Judas der lasterhafte Gesell wird durch Einrathung, Anspornung, mit Hilf und Anlaß des Satans zu solcher Verrätherei und größter Untreu angetrieben.

[298] Lucas der evangelische Maler dunkt seinen Pemsel in eine schwarze Farb und Kienruß, entwirft damit den garstigen Satan und bissigen Höllhund, wie solcher Schmutzengel den gottlosen Iscarioth eingenommen, folgenden Lauts: »Es nahete das Fest des ungesäureten Brods, welches Ostern genannt wird, und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten, wie sie Jesum tödten möchten, sie fürchteten sich aber vor dem Volk, es war aber der Satan in den Judam gefahren, der mit dem Zunamen Iscarioth genannt wird.« Wobei zu merken, daß der leidige Satan nit auf solche Weis' sey in den meineidigen Apostel gefahren, als wolle er dessen Leib besitzen, wie jenen elenden Tropfen in der Gerasener Landschaft, in welchem eine ganze Legion, das ist so viel als 6666 unreine Geister wohnhaft waren; noch auf solche Weis', wie er in dem König Saul getobet,[298] welchen er ganz unsinnig und rasend gemacht hat, sondern nach Aussag und Lehr unsers h. Vaters Augustini, auch nach Lehr des h. Thomä, ist der Satan nur in den Iscarioth gefahren mit seinen bösen Einrathungen, lasterhaften Gedanken und gottlosen Anleitungen, wodurch der verkehrte und vorhin schon diebische Judas zu mehreren Bosheiten angehetzt, und endlich gar zur Verrätherei des gebenedeiten Messiä angefrischt worden, was Uebel und Schaden in der ganzen Welt verursache.

Nachdem der allmächtige Gott mit dem kleinen Wort Fiat Himmel und Erd, mit diesen 4 Buchstaben die 4 Theil der Welt so wunderlich erschaffen, und aus dem puren Nichts erhebt, ist eine fast einhellige Meinung der h. Lehrer, daß dazumal der Allerhöchste auch die lieben Engel erschaffen, als reineste Geister, vollkommene Geschöpf und überherrliche Creaturen, weil aber Lucifer der fürnehmste wegen seiner so hohen Gaben sich übernommen, und kurzum wollte gleich seyn dem Allerhöchsten, also ist er, nachdem er die Güte des Himmels gar kurz genossen, mit allem seinen Anhang durch den Erzengel Michael und dessen gesamten Alliirten von dem Himmel verstoßen worden, wovon der meiste Theil in den Abgrund, als in ein ewiges Gefängnuß und Kerker, welcher die Höll genennt wird, verbandisiret. Einer unzahlbaren Anzahl aber dieser abtrünnigen Engel seynd auf der Welt, jedoch nicht ohne bei sich habender höllischen Pein verblieben, von welchen verdammten Larven und teuflischen Abentheuern so viel Uebles in der Welt erweckt wird.

Die katholische Kirch unter andern löblichen Segnungen[299] schreibt auch die Weis' und Manier, wie man solle den bösen Feind beschwören in einem bessessenen Menschen, und zwar anfänglich wird dem Priester auferlegt, daß er gleich den Namen des Teufels soll erforschen mit diesen Worten: »Ich befiehl dir unreiner Geist, durch die Geheimnuß der Menschwerdung, des Leidens, der Auferstehung, der Himmelfahrt unsers Herrn Jesu Christi, durch die Sendung des h. Geistes, und durch die Ankunft unsers Herrn zu dem letzten Gericht, sag mir deinen Namen.« Woraus dann folgt, daß die verdammten Geister gewisse Namen haben, die ihnen zwar nit wegen ihrer Natur, sondern wegen ihrer Operation und Wirkung geschöpft worden. Aus göttlicher h. Schrift und anderer Lehrer kann man wenig Namen finden solcher bösen Gespenster, außer diese: Lucifer, Leviathan, Mammon, Asmodäus, Belzebub, Belphegor, Baalberit, Astaroth, Abaddon, Merim, Rescheph, Beemoth, Belial, Lillit etc., welche alle, nach Beweisthum der Lehrer, lauter Fürsten und Regenten der anderen verdammten Engel seyn sollen; dann zu wissen, daß auch unter dem höllischen Geschwader und unreinem Kriegs-Heer eine Ordnung gehalten werde, und also einige Befehlshaber, andere Untergebene, dieser zu dem, der zu diesem verordnet, doch alle unter dem Lucifer, als einem Oberhaupt, welcher in Person Christum Jesum dreimal in der Wüste versucht hat, insgemein aber wird der böse Feind genannt ein Rebell Gottes, ein abtrünniger Engel, ein Betrüger der Menschen, ein Entunehrer des Himmels, eine Pest der Erde, ein[300] Schlücker der Seelen, ein Erfüller des Uebels, ein Verwüster des Guten, ein Aufbringer des Tods, ein Verschwender des Lebens, ein Feind des wahren Glaubens, ein Anhänger des Irrthums, eine Wurzel aller Fehler, ein Verwirrer des Friedens, ein Aufwiegler des Zwiespalts, ein Verfolger der Wahrheit, ein Vater der Lugen, ein Kind des Verderbens, ein Mörder zu Land und Wasser, ein Haupt der Gotteslästerer, ein Meister der Zauberer, eine Geburt der Sünd, eine verdammte Kreatur, ein schwarzer Mohr, ein grausamer Höllhund, ein Abgrund des Elends, ein wildes Abentheuer, eine alte Schlang, ein vergifter Drach, ein schädlicher Basilisk, ein unbändiges Vieh, eine ungestalte Larve, ein höllischer Raubvogel, ein blutgieriger Tieger, ein unersättlicher Wolf, ein brüllender Löw, ein giftiger Scorpion, ein stinkender Kothkäfer, eine abscheuliche Krot, ein verstohlener Rab, ein ungestalter Aff, und (so ihn meistens verdrießt) ein s.v. Sau-Zucker. Ich aber bleib bei dem Namen allein, und sag: der Teufel sey ein Schelm.

Anbelangend die Anzahl der bösen Feind ist solche unermeßlich groß, also daß auch etliche aussagen, weil der dritte Theil der Engel gefallen, daß sich die Zahl der Teufel in die hundert tausend Millionen erstrecke, da doch eine Million zehenmal hundert tausend in sich begreift; eigentlich aber, und mit wohlgegründtem Beweisthum, kann man die genaue Anzahl derselben nicht wissen, wohl aber ist aller Lehrer feste Meinung, als sey der Ort, so zwischen Himmel und Erd, ganz voll mit solchen verdammten Geistern. Lactantius halt gleichfalls darvor, sofern die verdammten Geister sollten Leiber[301] haben, würden solche höllische Mucken wegen ihrer unbegreiflichen Menge beim hellen Tag den allgemeinen Sonnenschein verdunklen, deßwegen ist kein Ort fast in der Welt, worin die verfluchten Mamelucken sich nicht aufhalten, und ihr einiges Absehen auf des Menschen Untergang haben, und du sagest noch: hol mich der Teufel!

Es bleibt nun wider die bethörte Lehr und grundlose Fabel des Alkoran, in rechter katholischer Wahrheit-Geschloß, daß die abtrünnigen Engel in ihrer verdammten Halsstärrigkeit auf ewig verharren, und nit, wie die in Irrthum verblendeten Arianer und Nestorianer vorgeben, daß die Teufel sich noch vor dem jüngsten Tag durch wahre Buß und Reu werden bekehren, und zur Gnad gelangen, sondern dero Willen und verbeintes Gemüth ist also wider den allmächtigen Schöpfer erbittert, daß sie auf ewig dessen Huld und Gnad gänzlich und hartnäckig ausschlagen, und weil sie dem höchsten Gott keinen Schaden können zufügen, also suchen sie ohne Unterlaß den Menschen, welcher zum göttlichen Ebenbild erschaffen, in allweg und unaussetzlich ins Verderben zu ziehen, gleichwie mancher von Rachgier angetriebene Bösewicht, wann er sich an jemand nicht rächen kann, wenigst sucht, dessen Behausung in Brand zu stecken; also, weil der verdammte Satan nicht bemächtiget ist, seinen Grimm an dem allmächtigen Gott auszulassen, bemühet er sich, allerseits, den Menschen als eine Behausung und Wohnplatz Gottes in das ewige Feuer zu werfen.

Die Gerasener waren gar übel zufrieden, wie bei ihnen Christus der Herr die Teufel mit Speck[302] tractirt, zumalen was anders für sie hätte gehört, die Sach hat sich also zugetragen: Dazumalen seynd zwei besessene Männer zu unserem Herrn geloffen, aus welchen die bösen Geister mit ungeheurem Geschrei den Herrn gebeten, er woll' doch ihnen die Licenz ertheilen, daß sie möchten in die nächste Heerd Schwein fahren. O ihr Sau-Narren! wollt ihr denn keine bessere Wohnung für euch, als diese wilden, gerießleten, stinkenden Thier? Es ist aber zu wissen, daß kein Thier einwendig wegen Lungel, Leber, Herz, Jugeweid dem Menschen so gleich, als wie die Schwein; indem nun diese höllischen Larven wußten, daß sie die Herberg bei dem Menschen müßten quittiren und verlassen, haben sie aufs wenigst begehrt, in dasselbe zu fahren, welches in etwas dem Menschen gleichet, dadurch ihren unersättlichen Haß und größten Neid gegen den Menschen zu zeigen, in welchem sie fast die Art und Eigenschaft haben eines grausamen Thiers, mit Namen Pardal, welches dem Menschen dergestalten aufsätzig, daß es dessen Contrafet und Bildnuß, auf das Papier gezeichnet, zu viel tausend Stuck zerreißt. Es ist nit so feind ein Napellus dem Leben, ein Raubvogel der Taube, ein Wolf dem Lämml, ein Fuchs der Henne, eine Krot dem Wiesel, ein Hund der Katze, ein Schneck dem Affen, ein Adler der Schildkrot, ein Storch der Fledermaus, eine Otter der Nachtigall, ein Magnet dem Knoblauch, wie der Satan dem Menschen.

Der h. Margarittä, wie sie nach ausgestandenen größten Tormenten in Kerker gestoßen worden, ist der Teufel wie ein grausamer Drach erschienen, und mit[303] aufgesperrtem Rachen sie verschlückt, nachdem sie aber das Zeichen des h. Kreuzes gemacht, ist solcher Drach mitten von einander zersprungen, und also Margaritta so unverletzt wie Jonas aus dem Wallfisch kommen. Ein andersmal ließ sich dieser Erbfeind wie der sehen in Gestalt eines Menschen, den aber die h. Jungfrau bei den Haaren auf die Erd niedergerissen, und ihn gezwungen zu sagen, warum er doch den Leuten, welche dem wahren Gott dienen, also aufsätzig sey? worauf der Teufel bekennt, wie daß er solches aus lauter Neid thue, dann er könn' es gar nicht sehen, noch gedulden, daß die Menschen, welche von schlechten Erdschrollen zusammen gepappt, sollen erhebt werden in Himmel, woraus sie auf ewig verstoßen werden.

Aus einer andern besessenen Person hat er neben vielen Sachen auch dieß bekennt: nachdem er durch so harte Beschwörung dahin getrieben worden, er solle sagen, was für eine Buß er wollte ausstehen, dafern er wieder möchte zur Seligkeit gelangen; ich, sagte der Teufel, wann es auch in meiner Gewalt stünde, wollte lieber mit einer Seel, die von mir verführt worden, in den Abgrund der Höll steigen, als in die himmlischen Freuden aufgenommen werden.

Des frommen Job seine Kinder seynd wohl müheselig zu Grund gangen, und ist ihnen ihr eigenes Haus zu einem Grab worden, und wo sie vermeint haben in guter Ding zu essen und trinken, seynd sie den Würmern zu einer Speis worden, damal war es wohl recht verhaust; aber wo? wie? wer? wer hat das Unglück angestift? wie hat es sich zugetragen? wo ist es geschehen? in dem Haus der Eltern, sonst waren[304] die an deren Brüder und Schwestern lustig, wohlauf, in aller guten Vertraulichkeit eins gezecht, die Jungfrauen auch? was dann, es gibt wohl mehr dergleichen Bibiana; wie nun die gesamten Gäst lustig und wohlauf waren, die Gesundheiten im besten Schwung, da erhebt sich ein gäher Sturmwind, welcher so stark getobt, daß er die vier Eck angegriffen, und das ganze wohlgebaute Haus zu Boden geworfen, mit dem war der armen Gäst ihre Zech bezahlt. Origines spricht, daß nit nur ein Wind sey gangen, weil alle vier Eck seynd angegriffen worden, sondern die Teufel geschwind wie der Wind haben auf allen Seiten zugeblasen, und wollt ein jeder der erste seyn zu diesem Verderben, ja sie empfinden hierin nit einen geringen Schmerzen, wann einer dem andern vorkommt in Peinigung der Menschen. Ingentem reputant dolorem, si prior illo alius praecedant ad ejus perditionem.

Zwei und siebenzig Jünger kommen mehrmalen zu unserem Herrn voller Freuden und Jubel, bringen zugleich die gute Zeitung, daß ihnen alles sehr wohl von statten gangen, was sie für ansehnliche Wunderwerk hätten gezeigt, sogar, welches ja zu verwundern, sogar, mein Herr, sagten sie, in deinem Namen seynd uns die Teufel unterworfen; worauf alsobald der Herr diese Antwort geben: Ich sahe den Satan vom Himmel fallen wie ein Blitz. Will nun jemand wissen, warum der göttliche Mund den Satan einem Blitz oder Donnerkeul verglichen? der erwäge wohl des Donners seltsame Eigenschaft, wie daß derselbe mehrmal nur das beste treffe; wie dann schon öfters geschehen, daß der Donner das Herz im Leib, den[305] Degen in der Scheid, das Geld im Beutel, den Wein im Faß, den Fuß im Stiefel, die goldene Kette am Hals, das Mark im Bein, den Kern in der Nuß getroffen, zerpulvert, zernichtet, und weder Schalen, noch Bein, noch Hals, noch Stiefel, noch Faß, noch Beutel, noch Scheid, noch Leib verletzt worden. Also ist auch der höllische Feind beschaffen, wie der Donner oder Blitz, nur das Beste aus allen Geschöpfen suchet er, nemlich den Menschen, und in dem Menschen die Seel, und in der Seel das Heil zu verderben und zu stürzen.

Dem h. Dominico hat der Teufel einsmal bekennt, daß ihm Gott habe vorgetragen, er soll ihm etwas erwählen aus seinen Geschöpfen; willst haben, sagt Gott, den Erdboden? der Teufel antwortet mit nein, ich bin nie ein Gartner oder Bauer gewest, will auch noch nicht anfangen; willst haben das Wasser oder Flüß, Meer, Teich, Bach etc., nein, sagt der Teufel, was ist mir das Baden nutz, ich werd doch nit weißer, zudem mag ich kein Fischer seyn; willst haben die Luft? auch nit, sagt der Satan, die Luft gehört für die Vögel, ich mag sie nicht aus ihrer Herberg verstoßen; willst haben den Himmel des Firmaments, worin und woran die schönen Stern und Gestirn? das laß ich wohl seyn, sagt der Teufel, da wär ich ein Narr, daß ich sollt diese runden Scheiben alleweil um und um treiben. Quid ergo vis, o mala Bestia? was willst du dann haben, o böse Bestia? nil aliud, nisi animas, nichts anders, antwortet die verdammte Larve, nichts anders, als Seelen.[306]

Ein abgedruckter Pfeil trachtet nit also nach dem Ziel, ein starker Stein nit also nach seinem Centro, ein durstiger Hirsch nicht also nach dem Brunnquell, ein Rab nicht also nach dem Aas, wie der Satan nach dem Menschen; er siehet, er sucht, er wüth, er flucht, er malt, er schreibt, er jagt, er treibt, er liebt, er lobt, er wüth, er tobt, er wacht, er sorgt, er wart, er borgt, er hupft, er springt, er pfeift, er singt, er fahrt, er reit, er kämpft, er streit, er fliegt, er geht, er kriecht, er steht, er los't, er paßt, er ruht, er rast, er schenkt, er schmiert, er kraust, er ziert, er grabt, er wuhlt, er kußt, er buhlt, er ruft, er winkt, er holt, er bringt, er gehet, er lauft, er beisset, er rauft, er macht, er bricht, er denkt, er dicht, er hockt, er sitzt, er schnauft, er schwitzt, er schaut, er fragt, er hetzt, er jagt, er kehrt, er butzt, er lacht, er schmutzt, er siedt, er brat, er mahnt, er rath, er weicht, er flieht, er schiebt, er zieht, er zährt, er zuckt, er stoßt, er druckt, er bellt, er beißt, er flickt, er reißt, er rehrt, er brüllt, er zecht, er spielt, er führt, er fahrt, er kratzt, er scharrt, er thut alles, alles, alles auf Erden, damit nur der Mensch soll sein werden, und du unbedachtsamer, elender, gewissenloser, unbehutsamer Mensch, rufest ihn noch, er soll dich holen? Wann dich Gott nicht behüt hätte, und sonders geschirmet hätte, so wär es schon längst geschehen.

Jene Gäst in dem Evangelio, nachdem sie eingeladen worden, seynd nit erschienen bei der Mahlzeit, sondern sich lassen mit unterschiedlichen Ausreden und Vorwand entschuldigen; ja, sagt einer, ich wär[307] gern kommen, aber ich hab einen Kauf eingangen wegen eines Maierhof, und dessenthalben hab ich dießmal nit können aufwarten. Der andere wendete vor, daß er Ochsen um sein baares Geld habe eingehandlet. Der Dritte war gar stark verhindert, dann er hab ein Weib genommen; seynd also diese drei eingeladenen Gäst ausgeblieben. Aber der Teufel ist gar nit vonnöthen einzuladen, es braucht kein Rufens, er kommt ungeladen, und wann es die Güte Gottes zuließe, so wäre dieser verdammte Geist augenblicklich und urplötzlich auf den Fluch und bethörten Wunsch da, und thät dich holen, und gib Acht, damit nit der so oft beleidigte Gott einmal über dich elendes Geschöpf verhänge, wie es schon mehrmalen geschehen ist.

In Sachsen hat eine junge und reiche Tochter einem wackeren, jedoch wenig begüterten Jüngling die Ehe versprochen, der Jüngling bedankt sich dessen bester massen, sagte aber, weil er dieses Geschlechts Wankelmuth wohl wußte, er glaub schier, sie werde ihr Wort nit halten; ich, sagte sie, ich soll einen anderen heirathen? wann ich einen andern nimm, als dich, so hol mich der Teufel am Hochzeittag. Was geschieht? mittler Zeit hat ein anderer ein Ansuchen gethan, und diese für eine Braut begrüßt; weil nun April und Weiberwill sich bald ändern, also hat sie diesem, weil er bei stattlichen Mittlen, das Jawort ertheilt: wessenthalben sie der erste öfters ermahnt, sie soll sich ihres Versprechens und harten Schwurs erinnern, ungeacht aber alles dieß mußte der erste mit dem Korb befriediget seyn, und führte der andere die Braut heim.[308] Der Ehrentag wird gehalten, die Mahlzeit ist herrlich, die Befreundten seynd wohlauf, die Gäst lustig, die Spielleut fleißig, die Gemüther fröhlich, der Wein häufig, aber die Braut wegen des nagenden Gewissens-Wurms war etwas traurig, man sucht aber auf alle Weis' solche aufzumuntern. Unterdessen kommen zwei, dem Ansehen nach edle junge Herren, in das Zimmer, welche man höflichst empfangen, auch sogar zu der Tafel gesetzt, haben es für ein sonders Glück aufgenommen, daß solche Gäst das Haus würdigen mit ihrer Gegenwart. Nach der Tafel ging der gewöhnliche Tanz an, man trug einem aus diesen Herren Ehr halber die Braut an, welche er mit aller Cortesi angenommen, und zweimal gar wacker und hurtig herum getanzt, nachmals in Gegenwart der Eltern, Befreundten, Benachbarten und anderen Gästen, die Braut mit einem erschrecklichen Heulen und Geschrei in die Luft geführt, und aus aller Menschen Augen entzogen; als den andern Tag mit höchstem Wehklagen von den Eltern die Braut gesucht wurde, seynd ihnen eben die gestrigen zwei Herren begegnet, der Braut Kleider und guldene Ketten eingehändiget, mit diesen Worten: in solche Ding haben wir von dem Allerhöchsten keine Gewalt gehabt, aber wohl in die Braut, worüber sie verschwunden.

O wie oft würde solches traurige Spectacul zu sehen seyn, wann nicht Gottes Barmherzigkeit dem Satan einen Zaun einlegte, wie oft würde dieß Wildschwein den göttlichen Weingarten verwüsten, wann nit der Höchste einen Zaun darum führte, wie oft würde dieser Feind die Stadt Gottes, welche der Mensch ist,[309] zerschleifen, wann nit der Allmächtige sie verschanzte, wie oft würde dieser höllische Raubvogel die Tauben des Herrn mit seinen Klauen zerreißen, wann nicht von obenher ein Schutz käme. Wär es ihm, diesem abtrünnigen Geist, erlaubt, so würde er auf einmal, wie Nabuchodonosor die drei Knaben, also er das gesamte menschliche Geschlecht in höllischen Ofen werfen, er thät auf einmal, wie der Engel des Senacheribs Kriegsheer, alle Menschen erwürgen, er thät auf einmal, wie der Ammon gesinnt war, die Hebräer, alle Adams-Kinder ausrotten, er thät auf einmal, wie Titus Vespasianus Jerusalem, die ganze Welt zu Boden stürzen, er thät auf einmal, wie die Hund das stolze Frauenzimmer Jezabel, alle Menschen zerreißen, er thät auf einmal, wie die Erd den Daton und Abiron, alle Menschen erschlücken, er thät auf einmal, wie Joab dem Alsalon, allen Menschen den Rest geben, er thät auf einmal, wie der Engel den Habakuk, nit in die Löwengrube, sondern in Abgrund der Hölle führen, und getraust dir noch zu wünschen: er soll dich holen.

Es seynd die verdammten Geister also erbittert über die Menschen, daß sie eine Freud und sonders Wohlgefallen empfinden, wann sie dieselbe verführen. Allhier ereignet sich nit eine geringe Frag, ob auch ein solcher von Gott und dem Himmel vertriebener Engel eine Freud oder eine Ergötzlichkeit könne haben, dann gleichwie ein Seeliger im Himmel auch von dem allermindesten Leid oder Traurigkeit nit kann ergriffen werden, also folgt, daß auch ein Verdammter und ewig Verlorener von der wintzigsten Freud nit kann beglückt[310] werden. Wie es dann zu verstehen, was der gekrönte David spricht: Quid tribulant me, exultabunt, si motus fuero: »Die mich plagen, werden frohlocken, wann ich sollte bewegt werden.« Auch schreibt Venerabilis Beda, daß es seye offenbart worden, wann die Teufel einige Seelen mit sich in die Höll führen, entstehe ein großer Jubel, ein unsinniges Lachen, ein allgemeines Frohlocken unter den Teufeln.

In dem hohen böhmischen Gebürg gegen Schlesien, hat sich vor wenig Jahren ein Teufel aufgehalten, welcher mehrmalen in unterschiedlichen Gestalten, auch gar oft wie ein Mönch den Reisenden daselbst das Gleit geben, und wann solche in der Wildnuß sich stark vergangen, und derentwegen wacker gescholten, hat sich dieser Bösewicht augenblicklich auf die höchsten Bäume, wie ein Vogel reterirt, und allda ein großes Gelächter, und höhnisches Frohlocken verbracht.

In der Grafschaft Horn ist ein Frauen-Kloster, worin der Teufel einen unbeschreiblichen Uebermuth erzeigt, neben anderen Dingen, die sich nit wohl schreiben lassen, hat er den Kloster-Frauen daselbst öfters anstatt Zucker Salz in die Zucker-Büchsen geschütt, die armen Frauen bei nächtlicher Weil dergestalten an die Fuß-Sohlen gekitzlet, daß sie, wann man ihnen nit wär beigesprungen, sich müssen zu todt lachen, er hat ihnen öfters das Bett mit Unflath besudlet, und noch darüber in allen Winklen ein Gelächter verbracht.

Es giebt auch die öftere Erfahrenheit, daß die Teufel aus den besessenen Personen ein großes und helles Gelächter über ein oder die andere vorgebrachte[311] Frag hören lassen, aus welchem dann vermuthlich zu schließen, daß diese abtrünnige Bösewicht einer Freud und Ergötzlichkeit fähig seyn; alles dieß mit sicherer Wahrheit zu entörtern, muß man wissen, daß die verdammten Geister, wo und wie sie sich immer in der Luft, oder auf Erden aufhalten, stets an sich, bei sich, in sich die Höll tragen, und von der Pein nit einen Augenblick befreit seyn, weil aber solche Pein ab- und zunimmt, also kann wohl zugelassen werden, daß in Abnehmung der Pein sie eine kleine Ergötzlichkeit genießen, dann ihre große Qual bestehet in dem Neid, wann sie nemlich sehen, daß ein Mensch, ein schlechter Erdschrollen in Himmel steigt, woraus sie so spöttlich verstoßen worden. So oft aber einige Seelen in das ewige Verderben durch sie kommen, ist folgsam der Neid nit mehr gegen diesen, die mit ihnen bereits verdammt und verloren seyn, dahero solcher entfallene Neid gegen diesen ein kleiner Nachlaß der Pein, massen solche im Neid bestehet, und dieses kann ein Contento, oder Freud der höllischen Geister genennt werden, also ist der Meinung der h. Thomas de Aquin.

Dannenhero nicht mit Unfug kann gesagt werden, des Teufels seine eigene Freud bestehe in Stürzung der Menschen, Verschwendung des Heils und Verlurst der Seeligkeit, und ist seine einige Freud, wann er dem Menschen zu Seel und Leib kann schaden, seine Freud war ihm, wie er den Adam und Eva hinter das Licht geführt, und ihnen vorgelogen, sie werden, wie die Götter werden, wessenthalben, spricht Procopius, cachinnabatur Daemon, hab der Teufel dazumal überlaut gelacht im Paradeis, seine Freud war[312] ihm, wie er in dem Haus Noe den Cham, in dem Haus Abraham den Ismael, in dem Haus Isaak den Esau, in dem Haus Jacob die sauberen Brüder, in dem Haus Putiphars sein sauberes Weib zum Bösen angestift; seine Freud war ihm, wie er den Pharao wider den Mohren, die Jezabel wider den Eliam, ganz Samaria wider den Elisäum, den Achab wider den Michäam, den Nabuchodonosor wider den Daniel, den Senacherib wider den Tobiam, die Phenenna wider die Anna, die Agar wider die Sara, den Saul wider den David, den Antiochum wider die Machabäer, den Herodem wider den Joannem, den Simon Magum wider den Petrum, die Juden wider Hat angesetzt, angefrischt, angespohrt: seine Freud ist ihm, wann er dir deinem Leib, deiner Seel, deinen Kindern, deinem Haus, deiner Wirthschaft kann einen Schaden zufügen, und hierzu ist er so geschwind, wie der Wind, in solcher Eil, wie ein Pfeil, und du rufest ihn noch, er soll dich holen.

Des Teufels bin ich. Wann man zuweilen die kleinen Kinder fragt, wem gehörst du? so geben sie mehrmal die Antwort, meinem Vater, nit übel geredt. Aber große Limmel, ungeschlachte Schiefernikl, ungeberdige Phantasten (ich kanns nicht Christen nennen) geben ohne fernere Nachfrag an Tag, wem sie zugehören, des Teufels bin ich, wann ich ihm das Ding schenk, des Teufels bin ich, ich hab es selbst um einen höhern Werth kauft, des Teufels bin ich, wann dem nit also ist etc. O ihr unbehutsame Adams-Kinder, ihr wißt ja gar zu wohl, wie die Pharisäer Christo dem Herrn ein Geld gewiesen, da sie ihn mit[313] Worten begehrten zu fragen, ob man dem Kaiser soll einen Zins geben? hat der Heiland alsobald gefragt, was vor ein Bildnuß auf der Münz? und wie sie gesagt, des Kaisers, wohlan, sagt der Herr, so gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Was tragt ihr sterbliche Menschen für ein Bildnuß an euch? Gottes ohne Zweifel, ad imaginem Dei, dann zu dessen Ebenbild hat er euch erschaffen, so gebt dann Gott diese Bildnuß, und laßt euch nit hören, des Teufels bin ich. Wißt ihr nit, was ihr in der h. Tauf durch den Göthen habt Gott versprochen? nemlich, ich widersag dem bösen Feind. Dannoch ist aus manchem ungewascheuen Maul nichts mehrers zu hören, als des Teufels bin ich; vernehmt ein wenig, wie der Teufel beschaffen.

Leopoldus, damalen Herzog in Oesterreich, welcher mit Ludovico aus Bayern, römischen König, viel Krieg geführt, begehrte auf eine Zeit von einem Schwarz-Künstler und Hexenmeister, daß er ihm soll den Teufel zeigen, dieser entschuldiget sich dessen, vorwendend, wie daß solches ohne merklichen Schaden nit könne geschehen; weil aber der Herzog noch inständiger verlangt, also hat er darein verwilliget, und in Gegenwart anderer den Teufel in so abscheulicher Gestalt in das Zimmer gebannt, daß Leopoldus alsobald aufgeschrien, satis est, es ist genug, worüber er krank in das Bett geführt worden, und bald darüber gestorben. So häßlich ist dieser Geist, und du willst noch des Teufels seyn?

Der Teufel hat die sieben Männer der Sarä, einer Tochter Raguelis, jämmerlich erwürgt.[314]

Der Teufel hat die Pest über Israel gebracht.

Der Teufel hat den Job um alles das Seinige gebracht, und zum elendesten Menschen auf Erden gemacht.

Der Teufel hat den Corinthium erschrecklich gepeiniget.

Der Teufel hat den Saul unsinnig gemacht.

Der Teufel hat den besessenen Menschen im Evangelio bald ins Wasser, bald ins Feuer geworfen.

Der Teufel hat die Apostel gereuttert, wie das Traid durch ein Sieb.

Der Teufel ist der Vogel gewest, welcher den guten Saamen in dem Evangelio hat aufgefressen.

Der Teufel hat die Tochter des Cananäischen Weibls erschrecklich gepeiniget.

Der Teufel hat, in Gestalt eines Bettlers, die erschreckliche Pest nach Ephesum gebracht, von Haus zu Haus das Almosen gesammelt, und vor das Deo gratias die Pest an Hals gehängt, bis er sich nachmals in einen großen Hund verändert, und die Stadt verlassen.

Der Teufel hat Anno 465 in Gestalt eines alten Weibs, die Stadt Constantinopel dergestalten in Aschen gelegt, daß vier ganzer Tag aneinander gebrunnen.

Der Teufel hat Anno 558 unter Regierung Ludovici II. die Stadt Mainz 3 ganze Jahr mit allen unbeschreiblichen Plagen beunruhiget.

Der Teufel hat Anno 1160 durch Zulassung und göttliche Verhängnuß, die ganze Stadt Freysing in Bayern verbrennt, wie er sich dann in unterschiedlicher Gespenstern Gestalt bei Tag und Nacht hat sehen lassen.

Anno 1551 in der Vigil Simonis und Judä, haben 5 Böhmen die ganze Nacht geschlempt, gesoffen,[315] gespielt, und etmal dem Teufel, welcher an der Wand dem h. Ertz-Engel Michael unter die Füß gemalt war, eins aus dem Vier zugebracht, zu Morgensfruhe hat man gefunden, daß ihnen allen der Teufel den Hals umgewürgt.

Der Teufel hat Anno 1585 in dem polnischen Markfleck Podlah, einen Menschen, um weil er frecher Weis' am Freitag Fleisch geessen, dergestalten grausam besessen, daß er ganz unsinnig worden, ihn endlich auch gar erwürgt.

Anno 1595 hat der Teufel einen Prädikanten in Schweizerland, weil er wider das Gnaden-Bild der Mutter Gottes zu Monte Real spöttlich geredt, in Gegenwart aller Leut von der Kanzel geholt.

Im Mainzerischen Gebiet hat ein junges Mädel einen Trunk begehrt, worüber ihr die Mutter zu trinken geben, jedoch mit dem Fluch, trink, daß du den Teufel trinkest! welcher alsobald in sie gefahren, und sie, wie ein glühender Brand, im Leid gepeiniget.

Zu Wien in Oesterreich unter dem Landhaus, zu Prag in Böhmen, zu Rom in Italia, zu Luca in Wälschland, zu Paris in Frankreich, zu Neapel in Sicilia, und an vielen andern unterschiedlichen Orten wird man noch zeigen die Wahrzeichen, wir der Teufel einige geholt hat, oder sie erschrecklich gepeiniget, und du willst noch des Teufels seyn?

Es gibt Wald-Teufel, die heißen Fauni und Silvani, es gibt Garten-Teufel, diese heißen Dusii, es gibt Gassen-Teufel, die heißen Tulii und Sarpedones, es gibt Straßen-Teufel, und diese heißen Alastores, es gibt Stuben-Teufel, und diese heißen Maues,[316] Lemures, Genii, es gibt Kammer-Teufel, und diese heißen Aschamad, es gibt Pest- und andere Krankheiten Teufel, und diese heißen Amens, Magalesius, Ormenus, Lico, Nison, Mimon etc., es gibt Seiten-Teufel, diese heißen Poredri, es gibt Zorn- und Furi-Teufel, und diese heißen Catabolici, es gibt Wahrsag-Teufel, und diese heißen Pithones, es gibt Fopp-Teufel, und diese heißen Euricleä, es gibt Freß-Teufel, und diese heißen Eurynomi etc. Ja, es ist kein Ort, wo nit die Teufel in Luft, im Feuer, im Wasser, auf Erden, in der Erden, in unzahlbarer Menge sich aufhalten, sie stehen, sie sitzen, sie kriechen, sie fliegen, sie gehen um dich, sie seyn ober deiner, unter deiner, bei dir, um dich, auf dem Löffel, auf der Gabel, auf der Feder, auf dem Gläßl, auf dem Kleid, auf der Nasen, auf den Ohren, auf dem Maul, auf dem Kopf etc., oft in Gestalt der Mucken oder Fliegen, oder Würmel, oder Sonnen-Sträubl, oder Luft, oder Rauch, oder Nebel, oder ganz unsichtbar, und er wart nur auf die Licenz, Erlaubniß und Verhängnuß Gottes in dich zu fahren, dich zu zerreißen, dich mit Leib und Seel in das Verderben zu bringen, und willst noch des Teufels seyn?


Des Teufels sein einiger Gedanken ist, dich zu foppen.


Dieser elende Fürst der Finsternuß ist sehr arm und dürftig, hat weniger Geld als ein Bettler auf der Straße, Gold und Silber findt sich in seiner Habschaft nit, seine Groschen münzen ihm die Gaißböck, seine Thaler die Roß, und seine Dukaten die Esel; Schatz und Reichthum gehören dem allmächtigen Schöpfer[317] zu, wie er selbsten bekennt durch den Propheten Hagäum: Meum est argentum, et meum est aurum etc. Der Teufel aber hat nichts, und ist dieses verruchten Schlampen sein Heirath-Gut die Armuth, und so er den bethörten Menschen, etwas spendirt, ist selbiges meistens eine verblendte Sach. Desgleichen hat gethan der böhmische Zauberer Zitho, welcher durch des Teufels Kunst einem Bäcken dreissig Schwein verkauft, und als er solche durch einen Bach getrieben, seynd anstatt der Schwein dreissig Stroh-Schüppel daher geschwommen.

Was für wunderseltsame Aussagungen und Erkanntnuß seynd nit ergangen verwichenen Jahren allhier im Steyermark von dem Hexen- und Zauber-Gesind? daß man hiervon ein großes Buch konnte verfassen. Nur von Anno 1675 bis in dieses laufende Jahr 1638. Eine bekennte, daß sie über 800 mal in einem mit zweien Rossen bespannten Kobel-Wagen oder Kutschen sey ausgefahren in der Höhe über Berg und Thal, nachmals an einem bestimmten Ort sehr herrlich tractirt worden; nach vollendeter Mahlzeit mit ihrem Liebsten, dem Teufel, welcher in schwarzem Sammet aufgezogen, und ausländerisch geredt, in alln Wohllüsten gelebt, und als sie ein großer Durst über fallen, auch derentwegen einen guten Trunk begehrt, sey alsobald ein schwarzer Gaißbock vorhanden gewest, welcher sein s.v. unreines Wasser in eine silberne Schale fallen lassen, so ihr nit anderst vorkommen, als wäre es der alleredleste spanische Wein. Ei, daß dir es der Teufel gesegne!

Eine andere sagte aus, daß sie sehr oft, die Zahl[318] wär ihr eigentlich nicht bewußt, samt vielen ihren Benachbarten und Bekannten in Gestalt großer Vögeln als da seyn: Raben und Alstern, seyen ausgeflogen, und an einem gewissen Ort ihren gewöhnlichen Gespäß vollzogen, und weil dazumal eine neue Braut darbei, welche das erstemal mit dieser Gesellschaft ausgefahren, indem sie ihrer Gedanken nach gar stattlich tractirt wurde, sagte sie aus unbehutsamer Weis' Jesus Maria, so hab ich mein Lebtag nie so wohl gelebt! worauf der Teufel sie alle verlassen, und seynd ihrer 18 Person sitzen geblieben, unweit einer Schinder-Hütte bei einem verreckten Schimmel, der bereits schon halbentheil von ihnen verzehrt war. Der Teufel sey da ein Gast!

Ein Mann mit zwei und achtzig Jahren hat bekennt, daß er bereits ein und sechzig Jahr bei diesem saubern Handwerk, aber niemalen ein größern Gespäß gehabt, als dazumalen, wie bei einer nächtlichen Zusammenkunft am Tag vor St. Veits-Tag, der Teufel ein altes Weib, weil dazumal ein Leichter abgangen, auf den Tisch geworfen, und ihr s.v. eine große Kerze in den hintern Leib gesteckt, welcher gestalten sie dritthalb Stund müßte leuchten, und haben alle Anwesende gänzlich darfür gehalten, als seye es von guter getriebener Arbeit ein silberner Leuchter. Der Teufel butz das Licht!

Ein Mädl von 14 Jahren hat ohne Tortur bekennt, wie daß sie aus Befehl des Teufels zu Lonkowiz die allerheiligste Hostie aus dem Maul heraus gezogen, selbige nachmals bei der Zusammenkunft in eine Grube geworfen, allwo solche unmenschliche Schand-Thaten vorbei gangen, welche keine ehrliche Feder getraut[319] zu beschreiben. Unter andern hab sie einmal von ihrer gehabten Mahlzeit eine ganze Pastete mit sich nach Haus getragen, des Willens, ihrem jüngern Brüderl den andern Tag etwas darvon zu spendiren, und siehe, zu Haus habe sie befunden, daß sie nichts anders mit sich gebracht, als einen alten halb verfaulten Stiefelbalg, worin drei verreckte Ratzen und etliche Erdmäus' lagen. Der Teufel freß solche Bißl!

Einer dieses Handwerks, hat ausgesagt, ein Weber, wie daß er aus Kleinmüthigkeit und äußerster Armuth seine Zuflucht genommen habe zum bösen Feind, welcher ihm dann in Gestalt eines vornehmen Kavaliers mit roth und grünem Federbusch auf dem Hut erschienen, ihm allen Reichthum und Beihilf verheißen, dafern er die allerheiligste Dreyfaltigkeit wolle verwerfen, die Tauf, und alle h. Sacramente verachten, der Mutter Gottes und allen Heiligen absagen (welche Ceremoni bei allen Hexen gewöhnlich) und ihn für einen Gott und Herrn erkennen. Nachdem nun der elende Tropf alle diese verruchten Ding eingangen, und mit dem Teufel bei unterschiedlichen Hexen-Tänzen erschienen, hat er einest gar inständig von dem Satan verlangt, er wolle ihm doch mit Geld-Mittlen verhilflich seyn, worauf der Teufel ihm eine ganze Truhe voll mit Reichs-Thaler und Silber-Kronen vorgestellt, daraus nach Belieben zu nehmen, er aber habe die beeden Säck also gestrotzt angefüllt, daß ihm unterwegs der Hosen-Nestl zerrissen, und also den Hexen und altem Geflügelwerk, welche stracks nach seiner geflogen, ein großes Gelächter verursacht; nachdem er aber nach Haus kommen, hab er nichts anders gefunden, als Blätter und zerbrockte[320] Dannzapfen. Der Teufel hol die Münz! Hundert und aber hundert, und über hundert dergleichen Begebenheiten konnten beigebracht werden, woraus nur sattsam erhellet, daß des bösen Feinds sein Gedanken nur ist, dich zu foppen. Er tractirt wenig mit kälbernem Brätl, wie Abraham die Fremdling, wenig mit gebratenem Kitzl, wie Rebecca den Isaak, wenig mit gutem Koch, wie der Habacuk den Daniel, wenig mit feisten Wachtlen, wie Gott die Israeliten, wenig mit Linsen-Koch, wie Jakob den Esau, wenig mit Milch, wie Jahel den Sisaras, wenig mit Bratfisch, wie Christus die Apostel, sondern anstatt Feder-Wildprät, gibt er Mistsinken, anstatt Speck, gibt er Schwamm, anstatt Rebhünnl, gibt er Rabenhünnl, anstatt Confect, gibt er Kuhfect, anstatt Lerchen-Fleisch, gibt er Mörchen-Fleisch, anstatt Allobatritta, gibt er Ollam putridam, anstatt Auer-Hahn, gibt er Mauer-Hahn, anstatt Wein von hieraus, gibt er Wein von Brund-dus. Pfuy Teufel! anstatt Reichthum, gibt er Irrthum, anstatt Batzen, gibt er Botzen, anstatt Seiden, gibt er Kotzen, anstatt Geld, gibt er Blätter, ist das nit ein armer Fretter?


Des Teufels sein einziges Ziel ist, dich zu betrügen.


Er verheißt viel, und halts schlecht, er verspricht viel, und giebt wenig, er verlobt viel, und zeigts gering; wie dann von einem lasterhaften Bösewicht geschrieben wird, daß solcher nicht allein in allen Sünden und Unflath herum gewühlet, sondern er war noch des verdammten Vorhabens, noch größere Missethaten[321] zu begehen, wann er nur möchte der Straf bei Obrigkeiten und Gerichten befreit seyn; worauf ihm der Teufel erschienen, alle Hülf und Beistand versprochen, wie daß er ihn aus allen Keichen und Gefängnussen erledigen wolle, wessenthalben der gewissenlose Mensch in allen erdenklichen Muthwillen und Laster sich eingelassen, Mordthaten und Schandthaten mehrmalen begangen, alle und jedesmal frei durchpassirt; nachdem er aber einst einen sondern Meuchelmord begangen, wessentwegen er in eiserne Band und finstere Keichen gefänglich geworfen worden, worin er den Teufel vermög seines gethanen Versprechens um Erledigung angesucht, welcher sich dann alsobald eingefunden, ihm eine große verschlossene Schachtel oder Gestadel dargeboten, mit Beding, er solle diese bei Leib nit eröffnen, damit dasjenige, was darin, nit gleich seine Kraft verliere; diese Schachtel soll er ganz beherzt dem Richter präsentiren, und sobald er solche werde eröffnen, sodann könn er ihm nit mehr abhold seyn, viel weniger ihn zu einer Straf ziehen. Allegro war dieses Bürschl und voller Freuden, scherzte auch immer mit der Wacht und Stockknechten, dessen sich diese Schörganten nit wenig verwunderten. Nachdem endlich die Sentenz des Tods über ihn gefällt worden, begehrte er kurzum mit dem Richter zu reden; und als solcher erschienen, reicht er ihm dar obgedachte Schachtel, mit Bitt, er woll sie eröffnen, dann hierin werde er finden, was ihn beim Leben erhalten werde; das wär viel, sagte der Richter, und wie er solche eröffnet, fand er nichts darin, als einen guten, starken, dicken, kräftigen Strick; wohlan Kerl, waren[322] die Wort des Richters, du willst mich etwann noch foppen und schimpfen, es soll aber diese Schankung dir zu Theil werden, und ließ ihn bald hierauf mit diesem Strick aufhängen, dessen sich der elende Tropf sehr beim Teufel beklagt, aber dieser verdammte Geist lachte seiner bis zum Galgen.


Des Teufels sein einiges Vorhaben ist, dich zu bethören.


Majolus erzählt, daß ein gottloser Soldat dem Laster der Unlauterkeit über alle Massen ergeben war, sogar, daß der Teufel in Gestalt eines schönen Weibsbilds ihm erschienen, mit dem er allen Muthwillen getrieben, und als er zu Morgens glaubte, er hätte die ganze Nacht eine adeliche Helena bei sich gehabt, so hat er aber, wie der Tag angebrochen, eine alte verreckte und bereits halb verfaulte Kuh in den Armen gefunden.

Vor 7 Jahren hat eine alte Hex gerichtlich ausgesagt, wie daß sie nunmehr dreißig ganze Jahr mit dem Teufel wohne, wie Mann und Weib im Ehestand, und sey die ersten Jahr dieser höllische Geist ihr meistens vorkommen, wie ein schöner, wohlgestalter, junger, adelicher Herr und Kavalier, nachdem sie aber nunmehr zu alten Jahren kommen, und alle Gestalt verloren, so thue er ihr gar nit mehr schön, sondern zeig sich mehrmalen in sehr wilder Gestalt, auch wann er schon bei nächtlicher Weil ihr beiwohne, so pfleg er zum öftesten das Bett also unflätig zuzurichten, daß sie alle Morgen eine frische Wäsch brauche Pfut, du wilder Teufel![323]

In dem Kapuziner-Kloster zu Monte Real ist ein Pater zur heißen Sommerszeit nach der Metten im Garten spazieren gangen, woselbst ihm der böse Feind in Gestalt seines bekannten Vetters erschienen, wessenthalben sich der fromme Geistliche nit ein wenig entrüst, und alsobald befragt, wie er doch daher komme? dem er diese Antwort gab: liebster Vetter, ich bin über die Mauer herein gestiegen, was ich dem Herrn Vetter so genöthig zu vertrauen hab, ist dieses: Ihr Ehrwürden Herr Vetter wissen wohl, was sie für arme Freund haben, daß sie kaum das Brod zu essen, und dieß nicht genug; nun aber wär der Sach leicht zu helfen, daß sie ihren Unterhalt weit besser hätten, ja zu guten Mittlen gelangten; sehet, unweit dieses Klosters ist ein Schatz begraben, und ich weiß den Ort, weil aber bei solchen Dingen sich meistens die Teufel aufhalten, also kann ohne Gegenwart eines Priesters dieser Schatz nit erhebt werden. Mein Herr Vetter, sie erbarmen sich über ihre armen Befreundten; ja antwortet der Pater, dieß kann nit seyn ohne Erlaubnuß des Quardian; was? Quardian, sagt hinwieder der saubere Vetter, wann die Sach wird mehrern offenbar werden, alsdann wird auf unserer Seite ein kleiner Gewinn ausschlagen. Der gute unbehutsame Pater laßt sich überreden, folgt diesem vermascherirten Teufel, welcher ihn bei eitler Nacht auf einen hohen und gähen Felsen geführt, derenthalben etlichemal er sehr schwer gefallen; als er aber gar auf einen hohen Gipfel mußte hinauf steigen, also sagte der Pater: Jesus Maria! wo führt mich der Herr Vetter hin? worauf der Teufel die Larve abgelegt,[324] und diese Wort hören lassen: nisi hoc dixisses, de monte te praecipitassem: wann du dieses nit hättest gesagt, so hätt ich dich von diesem höchsten Felsen herunter gestürzt. So ist dann des Satans sein einiger Will und Gedanke, sein einiges Ziel und Absehen, seine einige Meinung und Trachten, dich zu foppen, dich zu verblenden, dich zu betrügen, dich zu bethören, und du willst noch des Teufels seyn?

Der Teufel zerreiß mich, wann ich das würd' ungerochen lassen. Holla! der h. Sebastianus ist mit Pfeilen erschossen worden, der h. Marcellianus ist mit einer Lanze durchbohrt worden, der h. Julius ist mit Brügel zu todt geschlagen worden, der h. Florianus ist in das Wasser versenkt worden, der h. Strato ist von zweien Bäumen in der Luft zerrissen worden, der h. Chrysanthus ist lebendig begraben worden, die h. Appollonia ist verbrennt worden, der h. Laurentius ist auf einem glühenden Rost gebraten worden, der h. Eustachius ist in einen glühenden metallenen Ochsen gesetzt worden, der h. Zephirinus ist im siedheißen Oel gebacken worden, der h. Modestus ist in zerlassenes Blei geworfen worden, der h. Silvanus ist von Löwen zerrissen worden, der h. Julianus ist von Schlangen und Ottern zerbissen worden, dem h. Andeollo ist das Haupt kreuzweis durchgehackt worden; dem h. Fusciano seynd große Nägel in die Augen, Ohren, Nasen geschlagen worden, dem h. Fausto seynd Ohren, Nasen, Lefzen abgeschnitten worden, der h. Basilissä ist die Zunge ausgeschnitten worden, der h. Dorothäus ist lebendig geschunden[325] und nachmals mit Salz und Essig gerieben worden, dem h. Benigno seynd unter den Näglen der Finger und Zehen spitzige Nadel und Dörner eingedrungen worden, der h. Jacobus, mit dem Zunamen Intercisus, ist zu viel tausend Stuck zerhackt worden, der h. Victor ist in einem Stampf völlig zerquetscht worden, die h. Tarbula ist mit einer Säg durchschnitten worden. In Summa, alle Peinen, die diese gelitten, alle Qualen, welche die 11,000 Jungfrauen zu Cöln, die 20,000 Martyrer zu Nicomedia, die 300,000 zu Rom, ja die 11,000,000 der Blut-Zeugen Christi haben ausgestanden in der ganzen Welt, alle diese thät dir der Satan gern, über gern, ja ganz begierig an, und überdieß alles noch in die ewige Gefängnuß und Verdammnuß ziehen, dafern Gottes Gewalt ihn nit abhielte, und du wünschest noch: er soll dich zerreißen?

Es ist ein Thierl, welches nicht erschaffen worden, solches hat Adam das erstemal, als er im Schweiß seines Angesichts mußte das Brod gewinnen, auf die Bahn und zugleich auf die Bein gebracht; dieses Thierl in einem Buchstaben-Wechsel heißt Saul, sonsten in seinem Namen lateinisch Laus etc., dieß soll man auf keine Weis' in Belz setzen, dann es kriecht selber daran: solche Beschaffenheit hat auch der leidige Satan, diesen schädlichen, schändlichen, schinderischen Gast soll man nicht rufen, noch weniger bitten: er soll kommen und dich zerreißen, weil er wohl ungeladen eindringt. Er hat die Eigenschaft jener Vögel, welche immerzu das Opfer des Patriarchen Abrahams wollten angreifen, und hat der h. Mann genug zu schaffen gehabt,[326] daß er dieselben mit Prügel und Stöcken abgetrieben. Er hat die Art jenes Diebs, der da nit kommt, dann daß er stehle und würge und verderbe; er hat die Manier jener Straßenräuber, welche den armen Reisenden von Jerusalem nach Jericho so übel und grausam tractirt. Es wässern ihm mehr die Zähn nach deiner Seel, als den Egyptiern nach den Knoflen, und du rufest noch?

Leo IX., römische Papst, schreibt selbst, daß seine Bas' oder Maim in einem Kloster einen sehr heiligen und unsträflichen Wandel habe geführt, und habe in ihrer Zell eine Zwerginn bei sich gehabt, mit welcher sie pflegte Tag und Nacht zu psaliren; einmal bei Mitternacht wollt diese ihre Zwerginn nach Gewohnheit zur Metten aufwecken, aber die kleine Person hatte dazumal einen so großen Schlaf, daß sie gar nicht zu erwecken war, wessenthalben sie in diese unbehutsamen Wort ausgebrochen: du Teufel, so stehe auf; überdieß ist alsobald der böse Feind in Gestalt der Zwerginn erwacht und aufgestanden, nachgehends mit ihr das Brevier gebet, da sie nun zu diesem Versicul kommen: Exurgat Deus, et dissipentur inimici ejus et fugiant a facie ejus etc. »Es stehe Gott auf, so müssen seine Feind zerstreut werden, und müssen fliehen vor seinem Angesicht, die ihn hassen.« Auf welche Wort der Teufel alsobald verschwunden, und die Flucht geben, und diese gottselige Dienerinn Gottes nit ohne sondere Reu erkennt, daß man gar nit soll den Satan rufen, noch laden, weil er ohnedas ganz willkürlich ist, uns zu schaden.

Der h. Gregorius erzählt von einem frommen[327] Priester, Namens Stephan, welcher ganz matt und müd von der Reis nach Haus kommen, und seinen Diener mit diesen unbedachtsamen Worten gerufen: komm Teufel, zieh mir die Schuh aus; siehe! den Augenblick lös'ten sich die Schuh-Riemen selbst auf, und sprang der Schuh vom Fuß, worüber der fromme Mann sehr erschrocken, alsobald dem bösen Feind befohlen, er solle von dannen weichen, dann er habe ihn nit gemeint; aus welchem allen nur gar zu klar erhellet und augenscheinlich wahrzunehmen ist, wie urbietig er sich einfinde, dahero auf keine Weis' zu rufen ist.

Es ist wohl zu glauben, daß unter anderen fast die meiste Ursach sey, wessentwegen Gott der Allmächtige verhängt, daß durch den Teufel und sein anhängerisches Zauber-Gesind so viel Schäden den fruchtbaren Aeckern und Weingärten zugeführt wird mit so ungeheurigem Schauer und Rieslwurf, alldieweil schon der allgemeine und sehr üble Mißbrauch eingeschlichen, daß man fast zu einem jeden Wort den Teufel rufet, und weilen diesem Erzfeind der Allerhöchste die Gewalt zaumet und bindet, daß er der Seele nicht allemal kann schaden, so vergunnt ihm doch das unerforschliche göttliche Urthl die Gewalt, in die zeitlichen Güter und Habschaften; wie leider dessen viel tausend Exempel konnten beigebracht werden.

Es hat diese Jahr hindurch das werthe Herzogthum Steyer einen unglaublichen Schaden erlitten durch dieses verruchte Zauber-Geschmeiß, wie es die eigene Aussagung der Hingerichteten zu Feldbach, zu Radkersburg, zu Voitsberg, zu Grauwein und anderen[328] Orten, sattsam bezeugen. Dieß tausend sechshundert acht und achtzigste Jahr, im Monat Junio, haben sie einen so großen Schauer herunter geworfen, daß deren etliche Stein auf 5 Pfund schwer gewogen, und hat man unweit der Hauptstadt Grätz gewisse große Vögel wahrgenommen, welche in der Höhe vor diesem grausamen Schauerwetter geflogen, und selbiges hin und her geführt. Einige bekennten, so nachmals verdienter Massen im Feuer aufgeopfert worden, wie sie das höchste Gut und die allerheiligsten Hostien s.v. in Sautrog geworfen, selbige mit einem hölzernen Stößel nach Genügen zerquetscht, daß auch mehrmalen ihrem Gedanken nach das helle Blut hervor gequellt, dannoch ganz unmenschlich und unbeweglich in ihrer Bosheit fortgefahren, gedachtes höchste Geheimnuß mit unflätigem Wasser begossen, und nachdem sie es mit einem alten Besenstiel gerührt, seye alsobald der klare Himmel verfinstert worden, und allerseits, wo es ihnen gefällig, der häufige Schauer herunter geprasselt. Andere haben gesagt, daß sie mit dem bösen Feind seyn ausgeflogen, und nachdem sie bei einer Eiche, woraus allerlei Wein gerunnen, eines guten Muths gewesen, haben sie hin und her etliche Händ voll Arbes aus einem schwarzen Topf oder Hafen ausgestreut, woraus ein solcher jämmerlicher Schauer worden, daß solches alles, auch ihr eigenes Treid und Erdfrüchte in Grund erschlagen. Einige haben freiwillig ausgesagt, wie daß an einem Ort, welches sie gezeigt, eine alte kleine Mauer stehe, so oft sie von besagter Mauer etliche Steinl in die Höhe werfen, so oft erstehe allemal ein großer Schauer, den sie[329] nachmalen nach Belieben austheilen. Man hat diese Mauer dergestalten zerstört, daß nit ein Stein geblieben, ja die Benachbarten haben die Steinl. in Butten hinweg getragen, aber den andern Tag stund allezeit die Mauer wie zuvor, massen sie noch heut zu. sehen.

Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Tochter, und Dienstboten in einem Haus, nach geschehener gerichtlicher Frag haben ausgesagt, daß sie gar oft vom Teufel gezwungen worden, ja sogar mit Prügel und harten Stößen gedrungen zum Schauer machen, wessenthalben sie den Schauer in Körben, im Zecker, in Säcken, im Wändl und anderen Geschirren geführt, daselbst ausgestreut, alsdann wie Storchen oder andere Vögel heimwärts geflogen; haben beinebens bekennt, daß, wann man mit geweihtem Pulver schießt, es ihnen auf der Seite sehr große Schmerzen verursache, und das Wetter sich bald zertheile. Es ist nit zu widersprechen, daß nit sehr viel große Ungewitter, schädliche Schauer und ungewöhnliche Platzregen von natürlichen Ursachen herrühren, hingegen aber ist und bleibt gar zu wahr, daß gleichwie derjenige erschreckliche Schauer, welchen Gott der Allmächtige über die Amoräer geschickt, ist durch der bösen Engel Mitwirkung geschehen, also mehrmalen durch die Teufel und dessen Hexengesind solches Uebel verursacht werde, und ist meine wohlgesteifte Meinung, daß solches der gerechte Gott unserer Sünden halber zulasse, meistens aber, weil wir sogar des Satans Namen öfter im Maul und auf der Zunge, als den Namen des wahren Gottes; ja, hätt ich so viel Groschen, als diesen Jahrmarkt[330] allhier zu Grätz, da ich solches schreibe, nur der Teufel hol mich! gehört wird, sodann wollt ich gar leicht eine große Herrschaft einkaufen. Hätt ich so viel Scheiter Holz, als in einem Dorf den Sommer durch des Teufels bin ich! gesagt wird, so hätt ich mein Lebentag genug Holz im Winter. Hätt ich so viel Ellen Leinwand, als in einem Jahr der Teufel zerreiß mich! unter der Gemein in Deutschland geschworen wird, so wollt ich fast einen Vorhang machen vor der Sonn, daß aus dem Tag eine Nacht würde; fast zu allen Worten gesellt man diesen leidigen Feind, alle Schwüre muß bereits der Teufel versieglen, und glaubt man, die Wahrheit könne nit gehen, sie muß dann auf dem Teufel reiten.


Er ist wohl ein armer Teufel.


Tobias wollte auf der Reis' in dem Fluß Tigris seine bekothigten Füß waschen, und als er zum Gestad hinzu nahete, da sprang unversehens ein großmächtiger Fisch in die Höhe, als wollt er ihn verschlücken, wie er dann dessentwegen überlaut aufgeschrien: Auweh! er frißt mich! Der Engel aber ermahnt ihn, er soll ihn nit fürchten, sondern ganz beherzt den Fisch ergreifen, welchem Rath er fleißig nachkommen, den Fisch auf das Land heraus gezogen, auch nachmals, aus Befehl des Azariä, selbigen eröffnet, und alles Ingeweid heraus genommen, darauf schafft der Engel dem Tobiä, er soll drei Ding für sich behalten, das Herz, die Gall und die Leber, weil sie sehr trefflich und heilsam zur Arznei; wie nun alles dieß geschehen, und sie beede nach der vornehmen[331] Stadt Rages ankommen, also unterfangt sich der Tobias den Engel zu fragen: mein lieber Bruder Azaria, mein sag mir doch vor, für was seynd dann diese drei Ding gut? der Engel antwortet ihm also: wann du mit dessen Gall die Augen anschmierst, welche mit einem Fell überzogen, so werden sie wieder gesund. O gedacht der Tobias, das taugt vor meinen Vater. Zum andern, sagt der Engel, wann du ein Stücklein von dem Herz dieses Fisches auf eine glühende Kohle legest, so vertreibt der Dampf die Teufel, welches nachmals mit der Sara in der Wahrheit geschehen, dero sieben Männer nacheinander der Teufel den Hals umgerieben, solche aber mit diesem Mittel verjagt worden.

Nunmehr kann man dem Teufel den Trutz bieten, ihn auslachen, ja gar foppen und bei der Nase ziehen, weil ihn zu verjagen, zu vertreiben, zu überwinden eine kleine Particul von einem Herz mächtig genug; Guraschi und Herz wider ihn, er ist gar ein armer Teufel, ein schwacher Teufel, ein blöder Teufel, ein plumper Teufel, ein kranker Teufel, ein furchtsamer Teufel, ein verlassener Teufel, ein ohnmächtiger Teufel, ein kühler Teufel, ein geschreckiger Teufel, ein lethfeigerischer Teufel, ein flüchtiger Teufel, er ist ein Hund, der bellen kann, aber nit beißen, er ist ein Dieb, der steigen kann, aber nit stehlen, er ist ein Feind, der das Schwert zucken kann, aber nit verwunden, er ist ein Gesell, der führen kann, aber nit verführen, er ist ein Vogel, der locken kann, aber nit zwingen, er ist ein Bösewicht, der drohen kann, aber nit schlagen ohne Gottes Willen und Zulassung;[332] nur ein Herz wider ihn! Dem h. Hilarion ist er auf eine Zeit erschienen wie ein großes ungeheures Kameel, welchen aber der gottselige Mann nur ausgelacht, du einfältiger Narr, sprach er, du magst erscheinen wie ein Kameel oder wie ein Füchsel, wie ein Ries' oder wie ein Zwergel, wie ein Drach oder wie ein Würmel, non terres me, du wirst mich nit schrecken.

Das Wort Teifl, in einem Anagrama oder Buchstaben-Wechsel, heißt Feitl. Du Teifl bist wohl ein närrischer Feitl, daß du also prahlen magst mit deiner Macht, schau, nit ein Haar! wann du so groß wärest, als ganz Holland, du sollst mich nit holen: wann du einen Rachen hättest so groß, als ganz Frisland, du sollst mich nit fressen; wann du eine Faust hättest, so groß als ganz Sclavonien, du sollst mich nit schlagen; wann du einen Degen hättest so breit, als Sabaudia, du sollst mich nicht säbeln, wann du ein Biß hättest so groß, als Pisana, du sollst mich nicht beißen, wann du Klauen hättest so groß, als ganz Kroatia, du sollst mich nicht kratzen, ich fürcht dich nit ein Haar. Wohl recht ist der Teufel im Paradeiß in die Schlangen, in dieses kriechende Thier eintreten, dann er muß sich verkriechen mit aller seiner Stärke und Macht. Der obriste Teufel Lucifer ist mit sechzig tausend der allerärgsten Teufeln wider den einigen halb nackenden und ausgemergleten Diener Gottes Franciscum aufgestanden, und ihn bekriegt, aber mit Schand und Spott müssen abweichen.

Der Teufel ist so furchtsam, daß er wie ein Staub von dem Athem, oder Kauchen eines Priesters verjagt[333] wird; dann der Priester unter anderen pflegt in der Tauf das Kind dreimalen kreutzweiß anzukauchen, wobei er diese Wort ausspricht: Exi ab eo immunde spiritus, weiche von ihm du unreiner Geist; ja dieser höllische Feind ist also schwach, daß ihn auch ein Esel kann vertreiben, und fein recht die Esel-Ohren zeigen, also schreibt Vincentius. Wie der h. Regulus aus einem Besessenen den bösen Feind verjagt, wollt solcher alsobald fahren in den Esel des h. Manns, der ihm schon viel Jahr gedient, wie solches der arme Langohr (welches ungezweifelt den Verdiensten des h. Manns zugeschrieben) vermerkt hat, machte er gleich mit dem Fuß ein Kreuz auf die Erd, und erhebt ein ungewöhnliches Schreien, wodurch er etwann seinen Schöpfer angeruft, oder vielleicht den Teufel ausgelacht, weil sich solcher alsobald in die Flucht begeben. O Lethfeigen!

Dem armen Samson, nachdem er seine Stärke durch ein schwaches Weibs-Bild verloren, haben die Philistäer seine Augen ausgestochen, und auf einem solenen Festtag, mehr aber Freßtag, in ihren Tempel führen lassen, allda mit ihm, weil sie schon ziemlich bezecht, eine Kurzweil zu treiben, und ist wohl glaublich, daß sie ihn durch muthwillige Leut, und schlechtes Schörgen-Gesindl über die massen werden gefoppt haben, wie dann dessenthalben mit ihm ein herzliches Mitleiden zu haben gewest, dann es gar wohl eine ungereimte und höchst beschwerliche Sach scheinet, wann man einen ehrlichen Mann, wie da Samson war, so spöttlich foppet und durchlast, aber den Teufel foppen, ist schon recht, deßgleichen haben gethan viele Heilige.

Der h. Dominicus, nachdem er aus Spanien[334] wieder zuruck kommen, hielte in einem Frauen-Kloster den frommen Schwestern eine sehr geistreiche Sermon, weilen aber der Satan und leidige Teufel dem Wort Gottes gar nit hold ist, also suchte dieser Feind in allweg den Nutzen und Frucht dieser Predigt zu verhindern,. zu welchem End er sich in Gestalt eines Spatzen sehen lassen, und dergestalten unter den Kloster-Frauen hin- und hergeflogen, daß sie hierdurch nicht wenig in Anhörung des göttlichen Worts verhindert worden, Dominicus gedachte bald, daß er müßte dem Teufel die Spatzen ausnehmen, dahero er einer aus obbenannten Schwestern, mit Namen Maximilla, befohlen, sie soll den Spatzen fangen, und nur ihm überliefert, nachdem solches geschehen, hat der h. Mann diesen Vogel lebendig geropft, eine Feder nach der andern, nit ohne großes Geschrei und Toben ausgezogen, welche alle Anwesende zu einem Gelächter veranlasset, nachmals hat er diesem federlosen Schelmen geboten, nunmehr soll er hinweg fliegen, und forthin nit mehr das Wort Gottes verhindern, dieser Erz-Vogel hat sich alsobald davon gemacht, und aus Zorn die daselbst hangende Lampe um und um gekehrt, jedoch ohne Vergießung eines einigen Tropfen Oels.

Der unverschamte Feind wollt die angethane Schmach auf alle Weis' rächen, erscheinet demnach die andere Nacht, als Dominicus beim Licht geschrieben, in Gestalt eines Affen, welcher mit seinen lächerlichen Possen, und possirlichen Gebärden auf alle Weis' gesucht, den h. Mann in diesem seinen gottseligen Werk zu verhindern. Dominicus vermerkte un schwer solche Arglist, sagt also geschwind zu ihm, Schelm hatt mir[335] die Kerze, und thue mir recht leuchten, ich will dir das Hupfen vertreiben, der arme Teufel mußte hierinfalls den Gehorsam leisten, welches über alle massen ihm hart ankommen, daß er, als ein Fürst der Finsternuß, hat müssen das Licht halten, er unterließ gleichwohl nit, so viel es ihm möglich war, allerlei närrische Scherz-Sachen zu treiben, welches ihm aber der h. Mann ziemlich eingetrenkt, dann dieser saubere Aff' mußte die Kerze so lang in der Bratze halten, bis sie ganz abgebrunnen, er hat zwar derentwegen mit großem Murren die Bratzen geschüttlet, weil ihn das Licht sehr gebrennt, es hat aber der arme Teufel so lang müssen einen Leuchter abgeben, bis ihm ein ganzer Finger von der Bratzen verbrunnen, worauf ihm, nicht ohne Gelächter und Schimpf, Dominicus abzuweichen befohlen.

Da sieht man des Teufels Macht und Pracht, er wollte vorhin dem Allerhöchsten gleich seyn, ein Gott seyn, und jetzt foppt man ihn, wie einen Narren, man halt ihn vor einen Limmel, man nennt ihn einen Gimpel, man schielt ihn eine Trampel, man heißt ihn einen Maulaff, man jagt ihn wie eine Lethfeigen, man treibt ihn wie einen Esel, man trillt ihn wie einen Hund, man brüglet ihn wie ein Lamm, man tritt ihn wie einen Wurm, man schimpft ihn wie einen Simpel, man bindt ihn wie einen Dieb, man schafft ihm die nächste Arbeit.

Jener Hauptmann und wackere Soldat zu Kapharnaum, unter anderen, was er bei Christo dem Herrn vorgetragen, hat auch Meldung gethan von seinen untergebenen Soldaten und Landsknechten, was gestalten[336] dieselbigen so gehorsam seyn, dann wann er einem nur sagt, veni, komm, so kommt er. Der Teufel ist vielen heiligen Leuten noch mehr unterworfen gewesen, daß er also auf das hurtigste mußte vollziehen, was sie ihm auferlegt; dem h. Bernardo hat er müssen anstatt eines Wagen-Rad seyn, dem h. Wolfgango hat er müssen Stein zu der Kirchen tragen, dem h. Furseo hat er müssen auskehren; dem h. Francisco Olympio hat er müssen den Ranzen tragen, dem h. Patritio hat er müssen ein Feuer aufmachen. In einem Kloster, schreibt Majolus, hat er müssen einen Kuchl-Buben abgeben, und weil ihm ein Bedienter daselbst gar oft ein siedheisses Wasser, oder gar einen wilden Ausguß mehrmalen auf den Kopf geschütt, hat er denselben bei den Füßen aufgehenkt, jedoch ohne Schaden.

Der h. Erz-Bischof Dunstanus, wie seine Lebens-Verfassung bezeugt, hat dem Teufel gar einen groben Possen und Schimpf versetzt, dann bevor dieser hl. Mann zu solcher Hoheit gelangt, hat er ein Kloster-Leben geführt, und weilen auch zu gewissen Zeiten die Ordens-Leut, zur Vermeidung alles Müssigangs, sich gar löblich pflegen in einer oder anderer Hand- Arbeit zu üben, also hat auch der h. Dunstanus deßgleichen gethan; dem Teufel machte dieß nit wenig Verdruß, dahero er auf eine Zeit bei dem Fenster seiner Zell in Gestalt eines Nachbarn erschienen, und weiß nicht was von ihm um Gotteswillen begehrt, es war der h. Mann urbietig, aus christlicher Lieb, ihm hierin zu helfen, weil er aber vermerkt, daß dieser vermäscherte Teufel bald wie ein Kind, bald wie ein Mann, bald wie ein Weibs-Bild allerlei Possen getrieben, so gedacht[337] er dem Schelm eines zu versetzen, nimmt deswegen die Zange, so dazumal im Feuer lag, ganz glühend, faßt damit den Teufel bei der Nasen, und halt ihn eine lange Zeit bei dem verfluchten Schmecker, bis Andere Leut wegen des ungeheuren Geschrei zugeloffen, den Teufel ausgelacht, und beinebens Gott gepriesen, daß er seinen Dienern so große Gewalt geben über die höllischen Feind.

Aus diesem erhellet klar, wie wahr da seyn jene Wort des gekrönten Harfenisten Davids, welcher in seinen Psalmen und Liedern auch dem Teufel einen Spott anthut, mit diesen Worten: Draco iste, quem formasti at illudendum: Da ist der Drach, den du gemacht hast, darmit zu spielen. Was kann doch dem Teufel für ein größerer Spott seyn, als den ihm zur Faßnachtzeit etliche berauschte und wohlbezechte Bauern angethan; also wird glaubwürdig geschrieben, daß Anno 1589 den 19. Martii einen besessenen Menschen etliche Bauern, so dazumal von dem Wein ein Herz gefaßt, also geplagt, und den bösen Feind mit dem Namen Jesus also gepeiniget, daß er endlich mußte vor diesen berauschten Gesellen die Flucht nehmen, dann sie dem besessenen Tropfen sehr viel Weihbrunn eingoßen, und ihre Rosenkränz an Hals gehängt, worüber er sich gebrochen, und einen solchen Gestank von sich geworfen, daß die Bauern fast alle in Ohnmacht gefallen, der arme Mann aber von dem höllischen Gast erlediget worden. Pfui, pfui, pfui, pfui, einen solchem armen Teufel, der sich auch von berauschten Bauern laßt in die Flucht jagen! Der h. Benedictus hat so gar mit einer guten Ohrfeige, welche er einer besessenen[338] Person versetzt, den Teufel ausgetrieben. Also wird registrirt von einem frommen Religiosen, welcher die Gewohnheit hatte, allenthalben zu beten, welches den Satan nit wenig verdrossen. Als gedachter Religios einmal auf einem geheimen Abtritt ebenfalls andächtig psalirt, ist der Teufel ihm erschienen, und mit scharfen Worten seine Frechheit verwiesen, er soll sich schämen, daß er an einem so unreinen Ort das Gebet und heilige Wort mißbrauche, Tempel und Kirchen seynd gebührende Oerter mit Gott zu reden, und nit solche wilde Winkel etc. Ho, Ho, sagt der fromme Mann, was hast du viel Fug mir solches Kapitel zu geben, weißt du was? dasjenige, was von meinem Mund und Herzen ausgehet, benanntlich das Gebet, schenk ich meinem Gott, was aber unterhalb durchfallt, das ist ein Opfer vor dich, weil du ohne das ein unreiner Geist bist, solches hat den hoffärtigen Narren also verdrossen, daß er mit großem Heulen und Kürren verschwunden.

Jenes Abscheuen oder natürliche Grausen, welchen sehr viel Leut an einer, oder anderen Sach haben, pflegen die Philosophi oder Weltweisen Antipathia zu nennen, welches eine gesamt angeborne Entsetzung von einer Sach ist, und innerliche angesamte Feindschaft gegen derselben. Also werden Leut gefunden, die gewisse Speisen nicht können ansehen, dergleichen nur gar viel allenthalben anzutreffen. Zu Wien war vor kurzen Jahren ein bekannter Maurmeister, der keinen rothen Wein leiden können, ein anderer noch im Leben daselbst berühmter Geistlicher kann keine Ruben leiden, ein anderer ist allhier zu Grätz, der kein Butterstritzl[339] kann ansehen, und dafern er solches vermerkt, wird er ganz entfärbt, so bald man aber dasselbige anschneit, so vergeht ihm aller Widerwillen. Ein anderer, ist noch im Leben, der kann nit leiden, so man ihm bei der Tafel vorlegt, und so oft solches geschieht, wird er ohnmächtig; ein vornehmer Herr allhier kann keinen Aal sehen. Ich hab einen zu Ingolstadt gekennt der kein Wasser konnte leiden, dahero sich auch niemalen mit Brunn-Wasser, oder Fluß-Wasser gewaschen, sondern allemal mit Bier oder Brandwein, auch sein Lebtag keine Suppen geessen, und wann es Regenwetter war, so empfand er sehr große Schmerzen im Magen. Im Algei, unweit der Stadt Rieding, war ein Bauernknecht im Dorf, der konnte von Natur kein unehrliches Weib sehen, und da auch zwanzig Weiber oder junge Mägd in einer Gesellschaft beieinander versammlet waren, und nur eine darunter, welche in aller Geheim ihre Ehr verloren, so wurde gedachter junge Mensch also ohnmächtig und krank. Einer ist in Mähren gewest, der kein gespitztes Messer auf keine Weis' konnte anschauen. Scaliger schreibet von einem Edelmann aus Frankreich, wie daß selbiger ein solches Abscheuen getragen an einer Leyer, daß, wann er diese Musik nur ein wenig angehört, gleich und alsobald die Natur sich entsetzt, und aus Schrecken alles von ihm gangen. Zu Florenz war vor etlich Jahren ein deutscher Soldat, aus des Groß-Herzogs seiner Leib-Garde, welcher gar nicht von Natur konnte leiden einen Krug oder Kandl mit einer Handhab, dahero er alle Handhäb voran gebrochen, ehe er getrunken, ja er wäre vor Durst gestorben, als daß er aus einem solchen ganzen Krug[340] getrunken hätt. Es bezeuget der gelehrte Abt Hieronymus Hieruhaim, daß einer die Speck-Knedl, mit beigelegtem geselchten Fleisch nit habe leiden können, sondern dergestalten wider seinen Willen jederzeit zum Lachen bewegt worden, daß, wann man diese nicht hätte hinweg getragen, er vor lauter Gelächter wäre gestorben. Ein Schlosser-Gesell, meiner Zeit zu Neu-Oetting in Bayern, konnte keinen viereckichten Speck sehen, und hat man ihn mit einem kleinen Stückel, besser, als mit einem bloßem Schwerdt können jagen; vor einem runden oder dreieckichten Speck hat er sich auf keine Weis' entsetzt. Solcher seltsamen Antipathien ist fast eine unzahlbare Anzahl, nit allein unter den Menschen, sondern auch unter den bösen Feinden, massen solche eine sondere Antipathia oder Haß tragen gegen etliche Dinge und will ich dermalen nit viel Meldung thun von unterschiedlichen Kräutern, Wurzlen, Rauch und andern natürlichen Sachen, welche dem Teufel zuwider seynd: Hypericum, Adianthum, Pervica, Palma Christi, Ramnus, Abrotanum etc. So findt man ebenfalls in dem Buch, worin die Exorcismi oder Teufels-Beschwörung verfaßt seyn, daß ein gewißer Rauch von Schwefel, Esel-Klauen, Rauten, Asa foetida die Teufel vertreibe; das leichteste Mittel aber, welches ein jeder hat, oder haben kann, ist das h. Kreuz-Zeichen.

Ein frecher Jüngling, Namens Theodoricus, begab sich nach Lübeck, daselbst eine junge Tochter zu besuchen, gegen die er sehr heftig entzündt war, weilen aber ein anderer ihm vorkommen, ist er dessenthalben so ergrimmt, daß er aus ungezähmtem Zorn[341] in diese Wort ausgebrochen: »Der Teufel, welcher mich allhero geführt hat, der führ mich wieder hinaus.« Der eingeladene Fuhrmann war alsobald da, und führte bereits den armen Tropfen in die Lüft, ganz über die Stadt, allwo er ihn gar nit sanft in eine Kothlacke niedergesetzt, mit diesen Worten: nisi te signasses, periisses, wann du dich nit hättest gezeichnet, so wärest du zu Grund gangen, dann zu wissen, daß er dazumalen aus größter Furcht das Kreuz, ob zwar ganz unvollkommen gemacht habe.

Sonsten fürchtet sich das Wachs vor dem Feuer, wie nun allzubekannt, aber es ist schon dahin kommen, daß sich das Feuer vor dem Wachs fürchtet, will hierdurch verstanden haben die verdammten feurigen Geister, denen einen sondern Schrecken einjagt jenes Wachs, worauf das Lamm Gottes gestaltet ist, so da insgemein genannt wird Agnus Dei. Das allererste Agnus Dei hat uns gespendirt der h. Joannes der Täufer, als er dieses Wort zu den Hebräern gesprochen: Ecce Agnus Dei, sehet das Lamm Gottes etc., die andern Agnus Dei, in und aus Wachs, spendirt der päpstliche Stuhl, dann vergleichen runde Wachs mit der Bildnuß eines Lamms pflegt der römische Papst und Statthalter Christi das erste Jahr seines Papstthums solenniter in Beiseyn der Kardinäle zu weihen, nachmals nur alle sieben Jahr; diese seynd eine sehr stattliche Hülf wider die Teufel und dero Nachstellungen, wie es aus so vielen wunderbarlichen Begebenheiten sattsam bekannt ist.

Anno 1585 ist im trierischen Gebiet ein Knab[342] mit 8 Jahren durch die Hexen verführt worden, daß er sich auch bei dero Zusammenkunft eingefunden, und aus Befehl des Teufels mußte er einen Spielmann abgeben, und die Trommel schlagen, wann dieses Zaubergesind getanzet; da er aber dessen verwiesen worden, und der Erzbischof in allweg gesucht, diesen so zarten Bissen aus dem Rachen des bösen Feindes zu reißen, auch unter anderen angewendten geistlichen Mittlen ihm das Agnus Dei an Hals gehängt worden, hat ihm solches bei nächtlicher Weil der Teufel sehr scharf verwiesen, mit Bedrohung harter Schläg, dafern er solches nit wollte beiseits legen, und sobald der furchtsame Knab diesem nachkommen, hat ihn alsobald der leidige Satan auf einen schwarzen Bock gesetzt, und mehrmalen zu der versammelten Zauber-Bursch geführt.

Anno 1586 hat zu Trier ein Zauberer durch öffentliche Bekanntnuß bestanden, wie daß die Hexen eine lange Zeit dem Erzbischof daselbst haben nachgestellt, ihm aber niemalen schaden können, außer dazumalen, als er schlafen gangen, und aus Vergessenheit sein Agnus Dei auf dem Tisch liegen lassen, zur selben Zeit sey ihm durch das Hexen-Gesind ein Trunk eingegeben worden, welcher, so er mehr gewest wäre, ihm das Leben hätte genommen, worauf der Erzbischof sich entsonnen, und bekennt, daß er bei keiner Zeit sich also übel habe befunden, als in selbiger Nacht, auch derenthalben etliche Tag müssen im Bett liegerhaft verbleiben.

Anno 1595 ist zu Jamada eine besessene Person durch ein Agnus Dei am Hals vom bösen Feind[343] erlöst worden, welches mit mehreren bestätiget Ludovicus Froes.

Fast erschrecklich ist, was ganz umständig erzählt Augustinus Castanus, wie daß eine junge Tochter wider ihren Willen von den Eltern in ein Kloster sey gesteckt worden, und weil sie nun vermerkt, daß ihr nimmermehr das Heirathen werde zugelassen, also hat sie sich mit Leib und Seel dem bösen Feind verschrieben, und ihn zu einem Liebhaber und Bruder auserkiesen, welcher dann in Gestalt eines vorhin gewünschten Jünglings durch zwölf Jahr ihr beigewohnt, nach solcher Zeit ist sie in eine tödtliche Krankheit gerathen, und weil sie in Furcht stund, als werde bald ihre ewige Straf einen Anfang nehmen, hat sie eine große Angst und häufige Betrübniß überfallen, und wollte beinebens dem sorgfältigen Beichtvater, ihre so schweren Wunden auf keine Weis' entdecken, bis endlich der fromme Pater ihr ein Agnus Dei an Hals gehängt, worauf sie alsobald mit reuvollen Seufzern ihre Sünden bekennt, auch viele Zeit derlei dige Satan sie nit berühren dürfen, so lang sie das Agnus Dei bei sich getragen; wie oft sie aber nachmals selbiges hindann gelegt, so oft ist sie unter des Bösen Gewalt gewesen, bis endlich durch grundlose Barmherzigkeit Gottes sie auf keine Weis' mehr besagtes Agnus Dei, auch durch Hülf des Teufels, weder mit Zangen noch Reissen hat können vom Hals bringen, worüber der Satan zu Schanden worden, und sie nachgehends einen bußfertigen Wandel geführt, auch endlich eines seligen Tods verschieden.

Wie der Kriegsfürst Gedeon mit großer Macht[344] und Armee wider den Feind ausgezogen, hat ihm der Allmächtige anbefohlen, er soll unter dem Volk ausrufen lassen, wer da furchtsam sey, der soll wieder zurück kehren, und gedenk einer, da seynd zwei und zwanzig tausend gefunden worden, welche nach Haus gemarschirt, das war eine große Anzahl der Lethfeigen.

Aber noch mehr seynd anzutreffen unter den Teufeln, ja alle und jede höllischen Larven seynd furchtsam und verzagt, und kann sie der Name Jesus und Maria, das kleinste Kreuzl, das kürzeste Gebetl, ein schlechtes Bildel, sogar ein Tropfen Weihwasser in die Flucht jagen. O wohl ein armer Teufel, der von Gott und seinen Geschöpfen gefoppet wird.

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 3, S. 298-345.
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