13.

Sieh, wenn du Rubinenwein geniessest,

Mondesstirnigen in's Angesicht,

Und, der Secte Jener widerstrebend;

Sieh nur stets auf Dieser Schönheitslicht!

Sie verbergen schlau gar manche Schlinge

Unter'm abgeflickten Mönchsgewand:

Sieh wie diese Träger kurzer Aermel

Werke üben einer langen Hand!

Um die reichen Garben beider Welten

Neigen sie ihr Haupt zu Boden nicht:

Sieh den Stolz und Hochmuth der aus Bettlern,

Der aus armen Ährenlesern spricht!

Nimmer löst der holde Freund den Knoten

Der auf seiner falt'gen Braue ruht:

Sieh wie herzbegabte Männer bitten,

Und wie spröd die Schaar der Zarten thut!

Ist denn Niemand der vom Freundschaftsbunde

Die Erzählung mir zu hören gibt?

Sieh wie alle Freunde und Genossen

Der gehofften Treue Pflicht geübt!

Das Gefangenwerden durch die Liebe

Gibt mir Mittel mich befreit zu seh'n:

Sieh wie Jene auf ihr Heil nur denken

Die mit Vorsicht stets zu Werke geh'n!

Liebe ist's die, ähnlich einer Feile,

Frei von Rost gemacht Hafisens Brust:

Sieh wie rein der Spiegel Jener glänzet,

Die sich reinen Glaubens sind bewusst.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 437-439.
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