 379-381.
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