Großen Dank Herr Teufel.

[345] Dem ist nit also, meine fromme Kananäerinn, die Frau irret sich, die Weiber-Reden seynd nit allemal an dem rechten, Probstein gerieben, Zangen und Zungen beißen oft ihnen selbst eine Scharte, absonderlich bei dem Frauenvolk, welches mehrmalen redet, was da gesichtig, und doch nicht gewichtig, was da gewichtig, doch nit richtig, was da richtig, doch nit schlichtig; mit Erlaubniß, Frau Kananäerinn, euer Memorial ist nicht gar wohl gereimt, stilisirt, eure Bitt geht auf Stelzen, euer Anbringen scheint mehr deolugisch als theologisch, ihr schreit mit erhebter[345] Stimm unsern Heiland an, er soll euch bedrängtem Weibsbild helfen, um weil ihr eine junge Tochter habt, die übel vom Teufel geplagt wird, male a Doemonio vexaretur etc., übel! ei, das ist übel geredt, meine Frau, die Plag, so einem der Teufel anthut, ist nit übel, sondern gut; wessentwegen der Mensch nicht unfüglich sagen kann, großen Dank Herr Teufel; zumalen keine Kron im Himmel, die der Satan nit geschmiedt hat, also bezeugt es der h. Vincentius Ferrerius: es thut uns dieser abgesagte Feind wider seinen Willen nutzen.

Wie geht es Ihr Gnaden Hoch- und Wohlgeborner Herr etc., übel, sehr übel, male a Doemonio nio vexor, der Teufel hat mich vor 6 Wochen vom Pferd herunter geführt, also hab ich mir den linken Fuß recht gebrochen, welcher zwar durch Fleiß des Wundarztes wieder geheilt worden, allein hab ich mehrmalen unleidige Schmerzen, und gewiß nimmermehr einen gesunden Tag; daß dieß der Teufel gestift habe, und ein Unglück über den Hals gebracht, glaub ich gern, massen er dergestalten nit viel anderst umgangen mit dem Job, dem er die völlige Gesundheit genommen, allein das Wort Uebel in einem Buchstabenwechsel heißt so viel als Blüe, das Uebel ist eine Blüe, aus welcher viel Gutes wachset. Vorhin war bei diesem Monsignor das Beichten so rar, wie in einer Juden-Kuchel der Speck, es war bei ihm die Andacht so inbrünstig, wie die Eiszapfen im Januario, er ist die Woche einmal über das Vater unser kommen, wie die Gäns über den Haber, obenhin, ohne Gewinn, wie er aber in besagtes Unglück gerathen,[346] hat er sich alsobald mit einem stattlichen Opfer nach Zell verlobt, auch, sofern ihm Gott das Leben werde fristen, hinfüro alle Monat wenigst einmal eine reuevolle Beicht verrichten, das Officium oder Tagzeit von der unbefleckten Mutter Gottes täglich beten, ja von selbiger Zeit an, weil ihm die Gesundheit nicht mehr in voriger Vollkommenheit, pflegt er sich von allen vorhin gewöhnlichen Gesellschaften abzusondern, und da er sich vorhin in stetem Hetzen und Jagen, auch an heiligen Tagen geübt und verliebt, dermalen läßt er Füchs und Hasen seyn, und ergötzt sich mit dem Lamm Gottes, welches hinweg nimmt die Sünden der Welt; auf solche Weis' ist ihm der Teufel nutz gewest, und gleichwie aus dem Gift der Medritat wird, also weiß der vorsichtigste Gott aus dem Bösen etwas Gutes zu schmieden.

Sattsam ist bekannt der wunderbarliche Schwemmteich zu Jerusalem; bei dem sich eine große Menge der armen, kranken und presthaften Menschen hat aufgehalten, zumalen besagtes Wasser diese Eigenschaft hatte, daß, wann es der Engel bewegt, der erste, so darein gestiegen, von allem seinem Zustand erlöst und kurirt worden, hat demnach nicht das klare, sondern das trübe Wasser die Gesundheit gebracht.

Gar viel Menschen seynd also gesittet und gesinnt, so lang es ihnen klar und wohl gehet, daß sie wenig an Gott denken, macht sie also das klare Wasser nit gesund; sobald ihnen aber der allmächtige Gott durch böse Engel, massen diese Gottes Schörgen und Henker seyn, ihren Wandel betrübt macht, da werden sie an der Seele gesund; Jonas der Prophet hat[347] Gott dem Herrn den Rucken zeigt, unterdessen sein Predigtamt resignirt, den Befehl Gottes als wie nichts geacht, und fein guter Ding also fortgeseglet, keine harte Straf im weichen Wasser ihm eingebildet, sobald ihn aber drei W überfallen, W Wetter, W Wasser, W Wallfisch, Domini est recordatus et clamavit etc., da hat er angefangen zu Gott schreien, gelt es lernt dich beten?

Ein mancher Studiosus befleißt sich mehr auf die 7 Todsünden, als auf die 7 freien Künste, und gilt bei ihnen mehr eine Sophia als die Philosophia, lebt und liebt, und labt, und lobt nach allem Wohlgefallen, schaut weniger an Himmel oder in Himmel, als ein blinder Maulwurf, dem seine einige Freud ist, in der Erde herum zu wühlen und buhlen; Gott der Allmächtige erlaubt, der schafft dem bösen Feind, daß er diesem perdocto, seducto, perito, parito, parato becca et boccalaureo eine Krankheit über den Hals bringt, welches der Satan, vermittelst natürlicher Wissenschaft, gar leicht richten kann nun mehrgedachter Federhaus in dem Federbett liegerhaft wird und der Kopf anfangt zu schmerzen, die Puls zu laufen, der Durst zu plagen, das Herz zu klopfen, die Knie zu zittern, die Händ zu zapplen, die Brust zu raßlen, die Aengsten zu quälen, die Ohren zu sausen, der Magen zu grußlen, und der Doktor zu zweiflen, Domini est recordatus et clamavit, da sangt er an zu Gott zu seufzen: O Gott! O Erlöser! nur dießmal auf, nur dießmal nit sterben, ich will einen bessern Wandel führen, ich will Cauponas und Capones meiden, ich will Vino et[348] Veneri absagen, ich will Cupidini und Cupediis absagen, ich will Trapplen und Tramplen verlassen, ich will ein heiliges Leben führen, ich will nimmer zum grünen Kranz ins Wirthshaus, sondern lieber zum Rosenkranz gehen, ich will nit mehr gassaten gehen, sondern den Weg Gottes, was mehr ist, mein Gott und Herr! ich will ein Geistlicher werden, und dir mein Lebtag in einem strengen Orden dienen. Mala, quae nos hic premunt, ad Deum ire compellunt, also geschieht gar oft, daß dasjenige Uebel, welches uns durch göttliche Zulassung der böse Feind anthut, uns zum Guten bringt, ja solche Unglück, welche der Satan schnitzlet, seynd mehrmal Sporn, welche uns zur Furcht Gottes antreiben, seynd Magnet, welche uns zur Andacht ziehen, seynd Fuß-Bänder, welche uns vom Uebel und Unrecht gehen abhalten, seynd Präreptores, welche uns lernen beten etc., ist also nit wahr, male a Doemonio vexor, sondern bene, großen Dank Herr Teufel, du nutzest uns viel.

Wie geht es, gestrenger Herr Junker? übel, sagt er, sehr übel, der Teufel hat meine Feind geritten, so lang, bis sie mich vom Dienst gebracht. Holla! das Wort Ibel heißt in einem Buchstabenwechsel, so viel als Blei, das Blei ist der Uhr viel mehr nützlich als schädlich, massen das schwere Gewicht machet, daß die Uhr recht gehet. Der Prophet Daniel hatte auf eine Zeit eine sehr geheimnußreiche Erscheinung, er sahe erstlich ein wildes Thier, nit ungleich einer Löwinn: Quasi leaena et alas habebat aquilae, aspiciebam, donec evulsae[349] sunt alae ejus, et sublata est de terra, et super pedes quasi homo stetit, et cor hominis datum est ei: Dieses Thier hätte Flügel wie ein Adler, nachdem ihm aber die Flügel ausgerissen worden, wurde es von der Erde erhebt, und nachmals zu einem Menschen worden. Herr Junker, dieser Spiegel ist für euch gemacht, so lang ihr in diesem kaiserlichen Dienst seyd gewest, habt ihr gelebt wie eine Bestia, euere Accidentia seynd kommen von des Kaisers Substanz, was den Deutschen Stilum anlangt, war euch keiner gleich, des Kaisers Silber leidt wohl öfter von dergleichen Erz-Dieben; im Evangelio steht nichts vom Nehmen, sondern vom Geben, date, quae sunt Caesaris, Caesari, gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist; bei euch aber hat es geheißen: nehmts dem Kaiser etc., so lang ihr in dieser Schmalzgrube seyd gesessen, habt ihr euch aus Hoffahrt und Uebermuth gar nit mehr gekennt, habt euch eingebildet, der babylonische Thurm sey um drei Spannen niederer als ihr. Euer Adjutorium simile, und Frau Gemahlinn rauschte im Taffet daher, daß sie mit dem seidenen Schweif eine ganze Gasse auskehrte, alle Tag hat man Panquet und Mahlzeiten gehalten, daß also furari und vorare selten ohne einander; nachdem aber der Teufel, nach eurer eigenen Aussag, eure Feind geritten, daß sie euch um den Dienst gebracht, und also die Flügel gestutzt worden, wie der danielischen Bestiä, sodann habt ihr euch von der Erde erhebt zu Gott, jetzt seyd ihr demüthig, aus einem Oberländer ein Niederländer worden, nach verlorenen Flüglen kein so großer Federhans mehr,[350] und schmeckt euch recht wohl, wann euch der Bauer einen guten Morgen gibt, nunmehr führt ihr einen frommen und guten Wandel, anstatt der Mahlzeiten liebt ihr den Gottesdienst, und hat sich euer Leben ganz umkehrt, wann ihr wäret beim Dienst verblieben, so wäret ihr den geraden Weg samt den eurigen zum Teufel gefahren, auf solche Weis', durch wunderliche göttliche Anordnung hilft wider seinen Willen der Teufel vielen in Himmel, er hält die Leiter selbst in Himmel, er schmiedt die Kron in Himmel, bene, non male a Doemonio vexor.

Es geschieht wohl öfter, daß uns das Böse etwas Guts ausbrütet. Plinius schreibt von Ferreo Jasone, wie daß solcher eine lange Zeit an einem Apostema oder einwendigen Geschwür unsägliche Schmerzen habe gelitten, wessenthalben er sich gänzlich entschlossen, in den Krieg zu ziehen, und an der Spitz der Armee zu stehen, damit er nur einmal den besagten Wehtagen ein Ende mache; wie es dann nit gar lang angestanden, daß gedachter Jason von einem Degen eine große Wunde empfangen, die allem Gedunken nach tödtlich scheinte, wovon er aber nit allein nit gestorben, sondern es ist ihm durch solche Wunden das so gefährliche Apostema geöffnet worden, und solchergestalten er zu gewünschter Gesundheit gelangt, dant vulnera vitam, die Wunden machen einen Gesunden.

Kaiser Paleologus, in dem vierzigsten Jahr seines Alters, hat einen so schweren Zustand bekommen, daß er ein ganzes Jahr mußte zu Bett liegen, auch war nach Aussag der Leibärzte keine Hoffnung mehr[351] seines Aufkommens, bis endlich ein verständiges Weib sich angemeldt, und der Kaiserinn einen zwar seltsamen, jedoch heilsamen Rath geben, wofern sie wolle, daß Ihre Majestät der Kaiser wieder zur vollkommenen Gesundheit komme, soll sie ihn öfter zum Zorn und Unwillen erwecken, damit hierdurch die Phlegmatici Humores und allzuschweren Feuchtigkeiten vom Haupt sich abschälen, und in die Nieder sinken. Der Kaiserinn thät solches Weiber-Recept nit mißfallen, sondern alsobald solche Curam an die Hand genommen, den guten Kaiser dergestalten geplagt mit Stich-Reden, mit Vieh-Reden, mit Trutz-Reden, mit Stutz-Reden, mit Fopp-Reden, mit Topp-Reden, mit Schmach-Reden, mit Lach-Reden, daß er schier vor Zorn aus der Haut gefahren; für ja sagte sie nein, für Wasser reichte sie Wein, für Messer gab sie Löffel, für Hansl verstund sie Stephel, für Becher setzt sie Schißlen, für Fleisch kocht sie Fischlen, Summa, in allem thät sie ihm zuwider. Das hat dem Kaiser eine solche Cholera erweckt, daß er mehrmalen feuerroth im Angesicht vor lauter Gift worden, aber solches hat in kurzer Zeit so viel ausgewirkt, daß alle kalten Feuchtigkeiten vertrieben, und er zu völliger Gesundheit mit höchstem Trost des ganzen Reiches gelanget. Majolus colloq. de contingen. Hat also diesem großen Monarchen das Plagen nit wenig genutzt, dem Gold nutzt der Hammer, dem Menschen nutzt der Jammer, der verlorne Sohn wär wohl nit gut worden, wanns ihm nit wär übel gangen; dem Weinstock nutzt das Schneiden, dem Menschen nutz das Leiden. Ignatius Lojola hat niemalen so heilige[352] Gedanken geschöpft, als da er im Feld stark verwundt worden, dem Ballen nutzt das Schlagen, dem Menschen nutzt das Plagen; Augustinus hat niemalen gedacht, von seinem Irrthum abzustehen, als wie er von einer gefährlichen Krankheit überfallen worden, der Mensch pflegt meistens gut zu thun, wann es ihm, bös gehet; wann demnach der Satan dir und mir was Böses zufügt durch göttliche Zulassung, so kann ich fugsam sagen: hab Dank, Herr Teufel!

Wie geht es Jungfrau Rosina? übel, sagt sie, eine Hex hat mich also verzaubert durch ihre Teufels-Kunst, daß ich schon drei Jahr muß ganz bucklet daher gehen, und fahrt mir ein Geschwür um das andere im Gesicht auf; ich glaub, unsre Nachbäurin sey diese Bestia gewest, dann sie war mir wegen eines jungen Kerls, welcher mir wohlgewogen, erschrecklich neidig, das Teufels-Vieh; gemach meine Jungfrau, daß sie nicht in Graben fallt, das Wort Ubel in einem Buchstabenwechsel heißt so viel als Beul, das Ubel ist ein Beul und ein Hacken, welche manchem Menschen die Gelegenheit zum Sündigen abstutzet, wann ihr Jungfrau Rosina durch des Teufels Nachstellungen nit wäret zu solchem Elend und Ungestalt kommen, so wäret ihr schon eine de communi non Virginum, der lateinische Freitag hat bei euch viel golten, und schon längst der Schnee in Schön verkehrt worden, hat euch also der Teufel sehr viel genützt. Eine junge Tochter eines sehr ungestalteten Gesichts und häßlicher Gestalt ist auf eine Zeit in einen Wald hinaus gangen, ihr Elend daselbst ganz alleinig zu beweinen, um weilen ihr die Natur so ungnädig[353] und ihr eine solche Larve gespendirt, wovon alle Augen sich entsetzen, indem sie nun also herzlich ihr Elend betrauert, nimmt sie wahr, daß der nächste Baum von freien Stucken sie anrede, mein Miedl, sagt er, warum so kleinmüthig? du mußt dir solches Unglück nit also zu Herzen nehmen; schau, da neben meiner seynd die schönsten Bäume gestanden, welche alle wegen dero guten und geraden Gestalt seynd erbärmlich umgehauen worden, und da gleich auf der nächsten Brücke liegen sie, und seufzen allezeit, so oft ein schwer geladener Wagen über sie geht; ich aber, weil ich krump, knopert und wurmstichig, bin unverletzt geblieben; also mein Miedl, wann du eine schöne Gestalt hättest gehabt, du wärest schon längst zu Grund gangen, du wärest bei Zeiten eine Zeitige, und mit einem Wort eine lautere Unlautere worden, du verstehest schon; weil du aber schändlich und wild, also bist du von schlimmen Ansuchungen befreit, und folgsam nit viel Gelegenheit zum Bösen.

Wäre der Widder des Abrahams nit mit den Hörnern in einer dicken Dornhecke hangen geblieben, vielleicht wär er nit zu einem göttlichen Opfer worden, vielleicht hätte ihn der Wolf gefressen; steckte mancher Mensch nit unter den Dörnern der Trübsalen und Widerwärtigkeiten, würde er sich etwann übernehmen, und von einem Laster in das andere fallen, der Teufel samt seinem Hexenbrut hat alle deine Aecker und Weingärten zu Grund gericht durch Schaur und Hagel, und Ungewitter? beklag dich dessenthalben nit, dann es dir sehr viel Nutzen bringt, dann anjetzo vergeht dir das Spielen, dermalen thust nicht mehr so übermässig saufen,[354] gelt es lernt dich die Flügl henken. Hätte der Teufel den weltkündigen Apostel Paulum nit also geplagt, und unaufhörlich beunruhiget, wäre derselbe vermuthlich zu Grund gangen, hat ihn also der Satan bei seiner Heiligkeit erhalten. Hab Dank Herr Teufel!

Die Esther war das allerschönste Juden-Mädl, wessenthalben sie so werth worden in den Augen des Königs Asueri, unter anderen ihren schönen Stucken seynd gewest die rothen Wangen, und rosenfarbenen Lefzen, roseo colore vultum perfusa, die christliche Kirche ist die allerauserwählteste und schönste Braut Christi, aber mit keiner Farb prangt sie also, wie mit der rothen Farb so vieler und fast unzahlbarer Martyrer, zumalen Causinus glaubwürdigst behauptet, daß über die eilf Millionen der h. Martyrer und Blutzeugen Christi gezählt werden. Wie prangt nit Rom mit dem h. Martyrer Stéphano, welcher um Christi willen sich versteinigen lassen, damit man nit allein die Armen für seelig ausschreie, beati pauperes, sondern auch die Steinreichen, wie prangt nit diese Welt-Stadt mit dem h. Martyrer Laurentio, welcher um Gottes willen sich auf einem glühenden Rost hat braten lassen, damit ihm der Himmel nit könne vorrupfen, er sey weder gesotten noch gebraten. Wie prangt nit Armenia mit dem h. Apostel Bartholomäo, welcher sich wegen des wahren Glauben hat lassen lebendig schinden, damit ihm der Himmel nit könne vorwerfen, er steck in keiner guten Haut. Wie prangt nit die Mutter aller Städt mit dem h. Martyrer Sebastiano, welcher sich Glaubens halber hat lassen mit gespitzten Pfeilen[355] durchschießen, damit ihm der Himmel nicht könne nachsagen, er sey nit spitzfindig gewest. Wie prangt nit Alexandria mit der heiligen Martyrinn Apollonia, welche ihres himmlischen Bräutigams halber ihr hat lassen alle Zähn ausreissen, damit der Himmel sehe, daß ihr die Zähn nit wässern nach dem Zeitlichen, sondern nach dem Ewigen. Wie prangt nit Cathana mit der h. Martyrinn Agatha, welche ihr hat lassen um Christi Ehr und Lehr willen ihre jungfräulichen Brüst ausschneiden, damit es der Himmel sehe, daß sie ganz offenherzig gegen Gott sey. Wie prangt nit Siracus mit der. h. Martyrinn Lucia, welche ihr hat lassen Glaubens halber die Augen ausgraben, damit sie nachmals desto besser könne Gott auf ewig anschauen. Wie prangt nit Würzburg mit dem h. Martyrer Kiliano, Augsburg mit dem h. Martyrer Quiriano, Trier mit dem h. Martyrer Crescentio, Prag mit dem h. Martyrer Wenceslaw, Costnitz mit dem h. Martyrer Paterno, Mainz mit dem h. Martyrer Albano, Regensburg mit dem h. Martyrer Emerano, Oesterreich mit dem h. Martyrer Colomano und Floriano etc., ganz Deutschland mit so vielen Martyrern und streitbaren Blut-Zeugen prangt nit wenig, dahero kein katholischer Staat anzutreffen, wo nit die h. Gebein der Martyrer Christi verehrt werden. So viel streitbare Kämpfer und Martyrer Albani, Bassiani, Datiani, Eutychiani, Feliciani, Gordiani, Herculani, Juliani, Luciani, Marciani, Nemesiani, Oceani, Pontiani, Quintiliani, Romani, Sabiniani, Tornani, Valeriani etc., seynd sie nit purpurfarbe Rosen in dem Garten der katholischen Kirche, seynd sie nit kostbare Rubin in der[356] Kron Christi, seynd sie nit schönste Korallen um den Hals der göttlichen Braut, seynd sie nit ritterliche Kämpfer unter den Fahnen Christi? ihr christlicher Heldenmuth, ihre unüberwindliche Starkmüthigkeit, ihre ruhmwürdigste Tapferkeit hat die Tyrannen getrutzt, die Pein und Tourmente verlacht, den wahren Glauben befestiget, die katholische Kirche vermehrt, das Kreuz Christi begleit, die Engel ergötzt, die Welt auferbaut, und den Himmel erfüllt, wer ist Ursach? der Teufel, dieser, dieser, dieser hat die Tyrannei erfunden, die Tyrannen Diocletiani, Martiani Maximiani, Valeriani, Aureliani, Juliani, seynd alle vom Teufel angespohrt, angefrischt, angehetzt worden, die Christen zu verfolgen, die Christen zu martern mit aller erdenklichen Grausamkeit, mit aller unmenschlichen Tyrannei, wann also der Teufel nit wäre, so hätte die christliche Kirch nit so viel Martyrer. deren, nach Causini Aussag, in die eilf Millionen gezählt werden; hab Dank Herr Teufel!

Robertus, Herzog in Normandia, war auf der Reis' begriffen in das h. Land, unterwegs aber ist er von einem so harten Zustand überfallen worden, daß er weder zu Pferd, noch weniger zu Fuß seine Reis' konnte fortsetzen, wessenthalben er Noth halber hat müssen in einer Senften und Tragsessel getragen werden, und zwar durch und von zwölf Saracenern oder armen Türken, welche in der Arbeit umwechselten, indem er nun also seinen Weg fortgenommen, hat er ungefähr einen aus den seinigen Unterthanen, welcher bereits in der Ruckkehr war aus dem h. Land, angetroffen, welcher, nach abgelegter demüthiger Reverenz,[357] den Herzog befragt, ob er nit was zu befehlen habe in seinem Land. Ja, antwortet hierüber der Herzog, sag du meinen Unterthanen, wann du wirst nach Haus kommen, daß du mich allhier habest angetroffen, wo mich die Teufel in das Paradeis getragen; er wollte so viel sagen, daß die unglaubigen Türken, als dem Teufel nit ungleich, ihn nach Jerusalem tragen. Aber in aller Wahrheit kann ernstlich gesagt werden, was dieser große Fürst scherzweis' geredt, daß nemlich einen die Teufel in Himmel und Paradeis helfen, dann all dero Verfolgungen, Versuchungen und Uebel, was sie dem Menschen anthun, seynd ein gewißer Tragsessel in Himmel. Leiden, meiden hier auf Erden, ist ein Zeichen seelig zu werden.

Jacob wollte ein Weib nehmen, aber eine schöne, reist demnach zu dem Laban, welcher zwei erwachsene Töchter zu Haus hatte, eine hat geheißen Rachel, die andere Lia, diese war ungestalt, jene aber wohlgestalt. Laban fragt den Jacob, welche ihm gefalle? ob er die Lia haben wolle, ei, so behüt mich Gott, sagt Jacob, hat sie doch stets triefende Augen, wie ein Schleif-Kübel, pfui! seynd ihr doch die Fenster angeloffen, wie in einer steyerischen Rauchstube, Auweh! hat sie doch ein paar Aug-Apfel, wie zwei Juden-Kerschen, nur diese nit, aber ihre Schwester wohl die Rachel, die ist ein hübsches Dirnl, da Laban, hast die Hand darauf, sieben Jahr will ich dir treu und redlich dienen um die Rachel, Parola! nach verflossenen sieben Jahren wollt Jacob die Braut heimführen, das Hochzeit-Mahl wurde sehr stattlich zugericht, die gesamte große Freundschaft thät sich einfinden, die Spielleut waren sehr emsig, der Tag[358] war in allen Freuden zugebracht, Jacob geht schlafen, und hofft seine schöne Rachel, aber der vortlhafte Laban führt ihm in der Finster die schändliche Lia in die Schlaf-Kammer, wie nun fruhe die schöne Morgenröth das Licht in die Kammer geworfen, und Jacob die vom Schlaf verdunkelte Augen gewischt, so hat er anstatt des Hui ein Pfui gefunden, ei der Laban hat mich wie ein anderer betrogen. In dieser Geschicht steckt ein großes Geheimnuß verborgen, welche uns zu einer guten Lehr und Unterricht dienet: es wollte Gott haben, daß der Jacob erstlich die Lia heurathe, nachmals die Rachel, das Schlechte gehet vor dem Guten, die Arbeit vor dem Lohn, die Vigil vor dem Fest, der Streit vor der Victori, das Leiden vor den Freuden, der Getümmel vor dem Himmel, Müheseeligkeit vor der Seeligkeit, Trübsal vor dem Himmelsaal; zwei Paradeis gehen nit aufeinander, es heißt patiar, ut potiar, mit Kreutzer hat Gottes Sohn den Himmel erkauft, so wird mans dir auch nit kiechlen, oportet pati, man muß leiden, laß dir das Muß schmecken, nimm nur einen Löffel voll, wer in Trübsal und Drangsal lebt, der hat ein Zeichen an sich der ewigen Auserwählung. Der Widder des Abrahams hat Gott gefallen, die Widerwärtigkeit des Menschen, die er geduldig ausstehet, gefallet nit weniger dem Allmächtigen, nutzet demnach der Teufel sehr viel, als welcher dem Menschen viel Widerwärtigkeiten zufüget, bene a Doemonio vexor, non male.

Wie ist Elias in das Paradeis kommen? wie? es antwortet die h. Schrift, daß er auf einem feurigen Wagen durch einen Sturmwind sey dahin getragen[359] worden, per turbinem. Wer in Himmel will kommen, der muß vorhero einen Sturm ausstehen, und etwas leiden; das Himmelreich ist gleich, sagt Christus der Herr, einem Saurteig, und nicht einem süssen Biscotten-Teig. Unser Herr hat seine himmlische Glori auf dem Berg Thabor seinen Apostlen gezeigt, also heißt es Bergauf, mit Mühe und Arbeit kommt man in Himmel: der h. Petrus ist durch einen Engel aus seinem. Arrest und harten Gefängnuß erlediget, und nach Jerusalem geführt worden, aber er mußte vorhero gehen per portam ferream, durch das eiserne Thor, willst in die obere Stadt Jerusalem, allwo der Platz und Schatz der Auserwählten ist, einmal kommen, so ist nothwendig den Weg zu nehmen durch das eiserne Thor, durch einen harten Wandel, durch kreuz und Trübsal, dann


Mit essen und trinken,

Mit faullenzeu und stinken,

Mit schlenklen und spazieren,

Mit leflen und galanisiren,

Mit springen und tanzen,

Mit liegen und rantzen,

Mit jagen und hetzen,

Mit complementiren und wetzen,

Mit Räppel und Schimmel,

Kommt man, weiß Gott, nit in Himmel.


Sondern durch leiden. Die Braut in dem hohen Lied Salomonis hat ihren liebsten und himmlischen Bräutigam im Bettl gesucht, aber nicht gefunden, nachdem sie aber von dem Nacht-Wachter brav ist abgeschmiert worden, und schmerzlich verwundt, sodann hat er sich gar bald finden lassen, woraus abzunehmen,[360] daß ohne Kreuz und Leiden man nicht könne zu Gott kommen. In dem Leben des h. Dominici wird registrirt, daß dieser h. Patriarch gar oft eine fromme Dienerinn Gottes, mit Namen Bona, habe heimgesucht, deroselben Beicht angehört, und sie mit dem höchsten Altar-Geheimniß gespeist, weil besagte Bona einen sehr schrecklichen Zustand hatte, also daß ihr die halbe Brust von dem Krebs verfressen, verlangte einsmals der h. Dominicus solche Wunde zu sehen, und nachdem er wahrgenommen, daß bereits die Brust verfault, und voller Würmel, sie aber gleichwol eines fröhlichen Angesichts, hat er von ihr ein einiges Würmel verlangt, welches sie ihrem h. Vater nit wollt abschlagen, allein er mußte das Bedieng eingehen, daß er solches wieder wollte zurück geben, nachdem er bereits das Würmel auf seine flache Hand gelegt, hat er samt allen Anwesenden wahrgenommen, daß dieses Würmel in das schönste orientalische Perl verkehrt worden, viel thäten es ihm widerrathen, daß er solches nit mehr zurück soll geben, aber Bona wollt kurzum ihr Perl haben, und nachdem solches Dominicus ihr wider eingehändiget, und sie solches auf ihr voriges Ort gelegt, ist es mehrmal in ein Würmel verwandelt worden. Dieser Bona, und vielen unzählbaren Servis bonis, und Dienern Gottes seynd alle Trübsal und Widerwärtigkeiten höchst angenehm gewest, ja die Apostel haben gefrohlockt, daß sie um Jesu willen zu leiden gewürdiget worden, die seraphische Theresia wollte entweders sterben oder leiden, Xaverius konnte nit ersättiget werden mit Leiden, weil sie wohl wußten, daß leiden hier auf Erden, sey ein Zeichen seelig zu werden.[361] Großen Dank dann Herr Teufel, daß wir von dir so viel leiden, daß du uns so viel Uebel anthust, großen Dank, dann dieß Uebel baut uns einen Weg und Steg in Himmel.

Das babylonische Feur hat den drei Jünglingen, Sidrach, Misach und Abdenago nit allein nit geschadt, sondern sie weit herzlicher und preiswürdiger gemacht, das baberlonische Feuer, welches der Teufel mehrmal anzündet durch Versuchungen in den Herzen der frommen Diener Gottes, thut nit allein keinen Schaden, sondern gereicht ihnen zum höchsten Lob, wann sie den Satan überwinden. Joseph ist durch die Versuchung der egyptischen Frau viel glorreicher worden, Franziscus ist durch die Versuchung, welche er zu Assis gelitten, viel herrlicher worden, dann als er solche zu dämpfen, sich nackend und bloß in einer Dornhecke herum gewaltzt, seynd alsobald an den Dornstauden, mitten im Januario die schönsten Rosen gewachsen, und noch auf heutigen Tag tragen gedachte Rosenstauden keine Dörner, die da verwunden.

Durch die Versuchung ist Thomas von Aquin weit angenehmer bei Gott dem Herrn worden, also zwar, daß auch die Engel, aus Befehl des Allerhöchsten, ihn mit der Gürtel einer ewigen Jungfrauschaft umgeben.

Der h. Bischof Ludovicus ist durch die Versuchung, die er durch des Teufels Antrieb von einer Königinn in Frankreich gelitten, viel glorreicher worden, dann weil er besagte Königinn, welche einen unziemenden Ansuch hätte, mit scharfen und grimmigen Augen angeschaut, hat Gott der Allmächtige zu einer zeitlichen Belohnung solche Augen 400 ganze Jahr unversehrt erhalten.[362]

Der h. Dominicus ist durch die Versuchung viel preiswürdiger worden, nachdem ihm ein frecher Schleppsack zum Bösen alle Anleitung geben, hat er sich ganz ausgezogen, und auf glühende Kohlen sich gelegt, damit er dergestalten Feuer mit Feuer lösche.

Hab Dank Herr Teufel, weil du mit deinen Versuchungen der frommen Diener und Dienerinn Gottes ihre Verdienste nur vermehrest, ihre Tapferkeit im Streiten an Tag gibst, ihnen die Glori vergrößerst, ihnen die Gelegenheit zu der Geduld spendirest: Nescit diabolus, quomodo illo et insidiante et furente utatur ad salutem fidelium suorum, excellentissima sapientia.

Ein armer reisender Handwerks-Gesell nahm seine Herberg bei einem sehr gewissenlosen Wirth, welcher den Gästen mehrmalen mit der weissen Kreiden es gar zu braun machte, als nun auch dieses besagter arme Tropf erfahren, und sich hierüber in etwas beklagt, der Wirth woll doch nit sub ritu duplici mit der Kreide umgehen, sein Beutel ertrag nicht solche schwere Contributiones, ist solcher dergestalten in den Harnisch kommen, daß er nit allein gedachten Handwerks-Gesellen mit groben und harten Worten angetast, sondern ihm noch darüber drei Maultaschen dergestalten versetzt, daß ihm allemal der Kopf an die Wand geprellt, welches ungezweifelt dem armen Lappen ein unwerthes Echo gewesen, und dieses war der sauere Schlaf-Trunk, welchen ihm der Wirth hinterlassen. Nachdem der tolle Wein-Jud auch sich zur Ruhe begeben, ist dem armen Gesellen eingefallen, als habe er jedesmal wahrgenommen, so oft ihm der Kopf an die Wand der Mauer[363] anprellt, daß dieselbe hohl sey, massen aus dem Hall oder Klang leicht abzunehmen, fangt demnach an das Malter in aller Stille von der Mauer zu schaben, hebt nach Möglichkeit die Ziegl heraus, und findt in aller Wahrheit, daß alldort etlich tausend Gulden vermauert, das war ihm ein gefundener Handel, wormit er sich bei der Nacht davon gemacht, damit aber der Wirth dessen einige Nachricht habe, also schrieb er mit der Kreiden auf den Tisch folgende Wort:


Hab Dank Herr Wirth um die Flaschen,

Welche bereicht meine Taschen,

In dem Haus seynd theuer die Goschen,

Weil sie kosten viel tausend Groschen.


Fast: auf gleiche Art widerfahrt es dem leidigen Satan, welcher in allweg siehet und suchet dem Menschen zu schaden, unterdessen aber mit seinen Verfolgungen verursacht er den größten Nutzen; er hat gesucht durch den Cain dem Abel zu schaden, durch den Cham dem Noe, durch den Esau dem Jacob, durch die Schwalben dem Tobiä, durch den Pharaon dem Mosi, durch die Jezabel dem Eliä, durch die Knaben dem Elisäo, durch die Gefängnuß dem Jeremiä, durch die Löwen dem Daniel, durch den Antiochum denen Machabäern, durch den Herodem dem Joanni, durch den Simon Magum dem Petro, durch Neronem dem Paulo, durch Marcimonem dem Joanni, durch Itacum dem Matthäo, durch Astiagem dem Bartholomäo, durch Justinam dem Ambrosio, durch die Donatisten dem Augustino, durch Eudoxiam dem Chrysostomo etc., und gleichwohl hat er ihnen hierdurch nit geschadet, sondern dero Glori vermehrt, dann zu wissen, daß seine Verfolgung[364] oder Versuchung auf keine Weis' zu förchten, alldieweil dieselbe uns eine Ursach der Glori und Materei des Triumphs ist; also bezeugt der h. Ambrosius.


Hab Dank Herr Teufel!

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 3, S. 345-365.
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