17.

Morgen ist's; darum, o Schenke,

Fülle mir mit Wein ein Glas!

Spute dich, denn auch der Himmel

Kreiset ohne Unterlass!

Lass, bevor die Welt, die schnöde,

Gänzlich wird verwüstet sein,

Mich auch ganz verwüstet werden

Durch den rosenfarben Wein!

Aus dem Orient des Bechers

Stieg des Weines Sonnenlicht:

Willst du des Genusses Früchte,

Leiste auf den Schlaf Verzicht!

Wenn dereinst aus meinem Thone

Krüge formt des Himmels Hand,

O dann fülle mir den Schädel

Voll mit Weine bis zum Rand!

Nein, ich bin kein tugendhafter,

Bin kein reuig frommer Mann:

Sprich darum nur mit dem Becher

Voll von reinem Wein mich an!

Eine fromme Handlung übet

Wer, Hafis, den Wein verehrt;

Auf denn! Einer frommen Handlung

Sei dein Vorsatz zugekehrt!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 445-447.
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