Judas der Erz-Schelm hält sich in seinem Amt sehr ungetreu, und gibt bei der apostolischen Kassa einen gewissenlosen Dieb ab.

[404] Nicht allein Petrus, und mit Petro Joannes, und mit Joanne Jacobus, und mit Jacobo Andreas, und mit Andrea Matthäus, und mit Matthäo andere Apostel und Jünger haben große Wunderwerk geübet, sondern es hat auch Judas selbsten große Miracul gethan. Er hat mit wenigen Worten die bösen Feind' aus denen Besessenen getrieben, er hat sogar mit seinem Schatten große Krankheiten und Presten gewendet, er vermochte sowohl den Tod' als den Teufel zu überwinden. Dieser guldene Apostel ist gleichwohl von dem Silber überwunden worden, indem er durch das Geld[404] verblendet hat angefangen einen Dieb abzugeben, den Beutel, worinnen das Geld für das apostolische Collegium, mit krummen Händen zum öftern bewillkommet und Nehmens halber ein vornehmer Dieb worden. Fur erat, et loculos habebet.

Dazumalen, wie die Philistäer die Arch oder guldenen Bund-Kasten bei sich hatten, waren sie mit vielen Plagen von dem Allerhöchsten gezüchtiget. Unter andern ist eine solche Menge der Mäus in Dörfern, Städten und Märkten, wie auch in Feldern und Wäldern entstanden, daß sie durch diese kleinen Thier' den größten Schaden erlitten. Wann dazumalen alle Leut' wären Katzen gewesen, so hätten sie dannoch nicht alle Mäus können abfangen. Den mainzerischen Bischof Atto solle laut alter Geschicht-Schreiber eine solche Menge Mäus überfallen haben, daß er von ihnen ganz verzehrt worden. Gott behüte uns alle von dergleichen Mäusen! aber Mauser haben wir dergleichen genug, das kann niemand in Abred stellen. Mauser und Judas-Brüder seynd so viel, daß, wann es drei Tag soll Strick regnen, so konnte man dennoch nit alle hängen. Petrus hat einst das Netz auf das Land gezogen und 153 Fisch gefangen. Es wollen die heiligen Lehrer, daß Petrus von einer jeden Gattung Fisch einen ins Netz bekommen: so vielerlei Fisch gibts im Meer. Aber noch mehrerlei Fischer gibts auf dem Land, die mit faulen Fischen umgehen, und öfters fischen auf der ungekehrten Bank.[405]

Von den Bären schreiben die Naturkundigen, daß sie sich bei großer und harter Winterszeit in Steinklippen und wilden Höhlen alleinig mit ihren Bratzen erhalten, sie sutzlen und saugen an ihren Bratzen, und dieses ist ihre Unterhaltung. O wie viel gibts Bären (hätte bald gesagt Bärenhäuter), die sich mit ihren Bratzen, aber verstohlenen, diebischen Bratzen erhalten! Es gibt kleine Dieb', große Dieb, hoch- und wohlgeborne Dieb', schlechte Dieb', sammete Dieb', zwilchene Dieb', reiche Dieb', arme Dieb', subtile Dieb', grobe Dieb', arge Dieb', karge Dieb', Haus-Dieb', Gassen-Dieb', Nacht-Dieb', Tag-Dieb', offene Dieb', verborgene Dieb', bettlerische Dieb', bäurische Dieb', bürgerliche Dieb', gestudirte Dieb', edle Dieb', allerlei diebische Diebs-Dieb. Dahero hat gar wohl geredet Cassiodorus I. 2. Furca vacua, et civitas latronibus plena. »Der Galgen ist leer, und die Stadt ist voller Dieb.«

Wie der heldenmüthige David Krieg geführet wider die Philister, auch dieselbige jederzeit sieghaft überwunden, hat sich einer unter diesen Feinden gefunden, welcher einer ungeheuren Leibes-Größe war, und beinebens an einer jedweden Hand 6 Finger, deßgleichen auch an den Füssen. In unsern Zeiten trifft man wenig dergleichen 6 Finger an, wohl aber andere große, große, große Dieb', die so lange Finger haben, daß vor ihnen nichts sicher, nichts oben, nichts unten, nichts vorn, nichts hinten, nichts darneben, nichts draussen, nichts drinnen, nichts um und um.

Große Lands-Fürsten soll meine Feder verschonen. Gott sey Lob! bei diesen Zeiten seynd die christlichen[406] Potentaten nicht also eines harten Gemüths, daß sie nach dem Exempel des Judas fremdes Geld an sich ziehen und ihre Unterthanen durch überhäufige und gar zu harte Auflagen und Geld-Erpressungen bis auf das Blut aussaugen, welches der heilige und wunderthätige Franziskus a Paula sattsam dem König Ferdinand zu Neapel vor Augen gestellt. Da einsmals gedachter König dem heiligen Mann eine gewisse Summa Geld aus königlicher Freigebigkeit anerboten zu Erbauung eines Klosters, hat solches Franziskus auf alle Weis' geweigert und ganz nit wollen annehmen, weilen es fremdes Geld und ein Blut der armen Unterthanen sey. Solche Antwort hat nicht ein wenig das Gemüth des Königs Ferdinand entrüstet, welcher um fremdes Geld in seiner königlichen Rent-Kammer gar nichts wissen wollt'. Franziskus aber wollte solches scheinbar darthun: ergreift eben von selbigem Haufen Geld, so ihm offerirt wurde, eine Münz, bricht selbige in zwei Theil' von einander, – siehe, Wunder! da ist beederseits das häufige Blut heraus geronnen. Worauf der hl. Mann dem König mit verstelltem Angesicht und sonderem Eifer zugeredet: Annè hic misellorum cruor mutus erit? »Vermeinst du, daß dieses Blut der Armen werde stillschweigen,« und nit Rach' schreien über dich bei dem gerechten Gott? – Aus dem erhellet, daß auch Könige und Fürsten können in des Judä Fußstapfen treten, wann sie seinen Händen nacharten. Es ist nit[407] ohne, daß große Landes-Fürsten zu Schutz und Schirmung ihres Reichs dörfen von ihren Untergebenen billigen Tribut abfordern massen solches selbsten Christus der Herr hat gutgeheißen, als er den schalkhaften Hebräern, da sie vom kaiserlichen Tribut ihn gefragt, solche Antwort geben: Date, quae sunt Caesaris, Caesari: »Gebt's dem Kaiser, was des Kaisers ist.« Aber dergleichen Anlagen und Steuer müssen nicht aus der Kanzlei eines tyrannischen Königs Achab dekretirt werden, sondern vielmehr auf genaues Gewissen sich beziehen, wie gethan König Johannes der Erste zu Castell, wie gethan König Chilpericus in Frankreich, wie gethan König Eduardus in Engelland, welcher hl. Monarch den Teufel hat sehen spielen auf dem Geld, so sein verstorbener Herr Vater durch harten Tribut zusammen geraspelt.

Viel Edel-Leut gehören auch in des Judä Iscarioths saubere Bruderschaft, wann sie wie Egel das Blut ihrer Unterthanen saugen. Es gibt sonsten allerlei Mittel, reich zu werden: Etliche werden reich durch den Degen, verschießen viel Blei, erwerben viel Geld; andere werden reich durch die Feder, und ist ihnen Schola Scala, mittels dero sie zu hohen Aemtern erhebet werden; mancher wird reich durch das Weib, und bekommt mit diesem guldenen Schatz Silber genug; viel' werden reich durch große Erbschaften, und erhalten von dem Todten stattliche Lebens-Mittel; nicht wenig werden reich durch Aecker[408] und Weinberg', und sammlen viel Habschaften aus den Wirthschaften. Aber gar viel Edel-Leut' werden reich von lauter Zwiefel; der Zwiefel trägt mehr ein, denn Wälder und Felder: wann sie nemlich ihre Bauern also zwieflen, daß selbe viel ärger hersehen, als des Davids seine Gesandte, welchen der Ammon, als ein hochmüthiger und übermüthiger König, die Bärt' halbentheils hat lassen abschneiden und also auf einer Seite barbiren. Aber die Bauren werden auf allen Seiten geschunden. Nit umsonst hat der erste Baur Cain geheißen, massen es schon eine halbe Prophezeiung gewest, daß der Bauersmann werde keit genug werden. So ist auch jenem Bauren nit vor ungut aufzunehmen gewest, welcher auf Befragung, ob er auch bete, die Antwort geben: Ja, ja, ich bete fleißig, und zwar für meines Edelmanns seine Pferd', damit dieselben lang sollen leben und gesund seyn darneben; denn wofern diese sollen verrecken und umstehen, so thät' nachmals unser Edelmann auf uns Bauren reiten. Die Felberbäum' pflegt man nur einmal im Jahr zu stutzen; aber die armen Unterhanen werden gar oft von ihren allzuharten Herrschaften fast alle Tag gestutzet, und fällt das Fest Bartholomäi bei ihnen schier alle Monat, Wochen, Tag' und Stund. – O was harte Rechenschaft wird der[409] Armen Schweiß und Blut im Thal Josaphat erfordern! allwo zwischen dem Herrn und geh' her kein Unterschied, zwischen du und ihr kein Unterschied, zwischen einem armen Tropfen und einem Edlen von Trop fensperg kein Unterschied. Jetzt muß bei manchem Edelmann der Bauer ein Hund seyn, ein Hund heißen; aber glaub' du mir, wie scharf wird dich einmal bei dem göttlichen Richter dieser Hund anbellen? Alldort wird dir dein offener Helm nichts helfen, wohl aber dein offenes Gewissen wird dich deiner Ungerechtigkeit anklagen; alldort wird dich dein edles Blut nicht beschönen, wohl aber das Blut der Armen, so du gesogen und zogen, wird wider dich schreien!

Viel, sehr viel, welche hohe und niedere Aemter verwalten, seynd des Judä Iscarioths emsige Nachfolger, mussen sie wegen der Accidentia Substantial Dieb abgeben. Der hl. Evangelist schreibt von einem König, der mit seinen Bedienten wollte Rechenschaft machen. Siehe! da hat sich ein ungetreuer Vogel darunter befunden, der war dem Herrn schuldig zehen Tausend Pfund. Das heißt gestohlen! Weilen es nun dieser untreue Diener nit zu bezahlen hatte, also hat der Herr befohlen, man soll ihn verkaufen. Was mehr? sein Weib auch. Was mehr?[410] seine Kinder auch. Was mehr? alles was er hatte. Warum aber soll es das Weib entgelten, was ihr Mann gesündiget? Darum, merkt es wohl ihr alle, die ihr bei Aemtern sitzet, darum hat er sich in so große Schulden gesteckt, darum hat er so viel gestohlen, weilen er mit seiner Ordinari-Besoldung und jährlichem Einkommen seiner Frauen Pracht und Tracht nit konnte aushalten; wegen ihrer hat er so gestohlen. »Multorum talentorum factus est debitor, quoniam secutus est mulieres.« Derentwegen sie auch zur gebührenden Straf gezogen worden. Dergleichen gibt's gar viel, welche wegen des Genitivi den Ablativum an die Hand nehmen, und ihre Leibstuck mit Diebstuck erhalten.

Ihr Gestreng der wohledle Herr Herr Jonas Isfridus, Dampf von Dampfeneck und Dampfenthal haben ein Officium, d.i. einen stattlichen Dienst, der trägt ihm jährlich ein 400 fl.; seine Frau Gemahlin geht aber daher, als wann eine abcopirte Cleopatra wäre: sie trägt fast alle Monat ein neues Modi-Kleid, der Rock muß von geblümtem Procat seyn, da sonsten auf solchen Mist-Beetlen nur Sau-Blumen wachsen; das Kleid muß mit guldenen Spitzen um und wieder herum verbrämt seyn, daß dieser stinkende Kothkäfer mit Gewalt will einen Goldkäfer abgeben und gleichen; die[411] Haube muß künstlich und köstlich durchbrochen seyn, daß sie also einem seidenen Narrenhäusel nit ungleich: alles ist reich an ihr, ausgenommen der Hals, der ganz nackend und bloß; alles ist verbändlet und verbunden an ihr, möchte nur seyn, daß das Gewissen so frei; sogar der Rosenkranz muß mit einem Buschen Bänder prangen. Aber der Teufel lacht zu diesem Weihwedel: ihre Schuh für die Füß', und ihre Schuh für die Händ' – verstehe Handschuh – müssen allezeit mit dem Neumond neu seyn. In Summa, 400 fl. klecken für diese pollirte Mistfinken zu bekleiden nit. Die Ausgab in allem erstreckt sich jährlich auf 1000 Reichsthaler, ja um ein Merkliches mehr. Die Besoldung steht in 400 fl., das andere seynd lauter Accidentia, besser geredt, lauter Occidentia. Er hat so treffliche Smiralia, d.i. Diebalia; mit einem Worte, er stiehlt wegen gar zu unmäßiger Tracht und Pracht seiner Frauen: der Seidenwurm der Frauen macht einen Gewissenswurm dem Mann: ihr Manto, Mantill, Mantel, bringt den armen Mann in die Höll.

Man lieset von vielen Heiligen, dero dürrer Stab in grüne und fruchtbare Bäume erwachsen seynd. Rufinus registriret von einem alten heiligen Vater, dem viel Jahr' ein sauberes Weibsbild aufgewart und den alten bedient. Vielen ist solche schöne Köchinn verdächtlich vorkommen. Wie nun dieser Alte in eine tödtliche Krankheit gefallen, und bereits das Ziel seines[412] Lebens vor der Thür, also haben ihn sehr viel fromme Diener Gottes aus dem Kloster heimgesucht, und ihn mit ihrem geistlichen Trost ergötzet; wessentwegen er sich ganz freundlich bedanket. Nachdem er sich von allen beurlaubet, hat er zugleich gebeten: sie wollen nach seinem Tod' seinen Stab auf das Grab stecken, und wann derselbe wird anfangen zu wurzlen, grünen und Frucht bringen, so sollen sie erkennen, daß er unschuldig wegen dieses Weibsbilds sey. Die frommen Religiosen vollziehen den Befehl des Alten, stecken dessen dürren Stab auf sein Grab. Siehe, Wunder! den Augenblick hat der Stab anfangen zu grünen und Frucht zu bringen, nit ohne männiglicher Verwunderung. Ein großes Miracul, wann ein dürer Stab in einem großen Baum erwachset! Dergleichen Miracul wollt ich einem schier alle Tag zeigen! denn man ja öfters siehet, das ein Bettelstab grünet und zu großem Reichthum kommt.

Diesen hab' ihr gekennt – sagt mancher – der hat bei meinem Vater um die Suppe supplicirt; nachgehends ist er an diesem Ort Präceptor worden, allwo er die Wittib geheirathet, welche ihm durch das Geld zu solchem Amt verholfen; – denn dona und Donna vermögen viel – jetzt ist er ein Buch,[413] halter, dessen Vater ein Unhalter war, er hat in einem Jahr geschwind 3000 fl. prosperirt.

Dieser kennt mich nit mehr, aber ich ihn wohl: sein Vater war ein spitzfindiger Mann, denn er ist ein Nadelmacher gewest; seine Mutter war ein sauberes Weib, denn sie war eine Wäschers-Tochter. Dieser ist jetzt so groß, daß er im Wagen fährt, der vorhero an des Schusters Rappen geritten. Sein dermaliger Dienst trägt ihm auf 1000 fl. Wo seynd erst die Accidentia? Er hat in wenigen Jahren ein Feines prosperirt.

Dieser denkt nit mehr, wer er gewesen, wie er auf Wien ist kommen: da hat er einkehrt, wo der Esel in den Wiegen liegt, er hat sein Lebtag niemalens gestudiret, nur dazumal hat man Doctrin und Wissenschaft bei ihm gefunden, wann er dem jungen Herrn die Bücher hat in die Schul' getragen; sein Herr hat ihm nachmals zu diesem Dienst geholfen, der zwar in fixo ohne Fixen nur 100 Gulden einträgt; aber die Accidentia seynd groß, kannst leicht erdenken, weilen er in 6 Jahren zwei so schöne Häuser aufbaut; so viel hat er prosperirt.

Dieser geht daher, als wann er wollt dem babylonischen Thurm den Knopf aufsetzen: er spreizt sich, wie die nagelneues Paar Schweizerhosen. Daß dich! daß dich! weiß ich noch wohl, wie er bei dem Bettelrichter in die Kost gangen, er hat von diesem einen Mantel tragen, der bald mehr Löcher hatte, als ein Sieb oder Renter; jetzt prangt er, wie der Esel am[414] Palmtag. Er hat gut Ding zu sagen; denn sein Dienst, zu dem er so seltsam und wunderlich gelangt, trägt ihm ein Ehrliches ein! Seithero seiner Verwaltung hat er in die 11000 Gulden prosperirt, was wird er erst erheirathen? Ich wünsch' euch allen mit einander viel Glück, viel Heil, viel Segen, viel Wohlfahrt, viel Benediction zu eurem Aufkommen! Ich weiß gar wohl, daß Saul seines Vaters Esel gesucht hat; ich denk' gar gut daran, daß David seine Schmeerkappe mit der Kron' vertauscht hat; ich läugne es nicht, daß Gottes Gnad und Menschen-Fleiß manchen aus einem Hausmeister zu einem Hofmeister, aus einem Trabanten zu einem Kommandanten, aus einem Vorgeher zu einem Vorsteher macht etc. Aber ich bitt' euch um die Wunden Jesu Christi, um euerer Seelen Seligkeit, erwägt doch wohl, ob euer so großes Prosperiren sich mit dem siebenten Gebot vergleiche! Non furaberis! ob der hl. Prosper euer Patron, oder Judas! – Wie der alte Tobias einen Geißbock vor der Thür hat hören Gm – Gme – Gmegetzen, hat er alsobalden aufgeschrieen: Videte, nè fortè furtivus sit: »Sehet zu, daß er nit gestohlen sey!« Also betrachtet auch wohl euere Accidentia! zählt euer Geld, erwägt euer tägliches Einkommen, visitirt eure Truhen, steigt in eure Keller, besucht eure Speis-Gewölber, geht über euren Kleiderkasten,[415] beschauet das ganze Haus, nè fortè furtiva sint, ob nicht etwas gestohlen sey! Ihr werdet wahrhaftig finden, daß eure Accidentia euch um die beste Substanz bringen, nemlich um der Seelen Seligkeit. O ewiger Verlurst!

Unter den Kauf- und Handels-Leuten gibts auch viel Judas-Brüder. Wie der Heiland Jesus in den schönen Tempel zu Jerusalem getreten und daselbst die Juden kaufen und verkaufen, da hat ihn der ernstliche Eifer dergestalten bewegt, daß er mit ungestalten Angesicht und zornigen Augen all' dero Tisch, Stühl, Stellen und Kramer-Laden umgestoßen, und die Juden zum Tempel hinaus gejagt, hinaus gepeitscht. Diese Geschicht' möcht' einem schier einen Scrupel machen. Warum? Nemlich der sonst gütigste Jesus die Strick, womit die Geißen, Lämmel und Ochsen gebunden waren, anstatt einer Geisel gebraucht und darmit die Hebräer aus dem Tempel gejaget, zudem auch diese Herren Handelsleut' solche Waaren feil hatten, welche zum göttlichen Opfer gehörten, gleichwie man bei unsern Zeiten in denen Kirchen pflegt wächserne Opfer zu verkaufen. Darum, darum, merkts wohl ihr Kramer und Kaufleut' – darum hat der Herr Jesus diese hebräischen Handelsleut' also gezüchtiget, theils weilen sie den Tempel Gottes verunehret, theils weilen sie ihre Waaren gar zu theuer verkauft und einen unzuläßigen Gewinn gesucht, welches so viel als gestohlen und dem Judas nachgefolgt! Lucra enim superabundantia captabant.[416]

Laßt euch, ihr Herren Handelsleut', ein Schrecken seyn jene zwei Kaufleut', von denen Posanna registrirt: Diese zwei trieben mit gesamter Hand allerlei Handlungen, und damit sie zu größern Reichthümern möchten gelangen, haben sie allerseits nach doppeltem Gewinn getrachtet; brauchten beinebens nit wenig Betrug, welcher auch bei unsern Zeiten ziemlich im Schwung. Aber Gott, der alles Ungerechte strafet, wollt' auch dieses nit ungerochen lassen; sondern durch seine göttliche Verhängnuß ist einer aus diesen beiden bei der Nacht von dem Teufel geholet worden. Der andere lebte gleichfalls eine kurze Zeit, und zwar in stetter Melancholei und Krankheit. Als ihn seine Freund' und Anverwandte ermahnet, daß er sich zu reu- und treuevoller Beicht bereiten wolle, wie auch zu der hl. Kommunion, so hat er doch solchem heilsamen Rath kein Gehör gegeben, mit dem Verlaut, wie daß er verwichenen Ostertag habe kommuniziret, und ihm annoch die Hostien neben unglaublichem Schmerzen im Rachen hange, welche er öfters mit dem Messer herauszuheben versucht. Die Umstehenden tragen diesem unglückseligen Menschen vor die grundlose Barmherzigkeit Gottes, denen aber der verzweifelte Tropf stets geantwortet, daß er bereits verdammet sey, und habe schon gesehen seinen Ort in der Hölle neben seinem Kameraden. Wie man ihm das Bildniß des gekreuzigten Jesu vorgehalten, damit durch dessen Anblicken sein steinhartes Gemüth erweicht würde, so hat er mit beeden Händen die Augen zugedrückt, mit Vermelden, er könne denjenigen nicht mehr anschauen, welcher ihn bereits wegen seiner ungerechten[417] Handelschaft und unzulässigen Gewinn zur Höllen verdammt. Nach solchen Worten ist seine elende Seel' in den Abgrund der ewigen Pein gefahren, woselbsten er alle diejenigen Kaufleut' erwartet, welche durch unzuläßigen Gewinn und allerlei Betrug dem Nächsten das Seinige abstehlen und Judas-Brü der abgeben.

Unter den Wirthen und Gastgebern ist auch eine große Anzahl der Judas-Brüder. Die Joseph sich nach Bethlehem mit Maria seiner jungfräulichen Gemahlinn, die da schwanger war, begeben, hat er daselbst mit großer Sorgfältigkeit um eine gute Herberg und Wirthshaus umgeschauet; ist aber leider nirgends eingelassen worden, und also seine Herberg nehmen müssen in einem alten, zerlöcherten und übelgedeckten Stall, weilen den gebenedeite Jesulus beim guldenen Ochsen, beim schwarzen Adler, beim weißen Lämmel, beim grünen Kössel keinen Platz noch Raum hat gehabt: Non erit ei locus in diversorio: Also hat er müssen bei Ochsen und Esel loschiren. Ist wohl zu glauben, daß ein oder das andere Wirthshaus noch wohl ein Winklein wird gehabt haben, diese zu behebergen; allein die schlimmen Wirth und ehrvergessene Vögel sahen die Armuth dieser Gäst': sahen gar wohl, daß ihnen die Kreide nicht viel könne zuschreiben und zuschneiden, nahmen lieber solche Gäst' auf, die sie nach Belieben konnten barbiren. Strickselig und seilsam seynd freilich solche unverschonende und unverschamte Wirth, wenn sie die Kreiden sub ritu dublici brauchen[418] und den armen Gästen den Beutel ärger purgiren, als die Pillen Emanuels. O es Dieb und Judas-Brüder – die frommen Wirth' nehme ich allzeit aus – wann ich nit wüßte – daß die Rechen-Kunst oder Arithmetica von den Phöniziern erfunden wäre, so thät und hätt' ich euch solches zugemessen, dann ihr ja hauptsächlich raiten könnet. Ich hab' einst selbsten mit meinem Gespann bei einem solchen Schneiderum auf der Reis' die Nachtherberg genommen, und ist mir noch schlimmer ergangen, als des Loths seinen Gästen, welchen seine Frau kein Salz auf die Tafel gesetzt; dessenthalben nachgehends um weilen sie wider Gottes Gebot umgeschaut, sie in eine Salz-Säule verkehrt worden: Ich hatte mit allein keine gesalzenen, sondern auch keine geschmalzenen Speisen; wär' gar wohl zufrieden gewest, wann ich auch mit dem Esau bei seiner Tafel hätte dörfen in das Linsenkoch greifen. Gleichwohl hat der gewissenlose Wirth mir also die Zech verpfeffert, daß mir die Augen übergangen. Auf dem Löffelstiel war des Wirths sein Name mit zwei Buchstaben gezeichnet, nemlich D.S. Mein Gespann sagte und vermuthete daraus, der Wirth heiße Daniel oder Dionysius; ich aber legte es wahrhafter aus und sagte: diese Buchstaben D.S. heißen so viel als Dieb Schert. Traute mir dannoch kein Klagwort dessentwegen einzuwenden, weilen ich in Furcht stunde, es möchte auf das tondere das tundere folgen; dann es war Anno 1683, in[419] welchem Jahr wegen der Belagerung Wiens die unschuldigen Geistlichen ziemlich mit Schlag-Balsam versehen seynd worden.

Die Astrologi oder Sternseher stellen neben anderen Zeichen in dem Himmel auch den Wassermann; viel saubere Wirth' stellen nit allein in Caelo sondern auch in Celario den Wassermann, und führen den guten Wein wider seinen Willen nach Wasserburg. Das ist auch so viel als gestohlen! Christus der Herr hat zu Canaan in Galliläa das Wasser in Wein verkehrt, dem sehr viel Heilige nachgefolget: Die Prämonstratenser haben einen, der heißt Todo; die Kamaldulenser haben einen, der heißt Tomassus; die Benedictiner haben einen, der heißt Procopius; die Karmeliter haben einen, der heißt Simon Stock; die Karthäuser haben einen, der heißt Odo; die Cisterzienser haben einen, der heißt Walterus de Birbach; die Dominikaner haben einen, der heißt Jacobus Mevanensis; die Franziskaner haben einen, der heißt Amadeus; die Kapuziner haben einen, der heißt Matthäus a Leonissa; wir Augustiner haben auch einen, den heißt Joannes Bonus: Alle diese haben Wasser in Wein verwandlet, und das war ein Miracul. Aber ihr Wirth' verkehrt den Wein ins Wasser, das ist kein Miracul. Diesen pfleget man zu dero Namen allzeit[420] den Buchstaben H zuzusetzen, welches so viel als Heilig bedeut'; euch aber, zu euren Namen setzet man hinzu ein Sch: dieß leget euch selbsten aus!

Ihr Wirth', wie gehet es oft mit eurer Maß? Wie oft geschieht es, wann die Gäst' bei euch im Vollmond seynd, so ist die Maß im Abnehmen, und gleichwohl schreibet die schlimme Kreide mit völliger Fractur. Das heißt auch mit dem Juda gestohlen. Im kölnischen Erz-Bisthum liegt eine Stadt mit Namen Dousburg. Daselbst ist einsmals eine große Feuersbrunst entstanden, welche die mehresten Häuser in Asche gelegt. Unter andern war auch eine Bierbräuerinn, die um das Geld Bier ausschenkte. Als nun die Flammen bereits ihrem Haus zunaheten, so hat sie alle ihre Maß und Geschirr, mit denen sie das Bier pflegte auszumessen, vor die Hausthür getragen, nachmalens die Händ' gegen den Himmel gehebt und in diese Wort ausgebrochen: Allmächtiger Gott, wann du weißt, daß ich wissentlich einmal habe eine falsche Maß gebraucht, so lasse auch mein Haus sammt andern in dem Feuer aufgehen; sofern aber, wie ich in meinem Gewissen finde, ich gleichsam Niemand um einen Tropfen betrogen, so gebiete, o Gott, dem Feuer, daß es mich dießmal schadlos lasse! Siehe Wunder! das Feuer hat alles rings herum verzehret, diesem Haus aber nit ein Schiefer von einer Dachschindel verletzet; ja die überhäuften Flammen haben alle hölzernen Biermaß und Geschirr vor der Hausthür um und um gleichsam freundlich abgelecket, jedoch ohne winzigsten Schaden. – Versichere viel[421] Wirth, daß sie solche Cortesie und Höflichkeit des Feuers niemalens zu gewarten haben; ja wann sie schon auf der Welt von der Hand des Höchsten verschont werden, so wird sie doch in jener Welt die Justiz des göttlichen Richters wegen ihrer ungerechten Maß sammt andern Dieben und Judas-Brüdern mit dem höllischen Feuer züchtigen.

Soldaten seynd auch nit alle heilig, sondern viel unter ihnen anzutreffen, welche in des Iscarioths Fußstapfen treten. Post diem Martis sequitur dies Mercurii; seynd also Mars und Mercurius die nächsten Nachbaurn, ja ganz bei einander. Mars ein Gott des Kriegs, Mercurius ein Gott des Diebs. Also phantasiren jedoch oft mit der Wahrheit die Poeten. Gewiß ist es, daß die Soldaten sowohl mit dem Rapio, als mit dem Rapier können umspringen; und seynd jene Soldaten nit alleinig, welche Christo dem Herrn seine Kleider auf dem Berg Calvariä ausgezogen, sondern haben ihres Glichters noch mehre. Wann das Wort vornehmer Herr vom nehmen herrührt, so seynd keine vornehmere Leut', als die Soldaten. Bei ihnen heißt Furari auf deutsch finden.[422]

Einem ist auf eine Zeit ein Lämmel entfremdet worden. Der arme Tropf nimmt seine Zuversicht zu dem hl. Vedastum, hofft durch dessen Hilf das Seinige wiederum zu erhalten. Indem nun der Priester oder Pfarrer die Umstehenden ermahnt, daß her Thäter soll in sich selbst gehen und das entfremdete Lämmel wie der erstatten; alsobalden hat der Handschuh dieses Diebs, welcher auch unbekannt unter den Leuten stund, von freien Stücken wie ein Lämmel etlichmal die Stimm geben Me, Me, Me! woraus der Thäter wunderbarlich erkennt worden. Wann der Soldaten ihre Handschuh sollten hören lassen die Stimm dessen, was sie entfremdet, so würden sie auf mein Wort plärren wie die Schaf', gmecketzen wie die Geiß', röhren wie die Ochsen, hünnen wie die Pferd', gronnen wie die Säu, schnadern wie die Säuf', gagetzen wie die Hennen etc.: würde also mancher arme Bauer das Seinige aus der Stimm' kennen.

Von der seligen Jungfrauen Rosa schreiben die Annales Minorum etwas Wunderliches: Anno 1252 N.6: Eine Nachbarinn hat diesen gottseligen Jungfrau eine Henn' entfremdet; und als solche die Rosa über und über gesucht, auch derenthalben die Nachbarinn gefragt, weilen aber diese ganz unverschamt solches geläugnet, ja mit vielem Schwören ihre Unschuld wollte darthun: siehe! da seynd augenblicklich diesem diebischen Weib Hennen-Federn um das Maul gewachsen! Aus welchem seltsamen Bart gefederten Maul-Korb leicht war abzunehmen, daß diese die Henn' hat gestohlen. O lieber Gott! wann denen Soldaten sollte allemal etwas um das Maul wachsen von dem, was[423] sie klauben und rauben, so würde manchem sein Maul von Schaf-Woll, von Sauborsten, von Gänsfedern, von Kühehorn so wild aussehen, wie ein Storchen-Nest auf einem Glocken-Thurm.

Etliche gemeine Leut' seynd schon, des einfältigen Wahns, daß sie beständig davor halten, sie verstehen der Vögel ihren Gesang, sprechend: der Rab' singt nit anderst, als Dalk, Dalk, Dalk; der Ammerling singe Edel, Edel, Edel bin ich; der Gimpel singe nit anders als wie du, wie du, wie du; die Maisen singt nit anderst als Zuckersüß, Zuckersüß, gut, gut, gut, Zuckersüß, Zuckersüß; der Spatz aber auf dem Dach singe immerzu Dieb, Dieb, Dieb. Wann dem also wär', so sollten die Spatzen nirgends anderstwo nisten, als in den Häusern der Advokaten, damit sie von früh an, bis auf die Nacht Dieb, Dieb, Dieb, möchten salutirt werden. Allhier aber soll der gerechten und gwissen Advokaten ihre Ehr', Ruhm und Glorie nicht im mindesten geschmälert seyn, sondern es werden nur jene Clarissimi Fures und Advokaten verstanden, welche den armen Parteien das Ihrige abstehlen, den Prozeß wider alles Gewissen viele Jahr' und lange Zeiten ausdehnen, und öfters eine ungerechte Sach' wollen vergulden, wie die Apotheker ihre Pillulen, und kurzum den Kukuk unter die Musikanten, die Nacht-Eul unter das Frauenzimmer, die Leberwurst unter das Konfekt zählen wollen. O Dieb! Der evangelische Maler Lukas[424] entwirft folgende Geschicht': wie daß ein ehrlicher Mann von Jerusalem nach Jericho sey verreist; unterwegs aber ist er unter die Mörder gerathen, welche dem armen Tropfen all das Seinige genommen, bis auf das Hemd ausgezogen und mit Schlägen also hart verwundet, daß sie ihn für halbtodt liegen lassen. Hugo, Cardinal und Erz-Bischof zu Lugdun, allwo 27 heilige Erz-Bischöf gezählt werden, was überaus ein hochgelehrter Mann und berühmter Scribent. Dieser unter andern schreibt über gedachtes Evangelium Lucä, und spricht: daß einer, der unter die gewissenlosen Advokaten geräth, gleich sey demjenigen armen Menschen, der unter die Mörder gerathen zwischen Jerusalem und Jericho, denn diese lateinische Gesellen auch einen um das Seinige bringen und also verwunden, daß er gleichsam halb todt; wenigst zehrt ihm ein solcher ohne den Verlurst das Leben ab.

Momingo am 150 sten Blatt seines Quaresimals schreibt von einem Advokaten, welcher viel Jahr' manchen unbilligen Handel defendirt und gerechtfertiget. Dieser ging einsmals aus der Stadt in seinen unfern entlegenen Maierhof spaziren. Gleich aber außer der Stadt-Porten gesellet sich der Teufel zu ihm als ein Reis-Gespann, welche Begleitschaft dem Herrn Doctor gar nicht wollte gefallen. Etwann hat ihm schon der nagende Gwissens-Wurm wegen seiner mannigfaltig begangenen[425] Unbilligkeiten das Herz gezwickt. Indem diese ihren Weg also fortgenommen, so ist ihm ein Bauer begegnet, welcher ein großes Mastschwein an einem Strick führete, vermuthlich auf den Markt. Weilen aber dieser feiste Speck-Wust nit wollte gehen, so ist der Bauer hierüber erzürnet und in den gewöhnlichen Fluch ausgebrochen: gehe, daß dich der Teufel hohl! Der Advokat wendet sich unverzüglich zum Teufel, den er gern von der Seite hätte: Allo! Teufel, diese Sau gehört dir zu, warum hohlest du sie nit? Nein, nein, spricht der Schwarze, er meints nit von Herzen, der Bau'r hat's nur aus Zorn geredet; zum andern acht' ich nit viel das schweinerne Fleisch, meine beste Bissel seynd die Seelen. Wie sie nun weiter fortgangen, so treffen sie eine Mutter an vor der Hausthür', welche ihrem Kind die Haar' auskämplet, und weilen solches kleine Büberl den Kämpel Raufens halber weigerte, hat die Mutter aus Ungeduld aufgeschrieen: Halt du Fratz, daß dich der Teufel hohl! worauf der Doctor mehrmalen der Teufel angeredet: Warum er doch das Kind nicht nehme, da daß er eine Seel zum besten? Hat sich wohl nehmen! sagt darauf der saubere Kamerad, dieß ist nur ein gemeiner Mutter-Fluch, es ist ihr bei weitem nicht also ums Herz: beinebens ist das Kind unschuldig, und hab ich keine Gewalt zu ihm. Endlich kommen sie in ein Dorf, in welchem etliche bei einander stunden, die kurz vorhero dieser Advokat durch einen ungerechten Prozeß und unbilliges Recht um all' das Ihrige gebracht. Kaum daß diese des Doctors ansichtig worden,[426] haben sie gleich angefangen zu schreien: O Schelm! o Dieb! o ungerechter Advokat! daß dich der Teufel mit Leib und Seel' hohle! – Ho! Ho! sagt der Teufel zu seinem Mitgespann, hast du es vernommen, was die Leut' sagen? sie sagen die Wahrheit, und meinens von Herzen; dahero unnöthig, daß wir weiter gehen. Und darauf hat er ihn in die Lüften geführt, auch nimmermehr ersehen worden. – Dieser wird ungezweiflet nit allein aus solchen lateinischen Dieben in der Hölle seyn, sondern eine unzählbare Anzahl bei sich, neben sich, unter sich, ober sich und um sich haben, welche nicht den Bartolum, sondern den Bartolomäum an die Hand genommen, die armen Parteien geschunden, und auf Egel-Art ihnen das Blut ausgesogen. Ihr Advokaten und Juristen seyd gute Latinisten! so erwägt denn wohl, was der englische Thomas von Aquin euch in die Ohren schreit, auf einer Tafel schreibt: Dicendum, quod Advocatus, si in principio credidit causam justam esse, et postea in processu appareat esse injustam, debet causam deserere, vel eum, cujus causam agit, ad cedendem inducere, sive ad componendum sine Adversarii damno. Qui verò scienter injustam defendit, absque dubio graviter peccat, et ad restitutionem tenetur ejus damni, quod contra justitiam per ejus auxilium altera[427] pars incurrit: »Wenn ein Advokat erkennt, daß seine Partei Unrecht hat, gleichwohl die Action ferners fortführet mit seinen verstrickten, verzwickten, verflickten Legibus, so thut er sich hoch versündigen, gehört unter die Dieb' und ist verbunden und schuldig den Schaden zu ersetzen, welche der Gegentheil hierdurch erlitten. Wann ein Advokat glaubt, seine Partei habe ein billiges Recht, nachgehends aber der Ausgang das Widrige zeiget und verliert, so ist der Advokat mehrmalen nit zu entschuldigen, massen er nit weiß, was er wissen soll, ist demnach im Gewissen verpflicht', ehe und bevor er eine Action führet, daß er vorhero dieselbige wohlsinnig entörtere, ob sie recht oder unrecht. Wann ein Advokat in 6 Jahren, in 16 Jahren, in 26 Jahren, wie ich selbsten weiß, erst vollendet, den er in einem halben Jahr leicht hätte können zu End' bringen, sondern derenthalben solches Recht so lang ausgedehnt, damit ihm die Bestallung desto länger dauere: so ist er mehrmalen unter die Haupt-Dieb zu rechnen, und gebührt ihm nichts anderst, als Restis und Restitutio«

Matthäus a Bascio ist ein heiligmäßiger Kapuziner, welcher mit großen Wunderwerken erleuchtet. Unser andern hat ihm einst ein vornehmer und[428] reicher Advokat zur Tafel geladen; wobei denn der gottselige Mann erschienen, anstatt aber der guten Bissen das böse Gewissen angriffen, ihm dem Herrn Doctor ernstlich zu Herzen geführt, wie mächtig er sich in seiner Advokatur versündiget habe, und dafern er das so unbillig erworbene Gut und Geld nit wieder zurück gebe, und seine begangene Ungerechtigkeit bußfertig bereue, so werde die urplötzliche Straf des göttlichen Richters über ihn kommen, und zur ewigen Rach' ziehen. Zum Wahrzeichen und mehrerer Bestätigung ergreift Matthäus das Tischtuch, druckt dasselbige zusammen, aus welchem dann so häufiges Blut gerunnen, daß eine große Schüssel darmit angefüllet worden. Siehe! sagt der wunderthätige Mann: Das ist das Blut der Armen, welches du ihnen durch ungerechte Prozeß und Rechts-Führungen ausgesogen, dieses schreit im Himmel, und begehrt Rach wider dich. – Wann dieser wunderthätige Mann in unserm lieben Deutschland wäre und etliche Advokaten heimsuchte, so würde er aus manchem sammeten Rock eines Doctors, aus manchem seidenen und kostbaren Kleid einer Doctorinn, aus mancher silbernen und guldenen Kandl eines Advokaten, aus manchem Tischtuch eines solchen Legulei auch das helle Blut der Armen heaauspressen. Blutegel, Blutsutzler, Blutrauber, Blutschwammen, geht doch in eure Gewissen, gedenkt doch, daß eure ungerechte[429] rechte Gewinn' nur zeitlich, die Straf aber ewig: erwäget doch, daß der ungerechte Kreuzer euer Weib und Kinder endlich an den Bettelstab und Bettelstand, eure arme Seelen aber zur Höllen befördern werden! Ihr, gerechte Juristen aber und gewissenhafte Advokaten, verharret in euerer preiswürdigen Justiz, überladet euch nicht mit fremdem Gut, tretet in die Fußstapfen des hl. Advokaten Ivonis, schützet und schirmet die Armen, so wird sich Gott euerer erbarmen!

Der allmächtige Gott ist einst dem Patriarchen Abraham erschienen, ihm den Befehl gegeben: Abram exi de terrâ tuâ: »Abram, ziehe aus deinem Land',« von deiner Verwandtschaft, von deines Vaters Haus, und komm in das Land, das ich dir zeigen will, und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen, und deinen Namen groß machen, und du sollst gesegnet seyn! Ueber dieß ging Abram heraus, wie ihm Gott der Herr befohlen hat, und Loth zog mit ihm. Fünf und siebenzig Jahr' war Abram damalens alt. Wegen eines so willfährigen Gehorsams bat Gott dem Abram unterschiedliche Verheißungen gethan, ihm zugeredt, er solle die Augen wenden gegen den gestirneten Himmel und allda die schönen, scheinenden, glänzenden, schimmernden Stern' beschauen, er solle betrachten die Menge der kleinen und winzigen Sandkörnlein am Ufer des Meeres: also soll sein Name, Same und Stamm vermehret werden! Hier durch war der Gehorsam des hl. Manns noch nit sattsam bekannt. Gott erscheint ihm mehrmalen und spricht diese Wort' zu ihm: ich bin der allmächtige Gott, wandle vor meiner und sey vollkommen,[430] und ich will meinen Bund aufrichten zwischen mir und dir, und ich will dich über die Massen sehr vermehren! Du fiel Abram nieder auf sein Angesicht, und Gott sprach zu ihm: Ich bins, und hab' einen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker seyn, und dein Name hinfüro soll nit mehr Abram seyn, sondern du sollst Abraham genennet werden: »Nec ultra vocabitur nomen tuum Abram, appellaberis Abraham!« – Warum der allmächtige Gott dieses Patriarchen Abram seinen Namen verändert hat, setzen dessen mannigfaltige Ursachen die Ausleger der hl. Schrift, welche diesseits beizufügen unnöthig seynd. Es wäre der Zeiten höchst nothwendig, daß auch die Dieb' ihre Namen vertauscheten: In allen Ländern, in allen Städten, in allen Dörfern, in allen Gassen, in allen Orten gibts Abräm. Wo ist eine Stadt? in der Stadt wo eine Gasse? in der Gasse wo ein Haus? in dem Haus wo ein Zimmer? in dem Zimmer wo ein Tisch, wo eine Bank, ein Stuhl, eine Stell', wo nicht Abräm gefunden werden? verstehe große Dieb', größere Dieb', die größten Dieb', verstehe kleine Dieb', noch kleinere Dieb', die kleinsten Dieb', welche alle nichts anderst seyn als lauter Abräm! Aber sie thun abrämen, wo es nit erlaubt, sie thun abrämen, was sie sollten liegen lassen, sie thun abrämen, was das siebente Gebot verbietet. Diese sollten freilich wohl ihren Namen verändern, dafern sie wollten Gott gefallen.[431]

Vor diesem ist das Stehlen nicht also im Schwung gangen, wie der Zeiten, und seynd dazumahlen viel weniger Dieb' gezählet worden, als bei diesem Welt-Lauf'. Der verlorne Sohn, nachdem er durch Kandl und Antl gerathen ist in einen elenden Wandel – vivendo luxuriose – und ein solcher armer Schlucker worden, daß er auch in kurzer Zeit von Freiburg auf Schweinfurt gereist, und aus einem Freiherrn ein Sauhirt worden: in solche äußerste Noth ist er kommen, daß er wegen Mangel des Brods schier vor Hunger gestorben – gleichwohl liest man nit, daß er in seiner größten Armuth hätte gestohlen, allwo ihn doch die größte Noth und höchste Bedürftigkeit in etwas hätte entschuldiget; sondern er als ein edler Jüngling hat lieber wollen die Säu' hüten, als mit Stehlen oder Partitenmachen sich erhalten. Dermahlen aber, bei diesen verkehrten Zeiten, seynd die Leut' also übel gesittet, daß sehr viel mit Diebstahl und Räubereien ihren Unterhalt suchen, als durch ehrlichen Dienst sich ernähren. Von dem Igel schreiben die Naturkundigen, daß er ein arger Dieb sey, und pflegte zur Herbstzeit auf die Aepfel- und Birnbäum' zu steigen, von denen das Obst herunter zu werfen; nachdem er den Baum ziemlich beraubt, so steigt er wieder hinunter, wälzt sich mit seiner gestachleten Haut hin und her, und spießt solchergestalten alle seine gestohlenen Früchte an seine Spitz, mit welchem Raub er nachgehends in seine Höhle eilet. Dieser Dieb stiehlt mit lauter Spitz; also werden nit wenig Dieb[432] angetroffen, welche mit lauter spitzfindigen Diebstucken sich ernähren.

Was kann argers und ärgers seyn, als was sich zu Genua zugetragen? In dieser berühmten Stadt wurde auf eine Zeit ein sehr hochfeierliches Fest in gewissen Kirchen begangen, und war ein volkreicher Zulauf zu dieser erstermeldeten Solennität. Unter andern wollt auch ein Deutscher (welcher theils aus Andacht, anderseits auch aus Vorwitz etwas neues zu sehen begehrte) in besagte schöne Kirche sich begeben, dem aber unweit dieses Gotteshauses ein anderer begegnete mit lachendem Mund und freudenvollen Angesicht, und ihn ganz trostreich bewillkommt, sprechend: Grüß dich Gott, mein tausend Bruder, wie treffen wir so wundersam einer den andern an? Von Grund meines Herzens erfreue ich mich, daß ich dich noch in gewünschter Gesundheit finde, mein liebster Bruder! – Der gute Deutsche verwundert sich hierüber, konnt' sich auf keine Weis' dieser unverhofften Bruderschaft oder Bekanntschaft entsinnen, schüttlet derenthalben manierlich den Kopf, mit dem Verlaut: er kann sich gar nicht erinnern, daß er einmal des Herrn sey ansichtig, viel weniger bekannt worden. Dieser Erz-Schalk aber verstellte auch in etwas sein Angesicht, sagend: mein Bruder, gedenkst du dann nit mehr an die Vertraulichkeit, so wir vor drei Jahren zu Wien in Oesterreich im Hasenhaus gepflogen? Bitt' dich um Gottes willen, soll dir dann schon entfallen seyn jener Possen, den wir beede der Köchinn daselbst erwiesen,[433] da sie einmal einen guten schweinernen Schunken beim Feuer kochte, seynd wir beede ihrer unvermerkt hingangen, den Schunken aus dem Hafen herausgezogen, anstatt dessen des Hausknechts alten Stiefelbalg hineingesteckt, – welches nachmals die leichtgläubige Köchinn für eine Zauberei gehalten, der bethörten Meinung, der Schunken sey durch böse und ihr mißgönnende Leut' in einen Stiefelbalg verkehrt worden. Mein tausend Bruder! sollst du diesen erfreulichen Gespaß schon vergessen haben? Ei du lächerlicher Vocativus, stell' dich doch nit also fremd! – Ich, sagte hierauf der Deutsche, nehme mein eignes Gwissen zum Zeugen, daß ich die Zeit meines Lebens mit dem Herrn nit habe ein einiges Wort geredet; thut sich also der Herr wegen etwann gleichgstaltem Angesicht irren und mich für einen andern ansehen. – Der verschmitzte Bösewicht gibt hierüber Glauben, und bittet um Vergebung, daß er ihn also vertraulich hat empfangen; es wäre dessen aber keine andere Ursach', als weilen er im Gesicht und Leibs-Beschaffenheit einem seiner besten Freunde ganz ähnlich und gleich sey. Fragt beinebens, wohin er seinen Weg nehme? und wie er verstanden, daß er obbesagter Solennität wegen sehr fremden Ceremonien wolle beiwohnen, gab er ihm diesen, äußerlichen Scheins halber, sehr guten Rath: Mein lieber Herr, sprach er, weilen der Herr Gesicht und Gstalt halber meinem werthesten Freund ganz gleichet, so will ich den Herrn vor einem Schaden und Uebel warnen! Vermuthlich wird der Herr[434] mit etlichen Dukaten versehen seyn? Es wisse aber mein Herr, was arglistige, spitzfindige, durchtriebene Beutelschneider allhier seyn, welche gemeiniglich bei solchen Festtagen ihren besten Jahrmarkt haben, und denen Leuten aus den Säcken, sogar das Geld aus den Händen practiciren. Der Herr folge meinem Rath: die etlichen Dukaten, so er bei sich hat, nehme er ins Maul, deßgleichen ich auch; solchergestalten werden wir beede der schlauen Beutelschneider ihre Ränk' hinterlistigen. Dieser gute, ehrliche Deutsche hält diesen Rath für angenehm und heilsam, verbirgt etliche Dukaten ins Maul, und gehet sammt diesem in die Kirche. Was folgt? Unter währendem feyerlichen Gottesdienst, da jedermann niederknieet, hat der Mitgespann, oftgenannter Bösewicht, das Schnupftüchel aus dem Sack gezogen, sich stellend, als hätte er ein gewisses Geld unbehutsam dar mit herausgestreuet. Grablete also auf der Erde hin und her, und lamentirte; die Gegenwärtigen bücken sich auch etwas, und fragte einer den andern, was er suche? Ach Gott! versetzt er hierüber ganz kläglich, ich habe mit dem Schnupftuch etliche Dukaten herausgezogen, und kanns nit mehr finden. O, sagt der obbemeldete Erz-Schalk und Haupt-Dieb, ich hab' gesehen, daß dieser Deutsche sich auch gebücket, die Dukaten aufgeklaubt, und ins Maul geschoben. Als nun die Umstehenden ihn mit harten Worten angegriffen: er soll[435] dem armen Tropfen das Seinige erstatten; er, der gute Deutsche aber wegen seiner eignen Dukaten, die er vorhero aus Einrathung dieses Erz-Schelm ins Maul gestecket, konnte derenthalben nit recht reden, viel weniger sich entschuldigen, und weilen die Anwesenden vermerkt, daß er Geld im Maul hatte, strengten sie ihn noch heftiger an, daß er also zur Vermeidung größern Unheils sein eignes Geld aus dem Maul dem andern mußte darstrecken. – Das heißt ja nit das Brod, sondern gar das Gold vom Maul weggeschnitten! Dergleichen spitzfindige Diebstähl' hätte ich eine große Menge beizubringen, die ich mit allem Fleiß umgehe, damit nit hierdurch andere in ihren Diebs-Anschlägen mehr unterrichtet werden.

Dieb' und Judas-Brüder glauben fast, daß sie durch Stehlen reich werden; aber es zeigt die beständige Erfahrenheit das Widerspiel, und erfahret man allemalen, daß wahr sey, was die Alten im Sprichwort hatten: Wie gewonnen, so zerronnen. – Der gebenedeite Heiland erzählet von einem König, welcher Rechnung wollte machen mit seinen Knechten. Und als er anfing die Rechnung zu halten, kam ihm einer vor, der war ihm zehen tausend Pfund schuldig. Dieser war ein Haupt-Dieb; dann zehen tausend Pfund zu stehlen ist eine ehrliche Zahl in einer unehrlichen Sach. Der König begehrte das Seinige, wie billig und recht. Dieser saubere Offizier und Beamte hatte nicht einen Kreuzer, daß er möchte erstatten: »Cum autem non haberet, unde redderet.« Aber um Gottes willen, Herr von Greifengeld, wie habt ihr eine so schöne Summa Geld[436] anworen, daß ihr anjetzo ein so armer Schlucker seyd, und mit der Nasen müßt auf den Aermel schreiben? nit einen Kreuzer mehr in dem Beutel? Der Hut hängt die Flügel, wie ein abgestoßenes Schwalben-Nest, die Hosen seynd durchbrochen mit Philagran-Arbeit, die Schuh seynd ledern, aber auch liederlich; dann der große Zehen zum Fenster heraus schauet, um zu sehen, ob der Meister Hans bald werde mit dem Leist ankommen. Von zehen tausend Pfund kein Pfund mehr? kein halb Pfund mehr? kein viertel Pfund mehr? Herr Dietrich, wo ist das Geld hinkommen? Ach Gott! male parta male dilabuntur: »Wie gewonnen so zerronnen Non invenerit fraudulentus lucrum, sagt der hl. Geist selbsten: »Der mit Betrug umgehet, findet keinen Gewinn

Dem hl. Rufino ist einmal einer in den Garten eingestiegen, und ihm das beste Kraut und Kräutelwerk entfremdet, solches nachmals in einem Hafen zu einem großen Feuer gesetzet. Allda hat der Dieb mit höchstem Wunder erfahren müssen, daß besagtes Kraut auf keine Weis' konnte gekocht werden, sogar das Wasser einen halben Tag bei dem Feuer ist nicht warm worden. Kraut-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen

Dem hl. Odom hat ein Dieb ein Pferd gestohlen[437] sich behend' auf dasselbige gesetzet, ihm den Sporn geben, und seiner Meinung nach schon etliche Meil' postirt; zu Morgens bei anbrechendem Tag hat er sich an demselben Ort befunden, wo er das Pferd gestohlen! Pferd-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen

In dem Kloster zu Cassin seynd die Dieb' in den Keller gebrochen, und daselbst einen ganzen Sack voll Fleisch, Käs' und Speck angefüllt. Alls sie nun wollten den Sack aufheben, haben sie nit anderst vermeint, als selbiger sey mit lauter Blei angefüllt; derenthalben gezwungen worden, diesen Raub allda zu lassen, und auf keine Weis' können entrinnen, bis sie von allen Geistlichen ersehen worden. Käs-Dieb, Speck-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen

Den hl. Bischof Zeno haben auf eine Zeit etliche Soldaten um einige Fisch' ersucht, welchen dann der heilige Mann gutherzig drei große Fisch geschenket. Die Gesellen aber waren hierdurch nicht ersättiget, sondern den vierten dazu gestohlen. Als sie nun diesen zu Haus in ein siedendes Wasser geworfen, so hat solcher auf keine Weis' mögen gekocht werden, sondern stets in dem siedheißen Wasser lebendig verblieben. Fisch-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen

Dem Meßner bei St. Guigneri – schreibt der hl. Anselmus – haben etliche freche Dieb' eine Kuh gestohlen bei nächtlicher Weil. Siehe! da seynd alsobalden[438] auf den zwei Hörnern der Kuh zwei große Lichter erschienen, welche diese Dieb verrathen. Kuh-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen

Es ist in Schottland eine Mühl', welche den Namen wie forderist auch eine besondere Gnad' hat vom heiligen Fridiano. Wann jemand ein gestohlenes Treid auf diese Mühl schüttet, so thut sie solches auf keine Weis' zu Mehl machen, und währet dieses Wunderwerk noch auf heutigen Tag. Treid-Dieb, wie gehts. A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen

Was halt ich mich mit fremden und vielen unbekannten Geschichten aus! wir wissen selber viel, wir zählen selbst nit wenig; uns kommen oft solche unter die Augen, welche da aussehen wie des Samsons seine Esels-Kinnbacken, zaundürr; welche ein Kleid tragen wie des Jacobs seine Lämmel, voller Fleck; welche da eine Wohnung haben wie des Alexius, unter der Stiege; welche Augen haben, aber nur solche, die vor Trübsal stets im Wasser schwimmen; welche Zähn' haben, aber nur solche, dir Kümmer-Nuß müssen aufbeißen; welche Händ' haben, aber nur solche, die den Bettelstab müssen führen; welche Füß' haben, aber nur solche, die von Haus zu Haus gehen, das Brod bettlen; welche zerrissen seynd in Kleidern, jedoch beinebens ganze Bettler; welche nichts zu essen haben, doch beinebens Manglkern, Manglnuß, Mangltorten gnug; welche baarfuß gehen, und jedoch beinebens drückt's der Schuh allerseits; welche mit einem Wort elende, verlassene, bedrängte, betrübte Bettler seynd; – und[439] wir haben doch ihre Eltern gar gut bekennt, vor ihnen nit einmal den Hut gerucket. Sie waren so reich, daß sie schier dem Cröso den Trutz geboten. Was man bei ihnen gesehen, war Gut und Geld; was man bei ihnen griffen, war Geld und Gut; was man bei ihnen gefunden, war Gut und Geld. Es ist gewiß, daß auf ein jedes Kind so viel tausend Gulden erblich gefallen, und gleichwohl ist alles, alles, alles hin: Der Hans Jacob hat so viel tausend empfangen, nun ist alles hin, jetzt gibt er einen Jacobs-Bruder ab; der Christoph Reichard hat so viel tausend geerbt, nun ist alles hin, jetzt ist aus einem Reichard ein Gebhard worden, dann er hat selbsten nichts; der Georg Vital hat so viel tausend im baaren Geld gezogen, nun ist alles hin, der Vital muß bald gar ins Spital. Um Gotteswillen, wo ist das Geld hinkommen? O fragt nit lang! De malé quaesitis non gaudet tertius Haeres. »Was man unrecht thut erwerben, das kommt nit zum dritten Erben!« Denn ihr Vater war der und der Herr, ihre Mutter war die und die Frau, ihr Reichthum war das und das – was dann? – das und das Diebsstück. Er hat sich in seinem Dienst mit fremdem Gut und Geld bereichert, dem kaiserlichen Beutel das Festum Circumcisionis[440] celebrirt. Wie gewonnen, jetzt ist es also zerronnen. Besser, besser, und ersprießlicher, wie auch nützlicher ist ein gerechter Kreuzer, den der Vater seinem Kind hinterläßt, als hundert Gulden, die mit Unrecht erworben. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen«

Der gelehrte Aristoteles schreibt von den Adlers-Federn etwas Denkwürdiges: daß, wann man diese zu andern Federn lege, pflegen die Adlers-Federn die andern zu verzehren und ganz aufzufressen. Fast eine gleiche Beschaffenheit hat es mit dem durch Betrug und Diebstahl erworbenen Gut: wann man einen ungerechten Kreuzer zu einem gerechten Groschen legt, so wird der gerechte den ungerechten verzehren. Sobald ein ungerechter Gulden ist das Haus kommt, so fliehen zehen gerechte. Gulden aus dem Haus. Henricus der Achte, König in Engelland, war fast der reichste Monarch in Europa; nachdem er aber die geistlichen Güter hat räuberisch angriffen, ist er nit nur allein zu größerem Reichthum nit gelangt, sondern augenscheinlich ärmer worden: nachdem er über die tausend Klöster zu sich gezogen, und aus dero jährlichen Renten und Einkünften viel hundert tausend zählte, ist er doch viel ärmer worden und bedürftiger: »Multo pauperior post istam expilationem fuit intra paucos annos.« Das gerechte Gut hat das ungerechte verzehret. Trüb und Dieb' haben fast gleiche Art: wann der Himmel trüb ist, so sieht[441] man keinen Stern, wann der Lümmel ein Dieb ist, so spürt man weder Stern noch Glück bei ihm.

Für die Dieb' gehört ein Galgen, dann nicht umsonst in den zehn Geboten am siebenten Ort stehet: Du sollst nicht stellen. Denn Numero 7 schreibt man wie einen Schnell-Galgen. Ich aber bin was gütiger mit denen Dieben, und schenk' ihnen einen Odder Odder und Biber seynd sonsten gute Fasten-Speisen; denn das Quotidiè beim Stockfisch auch ein Grausen verursacht. Der Habakuk hat den Daniel mit einem Koch tractirt; der Abraham hat seinen Gästen einen guten kälbernen Braten aufgesetzet; die Rebecca hat dem Isaac ein gebratenes Kitzl anstatt des Wildprets aufgetragen; ich aber tractire die Dieb' mit Fasten-Speisen, mit Odder Nehmet hinaus, ihr Dieb'! laßt euch nit vorlegen, ihr Dieb'! laßt euch's wohl schmecken, ihr Dieb'! Gott woll euch's gesegnen, ihr Dieb'! thut einmal eines Bescheid, ihr Dieb'! laßt ein's herum gehen, ihr Dieb'! ihr Dieb', trinkt einmal in Gesundheit aller Dieb'! ihr Dieb', sagt's allen andern Dieben, daß sie sollen zu mir kommen, mit meiner wenigen Tafel Verlieb nehmen! Ich will euch lauter Odder aufsetzen. [442] Odder eine gute Speis', eine gesunde Speis', eine heilige Speis'! Verstehe mich aber recht: das Wörtel Odder müßt ihr zurück lesen! alsdann heißt es Reddo, auf deutsch: Ich gibs wieder. Ihr Dieb', was ihr gestohlen, gebts wieder! sonst kommt ihr wahrhaftig in die Nieder, das ist, in die Höll!

Sehr viel Doctores der Medicin ober Arznei seynd heilig gewest: Lucas ein heiliger Medicus, Ursicinus ein hl. Medicus, Cosmas und Damianus heilige Medici, Cyrus und Joannes heilige Medici, Blasius ein hl. Medicus, Codratus ein hl. Medicus, Antiochus ein hl. Medicus, Pantaleon ein hl. Medicus, Zenobius ein hl. Medicus, Liberatus ein hl. Medicus, Aemilianus ein hl. Medicus etc. Weilen ich eine so große Anzahl den heiligen Medici antreffe, so will ich mich auch für einen Medico brauchen lassen, und weilen ich zuvor die Dieb' habe tractirt, so will ich ihr Diebs-Medicus auch seyn. Ich bin zwar kein Galenus, das ist wahr, ich bin kein Hippocrates, das ist wahr, ich bin kein Aesculapius, das ist wahr; aber doch kann ich die Dieb' curiren. Die Natur der Kräuter, die Wirkung der Wurzlen, die Eigenschaften der Mineralien weiß ich nit; aber dannoch die Dieb' kann ich curiren, und bestehet mein Recept in einem Vomitorio R. Vom.. Wann einer etwas gegessen hat,[443] so ihm ungesund und sehr drücken thut, so ist das beste Mittel Vomitorium: Er gibts wieder. Hart zwar kommts einen an, wann einer musiciren thut, daß die Säu' die Noten fressen, wann er grob reden thut, daß man die Wörter mit dem Besen zusammen kehret, wann er so würgen thut, als wollt er Holz-Aepfel pressen, wann der Magen so freigebig ist, wie ein Müllner-Beut'l, wann der Schweiß über das Angesicht rinnt, mit einem Wort: hart kommts ihn an, wann er wieder gibt. Aber nachdem es geschehen, so frage ihn, wie er sich befinde? Ganz wohl, wird er antworten, er befinde sich ganz wohl um das Herz, es druckt ihn nit mehr, es sey ihm nit mehr so ängstig. Gott sey Lob, ich bin ganz gesund! – Ihr Dieb, ihr habt ein fremdes Gut zu euch genommen, das ist euch nit gesund, ists nit wahr? Bekennets, wann ihr aus der Predigt geht, wann ihr in Büchern leset, so druckts euch um das Herz, der Gewissens-Wurm nagt im Busen, es ist euch ganz ängstig um das Herz. Recipe Vomitorium, das beste Mittel: gebts wieder zurück! was ihr ungerecht zu euch genommen. Sonnst ist kein einiges anderes Mittel! Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum.


»Man kann keinen von Sünden lösen,

Er geb' denn zurück das gstohlne Wesen!«


Zachäus ein kleiner Mann, aber ein großer Dieb, hat mehr als einen, zwei, drei, vier, fünf betrogen; hat mehr als fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn übervortheilt; hat mehrern als eilfen, zwölfen, dreizehn,[444] vierzehn, fünfzehn etc. gestohlen. Des Zachäi Augen waren Diebs-Augen, denn er schauete nur auf ungerechten Gewinn; des Zachäi Maul war ein Diebs-Maul, dann ihm die Zähn' nur nach fremden Gut wässerten; des Zachäi Händ waren Diebs-Händ', dann solche so manchen fremden Groschen an sich gezogen; des Zachäi Füß' waren Diebs-Füß', dann solche nur gangen auf eignem Nutzen: Zachäus war ein arger, ein karger Dieb in Habschaften, war ein bloßer und großer Dieb in Handelschaften, war ein verriebener, durchtriebener Dieb in Sippschaften, war ein verlogener, betrogener Dieb in Bürgschaften. Zachäus war ein Dieb im Einhandlen, ein Dieb im Aushandlen, ein Dieb im Umhandlen, ein Dieb im Abhandlen, ein Dieb im Vorhandlen, ein Dieb im Nachhandlen, ein Dieb Vormittag, ein Dieb zu Mittag, ein Dieb Nachmittag, ein Dieb allezeit. Es hat einmal ein frecher Gesell gehört aus dem Evangelio die acht Seligkeiten lesen. Unter andern auch dieses: Beati pauperes etc.: Selig seynd die Armen, dann ihnen gehört das Himmelreich! Ich, sagt er, hoffe unfehlbar in den Himmel zu kommen, denn ich hab' schon manchen in den Himmel geholfen, weilen ich viel arme Leut' gemacht hab'. Ein anderer rühmte sich, daß er viel arme Häuser habe gestiftet. Glaub's wohl, – durch Stehlen und Rauben. Ein solcher war Zachäus, nicht besser, etwann böser. Nachdem er aber mit barmherzigen Augen von dem gütigsten Heiland ist angeschaut worden, ja solcher gar diesen offenen Sünder in seinem Haus heimgesucht, das Gemüth erleucht', hat Zachäus seinen Wucher bekennt,[445] seine Diestähl' Christo dem Herrn selbsten gebeicht, und also von unserm Herrn selbst in eigner göttlicher Person absolvirt worden. Aber wie? – merkts wohl, ihr armselige Menschen, die ihr mit fremden Gut beladen! – mit dem Geding' hat Zachäus die Absolution erhalten, daß er solle alles gestohlene Gut zurück geben, – wie er es dann so gar wirklich erstattet hat. »Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum:


Man kann keinen von Sünden lösen,

Er geb' dann zurück das gstohlne Wesen.«


Du und du und du! – holla! ich hätte sagen sollen: Euer Vöst, Euer Gestreng, Ihr Gnaden! seyd ihr euerem Kaiser, eurem Fürsten, eurem Herrn untreu gewest in seinen Diensten, seyd ihr mit seinem Geld umgangen, wie der Habicht mit der Taube, habt ihr wie ein Egl, habt ihr gesogen wie ein Badschwamm: Reddite! gebts wieder! Es ist euer Beten nit genug, es ist euer Weinen nit genug! wann ihr auch weint, daß ihr möcht die Donau schwellen; wann ihr es auch bereuet, daß euch möcht das Herz zertrümmern; wann ihr auch betet, daß euch das Maul staubt: so ist alles nit genug, sondern wird nothwendig erfordert das Reddo, ich gibs wieder.

Du Kavalier, wann du dem armen Handwerks-Mann das Seinige nur halb bezahlest, das halbe aber abgestohlen: Redde, gibs wieder, oder du kommst in die Nieder.[446]

Du Gerhab oder Gernhab, wann du dich mit den kleinen Pupillen hast groß gemacht, und mit dero Interesse deine Prozesse gesucht: Redde, gibs wieder, oder du kommst in die Nieder.

Du Advokat, wann du den Rechtshandel gezogen wie der Schuster das Leder, und eine kleine Sach' so groß gemacht, wie die Rürnberger einen Dukaten schlagen: Redde, gibs wieder, oder du kommst in die Nieder.

Warum hat der gebenedeite Jesus keinen andern Tod erwählt, als allein die Kreuzigung? warum hat er nit wollen enthauptet werden, wie Joannes Baptista? warum nit versteinigt werden wie Stephanus? warum nit gebraten werden wie Laurentius? warum nit geschunden werden wie Bartholomäus? warum nit? Darum, die göttliche Justiz und Gerechtigkeit hat es also wollen haben. Denn Adam hat einen Diebstahl begangen in Paradies, indem er invito domino » wider den Willen Gottes« den Apfel entfremdet; und wie Momingo mit andern davor hält, sey dasselbige Obst also beschaffen gewest, daß, wann mans von einander geschnitten, sey in einem jeden Theil oder Spältel das Kreuzzeichen zu sehen gewest. Weilen dann ihm, Gott, eine solche Kreuz-Speis' ist gestohlen worden im Paradies, so hat die göttliche Justi; begehrt die Restitution und Wiedergeben; mußte demnach für dieses Obst eine andere[447] Kreuz-Frucht erstatten, und diese war die gebenedeite Frucht deines Leibs, o Maria! Jesus am Kreuz.

Cäsar Baronius schreibt von einem vornehmen Grafen in Deutschland, welcher einen frommen und gottsfürchtigen Wandel geführt. Aber Gottes Urtheil seynd weit entfernet von der Menschen Meinung. Nachdem erstgedachter Graf mit Tod abgangen, hat ein heiligmäßiger Ordens-Mann ein erschreckliches Gesicht und Geschicht' erfahren: er sah nemlich eine fast grundlose Tiefe, allerseits voll der empor steigenden höllischen Flammen. Mitten in diesem Schwefel-Feuer war eine ganz glühende Leiter, auf welcher stunden alle Grafen von diesem Stamm-Haus, und war der erste obenher, der etlichen Tagen gestorben, besser hinunter sein Vater, mehr hinunter sein Anherr, weiter hinunter sein Ur-Anherr, etc. etc. etc. bis also auf den zehnten Erben. Der heiligmäßige Religios war nit wenig entrüst über dieses grausame Spectacul. Forderist wundert er sich über den letzten Grafen, der seines Achtens halber ein frommes und gottesfürchtiges Leben führte. Indem er in solchen verwirrten und verwickleten Gedanken stunde, da hört er eine Stimm, welche ihm ganz deutlich zu verstehen gab, derentwegen diese Grafen in solcher elender Ordnung verdammet seyn, um weilen einer aus ihren Ur-Anherrn diese Herrschaft ungerechter Weis' an sich gezogen, und folgsam alle Besitzer dieses Guts, weilen sie solches nicht wieder zurück geben, ewig, ewig, ewig verloren seynd. Allem Vermuthen nach hat dieser Graf nicht gewußt, daß er seine Herrschaft mit rechtem Gewissen nicht besitze; er hätte aber sollen nachfragen, nachforschen, nachsuchen, mit was Fug dieses Gut ihm sey zukommen.[448] Er hat zwar einen tugendreichen Wandel geführt; wann schon.

Wann du schon eine Sanftmuth an dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament Moses, in dem neuen Testament Martinus, und bist ein lauteres Lämmel; wann du schon eine Reinigkeit an dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament Joseph, in dem neuen Testament Thomas von Aquin, und bist eine lautere Lilie; wann du schon eine Lieb' an dir hast, wie da gehabt hat im alten Testament Noe, in dem neuen Testament Augustinus, und bist eine lautere Flamme; wann du schon einen Glauben an dir hast, wie da gehabt hat im alten Testament Abraham, in dem neuen Testament Gregorius Thaumaturgus, und bist ein lauteres Licht; wann du schon eine Demuth an dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament David, in dem neuen Testament Franziskus, und bist ein lauteres tiefes Thal; wann du schon eine Geduld an Dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament Job, in dem neuen Testament Xaverius, und bist eine lautere Laute: – so hilft doch alles dieses dir nicht zu deiner Seligkeit, wann du das Gestohlene nicht wieder gibst.

Klopf an das Herz mit dem offenen Sünder, weine mit Magdalena, bete mit Catharina, demüthige dich mit Martha, thue viel Gutes deinem Nächsten mit dem Samaritan; wann du aber das Gestohlene nicht zurück gibst, so ist alles umsonst! Wache, bete, faste: faste, daß dir die Rippen krachen, bete, daß dir die Zunge müd' werde, wache, daß dir die Augen erblinden, wache, bete, faste! faste in lauter Wasser und Brod, bete mit Mund und Herzen, wache Tag' und Nacht: wache, bete, faste![449] faste, und mach' aus jedem Tag ein Quatember, bete, und mach' aus einem jeden Winkel einen Tempel, wache, und mache aus einer jedwederen Nacht einen Tag! wache, bete, faste! faste mehr als Pachomius, bete mehr als Keiwinus, wache mehr als Simon Stilita: so hilft doch alles nichts, wann du das fremde Gut nit wieder erstattest. Non dimmittitur peccatum, nisi restituatur ablatum:


Man kann keinen von Sünden lösen,

Er geb' dann zurück das gstohlene Wesen.


Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 1, S. 404-450.
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