Judas der verruchte Bösewicht ist dem allerliebsten Heiland so aufsätzig und mißgünstig worden, daß er so gar dessen allerheiligsten Namen gehasset.

[265] Freiwillig, von niemand überredt, gutwillig, nit hierzu veranlaßt, gern und ungezwungen, nit von andern angespornt, ist Judas von dem apostolischen Collegio gewichen, die heilige bischöfliche Würde auf die Seiten gesetzt, ganz alleinig, außer daß ihm der Teufel Gesellschaft geleist hat, sich bei der Rathstube der Hohenpriester an einem Mittwoch lassen ansagen, und ohne weitern Wort- Wechsel, oder vieler Reden Umschweif, gleich alsobald in diese Wort ausgebrochen: Hochwürdige, und gnädige Herren, ich kann mir leichtlich einbilden; wessenthalben ihr anheut in gesamten Rath habt lassen ansagen, ungezweifelt wegen meines Meisters, dessen neue Lehr, erst ersonnene Satzung euer hochlöbl. Synagog höchst schädlich fallet, was braucht es viel Nachsinnens? wie ihr ihn möcht aus dem Weg räumen: Quid vultis mihi dare et ego vobis eum tradam? »Was wollt ihr mir geben, so will ich Ihn verrathen.« Er sagt nicht, ich will euch Jesum verrathen, sondern Ihn, dann seinen allerhöchsten Namen konnt der Schelm nicht mehr leiden, und ist glaublich, wie Euthimius in Marcum glossirt, daß der leidige Satan dem Judä schon die Zung also gebunden,[266] daß er den süßesten Namen Jesus nit mehr konnte nennen, weil diese höllische Larve in Furcht gestanden, es möchte der Iscarioth, in Aussprechung dieses göttlichen Namens verkehrt werden, dann die Kraft dieses allerheiligsten Namens den verdammten Geistern sattsam bekannt ist.

Jesus! O wie süß! Jesus, o wie sauer! süß ist der Namen Jesus denen Menschen, sauer ist der Name Jesus den bösen Feinden. Gleichwie die Purpur-Rosen den Bienen spendirt das Honig, den Koth-Käfern aber ein Gift ist, also finden die Menschen in diesem allerheiligsten Ramen das Süß, die Teufel aber ein Spieß. Jesus, o wie süß! zu verwundern ist jener tapfere Heldenmuth, welchen der kleine David wieder den großen Goliath erwiesen, da er nemlich in Gegenwart zweier Kriegs-Heere, in Beiseyn des Königs Saul, sich gewagt hat wieder diesen großen Schädel; Goliath ein ungeheurer Ries', ein ganzer Fleisch Thurm, mit Eisen über und über verhüllt, und also ein ganz eiserner Kerl, der David aber klein von Person, schwach von Gliedern, schlecht in Kleidern, aber gut vom Gemüth, hat gleichwohl in diesem so ungleichen Duell den großen Lümmel mit einem Stein an die Blasen getroffen, daß er hiervon zu Boden gesunken, worauf der gute Schaf-Hirt alsobald nach dem Säbel gegriffen, und ihm den Kopf abgehauen; nach solcher Ritters-That und Victori hat der David mit sondern Ceremonien den Säbel in dem Tempel zu Jerusalem aufgehängt, gleichwie bei uns annoch der Brauch ist, die von dem Feind eroberten Fahnen in die Kirche zu geben, wie dann dergleichen in großer Menge und Anzahl ober[267] der lauretanischen Kapelle in unser wienerischen Hof-Kirche zu sehen. Es konnte aber jemand mit gutem Fug eine Frag thun, wessentwegen der David den Säbel in dem Tempel aufgehängt, warum nicht viel mehr den Stein? mit dem er diesen ungeheueren Kerl zu Boden geworfen? es wär nit übel gestanden, wann solcher in Silber und Gold gefaßt, zu einer ewigen Gedächtnuß in dem Tempel wär aufbehalten worden. Es fügen andere sehr glaubwürdige Ursachen bei, ich aber meinestheils halt darvor, weil nach vieler Lehrern Aussag auf demselben Stein geschrieben war der Name Jehova, welches so viel, als Jesus, also hab er solchen Stein nit wollen von sich geben, der liebste David, so er denselben alle und jedesmal bei sich tragen, dann er glaubte, es könne einem Menschen in einer Gefahr nichts heilsamers, in einem Streit nichts stärkers, in einer Drangsal nichts trostreichers seyn, als der süßeste Namen Jesus, darum soll es der Mensch für kein so großes Wunder aufnehmen, daß der seraphische Franciscus, so oft er in seinem inbrünstigen Gebet den Namen Jesus ausgesprochen, allemal seine Lefzen abgeschleckt, weil er vermerkt, daß ihm dieser allerheiligste Namen Jesus wie lauter distillirter Honig im Maul worden. Dem Samson hat wohlgeschmeckt das Honig aus des todten Löwen Rachen. Den Israelitern hat wohlgeschmeckt das süße Manna, oder Himmel-Brod. Dem Volk des Mosis hat wohlgeschmeckt der helle Brunnquell, so aus dem harten Felsen geflossen, aber nit so gut, bei weitem nit so lieblich, unendlich nit so süß, wie da der Namen Jesus auf der Zung eines Gerechten.[268]

Daß der h. Paulus in dritten Himmel verzückt worden, ist eine grundfeste Wahrheit, was er aber allda für Wunder-Ding gesehen, ist bereits unbekannt, glaublich ist es, daß er daselbst gelehrt, und unterricht sey worden, wie er den süßesten Namen Jesus soll verehren, weil man hernach nichts öfters vom ihm, diesem Apostel gehört, als den Namen Jesus. In seinen Epistlen allein, die er zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben, ist dieser allerhöchste Nam' 219 mal zu lesen, wie er durch das tyrannische Schwerdt entleibt worden, und anstatt des Bluts eine weisse Milch geflossen, zu einen sattsamen Zeugnuß, daß er viel in Christo geboren, dazumal ist das heiligste Haupt drei unterschiedlichmalen von der Erden aufgehupft, und zu einem jeden Sprung den süßen Namen Jesus ausgesprochen, worauf auch zugleich drei klare Brunnquellen wunderbarlich entsprungen, die noch auf den heutigen Tag allen ankommenden frommen Pilgrimmen das Wasser spendiren, zu wahrer Zeugnuß, daß solcher allerheiligste Namen nichts, als Süßigkeit verursache.

Jesus, o wie süß! nit alle Memorial, welche Christo dem Herrn seynd eingereicht worden, haben das erwünschte Fiat erhalten. Ein frommes Weib kommt zu unserm Herrn mit einer Supplication, dieses Inhalts, daß sie nemlich gern sehen wollt, daß ihre zwei bereits erwachsene Söhn' möchten versorgt seyn, und einer zu der rechten, der andere zu der linken Hand in seinem Reich sitzen, solches ist ihr rund abgeschlagen worden. Ein andersmal wollt einer Christo dem Herrn nachfolgen, und dieser war ein Schreiber, ein Kanzelist, der schlagt ihm aber solche Bitt rund ab, eine wunderliche[269] Sach', als wann aus einem Kanzelisten nicht auch konnt ein Apostel werden? was schadet es, wann man schon sagt ein Kanzelist, ist so viel, als ganz voll List, kurz dadurch zu gehen, dieser hat auch nichts bei unserm Herrn erhalten. Entgegen seynd etliche gewest, welche der liebste Heiland alsobald erhört, als da war der Blinde auf dem Weg, solcher sagte nur fünf Wort, und ist gleich darüber sehend worden. Gedenk einer! ein cananeisch Weibl lauft unserm Herrn nach, bittet um das Heil ihrer Tochter, welche auch alsobald gesund worden; Gedenk einer! die Teufel selbst suppliciren, daß ihnen doch der Herr möchte Erlaubnuß geben, in die Heerd Schweine zu fahren, und sie bekommen das Fiat. Gedenk einer! wie kommt es dann? was muß doch die rechte Ursach seyn? daß einige unser Herr so bald, und so gütig erhört, einige aber auf oft und vieles Anhalten, nichts erhalten können? Lese jemand das Evangelium von Wort zu Wort, alsdann wird er sehen, daß, welche in ihrer Bitt den Namen Jesus nicht ausgesprochen, selten etwas erhalten haben, die aber in dem Namen Jesu, wie das cananeische Weibl, wie der Blinde, wie die bösen Feind, Jesu filii David gebeten, dem ist niemalen etwas abgeschlagen worden, dann es ist dieser allerheihiligste Nam' so süß, daß er den zuweilen erbitterten Gott zu einer Barmherzigkeit erweicht.

Jesus, o wie süß! in dem Namen hat Petrus zu Jerusalem einen krummen, armen Tropfen die geraden Glieder geben. In dem Namen hat er zu Lida einen Gichtbrüchigen gesund gemacht, in diesem Namen hat er zu Joppe die Wittib vom Tod erweckt, in diesem[270] Namen hat er zu Rom einem Verstorbenen das Leben geben, in diesem Namen hat er den Simon Magum von einem grausamen Hund errettet, in diesem Namen hat Paulus zu Lystris einen Krummen gerad gemacht, in diesem Namen hat er in Macedonia eine besessene Tochter erlöst, in diesem Namen hat er zu Rom und Troadä die Todten erweckt, in diesem Namen ist Johannes in einem Kessel voll mit siedheißem Oel ohne Verletzung gesessen, in diesem Namen hat er die verstorbene Trusina vom Tod erweckt, in diesem Namen hat er das Gift ohne Schaden getrunken, in dem Namen Jesu haben alle Apostel so viel, so große, so herrliche Wunderwerk in der ganzen Welt gewürkt.

Wie der h. Bernardinus Senensis in einer großen und volkreichen Stadt in Welschland geprediget, seynd die Leut also durch einen apostolischen Eifer und Lehr bewegt worden, daß sie ganz schnell nach Haus geloffen, Würfel und Bretspieler auf öffentlichen Platz zusammen getragen, und selbige verbrannt, dann dazumal ein sehr großer Mißbrauch des Spielens eingerissen. Als solches ein Burger daselbst, welcher mit Machung dergleichen Spiel sich erhalten, wahrgenommen, daß ihm hierdurch sein Interesse und Gewinn merklich ist geschmälert worden, hat er sich mit vielen Worten bei dem h. Mann beklagt, wie daß er nunmehr an Bettelstab und äußerste Noth müsse gerathen; worauf der h. Vater ihn befragt, ob er dann sonst kein anders Handwerk gelernt? und als solcher mit Nein geantwortet, darauf macht der h. Bernardinus mit einem Circul auf eine Tafel einige Rundung, malt[271] darein die strahlende Sonne, und in dero Mitte den süßen Namen Jesus. Gehe hin, sagt er, mach der gleichen, das Stückl Brod und nothwendige Unterhaltung wird dir nie manglen, dieser Burger ist nachgehends mit lauter Bilder des Jesus Nam zu großem Reichthum gelangt.

Erst gedachter apostolische Mann war fast allemal vor lauter Süßigkeit verzückt, so oft er von dem Namen Jesus geprediget, und weil er jederzeit mit sich auf die Kanzel eine Tafel getragen, worauf mit Gold der Name Jesus gezeichnet, haben ihm solches etliche für eine Unmanier und übellautende Neuerung ausgelegt, aber Gott wollte zeigen die Glorie seines Namens. Dann als er auf eine Zeit zu Rom von besagter Materie geprediget, da ist der Name Jesus mit einer hellstrahlenden Sonne umgeben ober seiner in der Luft von männiglich gesehen worden. Jesus! wie süß ist dieser Nam'!

Wem ist verborgen oder nit bekannt, was Moses mit seiner Ruthe für Wunder über Wunder gewirkt hat in Egypten? Wunder im Wasser, Wunder im Feuer, Wunder in der Luft, Wunder auf Erden, Wunder vor dem König, Wunder vor dem Pöbel, Wunder beim Tag, Wunder bei der Nacht, Wunder allerseits, was muß dieß für eine Ruth' gewest seyn? Virga Dei, Gottes Ruthe ist sie wohl genennt worden; aber woher ist so wunderliche Kraft und Wirkung? daher, merkt es wohl, auf dieser Ruthe war geschnitten der göttliche Name Jehova, welcher eine Vorbildung und Bedeutung gewest des süßesten Namens Jesus; hat also dazumal der Schatten von[272] diesem allerheiligsten Namen schon Wunder gewirkt, was soll nit jetzt der allerheiligste Name selbst wirken? O süßester Name Jesus!

Wirst du Mensch, wie der Job versucht, wirst du verfolgt, wie der David, wirst du häßlich verläumd't, wie der Abimelech, wirst du veracht, wie der Gedeon, wirst du verrathen, wie der Amasa, wirst du beraubt, wie der Jeremias, wirst du geschlagen, wie Michäas, wirst du gefangen, wie Joseph, kommst du in alles Unglück, so nimm deine einige Zuflucht zu dem Namen Jesus, alsdann wirst du handgreiflich wahrnehmen, daß dir alle Bitterkeit süß wird, welches die lieben Apostel selbst nit nur einmal, sondern allemal erfahren. Ja sich absonderlich für glückselig gehalten, wann sie um den Namen Jesus willen eine Schmach thäten leiden.

Ein König in der Regierung, ein Soldat in der Schlacht, ein Kaufmann in dem Gewerb, ein Handwerker in der Arbeit, ein Student in der Schul', ein Wirth in der Haushaltung, ein Armer in der Noth, ein Fremder auf der Reis', ein Geistlicher in dem Stand, ein Bauer auf dem Acker. Ein Fremder auf der Reis' wird zum besten fortkommen, wird ihm alles nach Wunsch einkommen, wird ihm nichts bitters ankommen, wann er nur seine Sach anstellet in dem Namen Jesu. Dem Kranken zu Jerusalem bei dem Schwemm-Teich seynd die 5 Schupfen eine Zuflucht gewest. Dem hungerigen Volk in der Wüste seynd die 5 Gersten-Brod aus den Händen des Herrn eine Sättigung gewest. Den 5 weisen Jungfrauen seynd ihre 5 brennenden Amplen ein Glück gewest.[273] Jenem Knecht seynd die 5 Zentner, welche er von seinem Herrn empfangen, ein Gewinn gewest. Dem eingeladenen Gast zur Mahlzeit seynd die 5 Joch Ochsen eine Wirthschaft gewest. Demselben Knecht im Evangelio seynd die von seinem Herrn ihm anvertraute Städt' eine Ehr' gewest. Die von Ozia versprochenen 5 Tag seynd den belagerten Burgern in Bethulia eine Hoffnung gewest. Den Kindern Dan seynd die 5 tapferen Ausspäher des herrlichen Lands ein Trost gewest. Aber dir und mir seynd die 5 Buchstaben in dem süßesten Namen Jesus alles und alles.

Unser gebenedeiter Heiland und Seligmacher wollt an dem bittern Kreuz-Stamm nit anderst sterben, als inclinato capite, mit geneigtem Haupt, und zwar derentwegen, damit er also mit Neigung des Haupts dem Tod die Licenz ertheile, als welcher sich sonst nicht an den Herrn des Lebens getraut. O gütigister Herr! dir sey unendlich gedankt um diesen so urbietigen Tod!

Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, er wollt noch seinen allerheiligsten Leib beschauen und umsehen, ob noch ein Oertl vorhanden, welches da unverwundt wäre, und als er ein solches auf der Seite wahrgenommen, gab er ohne Verzug dem Longinio das Zeichen, er soll ihm mit dem Speer oder Lanze die Seite eröffnen, damit er uns männiglich ein offenes Herz zeige. O gütigister Heiland, dir sey unendlich gedankt um diese größte Barmherzigkeit!

Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, weil dazumal Maria, seine gebenedeite Mutter, unter dem Kreuz stund, also wollt er durch Neigung des[274] Haupts, weil er mit den Fingern nit konnte deuten, gleichsam sagen: weil ich die Welt werde verlassen und zu meinem himmlischen Vater gehen, so nehmet hinfüran eure Zuflucht zu Maria, meiner gebenedeiten Mutter, diese wird eure Patroninn verbleiben. O gütigister Herr, dir sey unendlich gedanket um diese größte Gnad'!

Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, weil daselbst, nach gemeiner Aussag, der Adam solle begraben seyn, also wollt' er diesem ankünden, nunmehr soll er getröst seyn, die Schuld, so er am Baum gemacht, sey bereits auf dem Baum bezahlt worden. O treuester Gott, dir sey unendlich gedankt um diesen größten Favor und Lieb.

Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, weil dazumal etliche fromme Weiber und Matronen unter dem Kreuz stunden, bitterlich weinten und seufzeten, also neigte er sein heiligstes Haupt, solche Weiber-Andacht desto besser anzuhören. O gütigister Gott, dir sey unendlich gedankt um diese allzugroße Demuth!

Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, (laßt uns solches wohl in Obacht nehmen, und fein fest in unser Gedächtnuß eindrücken) darum starb er mit geneigtem Haupt, weil ober seiner stund geschrieben in dreierlei Sprachen der süßeste Name Jesus, I.N.R.I. dem wollt er erstlich mit Neigung des Haupts selbst Reverenz machen. Zum andern wollt er sein heiligstes Haupt neigen, damit männiglich ober seiner den Namen Jesus könne lesen, und seine einige Zuflucht schöpfen zu diesem süßesten Namen. Kommet[275] und sehet, ihr getrösten Adams-Kinder, alles, alles hat Gottes Sohn verschenkt am Kreuz, seinen Geist hat er geben dem himmlischen Vater, seine Mutter dem Joanni, seinen Leib dem Joseph von Arimathäa, seine Kleider den Soldaten, sein Paradies dem Schächer, seinen Namen Jesus aber hat er öffentlich auf die Höhe des Kreuzes lassen aufsetzen, I.N.R.I. als bleibe dieser ein Trost des gesamten menschlichen Geschlechts.

Das hat erfahren der h. Gregorius Turonensis, welcher schon in seiner Jugend von dem Himmel ist unterrichtet worden, er solle seinem kranken Vater unter das Hauptkiß eine Tafel legen, worauf der Name I H S verzeichnet, sobald solches geschehen, ist der Kranke von Stund an zur vorigen Gesundheit gelangt.

Das hat erfahren jener ungläubige Heid und Saracener, welcher die Flucht genommen in Lusitania, willens, daselbst den katholischen Glauben anzunehmen; weil er aber etliche Tag bei gewester Sommer-Hitz ohne Trank war, und derenthalben bereits sich auf die Erde niedergeworfen und den harten Tod erwartet, so fallt ihm aber noch ein, daß er öfters von den gefangenen Christen den Namen Jesus gehört, sprach hierauf den süßesten Namen drei- oder viermal aus; siehe Wunder! da war ihm nit anderst, als thue ihm einer seinen ausgedorrten Schlund mit dem besten Brunnenquell erquicken, welches er nachmals öfter probirt.

Das hat erfahren jener Mörder und Straßen-Räuber, welcher viele Jahr nichts als Mordthat begangen, wie er auf eine Zeit bei finsterer Nacht einen[276] reisenden Priester angefallen, und ihn befragt, wer er seye? und dreimal keine andere Antwort erhalten, als diese: ich bin ein Diener Jesu Christi, was ist, sagt hierauf der Mörder, Jesus, alleweil Jesus, Jesus? und geht hiemit davon; dieser allerheiligste Name auch mit Unwillen von solchem Straßen-Räuber ausgesprochen, hat also viel gewirkt, daß er den anderen Tag sich von ganzem Herzen bekehrt, einen frommen und gottseligen Wandel angefangen, und ein seliges End genommen.

Das hat erfahren jener verbeinte Sünder, der also in Rachgier gegen seinen Nächsten entzündt war, daß er ganz gewissenlos sich hören lassen, er woll' ihm weder um Gottes willen, noch um des Teufels willen verzeihen, wann er schon wußte, daß er ewig dessenthalben solle verloren werden. Sobald aber solchem ergrimmten Menschen ein frommer Priester den Namen Jesus auf die Stirn gezeichnet, ist er also augenblicklich besänftiget worden, als hätte er eine Lämmels-Natur angezogen.

Das hat auch schon erfahren im alten Testament ein beschreites und unzüchtiges Weibs-Bild, mit Namen Rahab, wohl ein Raben-Vieh, welche dessenthalben ans allen Inwohnern mit samt dem Hausgesind salvirt worden, weil sie dem Josue, welcher Nam eine Figur des Namens Jesu, eine Ehr angethan.

O Jesus! ein Name über alle Namen! Abraham ein hoher Nam, Bariona ein freundlicher Nam, Cephas ein starker Nam, David ein lieblicher Nam, Elias ein herrlicher Nam, Salomon ein trostreicher Nam, Gedeon ein siegreicher Nam, Heli ein großer[277] Nam, Moses ein schöner Nam, Laban ein sauberer Nam, Noe ein werther Nam, Obed ein demüthiger Nam, Raphael ein heilsamer Nam, Tobias ein guter Nam, aber Jesus ist ein Nam über alle Namen.

Streit ich, wie Josue, wider die Madianiter, so soll Jesus mein Schild seyn. Reis' ich, wie Eliezer in Mesopotamien, so soll Jesus mein Geleitsmann seyn. Schlaf ich, wie Jakob auf dem Feld, so soll Jesus mein Traum seyn. Arbeit ich, wie Tubalcaim in seiner Werkstatt, so soll Jesus mein Gewinn seyn. Schreib ich, wie David, dem Joab, so soll Jesus mein Concept seyn. Bin ich krank, wie Ezechias auf seinem Bett, so soll Jesus meine Labniß seyn. Bin ich zu Wasser, wie Jonas, so soll Jesus mein Anker seyn. Bin ich zu Land, wie Booz, so soll Jesus meine Wohnung seyn. O süßester Name Jesus! kein Geruch kann die Nase, keine Stimm kann die Ohren, keine Farb kann die Augen, keine Speis kann die Zunge, kein Schatz kann die Hand also ergötzen, wie du das Herz der Menschen. Der Zimmet von Zeylon, die Nägele von Moluza, die Muskatnuß von Molucha, der Bisam aus Bego, der Weihrauch aus Arabia, der Zucker aus Candia, ist unendlich nit so lieblich, wie der süßeste Name Jesus, welchen der Erz-Engel Gabriel von dem Himmel gebracht. Probier es nur jemand, so er dieser meiner geringen Feder nit glauben will, und sprech bedachtsam mit reiner Zunge den Namen Jesus aus, so wird er sehen, wird es spüren, daß eine sondere Ergötzlichkeit das Herz einnehme, und mit einem süßen Trost die Seel' erfüllet werde.[278]

In dem Augustiner-Kloster zu Vadaia, bei St. Catharina genannt, werden Stein angetroffen, die also wachsen, welche eine Figur und Gestalt haben wie ein Herz, und auf demselben ein Rad, daß also Augustinus und Catharina zusammen stimmen, das seynd schöne Stein'.

Unterhalb des Bergs Calvariä seynd 4 steinerne Säulen, welche das ganze Jahr das Wasser von sich geben, als thun sie noch beweinen das bittere Leiden Christi, das seynd mitleidige Stein.

Zu Usenah in Hibernia hat der h. Patritius die Stein vermaledeit, welche dann auf den heutigen Tag noch diesen harten Fluch tragen, massen von selbiger Zeit an diese Stein zu keinem Gebäu tauglich, und so man sie zu einer Mauer braucht, fällt dieselbe alsobald ein, das seynd üble Stein.

In dem Bach Cedron bei dem Gestad des tyberischen Meers, auf dem Berg unweit Nazareth, allwo die Juden unsern lieben Herrn haben stürzen wollen, zu Rom in der Kirche St. Sebastiani und an vielen anderen Orten zeiget man Steine, worin die Fußstapfen Christi eingedruckt zu sehen, das seynd wunderliche Stein.

Wie Anno 787 von den Mahomedanern die herrliche Stadt Corduba eingenommen worden, ist ein gefangener Christ in dero Tempel, so sie Moschee nennen, eintreten, daselbst zum Schimpf dero Irrthum mit dem Nagel auf einen harten Marmor das Bildnuß des gekreuzigten Christi gemacht, welche auf den heutigen Tag zu sehen, und auf keine Weis' kann ausgeätzt werden; das ist ein heiliger Stein.[279]

Zu Cöln zeigt man einen Stein, worauf ein Priester die heiligsten Hostien fallen lassen, welche ihre ganze Rundung samt der Bildnuß eingedruckt, als wäre der Stein zu einem Wachs worden, da es doch der härteste Marmor gewesen; das ist ein Wunder-Stein.

Aber ein Stein über alle Stein, dem alle Edelgestein müssen weichen, dem der kostbare Diamant selbst den Vorzug lasset, ist zu Wien in der unbeschreiblichen Schatzkammer des römischen Kaisers zu finden; daselbst zeigt man eine steinerne Taza aus Agath, sehr groß, in welcher von Natur durch gewisse weiße Adern der süßeste Name Jesus zu sehen, als wäre er von der besten Hand geschrieben worden. Dieses Steins halber kann füglich das durchlauchtigste Haus Oesterreich Steinreich genennt werden; wie es dann allen kostbaren Sachen daselbst diesen Stein vorziehet, und in höchstem Werth haltet, und ist wohl zu glauben, es habe Gott aus sondern Gnaden diesem höchsten Haus solchen Stein in Garten geworfen. Salomon hat sich vor diesem gerühmt, er habe zu Jerusalem so viel Silber als Stein; dermalen rühmt sich unser gnädigster Kaiser Leopoldus, er habe Stein, die ihm lieber seynd als Gold. O wohl glückseliges Haus, du kannst ja nit zu Boden fallen, weil du einen stattlichen Eckstein hast, worauf der süßeste Name Jesus. Zu wünschen wäre, daß alle Menschen solche steinerne Herzen hätten, worauf der Name Jesus gezeichnet, wie da gewest das Herz des h. Martyrers Ignatii, in welchem nach seinem Tod solcher süßeste Name mit Gold geschrieben gefunden worden.

Jesus, o wie süß dieser Nam! als die übergebenedeite[280] Jungfrau Maria von dem himmlischen Gesandten Gabriel den Gruß empfangen, ist sie nit wenig hierüber erschrocken, turbata est, sie hat sich nit wenig entsetzt, und hat das jungfräuliche Herz ob solcher ungewöhnlicher Sach stark angefangen zu schlagen; sobald aber der Erzengel mit dem süßesten Namen Jesus aufgezogen, vocabis nomen ejus Jesum, gleich und unverzüglich ist alle Furcht entwichen, das Gemüth mit höchstem Trost erfüllet worden, das Herz vor Lieb entzünd't, die Zung mit einer demüthigsten Antwort dem Engel begegnet, daß also der süßeste Name Jesus, gleich einem hellstrahlenden Sonnen-Glanz, alle trüben Wolken von dem Herzen vertrieben.

Hätt' Jonas im Wallfisch, hätt' Joseph im Kerker, hätt' Susanna im Garten, hätt' Jeremias in der Tiefe, hätt' Noe in der Arche, hätt' Daniel in der Grube, hätt' Job auf dem Misthaufen um den Namen Jesus gewußt, wär ihnen all ihr Trübsal und Drangsal gar leicht vorkommen. Aber der gütigste Gott hat diesen Trost dem alten Testament entzogen, und erst nach so viel Zeiten diesen Schatz durch den Erzengel Gabriel der Welt geschenkt, wofür wir unendlich sollen danken. Es war eine besondere Anstalt des Himmels, daß solches Kleinod durch keinen andern Engel oder Erzengel sollte der Welt überbracht werden, als durch den Gabriel, welcher verdolmetscht wird, Fortitudo Dei, die Stärke Gottes, auf daß wir Adams-Kinder sollen erkennen, daß uns durch den Namen Jesus alle Stärke und Kraft sey mitgetheilt worden.

Es ist gar wohl zu glauben, daß die löbliche[281] Societät Jesu so großen Progreß, so herrlichen Fortgang in so kurzer Zeit fast in der ganzen Welt genommen, meistens durch nichts anders, als durch den Namen Jesus, welchen sie von ihrem Patriarchen Ignatio, als eine reiche Erbschaft und väterlichen Verlaß erhalten; wessenthalben ihre Collegia und Häuser in allem gleich seyn dem Haus, worin Magdalena die kostbaren Salben ausgossen, daß also das ganze Haus davon den Geruch bekommen. Domus repleta est odore. Was ist anderst der heiligste Jesus-Nam, als ein kostbarer Balsam und herrliches Oel. Oleum effusum nomen tuum, dessen liebster Geruch in allen Orten der Societät gespürt wird, massen bei ihnen allerseits nichts mehrers gesehen, noch gehört, noch geehrt wird, als der heiligste Jesus-Nam'; und scheint, als haben sie ihr schönes Sigill von der himmlischen Braut selbst zu leihen genommen: Pone me, ut signaculum super cor tuum.

Wie der h. Edmundus als ein kleiner Knab noch in seiner h. Unschuld zu Paris sich aufgehalten, ist ihm ein holdseliger Knab erschienen, und ihn mit diesen Worten angeredt: Salve dilecte mi! »willkomm mein Liebster!« Edmundus verwunderte sich hierüber nit wenig, mit Meldung, er kenne ihn nicht, dem aber dieser holdseligste Knab befohlen, er solle seine Stirn wohl betrachten, was darauf geschrieben seye, und siehe, Edmundus lieset auf der Stirn folgenden Namen, Jesus Nazarenus, wird anbei ermahnt, er solle diesen Namen möglichst verehren, denselben fleißig an die Stirn zeichnen, und sey nachmals solcher ein gewisses Mittel vor dem gähen und unversehenen Tod.[282]

Jesus, o wie süß ist dieser Namen uns Menschen! Jesus, o wie sauer ist dieser Nam' den bösen Feinden! Eine sehr große Battaglia und grausames Gefecht ist vorbei gangen im Himmel, allwo der Erz-Engel Michael mit seinen Alliirten wider den hochmüthigen Lucifer, und seinen gesamten Anhang gestritten, der Kampf war bederseits hart und ernstlich, zumalen der streitenden Anzahl sich in viel Millionen erstreckt, weil aber der Erz-Engel Michael, als ein herrlicher Kriegsfürst, seinem ganzen Heer hat vorgetragen, daß ein jeder mit treflicher Guraschi, und gutem Heldenmuth soll in dem Namen Jesus den Angriff thun, diesen allerheiligsten Namen anrufen, nachdem solches geschehen, ist unverweilt der Lucifer in die Flucht geschlagen, und samt den Seinigen zu ewiger Schand und Spott aus dem Himmel verjagt, und in Abgrund gestürzt worden, von welcher Zeit an allen höllischen Larven der Namen Jesus noch sauer, und erschrecklich vorkommt; dahero ich mit andern, und andere mit mir dem Teufel können ein Trutz bieten. Truz-Teufel, vor diesem hast du der Evä einen Apfel gezeigt, jetzt zeig ich dir die Feigen. Trutz! dem h. Antonio bist du erschienen, wie ein Bär, du Bärnhäuter, dem h. Wolfgango bist du erschienen, wie ein Hund, du Hunds-Nasen, dem h. Romualdo bist du erschienen, wie ein Ochs, du Ochsen-Kopf, dem h. Martino bist du erschienen, wie ein Wallfisch, du Stockfisch, dem h. Remigio bist du erschienen, wie ein Esel, du Esels-Kopf. Trutz! du kannst kommen mit Brüglen, mit Striglen, mit Stöcken, mit Blöcken, mit Schleglen, mit Keglen, mit Stangen, mit Zangen, mit Gablen, mit Sablen, mit Steiner, mit Beiner, mit Knechten,[283] mit Fechten, mit allen Teuflen, gleichwohl trutz! Trutz, dir und allen den Deinigen, dann deine Stärke wird schwach, dein Zorn wird vernicht', deine Gewalt wird ohnmächtig, dein Versuch wird verlacht, wann ich allein den süßesten Namen Jesus aussprich. O wie sauer ist dieser Namen der Höll!

Der selige Joannes Capistranus hat einmal eine eifrige Predigt gehalten von dem allerheiligsten Namen Jesus; und damit er dem Volk unter dem freyen Himmel, welches in die hundert zwanzig tausend stark war, desto kräftiger hervor streiche, wie derselbe dem Engel eine Freud', dem Menschen eine Hülf, dem Teufel ein Schrecken sey, hat er in Kraft und Namen Jesu den höllischen Larven ernstlich befohlen, sie sollen sich gegenwärtig stellen, und den süßesten Namen Jesu, welchen er dazumal auf einer Tafel gemalt in der Hand gehalten, mit gebührender Reverenz anbeten und verehren, worauf in Gegenwart des ganzen Volks eine unzählbare Anzahl der bösen Geister, mit unterschiedlichen wilden Gestalten in der Luft erschienen, und neben jämmerlichem Heulen und erschrecklichen Stimmen den Kopf geneigt, und wieder verschwunden.

Ja, man kann es probiren, wie es dann die vielfältige Erfahrnuß gibt, wann man einen bösen Feind in einer besessenen Person beschwören thut, daß meistentheils dieser höllische Gast sich widerspenstig zeige, sobald man aber befiehlt, er soll den Namen Jesus verehren, alsobald wider seinen Willen wird und muß der Besessene die Knie beugen. Es werden die Juden und hartnäckigen Hebräer selbst bekennen,[284] daß sie in gewissen Aengsten und großen Gefahren mit keinem Namen, deren sie sehr viel Gott zueignen, so viel richten, als mit dem Namen Jesu, und glauben, daß die Wirkung und Kraft aller göttlichen Ramen und Titel seye ganz und gar in dem Namen Jesu übersetzt worden.

Zu Pergamo in Wälschland war eine junge Tochter, welche bey nächtlicher Weil in der Schlaf-Kammer ihres Vaters zu Venedig ganz nackend gefunden worden, nachdem man solche in der Frühe, als eine Befreundte erkennet, und mit Kleidern ehrlich bedeckt, ist sie hernach befragt worden, wie und was gestalten sie dahin kommen sey, welches sie mit vielem Weinen und starkem Bedauren ganz umständig erzählt, diese Nacht, sagte sie, hab ich wahrgenommen, daß meine Mutter, der Meinung, als schlafe ich, vom Bett aufgestanden, und den Leib mit einer Salbe, welche sie aus einem verborgenen Geschirr genommen, ziemlich angeschmiert, nachmals sich auf einen Stecken oder Besenstiel gesetzt, und zum Fenster hinausgefahren, nach solchem hat der Vorwitz mich unbehutsames Mädl auch dahin veranlaßt, daß ich gleichmäßig solche Salben gebraucht, und folgsam wider meinen Willen eben daher geflogen, allwo ich meine Mutter angetroffen, welche sich nit wenig ob meiner Gegenwart entsetzt, als ich aber sahe, daß sie diesem neuen kleinen Knaben im Bettl gefährlich nachgestellt, und mir mit dem Finger zu stillschweigen gedrohet, hab ich den Namen Jesu ausgesprochen, worüber die Mutter verschwunden, und ich also allhier verlassen worden. Unzahlbar viel dergleichen Begebenheiten könnten dabey gebracht[285] werden, woraus klar erhellet, wie erschrecklich denen bösen Geistern falle der Name Jesu, wie geschwind solcher all dero Macht zu Rauch mache, und weit besser dem Satan die Stärke genommen werde durch den Namen Jesu, als dem Samson durch die schöne Dalilä.

Der heiligmäßige Mann Thomas Kempensis ist von dem Teufel und höllischen Satan bei nächtlicher Weil über alle Massen geplagt worden, zumalen diese verdammte Larve in abscheulicher Gestalt zu seinem Bettl hinzu getreten, worüber er den englischen Gruß angefangen eifrigst zu beten, und sobald er zu diesen Worten: gebenedeit ist die Frucht deines Leibs Jesus, da haben sich die verdammten Geister in die Flucht geben, daß also wahr ist, was zu Apostel Zeiten geschehen: In dem Namen Jesu werden sie Teufel austreiben.

Mit dem Stein hat David den Goliath, mit dem Nagel hat Jahel den Sisara, mit dem Schwert hat Judith den Holofernes, mit der Lanze hat Joab den Absalon überwunden, aber mit dem Namen Jesus überwinden wir den höllischen Feind. Samson jagt in die Flucht die Philistäer, Josue die Amalechiter, David die Ammoniter, Jesus aber die bösen Feinde; dahero soll man bei den Sterbenden, allwo der bösen Feind Ernst und größte Macht sich einfindet, den süßen Namen Jesus für einen Schild und geistliche Waffen ergreifen. O was harter Kampf ist dieser letzte in dem Sterb-Stündl, weil dazumal die verdammte Larve allen möglichen Versuch thun, den armen, schwachen, und mit dem Tod ringenden Menschen[286] zu übervorthlen und in ihre Klauen zu bringen; wer solches wohl zu Gemüth führt, der wird alle Tag, wo nit alle Stund den gütigisten Gott mit aufgehebten Händen um die Gnad bitten, daß er doch bis auf den letzten Abdruck möge den Namen Jesus mit Mund und Herzen aussprechen, sich wider solchen abgesagten Feind damit zu schützen.

Wie Jesus Christus, unser Heiland, in dem Garten Gethsemani die Tods-Aengsten ausgestanden, hat er dergestalten gelitten, daß die häufigen Bluts-Tropfen am ganzen Leib aus allen Schweiß-Löchern wie die runden Kügerl herab geflossen, und spricht der h. Paschasius, daß solche Aengsten verursacht habe die erschreckliche Erscheinung der höllischen Geister, nit als hätte der Herr und Heiland sich so stark entsetzt ob diesen höllischen Larven, sondern weil er vorgesehen, daß alle Menschen in ihrem Sterbstündl einen so harten Streit und gefährlichen Kampf mit solchen verdammten Geistern werden haben.

Der große h. Mann Vincentius Ferrerius erwägt wohl dasjenige Geheimnuß, als der gebenedeite Heiland seinen Geist mit großem Geschrei und Weinen aufgeben, cum clamore valido, zumalen es natürlicher Weis' fast nicht konnte seyn, daß er wegen so langer und grausamer Marter ganz abgematt, hätte laut schreien können: müsse demnach eine sondere Ursach dessen gewesen seyn, und zwar diese, wie der böse Feind Christum den Herrn verursacht hat in der Wüste, und damalens nach allem angewendten Fleiß und Arglist nichts richten können, reliquit eum ad tempus, so hat er ihn auf eine Zeit verlassen, und[287] gedacht, er wolle warten bis auf sein Tod-Bettel, so bald nun Lucifer vermerkt, daß Christus auf dem Kreuz bereits dem Tod nahete, hat er alsobald einen schnellen Aufbot an alle Teufel ergehen lassen, welche dann unverzüglich von Luft, von Wasser, von der Erd, von der Höll sich auf den Berg Calvariä verfügt, daselbst Million tausendweis in den schrecklichsten Gestalten und Larven erschienen, Lucifer aber in eigner Person und dem rechten Zwerch-Holz des Kreuzes sich eingefunden, und drei ganze Stund, als damalen eine Finsternuß worden über den ganzen Erdboden, mit aller Macht und Kräften und Gewalt gesucht den sterbenden Christum zu stürzen und in seine Gewalt zu bringen; wie dann solches der Satan selbst bekennt dem h. Martino, als dieser h. Bischof in das Tod-Bettel gerathen, und ihn der böse Feind zu schrecken, zu versuchen sich unterstanden, hat ihn der h. Mann mit harten Worten angefahren, quid astas cruenta Bestia? was stehest du da, du grausame Bestia? du findest nichts tadelhaftes an mir, worauf der Satan ganz trutzig geantwortet: astiti Christo, cur non tibi? ich bin in Christo Tod gegenwärtig gewest, warum nicht bei dir? In herzlicher Erwägung dessen, daß ein jeder Mensch in seinem Sterbstündl von höllischen Feinden unbeschreiblich angetast und geplagt werde, hat Jesus mit lauter Stimm aufgeschrien, und aus Mitleiden gegen uns bitterlich geweint. Also bezeugen über die Wort, tunc reliquit, Matth. 4. Kap. August. Gregor. Athanasius, Theodoretus.

In der Chronik St. Dominici wird von dem[288] seligen Joanne Taulero gelesen, was solcher für Versuchung und Streit in seinem Sterbstündel ausgestanden; der war jederzeit ein Mann eines sehr heiligen Wandels, also daß er mehrmalen in seinen Predigten verzückt worden, welches nicht ein geringes Zeichen seiner Heiligkeit. Dieser gottselige Diener Gottes Taulerus kommt in das Tod-Bettl, in die letzten Tods-Aengsten, in welchen er einen solchen heftigen Streit und Kampf ausgestanden, und von den unsichtbaren Feinden also geängstiget worden, daß viel aus seinen umstehenden Ordens-Leuten und Geistlichen vermeint, dieser Mann seye aus gerechtem Urthl Gottes verdammt worden, nachdem er aber in diesem erbärmlichen Kampf mit Hitz und Schwitz die Seel aufgeben, so ist er nächtlicher Weil einem seiner guten Freund, einem Religiosen erschienen, welcher anfangs an solchem Gesicht erschrocken; nachdem er aber von ihm getröst worden, unterstehet er sich zu fragen, wer er seye? Eggo sum Joannes Taulerus, war die Antwort, ich bin Joannes Taulerus, dein gewester guter Freund. Der andere fragt ferners, in was Stands er sich befinde, zumalen er in seinem Tod-Bettl solche verzweifelte Gebärden gezeiget, daß viel hierdurch vermuthet haben, er sey verdammt, darauf Joannes Taulerus geantwort, liebster Frater, sprach er, die bösen Geister aus der Höll haben mich also mit ihren Gestalten gequält in meinem Tod-Bettl, mit solcher List mich angegriffen, mit so großer Ungestümmigkeit mich umgeben, daß, wann mir die göttliche sondere Gnad nicht wäre beigesprungen, wäre ich bald in eine Verzweiflung gerathen; liebster Frater, wann ich in meinen letzten Todsnöthen[289] hätt können reden oder schreien, so hätt ich dermassen geheult und geschrien, daß meine Stimm weit und breit wäre erschollen.

Dieses ist begegnet einem gottseligen Religiösen, einem, der ein Spiegel war der Vollkommenheit, einem, der sein Leben im Dienst Gottes zugebracht, einem, der nichts um die Sünd gewust, was wirst du zu gewarten haben, du Sünder? der nach der Welt Regel lebt, strebt und schwebt? du? der weniger gute Werk als Blumen zählt, der rauhe Februarius! Dieß ist begegnet Christo dem Herrn selbst, welcher der Brunn und Ursprung aller Heiligkeit, wie wird es dann dir gehen, o sündiges Adams-Kind? der du alle Tag, alle Stund, und fast alle Augenblick entweder die Gebot Gottes, oder die Gebot der Kirche, oder die Gebot der Natur überschritten. Mich wundert nit, daß Philippus III, großer Monarch in Spannien, in seinen Todsnöthen aufgeschrien: wollte Gott, wollte Gott, ich wäre diese 22 Jahr, in denen ich die Kron und Scepter geführt, ein armer Einsiedler gewest in einer wilden Wüste! Warum Philippe? darum, diese verruchten Geister ängstigten ihn wegen so viel Millionen Seelen, von denen er allen soll bei Gott Rechenschaft geben. Mich wundert nit, daß der h. Ludovicus Bertrandus östermals mitten in einem Discurs und Reden davon geloffen, sich in eine Zell eingesperrt, geheult und geweint, und den Kopf auf die Erd gestoßen; und als er dessenthalben wurde befragt, gab er die Antwort: wie kann ich ruhig seyn, weiß ich doch nit, was ich in meinem letzten Stündl für eine Sentenz werde empfangen. Mich wundert[290] nicht, daß der h. Einsiedler Hilarion, dessen Leben mehr einem englischen Wandel gleichete, in seinem Todbettl am ganzen Leib gezittert, und seiner Seel endlich selbst zugesprochen: meine Seel, was fürchtest du dich dann? 80 ganzer Jahr hast du Gott gedient, und fürchtest noch den Tod? Mich wundert deren aller nit, zumalen der h. Thomas von Aquin ausgesagt, daß ein solcher Streit und grausamer Kampf in eines jeden Sterbstündl wegen der höllischen Feind entstehe, daß, wofern nit eine sondere große Gnad Gottes zu Hülf komme, keiner, oder gar wenig selig werden.

Absalon, schöner als frömmer, liebreicher als lobreicher, holdseliger als gottseliger, zumalen seine Haar dem gezogenen Goldfaden gleichten, dem Trutz geboten, wurde einsmals von seinen Feinden verfolgt, daß er Noth halber mußte die Flucht nehmen, und als er unter einem Eichbaum wollte mit seinem Maulthier durchsprengen, ist er mit seinen Strobl-Haaren hangen geblieben, dahero ihn der Joab mit einer dreifachen Lanze ermordt; Rabbi Salomon spricht, daß, wann Absalon dazumal hätte geschwind die Haar abgeschnitten, hätt er sich gar leicht können erretten, so Absalon zur selben Zeit hätte Baroka getragen, wär es gut für ihn gewest. Warum aber daß Absalon, welcher ohnedas ein bescheider und verständiger Prinz war, damal ihm nicht mit dem Degen, den er auf der Seite getragen, die Haarlocken abgeschnitten, wäre es doch leicht und geschwind geschehen gewest? Tostatus mit gedachtem Rabbi Salomon spricht: daß Absalon dazumal wegen des herbei nahenden Tods seye[291] also erschrocken, daß er nicht gewußt hat, was er soll anfangen, der balde Tod, die offene Höll, der Teufel auf der Seite, das verletzte Gewissen, die herzu nahende Ewigkeit, die ungewisse Sentenz entrüsten den armseligen Menschen dazumal, daß er nit weiß, was er soll anfangen, forderist die unsinnige Gewalt, du grausame Ungestümm der verdammten Larven ängstigen den elenden Sterbenden dermassen, daß leider gar viel in den letzten Zügen in Verzweiflung gerathen.

Mit meinem Gewissen bekenn' ich es, daß ich einsmal zu Wien (geschweige die Zeit und Gelegenheit) einem Sterbenden beigestanden, welcher dergestalten getobt, als wie ein brüllender Löw, es stunden ihm die Augen ganz offen, feurig ausgetrieben, die Zung gar wohl eine halbe Spannlang aus dem Rachen heraus gestreckt, die Haar über sich, wie man zu sagen pflegt, gen Berg, der häufige Schweiß auf dem Angesicht, in allem eine so abscheuliche und entsetzliche Gestalt, daß mein Bruder Laicus, der vorhin ein beherzter Soldat etlich Jahr gewesen, samt andern 6 Personen die Flucht aus der Kammer genommen, und mich allein in diesem erschrecklichen Kampf verlassen; wie es mir um das Herz gewest, ist leicht zu erachten, und hat es gar nit viel gefehlt, daß ich ihm nit das Geleit zum Tod geben. Ich konnte aus allem diesen unschwer abnehmen, was Angst und Gewalt er von den höllischen Geistern erlitten, der barmherzigste Gott gebe es, daß er in solchem strengen Kampf überwunden habe (an welchem ich stark zweifle), es ist weder dieß noch andere ein Gedicht, sondern bleibt noch als ein Glaubens-Articul gewiß und wahr,[292] daß der Satan all seine Macht und Stärke gebrauche in dem Sterbstündl eines Menschen.

O Gott! o Gott! viel hat gelitten jener arme Reisende von Jerusalem nach Jericho, als er unter die Mörder und Straßen-Räuber gerathen, die ihn erbärmlich haben verwundet und zugericht; aber noch mehr und unbeschreiblich mehr leidt der Sterbende in seinem Ruhebettl, wann er reisen will in die Ewigkeit, wie grausam und unbarmherzig tractiren ihn die höllischen Straßen-Räuber, die mehrmalen in einer unzahlbaren Anzahl sich einfinden. P. Joan. Gregorius à Jesu Maria, Theologus de propaganda fide, zu Neapel aus meinem Orden, als er zu St. Dominico de Soriano in einer besessenen Person den Teufel beschworen, hat ihm solcher gedrohet, er wolle ihn auch ängstigen in seinem Todbettl, worauf der fromme Mann gefragt, wie viel ihrer werden seyn, più che sono fogli, in quel bosco di Soriano etc., mehr, sagte der Satan, mehr werden unser bei deinem Tod seyn, als Blätter in dem großen Wald zu Soriano.

Gleichwohl, mein Adams-Kind, sey getröst in diesem größten Streit, in dieser unbeschreiblichen Angst, in diesem letzten Kampf, in Mitte der Tods-Schmerzen, in Mitte der höllischen Geister, in Mitte der Zeit und Ewigkeit nimm deine Zuflucht zu dem süßesten Namen Jesu. Aber verehre solchen vorhero bei deinen Lebzeiten, damit du die große Gnad habest, dazumalen in deinem Sterbstündl solchen öfter auszusprechen. Diese Gnad hat gehabt der h. Ignatius Lojola, Stifter der Societät, welcher mit dem süßesten[293] Namen Jesu im Mund seinen Geist aufgeben. Solche Gnad hat auch gehabt der h. Franciscus Xaverius, welcher zu Sancion mit diesen letzten Worten selig verschieden: »O Jesu, du Sohn Gottes, erbarm' dich meiner.« Diese Gnad hat auch gehabt der selige Aloisius Gonzaga, dessen letzte Worte und Lebens-Athem war: »O Jesus! o Jesus!« Solche Gnad haben noch viele andere mehr gehabt, und solche wirst du auch in deinem Sterbstündl erlangen, wann du bei Lebszeiten den Namen Jesus mit Andacht verehrest, wann bei deinem Aufstehen das erste Wort wird seyn Jesus, wann bei deinem Schlafengehen das letzte Wort wird seyn Jesus, wann all dein Thun und Lassen wird in dem Namen Jesu den Anfang nehmen und das End, wann aus deinem Herzen unter Tagszeiten bisweilen in einem Schußgebetl ein Seufzer mit dem Namen Jesus ausbricht, wann du in deiner Behausung auf der Thür und Wand den gezeichneten Namen Jesus-Nam in Ehren haltest, sodann fasse eine steife und feste Hoffnung, dein letzter Abdruck im Sterbstündl werde nit anderst seyn, als Jesus und Maria.

Die Naturkundigen schreiben von den Gänsen, wann sie über das Meer fliegen, damit sie durch ihr angebornes Schnattern nit unter die Greife und nachstellenden Raubvögel gerathen, also pflege ein jeder aus ihnen ein Steinl in Schnabel zu nehmen, wodurch sie der Gefahr und dem Untergang entgehen, und folgsam aus des Feindes Klauen entgehen. In unserem Sterbstündl und letzter Lebenszeit müssen wir alle Menschen bereit seyn, über das bittere Meer des[294] Todes in ein anders Land, und zwar in die Ewigkeit zu fliegen; auf daß wir aber den höllischen Raub-Vöglen, welche in unzahlbarer Anzahl uns nachsetzen, mögen entweichen, ist nichts rathsamers, als ein Steinl in das Maul zu nehmen, aber was für eins?

Vernehme meine andächtige Seel, was dem gottseligen Mann Alphonso a Spina, Franciscaner-Ordens, widerfahren, als erst gedachter eifrige Religios geprediget, und sein apostolisches Absehen war, der Seelen Heil zu befördern, weil er aber gar einen geringen Nutzen durch seine Predigen gespürt, ist er derenthalben mit sehr melancholischen Gedanken überhäuft worden, und als er einst dessentwegen sehr traurig bei dem Convent-Brunn des Klosters zu Valesolet gesessen, vernimmt er eine Stimm vom Himmel, er soll den Amper in den Brunnen hinunter lassen, und Wasser herauf schöpfen; als er solches gethan, fand er auf dem Boden des Ampers 24 weiße Steinlein, in welchen der heiligste Name IHS ganz natürlich gezeichnet war, wegen der 24 Predigen, welche alle er daselbst von dem Namen Jesu gehalten.

Solche Steinl, eifriger Christ, befleiß' dich, in dem Sterbstündl in das Maul zu nehmen, damit du sicher in die glückselige Ewigkeit reisest; den Namen Jesu behalt auf der Zung, der soll das beste Kraft-Zeltel seyn; den Namen Jesu zeichne auf die Stirn, der soll dein bester Umschlag seyn: bitt, und bitt alle diejenigen, welche sich bei deinem letzten Abdruck und Hinscheiden werden einfinden, sie sollen nicht aufhören, den Namen Jesus und Maria dir in die Ohren zu schreien, damit das Herz, wann die[295] Zung schon kraftlos, möge noch Jesus, Jesus aussprechen.

Eins ist, wessenthalben viele Menschen eine Unterrichtung brauchen; benanntlich, es steht nit wohl, wann man in allen auch ungereimten Begebenheiten den süßesten Namen Jesu so leicht und unbedachtsam ausspricht, wie dann bereits bei vielen der üble Mißbrauch eingewurzlet, daß er zu allen auch lasterhaften Dingen und Spottworten den heiligsten Namen Jesus zusetzet, welchem doch Himmel und Erd und Höll die größte Ehr anthun, und die Knie biegen. Man soll wohl erwägen, wie einmal der Satan aus einer besessenen Person zu Kapharnaum Christum den Herrn angeredt: Jesus von Nazareth bist kommen, uns zu verderben. Worauf alsobald der Herr dem Teufel befohlen, obmutesce, er soll das Maul halten. Eine unverschamte Goschen, worin meistens lauter Unflath, soll sich nicht unterstehen, den Namen Jesus auszusprechen; zu einem jeden Kinder-Possen und Affenspiel soll man nit so leicht dieses herrlichste Kleinod hinzu werfen. Die großen Glocken in vornehmen Stift-Kirchen läutet man nit alle Tag, sondern bei solemnen Festtägen, auch der Hall und Schall des heiligsten Namens Jesu soll nit zu allen geringfügigen Dingen gehört werden. Jenes Weib in dem Evangelio, wie sie die Mutter Gottes und dero liebsten Sohn wollte loben, hat allein diese Wort hören lassen: »Selig ist der Leib, der dich getragen, selig ist die Brust, welche du gesogen.« Sie hat ihr nicht getraut zu sagen: selig ist der Leib, der Jesum getragen etc., soll also nit ein jeder Kuchel[296] Schlamp, nicht eine jede Gassen-Kehrerinn so leicht den Namen Jesus aussprechen, dann der allzuöftere und unbedachtsame Ausspruch dieses heiligsten Namens mehr zu einer Unehr gereicht, und einer Verachtung und Geringschätzung nicht ungleich ist, welches dann dem Himmel höchst mißfallet. Es war Pilatus so scrupulos, daß er vorher die Händ gewaschen, ehe er den Namen Jesus auf das Kreuz geschrieben.

Es kann einen wohl schrecken jenes, was da erzählt Hadrianus Lyräus, daß nemlich zwei Schiffleut von den Meer-Räubern ausgeplündert, jedoch ihr Leben in einem kleinen Schiffel salvirt, und als sie zu spater Abendzeit in einer Insul, de Re genannt, angelandet, und da sie von Haus zu Haus um eine Herberg gebeten, kommen sie ungefähr zu dem Haus eines Ketzers, wie sie denselben bittlich um eine Nachtherberg ersucht, dieser aber in grobe Wort ausgebrochen, sie für Dieb und Mörder gehalten; Jesus, Maria, sagten sie, solche seynd wir uit. Kaum daß sie solche heiligste Wort hören lassen, eben dessenthalben, widersetzt der Böswicht, behalt ich euch nit über Nacht, gehet gleichwohl zu Jesus Maria, daß sie euch einen Unterschleif geben. Wurden also die zwei gezwungen, die Nacht hindurch bei einer Kirchthür unter dem freien Himmel zu liegen, weil anderwärts kein Plätzl ihnen vergönnt worden; selbige Nacht ist gedachter schlimmer Gesell, welcher die heiligsten Namen also geschimpft, frisch und gesund und wohlgesättiget schlafen gangen, zu Morgens aber todt, kohlschwarz in einem Sautrog, in Mitte des Stalls gefunden worden, welches allen daselbst einen ernstlichen[297] Anlaß geben, einen frömmeren Wandel zu führen, in Gottesfurcht leben, und die heiligsten Namen Jesus und Maria nit entunehren.

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 3, S. 265-298.
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