9.

Weile doch, um Gotteswillen,

Bei den Kuttenträgern nicht;

Doch den unverständ'gen Zechern

Zeige frei dein Angesicht!

Denn auf dieser Kutte haftet

Gar so viel Unreinigkeit;

Doch das off'ne Kleid der Zecher

Lebe hoch für alle Zeit!

Bist du doch ein zartes Wesen,

Und erträgst es nimmermehr,

Dass ein Haufe Kuttenträger

Dich belaste drückend schwer.

Diese ssofigleichen Männer

Hab' ich nie betrübt geseh'n;

Doch nur Hefentrinkern möge

Reine Lust zur Seite steh'n!

Komm und sieh wie die Verruchtheit

Dieser Heuchlerrotte schon

Bluten macht das Herz der Flasche,

Brausen macht das Barbiton!

Nun du mich ganz trunken machtest,

Setz' dich nicht so nüchtern her;

Nun du Süsses mir gegeben,

Reich' mir keinen Gifttrank mehr!

Öffne das berauschte Auge

Und die Lippe, roth wie Wein,

Denn schon gährt der Wein aus Sehnsucht

Bald mit dir vereint zu sein.

Vor Hafisen's heissem Herzen

Nimm gar sorgsam dich in Acht!

Seine Brust gleicht einem Topfe

Der zum Sude ward gebracht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 427-429.
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