Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach, daß die lieben Apostel von den tobenden und wüthenden Sturm-Winden also getrieben worden, daß sie samt dem Schiff in dem tiefen Meer waren zu Grund gangen, wofern sie nit Jesus salviret hätte.

[278] Nachdem der Herr und Heiland mit 5 Broden 2 Fischen ganz wunderbarlich 5000 Männer ohne die Weiber und Kinder gespeist und ersättiget hat, schaffte er einen Apostel um den andern in das Schiffel hinein: also mußte auch folgsam der verstohlene Judas mit ihnen fahren. Es war ihnen zwar bei so spatem Abend nit gar wohl gelegen, dem wilden Meer sich zu vertrauen; weilen es aber der ernsthafte Befehl ist gewest ihres Herrn, so wollten sie demselben keineswegs widerhandlen. Kaum daß sie eine Weil fortgefahren, da erhub sich eine gefährliche Ungestümme mit erschrecklichem Saufen und Brausen der Süd- und mitternächtigen Winde, daß also die Apostel vor Schrecken ganz erbleicht, und nach Möglichkeit mit den arbeitsamen Rudern suchten denen tobenden Wellen zu widerstehen, welches aber samt aller dero Arbeit wenig gefruchtet, sondern scheinte vielmehr das ergrimmte Meer noch heftiger zu wüthen, und droheten also augenblicklich[278] die empor steigenden Wellen dem armen Schiffel den Untergang, bis ihnen endlich der liebste Heiland trostreich erschienen, und durch seine heiligste Gegenwart denen rasenden Winden einen Biß eingelegt. Der hl. Kirchenlehrer Ambrosius samt anderen mehr ist der Aussag, daß solche Ungestümme des Meers und ungeheure Wüthen der Wind sey entstanden wegen des Judas Iscarioth, welcher dazumalen bei diesen heiligen Aposteln auch zugegen war. Dann ob er schon derselbigen Zeit noch keinen Willen hatte, seinen Herrn meineidig zu verrathen, so war er doch schon ein geheimer Dieb und lasterhafter Partitenmacher. Dahero wegen der Sünd des Judä dieser Unstern im Meer ihnen widerfahren, dardurch zu lernen, daß das menschliche Drangsal mehresten Theils herrühre von der Sünd.

Unterschiedliche Oerter der Welt, Königreiche der Welt, Provinzen der Welt, Städte der Welt liegen unter unterschiedlichen Zeichen des Himmels. Ein Land liegt unter der Wag' Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anderes unter der Venus Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anders unter dem Scorpion Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anders unter dem Krebs Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anders unter dem Stier Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anders unter dem Mars Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anders unter dem Fisch Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , ein anders unter dem Wassermann Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach etc. Aber mich dunket, die ganze Welt liegt der Zeiten unter dem Judas Iscarioth der Erz-Schelm ist die eigentliche Ursach , da man allerseits nichts anders antrifft, als lauter Stöß und Widerwärtigkeiten.[279] Allerseits ein doppelter W Widder. Das ist Wehe über Wehe.

Anno 746 seynd unterschiedliche Kreuz erschienen in dem Königreich Ungarn auf denen Kleidern der Leut, absonderlich aber auf denen Meßgewändern in der Kirche. Anno 541 unter dem Papst Vigilio seynd in ganz Lombardia und Liguria auf allen Häusern, Porten, Geschirren und Kleidern nit ohne höchste Verwunderung allerlei Kreuz-Zeichen gesehen worden, welche man auf keine Weis' konnte abwaschen oder auslöschen. Anno 778 unter dem Papst Hadriano I. und Kaiser Konstantino VII. hat man auf den Kleidern ganz blutige Kreuz wahrgenommen, und nit lang hernach hat es das helle Blut geregnet. Anno 975 seynd in der Stadt Rom auf Mann- und Weibs-Kleidern ganz rothe Kreuz gespüret worden, welches männiglich den größten Schrecken eingejaget. Anno 963 unter dem Papst Joanne dem Zwölften, und bei Regierung des Kaisers Otto seynd neben anderen wunderbarlichen Begebenheiten auch häufige Kreuz erschienen auf den Kleidern, welches Wunder ein trauriger Vorbot war vieler hernach entstandenen Unheil in der Christenheit. Anno 1295, als zu Toledo in Spanien die Hebräer oder Juden nach ihrem Gesatz eine große Solennität begangen, seynd augenblicklich eine große Menge der Kreuz erschienen auf ihren Häusern, auf ihren Kästen und Truhen, auf ihren Kleidungen, auch auf der Leinwath in ihren Gewölbern. Anno 1500 hat man in ganz Deutschland auf allen Kleidern, forderist auf den Kleidern und Schleiern der Weibsbilder Kreuz gesehen mit unterschiedlichen Farben; und als[280] eine Frau mit 22 Jahren sich dessenthalben schamte, hat sie in einem Tag 12 neue Schleier aufgesetzet, und dannoch allemal ein blutrothes Kreuz darauf erschienen. Anno 1503 seynd zu Nürnberg, Regensburg, Landshut, und auch anderen Oertern des deutschen Lands sehr viel Kreuz gespüret worden auf den Kleidern, forderist auf den Röcken der Weibsbilder, welches man dazumalen der übermäßigen Hoffart hat zugemessen. Anno 1505 haben die Fischer zu Prag in Böheim eine große Anzahl der Kreuz in den Fluß Elb fallen gesehen. Anno 1591 den 25. und 28. Mai hat man in ganz Frankreich, absonderlich aber zu Paris, wunderbarliche Kreuz in großer Menge gesehen auf allen Altar-Tüchern, Meß-Gewändern, Kelch-Tüchlen, Chor-Röck und Kirchen-Mäuren.

Der Zeit siehet man zwar dergleichen Wunder-Kreuz nit; wohl aber andere Kreuz durch die ganze Welt. Es ist der Krieg ein Kreuz, die Pest ein Kreuz, der Hunger ein Kreuz, die Krankheit ein Kreuz, Verfolgung ein Kreuz, Armuth ein Kreuz, und diese Kreuz seynd allerseits in der ganzen Welt anzutreffen. Kleine Kreuz, große Kreuz, leichte Kreuz, schwere Kreuz, kurze Kreuz, lange Kreuz, einfache Kreuz, doppelte Kreuz seynd da und dort auf einem jeden Ort zu finden. Widerwärtigkeiten allenthalben, Elend allenthalben, Drangsalen über und über, Noth allerseits, Betrübnussen um und um, Jammer genugsam müssen die Leut ausstehen, daß ich also beharrlich glaube, das Wort Leut komme von dem Leiden her.

Von dem stolzen Absalon sagt die hl. Schrift, daß er sich das ganze Jahr nur einmal habe die Haar[281] lassen abscheeren: »semel in anno tondebatur.« Aber der Zeiten werden wir Leut auf der bedrängten Welt wohl öfter geschoren, öfter als des Laban seine Schaf; denn man uns so gar keine Woll mehr läßt. Es geht dem König nit mehr wohl, dem Edelmann nit mehr wohl, dem Bauern nit mehr wohl; es gehet nit mehr wohl her im Land, nit mehr wohl in der Stadt, nit mehr wohl im Dorf, nit mehr wohl im Haus, ja schier nirgends wohl. Woher aber kommt doch alles dieses? Fragt nit lang, sonst antwort' David kurz und gut: Propter iniquitatem corripuisti hominem, »Du züchtigest den Menschen um der Sünden willen

Weilen der Prophet Jonas Gott dem Allmächtigen einen sträflichen Ungehorsam erzeigt – indem er hätte sollen nach Ninive reisen, ist er in ein Schiff gestiegen, in Willens, anderwärtig hinzuseglen, aber den Augen Gottes zu entweichen ist nicht möglich – dahero Gott alsobald einen Befehl geben den Winden, daß sie unverzüglich mit ihrem ungestümmen Gewalt und Brausen das Schiff, worinnen Jonas war, sollen anfallen, welches dann unverweilt von diesen aufgeblasenen, großbacketen Gesellen ist vollzogen worden, massen die tobenden Sturmwind Anfangs die Wolken zusammen gejagt, daß sie mit ihrer Dicke den schönen gesternten Himmel traurig überzogen. Nachgehends seynd die Meer-Wellen mit solcher Ungestümme erwecket worden, daß es fast scheinte, Neptunus sey nicht mehr Herr in seinem Reich. Das arme Schiff wurde dergestalten[282] von denen wüthenden Wellen gerieben und getrieben, daß alle Schifffahrenden den gegenwärtigen Tod vor Augen sahen. Meisten Theils hatten alle derentwegen keine Hoffnung mehr auszukommen, weilen sie die schweresten Truhen und Fässer und andere Sachen in das Meer geworfen, und dannoch hierdurch das Schiff nicht geringert worden, bis sie endlich in die Erfahrenheit gebracht, daß der sündige Jonas an allem diesen schuldig sey, wessenthalben sie auf sein eignes Begehren ihn in das Meer geworfen. Es waren aber die Schiffleut, schreibt Arias Montanus, sehr liebe und gutherzige Männer, und dahero auf alle Weis' gesucht, wie sie dem armen Tropfen möchten helfen. Deßwegen sie dem Jonä einen Strick um die Mitte gebunden, und solchergestalten hinaus geworfen. So bald sie vermerket, daß die Ungestümme hat aufgehört, haben sie geschwind mit dem Strick den Jonas in das Schiff gezogen. Wie bald er aber wieder in das Schiff kommen, so haben gleich augenblicklich die Sturmwind wieder angefangen zu toben, daß sie mehrmalen den Jonam hinaus geworfen, und wieder hinein gezogen, bis sie endlich augenscheinlich wahrgenommen, daß solches Uebel nit könne gewend't werden, es sey denn, sie thun diesen Sünder denen Wellen überliefern, welches letztlich auch geschehen. Haben also diese in äußerster Noth bedrängte Menschen erfahren müssen, daß dieses Unheil von der Sünd' hergerühret. Die Sünd des Jonä war Ursach dieses so ungestümmen Wetters: die Sünd hat den Himmel trüb und das Meer trüb gemacht, und zwar dieses nit allein, sondern die Sünd macht alle Betrübnuß, und alle Trübsal in der[283] Welt. Die guten redlichen alten Deutschen, welche Anfangs der Uebelthat haben den Namen geben Sind, haben in der Wahrheit ein wenig geirret; dann sie hätten es nit Sind, sondern Schind sollen nennen, weilen nichts so fast die ganze Welt, und in der Welt die Menschen schind' und plagt und peiniget, als die Sünd.

Von der Sünd rühret alles Uebel her. Denen dreien heiligen Königen aus Orient, dem Kaspar, dem Melchior, dem Balthasar hat dreizehn Tag ein schöner, glänzender Stern den Weg gezeigt; wie sie aber zu Jerusalem angelangt, da ist der Stern verschwunden; so bald sie aber wieder Jerusalem verlassen, alsdann ist dieser strahlende Wegweiser mehrmalen vor ihnen geschwebet. Anjetzo entsteht nur die Frag, warum der schöne Stern, der auch mit dem Sonnen-Glanz konnte trutzen, sie zu Jerusalem verlassen? Dessen geben die heiligen Lehrer unterschiedliche Ursachen. Mir ist schon das genug, daß der Stern verschwunden bei der sündigen Stadt zu Jerusalem, allwo der König mit denen Untergebenen in großen Lastern lebeten. Wo die Sünden waren, wollte der Stern nit scheinen, Sünd und Stern finden sich nicht beisammen. Ich, sagt einer, hab kein Glück, keinen Stern im Heirathen gehabt. Ich, sagt ein anderer, hab kein Glück, keinen Stern mit meinen Kindern. Ich, sagte der dritte, hab kein Glück, keinen Stern mit meiner Handelschaft. Ich, sagt der vierte, hab kein Glück, keinen Stern mit meinen Treid-Aeckern und Wein-Gebäu, mit meinen Reisen. Ich glaub dirs, ich glaub ihms, ich glaubs jenen, ich glaubs allen, daß ihr keinen Stern habt.[284] Aber wißt ihr, oder wollt ihr wissen dessen Ursach? Wo Sünden seynd, da läßt sich kein Stern nicht blicken. Euere eigene Missethaten seynd eine Ursach des Unsterns: Propter iniquitatem corripuisti hominem.

Der Josue hatte keinen Stern, kein Glück gehabt bei dem kleinen Städtl Hai; sondern dort zu Hai von Federn auf das Stroh kommen, und dieses hat verursachet die Sünd des Achan. Der Pharao hat kein Glück, keinen Stern gehabt in seiner Regierung, sondern mit Krieg, Hunger und Pest geplaget worden; solches aber hat verursachet sein lasterhafter und sündiger Wandel. Der Kain hat kein Glück und Stern gehabt, weilen ihn der Lamech für ein Wildstuck angesehen, und also mit einem Pfeil durchschossen. Das aber hat verursacht die Sünd.

Wann die Sünd nit gewest wäre, so hätt' den Menschen kein einziges Geschöpf beleidiget; wir hätten uns im Feuer und Flammen können herum wälzen, wie auf denen linden Pflaumen-Federn, ohne einigen Schaden; wir hätten nit dörfen sagen husch, husch, husch, dann es hätte uns nie gefroren; wir hätten nit vonnöthen gehabt den Schuh, dann wir die Zehen niemalen hätten angestoßen noch in einen Dorn getreten, dann dazumalen waren keine Dörner. Der Mensch hätte niemalen dörfen einen Rauch machen mit Mastix oder Weihrauch, dann es hätte sich niemalen ein wilder Gestank ereignet; auch alles, was bei und von den Menschen gewest, hätte nie einen widerwärtigen Geruch gegeben; die Erde wäre ohne Distel, die Schlangen ohne Gift, der Himmel ohne Wetter, der Leib[285] ohne Krankheit, die Thier ohne Schaden, das Feuer ohne Hitz, der Schnee ohne Kälte, der Acker ohne Unfruchtbarkeit, die ganze Welt ohne Schaden gewest. Daß aber dermalen Alles wider uns ist, hat die Sünd verursachet.

Was ist der Hund für ein treues Thier! Das hat erfahren Tobias. Der Hund wird seinem Herrn stets als eine treue Schildwacht auf der Seite stehen, der Hund guscht auf den Befehl seines Herrn, er bellt nach seinem Willen, er faßt und hohlet nach seinem Begehren, er wacht für ihn, er schmeichlet ihn, er liebt ihn, und so ihm auch der ganze Taglohn mit einem harten Bein bezahlet wird, so ersparet er doch keinen Sprung seinem Herrn zu Diensten. Er bedient seinen Herrn, er schützet seinen Herrn, er begleit seinen Herrn, er grüßet seinen Herrn, er ehret seinen Herrn auf alle Möglichkeit. Es geschieht aber, daß sein Herr zur Faßnachts-Zeit will einen Herrn mit einem großen N. abgeben. Er legt ein Narren-Gewand an mit Schellen voll gebrämt, nimmt eine Larve um mit einer sechspfündigen Nase, ein großes Kres mit lauter Starnitzeln, daß er fast alle Pfeffer-Kramer konnte darmit versehen, und läßt sich solchergestalten vor dem Hund sehen. Dieser Melampus oder Coridon kennt ihn nicht mehr, sondern bellt, wüthet und tobet wider diesen, den er zuvor also liebkoset, und beißt ihm zwei Löcher in den Fuß.

Wie lang der Mensch hat angehabt und gepranget mit dem Kleid der Unschuld, und anbei gezeiget das unbeleidigte Ebenbild Gottes, so lang haben ihm alle Creaturen und Geschöpf' gedienet, geliebet, und gehorsamet;[286] nachdem er aber durch die Sünd eine höllische Larve umgenommen, so hat ihn kein Geschöpf mehr gekennt, sondern Alles angefangen, ihn zu verfolgen. Die Luft und was in der Luft, die Erde und was auf Erden, das Wasser und was im Wasser, das Feuer und was im Feuer, Alles, Alles wider ihn.

Siehe vor deiner eine schöne wohlgezierte Dama, welche ein Kleid von kostbarem Purpur, die schönesten Haar mit lauter hoch-neckerfarben Bändeln eingeflochten, ein Paar edle Wangen, wie rothe Rosen! diese trägt auf ihren alabasteren Händen, gegen welche der Schnee schier in der Klag gehet, den bekannten Vogel Phönix, kennst du solchen nicht? Es ist eine absonderliche gute Freundinn eines frommen und gerechten Menschen, und eine Ertz-Feindinn des Sünders. Diese ist das Element des Feuers.

Sidrach, Misach und Abdenago waren edle Jünglinge zu Babylon. Weilen sie aber dem abgötterischen Befehl nicht wollten nachkommen, sondern den wahren allmächtigen Gott angebetet, seynd sie durch des Königs Befehl in einen ganz feurigen Ofen geworfen worden, worinnen aber die Flammen so höflich, daß sie ihnen nicht ein Härl verletzet haben. – Der mörderische Kaiser Aurelius hat den heiligen Savium in den abscheulichen Kerker geworfen. Weilen er aber auch daselbst die Soldaten, so ihn verwachet, zum Glauben Christi bekehrt hat, also ist der heilige Mann an Händen und Füssen gebunden auf öffentlichen Markt[287] geführet worden, allwo man ihm ein glühendes Kaskett oder Beckelhaube aufgesetzt, und nachmals in einen angezünd'ten Scheiterhaufen geworfen worden. So hat ihm aber in allweg das Feuer nit geschadet. – Richarda, eine römische Kaiserinn und Ottos des III. Frau Gemahlinn, weilen sie falsch eines Ehebruchs beschuldiget worden, also hat sie zur Bestätigung ihrer Unschuld ein glühendes Eisen lang in denen Händen gehalten ohne den geringsten Schaden. Deßgleichen thät auch die Kaiserinn Cunegundis. Der heilige Guilelmus, vorhero ein mächtiger Herzog in Aquitania, nachmalens ein Religios meines hl. Ordens, hat von seiner Obrigkeit Befehl gehabt, Brod zu backen; wessenthalben er ganz schleunig ein großes Feuer in den Ofen gemacht, und weilen er nicht gleich die Krucken, wormit man die Glut pflegt heraus zu ziehen, bei Handen gehabt, ist er selbst in den feurigen Ofen hinein geschloffen, die Glut mit seinem Habit zusammen gekehret, und also unverletzt wieder aus dem Ofen heraus krochen. – Der hl. Pantaleon, der hl. Firmus, der hl. Rusticus, die hl. Prisca, die hl. Agnes, die hl. Glyceria, der hl. Speusippus, der hl. Elesippus, der hl. Meleusippus, der hl. Faustus, der hl. Jovita, der hl. Eulampius, die hl. Eulampia, der hl. Achatius, der hl. Bassus, der hl. Pontius, der hl. Mammas, der hl. Viktor, die hl. Christina, der hl. Andochius, der hl. Leontius,[288] der hl. Theodorus, der hl. Polycarpus, der hl. Eupropius, die hl. Agona, die hl. Lucia, die hl. Chionia, der hl. Vitus, der hl. Modestus, die hl. Euphemia, der hl. Cucufales, der hl. Julianus, der hl. Celsus, der hl. Philoterus, der hl. Helconides, der hl. Hermias, der hl. Thespesius, der hl. Lycarius, der hl. Zosimus, der hl. Justus, und viel tausend Andere mehr seynd in das Feuer geworfen worden, darinnen viel Stund, viel Täg, viel Zeit ohne einige Verletzung verharret. So manierlich ist dieses Element gegen den Frommen.

Aber erschrecklich ist dieses Element erzürnet über die Sünder; dann gleichwie es der unschuldigen Knaben verschont in dem babylonischen Ofen, also desto grimmiger hat es getobt in jene tyrannische Henkersknecht, und solche gar in die Asche gelegt, welche diese 3 Jüngling in den Ofen geworfen.

In dem Leben des hl. Patritii wird registrirt, daß sich ein frecher Mensch und Zauberer zugleich hab unterstanden, das Meßkleid dieses Heiligen anzulegen, sey aber gleich von dem Feuer, welches von dem Himmel gestiegen, ganz grimmig angefallen und in Asche gelegt worden, jedoch ohne Verletzung des Meßgewands. – Als Anno 1285 der hl. Philippus Benitius zwischen Bononien und Mutina wegen allzuscharfer Sonnen-Hitz sich unter einem schattenreichen Baum ein wenig ergötzte, daselbst aber etliche gottlose Gesellen angetroffen, welche viel gotteslästerliche Wort und Fluch ausgegossen, hat er alsobalden diesen gewissenlosen Leuten die Straf vom Himmel angekündet; worüber zwar diese muthwilligen Gesellen nur gespottet, aber bald hernach[289] den Zorn des gerechten Gottes erfahren, indem eine große Flamme von der Höhe herunter gestiegen, und diese elenden Menschen zu Staub verbrennet. – Die Juden durch Zulassung des abtrünnigen Kaisers Juliani wollten den zerstörten Tempel zu Jerusalem wieder aufbauen. Da ist eine große Flamme aus denen Fundamenten und ausgegrabenen Grund empor gestiegen und sehr viel Arbeiter samt allem Werkzeug gänzlich verbrennet. – Zu Paris in Frankreich hat sich ein gottloser Mensch freventlich unterfangen, in der Kirche bei Unser lieben Frauen Meß zu lesen, welcher niemalen von dem Bischof die priesterliche Weih empfangen hat. Sobald dieser zu dem Altar gangen, ist in Gegenwart eines großen Volks ein Feuer von oben herunter gestiegen, welches ihm seine kecken und unreinen Händ gänzlich verbrennet. Petrus de Natalibus schreibt, und nimmt zu einem Zeugen den hl. Kirchenlehrer Hieronymum, daß in derselbigen Nacht, in dero Christus Jesus geboren worden, seynd alle diejenigen, welche mit einer sodomitischen Sünd bemailiget waren, durch die ganze Welt von dem Feuer verzehrt worden. Nachdem die hl. Barbaram ihr Vater mit eigenen Händen enthauptet hat, und nach solcher Unthat von dem Berg herunter gestiegen, ist alsobald ein großes Feuer vom Himmel gefallen, ihn dergestalten verzehrt, daß so gar nicht eine Asche übergeblieben. – Dacianus der unmenschliche Tyrann hatte sein einiges Wohlgefallen in dem Metzgen und Schlachten der Menschen. Nachdem er nun den heiligen und tapferen Helden Georgium[290] mit dem Schwert hat hinrichten lassen, und bereits seine Rückkehr in den Pallast nehmen wollte, da ist unversehens ein Feuer vom Himmel gefallen, und ihn samt allen seinen Bedienten völlig verzehrt.

Dergleichen konnten ohne Zahl und Ziel beigebracht werden, wo allemal das Feuer seinen Grimm und Rachgierigkeit gesucht hat wider den Sünder, und also ernstlich Gott des Allmächtigen seines Erschöpfers angethane Unbild gerächet: Du Sodoma, du Gomorha, du Adama, du Geboin, du Segar, ihr schönen, großen, reichen und wohlbewohnten Städt, habt alle den Zorn erfahren dieses Elements, indem es euch allesamt samt allen den Eurigen in die Asche gelegt. Wie man dann noch daselbst vermerket, daß das Wasser siede, auch Obst und Weintrauben allda die schönste Gestalt haben; sobald man sie aber anrühret, zerfällt alles zu warmer Asche. – Du Jerusalem, große und weltberühmte Stadt, allwo zu Zeiten Salomonis mehr Silber und Gold als Steiner anzutreffen waren, hast den 8 August Anno Christi 69 den Grimm und Zorn erfahren dieses Elements, indem es dich gänzlich verzehret, ob man zwar dazumalen ehender hätte die Brunst mit Blut löschen können, als mit Wasser. – Du schöne Stadt Baderborn hast Anno 847, zur Zeit und Regierung des Kaisers Letharii, den Zorn gesehen dieses Elements, indem erstlich um die Sonne ein wunderlicher runder Cirkel von männiglich ist beobachtet worden; sobald aber dieser verschwunden, ist die ganze Stadt in dem Feuer gestanden. – Du große und schöne Stadt Mainz hast Anno 1112 den Zorn und Wüthen erfahren dieses Elements, indem du schier ganz von denen freßgierigen[291] Flammen bist verzehret worden! Auch seynd in solcher Brunst über 2000 Personnen zu Grund gangen. – Du weltkündige Stadt Rom unter dem Kaiser Vespasiano, unter dem Kaiser Antonio, unter dem Kaiser Commodo hast den Zorn erfahren dieses Elements! Auch du schöne Stadt Venedig Anno 1109 und Anno 1514, du Stadt Lübeck Anno 1209, du Stadt Costanz Anno 1314, du Stadt Crakau 1125, du Stadt Basel Anno 1253, du Stadt Worms Anno 873, du Stadt Wien Anno 1518, und vor wenig Jahren du Stadt Paßau etc., ihr alle habt den Grimm und Zorn erfahren dieses Elements! Aber sagt her, warum hat der feurige Wagen dem Eliä nit ein Härl verletzet, und warum hat euch das Feuer so großen Schaden zugefügt? Sagt keine andere Ursach als diese: Elias war heilig, darum ist dieses Element so höflich gegen ihm; aber wir hatten viel große Sünden, deßwegen wüthet dieses Element also gegen uns. Non est malum, quod non fecit Dominus in Civitate. Dann dieses Feuer hat die Söhn und Kinder des Hohen-Priesters Aaron auch verzehret, um weilen sie im göttlichen Opfer gefehlet haben; dieses Feuer hat diejenigen verzehret, welche den Propheten Eliam wollten fangen; dieses Feuer hat die Israeliten durch ganz glühende Schlangen geplagt, um weilen sie wider den Mosen gemurret haben; und dieses Feuer ist noch auf den heutigen Tag alle Augenblick bereit, die Sünder zu strafen. Schreibt also die[292] gefährlichen Brunsten, die schädlichen Brunsten die einfältigen Brunsten keiner andern Ursach zu, als der Sünd': diese verursacht solchen Unstern.

Nicht ohne Geheimnuß und sondere Bedeutung ist der ganze Berg Sinai voller Rauch und Feuer erschienen, wie der allmächtige Gott dem Mosi darauf die 10 Gebot eingehändiget, vielleicht dadurch zu zeigen: wer diese Gebot übertrete, dem solle dieses feurige Element zu einer Straf seyn!

Es läßt sich allhier eine andere Dama sehen, welche mit sehr stattlichen Kleidern pranget. Diese ist angelegt mit einem himmelblauen Rock, läßt ihre goldfarben Haarlocken ganz frei fliegen, ihr Manto ist so vielfärbig gestreift, wie ein Regenbogen, sie hat ein Paar aufgeblasene Wangen, als hätte sie das Zahnweh. Andere stolze Helenä tragen zum besseren Schein ihrer glatten, weißen Haut schwarze Fleckel, welche in Hirsch- und Hasen- und Füchs-Gestalt geschnitten; aber diese prangt mit lauter Vögerl in dem Angesicht, und so mich recht dunket, so sehe ich, daß ihr ein solcher taffeter Gimpel auf der Nase sitzet. Kennst du aber dieses Frauenzimmer? Sie ist eine absonderliche Freundinn und Gutthäterinn der frommen Leute, aber eine Erz-Verfolgerinn der Sünder. Diese ist das Element der Luft.[293]

Die Luft ist dem h. perusischen Abt Petro gar wohl geneigt gewest; dann als auf eine Zeit eine große marmelsteinerne Saul in die Höhe zu dem Kirchen-Gebäu gezogen worden, der Strick aber wegen Schwere der Last gebrochen, so ist auf den Befehl des h. Manns die große Saul in der Luft hängen blieben. Die Luft hat sie zu Vermeidung großen Schadens nit fallen lassen. – Zu Aretii am Fest Unser lieben Frauen Himmelfahrt hat der selige Servit Joachimus zu dem Altar gedienet. Unter währender h. Meß ist der fromme Diener Gottes durch einen gähen Zustand auf die Erd krank niedergesunken; die Kerze aber, welche der h. Mann in der Hand gehalten, ist in der Luft hangend geblieben, und hat sie die Luft nicht fallen lassen. – Nachdem der h. Erz-Bischof Dunstanus das Amt der h. Meß vollbracht, und das Meßgewand auf die Seite geben, der gänzlichen Meinung, es nehme solches sein Diener von ihm, welcher aber samt Anderem schon entwichen, siehe, da ist das Meßgewand etlich Stund in der Luft hangend geblieben, und hat es die Luft nit fallen lassen! – Der h. Evermodus, Erz-Bischof zu Ratzenburg, hat seine Handschuh in die Luft gehängt, der h. Petrus Cälestinus seine Kappe, die h. Jungfrau und Martyrinn Uviborada ihren Kämpl, Carolus Magnus den Mantel etc., und ist diesen und anderen Heiligen Gottes die Luft also wohl gewogen gewest, daß sie nichts dergleichen hat fallen lassen, sondern an statt eines Dieners die Sachen getragen. – Die Luft ist dem h. Francisco Xaverio, dem gottseligen Francisco Olympio, dem heiligmäßigen [294] Francisco a Puero Jesu, dem seligen Francisco Borgia, dem gottseligen Francisco Fabriano, dem seligmäßigen Francisco Ximenio, dem seligen Francisco Ticinensi, dem seligen Francisco de Briones, dem heiligmäßigen Francisco Gonzaga und vielen anderen unzählbaren also geneigt und willfährig gewest, daß sie sie öfters in die Höhe gezogen von der Erde, und solche öfters viel Stund lang in der Höhe gehalten, und sie nachmals mit aller Manier wieder in die Nieder gelassen. – Auf den Befehl des h. Bernardi Senensis, des seligen Joannis Capistrani, des h. Ugonis, des h. Theodori, des h. Columbani, des h. Gregorii Turonensis, des h. Petri de Alcantara, des h. Gamelberti, Pfarrherrn in Bayren, des h. Pauli Eremitä, des gottseligen Joseph Anchietä hat die Luft die finsteren Wolken, das trübe Wetter gewend't und den hellen Sonnenscheinsehen lassen.

Es ist die Luft nicht allein gnädig gewest dem Fell des tapferen Gedeonis, indem sie über die ganze Erde einen Himmelthau geschütt und geschicket, über das Fell nit ein Tropfen fallen lassen; sondern es ist auch dieses Element also gewogen gewest, daß der h. Bernardus, der h. Odo, der h. Luthbertus, der h. Asidius, der h. Marius, der h. Antgarius, der selige Sanktus a Cora meines h. Ordens und viel andere mehr seynd von der Luft also geschirmet worden, daß sie in den größten Platzregen von keinem Tropfen seynd berühret worden.

Es hat nit allein die Luft das Himmel-Brod oder das Manna gespendiret vor alten Zeiten den Kinder[295] Israel in der Wüste, sondern auch der seligen Ag neti Politianä, dem h. Martyrer Desiderio und Festo und vielen anderen heiligen Einsiedlern in Egypten. In Summa: ganz gnädig ist dieses Element den frommen und gerechten Leuten, aber ein Erz-Feind der Sünder.

Zu Zeiten des halsstärrigen Königs Pharao, weilen er samt den Seinigen an den wahren Gott nit wollte glauben, hat die erzürnete Luft einen solchen harten und häufigen Schauer geworfen unweit Dempsta, daß ein Stein einem großen Kindskopf gleichete, und seynd die mehresten also geformt gewest, als hätten sie rechte Zähn. Fürwahr dazumalen hat die Luft diesem Ort die Zähn können zeigen. – Zu Zeiten des Propheten Eliä ist die Luft also halsstärrig gewest gegen die Israeliten, weilen dieselben Gott dem Allmächtigen den Rücken gewend't und den falschen Baal angebetet, daß er 3 Jahr und 6 Monat niemalen einen Regen gespendirt. – Zu Zeiten des h. Bischofen Leucii zu Brundus, allwo der ungläubigen Heiden noch eine große Menge wohnte, hat es 2 ganzer Jahr nie geregnet. – Zu Zeiten des h. Bischofen Wilfridi, ehe und bevor er in Engelland kommen, ist daselbst 3 ganzer Jahr kein Tropfen Wasser gespüret worden, aus welchem dann das größte Elend erwachsen. – Zu Zeiten des h. Vinzentii Ferrerii hat in etlichen Orten in Frankreich, sonderlich bei Carcasona von dem Monat Julio an bis in den Januarium hinaus niemalen ein Regen den Erdboden ergötzet. – In der Insel Chio ist 2 Jahr nacheinander die Luft also trucken gewest, daß nie ein[296] Tropfen von dannen auf den Erdboden kommen, welches die Türken daselbst in die äußerste Noth gestürzet. – Anno 565 in Liguria, Anno 544 in Orient, Anno 1348 in Occident, Anno 170 zu Rom, Anno 746 zu Constantinopel, ist die Luft giftherb gewest, das ist ganz giftig, wessenthalben viel hundert tausend Menschen zu Grund gangen und an der abscheulichen Pest gestorben.

Wer, meinst du, hat dieses Element also in Harnisch gestecket, daß es einen solchen Groll und Widerwillen hat merken lassen gegen den Menschen? wer, glaubst du, ist Ursach daran, daß uns die Luft von oben herab nit mehr ein Manna, sondern mancherlei Elend, nit mehr ein Brod wie den Israeliten, sondern eine Noth immerzu spendiret, und stets mit Donner, Hagel, Schauer, Reif, Platzregen, Pest und Ungesundheit wüthet und tobet? Alles dieses Uebels ist Ursach das Uebel, verstehe die Sünd! Elementa mundi, terra, aqua, aër, ignis conspirarunt in impios Deo vindice: »Die Elemente der Welt, die Erd, das Wasser, die Luft, das Feuer haben zusamm geschworen wider den Sünder. Sie können ihm auf keine Weise hold oder geneigt seyn, weilen sie ihren Erschöpfer also beleidigen.« Sie schamen sich auf alle Weis' dem Menschen zu dienen; dann gleichwie ein Edelmann sich schamen thut, einem Henker – s.v. – oder einem Schinder einen Diener abzugeben, ihm in allweg aufzuwarten, pfui! also weigern auch die Elemente als edle Geschöpf, dem Menschen zu dienen, der auf henkerische Manier jedesmal durch eine Tod-Sünd den Heiland Jesum auf das Creuz naglet. Wann dann[297] die Luft mit schädlichem Schauer, mit bissigem Reif, mit hartem Ungewitter, mit großer Trückne die Treid-Felder und Weingärten verderbt und ausdorret, so müssen wir es unsern Sünden zueignen.

Wie der Patriarch Jakob seine Söhn in Egypten geschicket, damit sie alldorten sollten um das baare Geld Treid einkaufen, seynd diese ungefähr – also zu reden – zu dem Joseph als damaligen Gubernator im Reich gelangt, welcher diese seine sauberen Brüder gekennt, diese aber ihn nit; dahero er sie mit rauhen Worten angefahren, so gar für Ausspäher und Schelmen gehalten, und ob schon sie sich bestermassen entschuldigten, so hat er sich gleichwohl zornig gestellt, und neben ziemlichen Filz, den sie gar nit vonnöthen hatten, dann sie tragten lauter Kappen, auch einen ernstlichen Befehl geben, daß man sie an Ketten und Banden als verdächtige Leut soll anschmieden und in die Gefängnuß führen. Denen armen Tropfen ist so Angst gewesen, wie einem Floh zwischen zween Daumen. Nach verflossenem dreitägigen Verhaft läßt er sie frei nach Haus reisen, doch mit dem Geding, daß einer anstatt aller in dem Arrest verbleibe, und ist das Loos gefallen über den Simeon. Wie nun diese Brüder in so unverhofftes Unglück gerathen, und mit Noth und Drangsalen überhäufet worden, da hat einer den anderen mit weinenden Augen angeschaut, da haben alle mit oft-erhohlten Seufzern bekennet: Merito haec patimur, »das Elend ist billig über uns kommen.« Gelt der gerechte Gott hat uns sauber können finden, das haben wir alles verschuldet, weilen wir uns versündiget[298] haben an unserem Bruder Joseph! hab' ich euch nit gewarnet, sagt Ruben, ihr sollt solche Bosheit nit begehen? ihr habt mich für einen Maulaffen gehalten, jetzt sehet ihr, wie uns Gott alle strafet. Meritò haec patimur.

Wann uns der Reif oder die übermäßige Kälte die Treid-Felder zuricht, wie die samsonischen Füchs bei denen Philistäern; wann uns der Schauer Alles erschlägt, wie es geschehen bei Mosis Zeiten in Egypten; wann uns die Trückne den Weinstock kraft- und saftlos macht, wie zu Eliä Zeiten; wann uns die vergifte Luft mit einer starken Pest überfällt, wie der David zu seiner Zeit erfahren: so laßt uns weiter die Planeten nicht durch die Hechel ziehen, oder dem Teufel alle Schuld auf den Buckel laden, oder denen Hexen alle Ursach auf die Gabel binden, sondern mit denen Brüdern Josephs sprechen: meritò haec patimur, »dieses und das haben wir verschuldet, denn wir haben uns versündiget.« Grandines pro suppliciis Dei agnoscendae sunt. Cum igitur videmus grandinem in regione nostra, revocemus nobis in memoriam et peccata, propter quae Aegyptus grandine afflicta est, et sentiamus, si idem supplicium patimur, quia eadem etiam peccata inter nos grassantur.

Es läßt sich mehrmalen ein anderes Frauenzimmer[299] sehen. Diese ist mit lauter gewässertem Taffet bekleidet, trägt die schönsten Corallen um ihren weißen Hals, ist überall mit meergrünen Mäschen und Bändlen gezieret, und was mich wundert, ist, daß diese trage, was sonsten bei dem adelichen Frauenzimmer ungewöhnlich, eine schöne Schiffhaube auf dem Kopf. Du kennst ja diese? Ich glaub wohl. Diese ist eine große Freundinn der frommen Leute, aber eine Erz-Verfolgerinn des Sünders. Es ist das Element das Wasser.

In Welschland ist ein großer Fluß, mit Namen Padus. Dieser ist so freigebig gewest gegen den heil. Gebhardum, daß er sich mitten von einander wie das rothe Meer zertheilet, und dem heiligen Mann samt den Seinigen einen freien truckenen Paß gespendiret. – In Böhmen ist ein großer Fluß, mit Namen Moldau. Dieser hat sich ganz ehrerbietig erwiesen gegen den seligen Joannes, dazumalen der Königinn Beichtvater; denn als diesen der tyrannische Wenzel ermordet und in die Moldau werfen lassen, ist daselbst von freien Stucken augenblicklich der Fluß ausgedorret, bis man den Leib von dannen genommen und mit einer bessern Begräbnuß verehret hat.

In dem römischen Reich ist ein bekannter Fluß, benanntlich der Rhein-Strom. Solcher ist so manierlich gewest gegen ein Weib, welche unschuldig eines Ehebruchs beklagt, und derentwegen mit einem Mühlstein an den Hals gebunden in den Rheinstrom versenket worden; welcher sie aber samt dem Stein, wie das Pinsen-Körbel Mosis an das Gestad getrieben.[300] – In Schwabenland entspringt ein berühmter Fluß, die Donau. Dieser hat sich so dienstbar gestellt gegen den h. Gotthard, Bischofen zu Hildesheim, daß er, als er noch ein Knab, öfter auf gedachtem Fluß wie auf einem glatten Boden daher gangen. – In Sachsen ist ein großer Fluß, die Elb genannt. Ueber diesen ist der h. Benno mit trucknen Füssen gangen. Hist. Bavar. lib. 19. num. 14.

Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Benediktiner wohl, indem der h. Maurus ihres Ordens mit trucknen Füssen auf dem Fluß gangen, und dem h. Placido zu Hilf kommen. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Bernardiner wohl, weilen der selige Bruder Hilarius ihres Ordens auf seinem Mantel wie in einem Schiffel über einen großen Fluß gefahren. In Menolog Cisterc. 4. Junii. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Carmeliter wohl, indem der h. Angelus ihres Ordens den großen Fluß Jordan mitten von einander zertheilt, und nachmals mit den Seinigen unverhindert hindurch gangen. Menolog. Carmel. in vita. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Dominicaner wohl, weilen der h. Hyacinthus ihres Ordens seinen Mantel auf das Wasser gebreit, und solchergestalten als auf einem Schiffel mit 3 anderen unweit Vissegrad über den Fluß gefahren. Odori. in Ann. 1257. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Jesuiter wohl, indem der heiligmäßige Joseph Anchieta ihrer Societät in Mitte der Meerwellen wie auf einem sanften Polster ohne Berührung eines einzigen Tropfen Wassers gesessen. Sebast. Beretar. in Vit. l. 4[301] – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Franziskaner, weilen der h. Bernardinus Senensis ihres Ordens bei der Stadt Mantua auf seinem Mantel mit seinem Gespann über das große Wasser geseglet, so gar, daß auch der ganze Mantel von keinem Tropfen ist benetztet worden. In Vita. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Paulaner wohl, indem der h. Stifter Franciscus de Paula über das ganze Meer in Sicilien auf seinem Mantel in Begleitschaft zweier seiner Gespänn ohne mindester Gefahr so gar auch durch die gefährlichsten Oerte Scylla und Charybdis genannt, glücklich geseglet. In Vita. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Capuciner wohl, weilen ihr wunderthätiger Mann Matthäus a Bascio öfters über den Fluß Padum, auch einmal über das Meer bis gegen Venedig auf seinem Mantel gefahren. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Augustiner wohl, indem der selige Hieronymus Racanatensis, damit er die Burger zu Firmi und Asculi möchte vereinigen, ist er auf seinem Mantel über einen starken und großen Fluß gefahren. In Chron. SS. PP. – Wie das Wasser gnädig sey gegen alle frommen Diener Gottes, wissen alle diejenigen, welche gehört haben vom Moses bei dem rothen Meer, vom Josue bei dem Fluß Jordan, vom Elisäo wegen den schimmernden Eisen, vom Petro, wie er das Wasser getreten.

Aber was das Wasser für ein Gesicht macht gegen den Gottlosen, wie das Wasser einen feurigen Zorn zeige gegen die Sünder, beschreibet der weise Salomon in dem Buch der Weisheit: Er wird die [302] Geschöpf waffnen, sich an seinen Feinden zu rächen. Das Wasser im Meer wird gegen sie ergrimmen, und die Ström' werden hart über sie zusamm schlagen, etc.

Was Zorn hat uns nit dieses Element erwiesen 1657 Jahr von Erschaffung der Welt, 2315 Jahr vor Christi Geburt, als der alte gerechte Tättl Noe 600 Jahr alt war? Denn dazumalen durch einen allgemeinen Sündfluß alle Menschen des Erdbodens seynd zu Grund gangen, außer 8 Personen, welche sich in die göttliche Arche salvirt haben. – Nicht weniger hat dieses Element seinen Grimm dazumalen spüren lassen, wie der halsstärrige Pharao mit einer großen Anzahl des Volks, wie auch mit 600 Wägen zu Grund gangen in dem rothen Meer. Von dem Menschen gibt es die öftere Erfahrenheit, daß einer pflegt öfter vor Zorn ganz roth zu werden. In Egypten ist einsmal das Wasser über den Pharao, um weilen er den wahren Gott nit wollte anbeten, also ergrimmt, daß es vor Zorn ganz blutroth worden. – Anno Christi 587 hat sich zu Rom der Fluß Tiber also ergossen, daß die vornehmsten und herrlichsten Gebäu seynd von dem Wasser zu Grund gericht' worden. Unter anderen hat man gesehen einen Drachen in der Größe eines dicken Baums mitten durch die Stadt schwimmen, dem eine große Menge der Attern und Schlangen gefolget, welche nachmals auf das Gestad getrieben worden und wegen ihrer Fäule eine große Pest verursachet. Anno 717 unter Gregorio dem Anderten römischen Papsten hat sich mehrmalen zu Rom eine so große Ueberschwemmung des Flußes Tibers 7[303] ganzer Tag gezeiget, massen das Wasser gar über eines Manns Höhe also geschwellet, daß man in niedern Schiffen bis in St. Peters Kirche fahren können. Derowegen dann die Leut der gänzlichen Forcht waren, daß wiederum ein allgemeiner Sündfluß den ganzen Erdboden werde überschwemmen. – Die schöne Stadt Bertha in Schottland ist einst von denen 2 Flüssen Tai und Almund dergestalten überschwemmet worden, daß die mehresten Häuser und Menschen zu Grund gangen. Der König Guilelmus hat sich kaum mit seiner Frau Gemahlinn salviret, dem gleich sein Prinz Joannes als ein kleines Herrl mit 12 adelichen Frauen und 20 Hof-Bedienten armselig ertrunken. – Anno 1120 ist König Henrich der Erste dieß Namens in Engelland einen Frieden eingangen mit dem König in Frankreich, nachmals ist er samt denen Seinigen wieder nach Haus gerucket, seine 2 Prinzen Guilelm und Henrich und die einige Prinzessinn Sibilla seynd in einem besonders schönen Schiff in Begleitschaft vieler Edel-Leut gefahren; bei bestem Ruhestand aber der Wind, ohne einige Ungestümme des Meers ist diese königliche Familia mit allen ins gesamt zu Grund gangen. Und will man solches Elend niemand anderem zuschreiben, als der damaligen engelländischen viehischen Unzucht.

So weichherzig das Wasser immer gewest ist, so zeiget es sich gleichwohl hart gegen die Sünder, und ist nit allein dasjenige Wasser bitter gewest in der Wüste, welches nachgehends Moses mit einem Holz versüßet hat, sondern es zeigt sich wohl öfter das Element erbittert gegen den Menschen, überfließt, übergießt ihm[304] die Felder und Wälder, versenkt ihm, ertränkt ihm Wiesen und Aecker, fügt ihm da und dort einen Schaden zu, weil es rächen will die Schmach, so der Mensch seinem Erschöpfer anthut; dann es erinnert sich, in was großen Gnaden und Aestima es gleich von Anbeginn der Erschaffung bei Gott dem Allmächtigen gestanden, indem der Geist Gottes schwebete ober dem Wasser. In Erwägung dessen siehet dieses Element in allweg, wie es die Ehr Gottes möge verfechten und den Sünder möglichster massen ausrotten.

Was meinst du, was des Loths seine Frau Gemahlinn gestiftet habe, weilen sie so scharf von Gott dem Allmächtigen ist gestraft worden? Indem der gute Herr vermeint, sein Weib fliehe mit ihm von Sodoma, so war sie schon zu Salzburg. Was Unthat dann hat sie begangen? etwann hat sie Abgötterei getrieben? vielleicht hat sie den Loth mit Cornucopiä versehen? oder hat sie ihre eigenen Kinder ermordet? Nichts dergleichen, sondern sie alleinig hat wider des Engels Befehl und Willen umgeschaut, welche Uebertretung nur war eine läßliche Sünd. Joan. Chrysost. de parv. peccato. Wann dann dieses Weib derenthalben in eine Salz-Säule ist verkehrt worden, um weilen sie Gott den Herrn mit einer so geringen Sünd beleidiget, so verwundere dich gar nicht, wann es dir zuweilen auch Gott versalzen thut, und dir dieses und jenes Uebel von Wassergüß und Wasser-Schaden[305] den über den Hals schicket, weilen nur gar zu wahr bleibet, was mein h. Erz-Vater Augustinus ausgesprochen: Propter peccata veniunt delicta:


»Wegen der Sünden

Thut Glück verschwinden.«


Allda stellet sich wiederum ein anders Frauenzimmer vor Augen, welche ihres Gesichts halber sehr wohl beschaffen; sie pranget mit einem schönen Aufzug von geblümten Brocat, es stehen ihr die grüne Mäschen und Bänder stattlich wohl an, sie traget ein kleines Hündl auf dem Arm, solches wird hart einen deutschen Namen haben, etwann heißt es Belleveder, Zukerello oder Pazerello etc.; sie tragt ein schönes wohlriechendes Büschel in der Hand, darmit nicht allein die Augen sich weiden, sondern auch die Nase versehen ist. Diese ist eine ausbündige gute Freundinn der frommen Leute, aber entgegen eine geschworne Erz-Verfolgerinn der sündigen Menschen. Du werdest sie ja ungezweifelt kennen? Es ist das Element die Erde. Die Erde liebt und lobt den Gerechten, wüth und tobt wider den Ungerechten.

Was großes Mitleiden hat nicht die liebe Erde dazumalen spüren lassen, wie der Heiland Jesus eines so bitteren Tods gestorben, so hat sie an ihrem ganzen Leib gezittert, und an mehreren Oertern sich eröffnet, als wollte sie zeigen, daß ihr gleichsam das Herz im Leib vor Mitleiden zerspringe. Wie man dann dergleichen Schlund und Ritzen noch auf heutigen Tag zu Gaeta offen siehet, auch zu Galarita und anderen Orten. Pagat. p. 1. 53.[306]

Adam unser erster Vater, wie die Mehresten darvor halten, soll auf dem damascenischen Acker aus einer rothen Erde erschaffen seyn. Solche Erde ist über alle Massen schön lind und fast tractabel, wie ein Wachs, welche die Saracener als eine kostbare Sach stets in Egypten verkaufen, und zeigt sich diese Erd noch so gutherzig durch ein stetes Wunderwerk, daß, je mehr man Erd hinweg nimmt, je weniger spüret man, daß eine soll davon seyn genommen worden. Borchard. p. 1. c. 7. §. 66.

Um die dreißig Silberling, um welche das wahre Lamm Gottes von Judas ist verkauft worden, haben die Hebräer einen Acker gekauft zu einer Begräbnuß der Fremden. Von dieser Erde hat die Kaiserinn Helena 270 Schiff voll mit dieser Erd nach Rom abführen und bei dem Berg Vaticani ableeren lassen, welcher Ort derenthalben noch von denen Innwohnern Campo Santo, das hl. Feld, genennet wird. Diese Erd hat noch auf den heutigen Tag diese wunderbarliche Eigenschaft, daß sie keinen Romaner leiden kann, sondern nur alleinig die Fremden, gegen welche sie also barmherzig ist, daß sie dero Leiber innerhalb 24 Stund gänzlich verzehrt, damit die Würm den Körper nit lang plagen.

Der h. Antonius Paduanus mußte in dem Kloster zu Messano einmal aus Befehl seines Quardians in Mitte des Refectorii sich eines Fehlers schuldig begeben, den er doch niemalen begangen; weßwegen ihm die Obrigkeit einen ziemlichen Verweis geben. Es hat sich aber die Erde seiner Unschuld erbarmet; dann alsobald der Ziegel, auf dem er kniete, hat angefangen[307] zu wacklen, und von selber Zeit an hat man nie durch Arbeit und Fleiß denselben Ziegel fest machen können, dahero vonnöthen gewest, ein eisenes Gätterl darüber zu ziehen, welches annoch nit ohne Wunder zu sehen. Pagat. 154. p. 1.

Wie der heil. Beichtiger David einer großen Menge Volks auf freiem Feld mit apostolischem Eifer geprediget, er aber in der Nieder gestanden, daß ihn jedermann nicht sehen konnte; also hat sich die Erde so höflich gegen diesen Diener Gottes erzeiget und sich selbst in die Höhe aufgebaumt, daß also der h. Mann auf diesem hohen Bühel und Buckel der Erde von Allen ist gesehen worden.

Der päpstliche Abgesandte kam einsmal zu dem hl. Sabinum, Bischofen zu Placenz, gewisse heilige Geschäfte mit ihm zu verrichten. Unterdessen befragt den hl. Mann der Koch, was er heut zurichten soll? Ruben, mein lieber Koch, antwortet er, ein wenig Ruben, weiter nichts. Der Koch schüttlet hierüber den Kopf, in Betrachtung, daß erst den vorigen Tag zuvor der Rübensam' in die Erde ist gesäet worden; gehet aber gleichwohl, aus Befehl des hl. Bischofs, in den Garten, und find't alldar, daß die Erde schon innerhalb 24 Stund die besten Ruben hervor gebracht.

Als der hl. Fursäus samt seinem Mitgespann Lactano den Acker seines Klosters mit eignen Händen[308] umgehaut, und das Korn ausgesäet, hat sich die Erd gegen diesen eifrigen und frommen Mann also gütig und mildherzig erwiesen, daß erstgenanntes Korn innerhalb 3 Tagen aufgewachsen und gezeitiget.

Der hl. Gregorius, mit dem Zunamen Thaumaturgus, hat einem hohen Berg ernstlich befohlen, weilen er dem Kirchen-Gebäu sehr verhinderlich war, daß er sich anderwärts soll hinbegeben. Diesem Willen hat der Berg schleunigst gehorsamet, und alsobald dasselbe Ort verlassen. Die Erde von dem Grab des hl. Gregorii, des hl. Genesii, des hl. Guigneri, des hl. Raymundi, des hl. Martyr Petri, des hl. Rigoberti, der hl. Haberillä, der hl. Rosä und anderer mehrer thut zu größerer Ehr dieser frommen und heiligen Leute viel Krankheiten wenden. In allem ist dieses Element der Erde denen frommen Menschen wohl gewogen; entgegen tragts eine Haupt-Feindschaft gegen die Sünder. Man hat es dazumal sattsam erfahren: wie der Dathan und Abiron einen sehr schädlichen Aufruhr unter dem Volk Israel erwecket, hat die Erde solche lasterhafte Gesellen nicht mehr wollen ertragen, sondern ganz grimmig ihren Schlund aufgesperrt und solche Teufels-Brocken lebendig verschlicket.

In der Stadt Lucca in der Augustiner-Kirche zeigt man ein großes Loch, allwo ein gottloser Spieler von der Erde lebendig verschlungen worden. – Reis' mit mir durch Tyrol, da werden wir kommen nach Seefeld, da will ich dir mit Fingern weisen das Ort, wo im Jahr 1384 die Erde einen Edelmann bis an die Knie geschlucket, weilen solcher freventlich sich unterstanden hat, eine große Hostie, wie der Priester zu österlicher[309] Zeit, zu genießen. Vom Seefeld wollen wir unsere Reis' anstellen in das römische Reich; alldort wird zu Pastel ein jeder dir und mir den Platz weisen, allwo die Erde einen lebendig verschlucket, weilen er sich dem bösen Feind verschrieben. Von dannen wenden wir uns in das Königreich Böhmen, woselbst ich dir mit Zeugnuß aller 3 Städt zeige unweit dem schönen Geschloß dasjenige Ort, allwo die gottlose Drahomira, durch dero verruchte Anschläg der hl. Wenceslaus umgebracht worden, samt Roß und Wagen von der Erde verschlucket worden, und also mit Reputation auf einem Wagen in die Höll gefahren, da sonsten ein anderer armer Teufel muß zu Fuß dahin gehen. Bist du aber schon in etwas abgemattet, und nit mehr Lust hast ferner zu reisen, so setze dich nach deinem Wohlgefallen nieder, und liese zu einer ersprießlichen Zeitvertreibung etliche Bücher, worinnen du werdest mit Verwunderung sehen, wasgestalten die Erde, dieses sonsten geduldige Element, welches sich von Menschen und Thieren läßt mit Füssen treten, ihren Zorn habe gegen die Sünder ausgegossen.

Anno 117 ist die große und volkreiche Stadt Antiochia von denen starken Erdbiden dergestalten zerschüttet worden, daß unter den eingefallenen Gemäuer über die 60,000 Menschen todt gefunden worden. Dieses starken und ungewöhnlichen Erdbidens war eine einzige Ursach die Verfolgung des hl. Bischofs daselbst.

Anno 1169 in Sicilien, absonderlich zu Catana, Anno 136 zu Constantinopel, An. 1200 in Polen, An. 1117 in Italia, Anno 1356 in Schweizerland,[310] bei Regierung des Kaisers Adriani in Bithynia, unter dem Kaiser Trajano in Asia, zu Zeiten des Kaisers Gordiani, des Kaisers Diocletiani, des Kaisers Valentis, des Kaisers Justiniani, des Kaisers Constantis, des Kaisers Henrici des Dritten, Friderici des Anderten seynd durch starke Erdbewegung viel Städt und Schlösser zu Grund gangen.

Anno 1618 in diesem unsern Säculo stund das schöne Städtl Blursch wegen aller erwünschlicher Ergötzlichkeiten fast zu Trutz dem irdischen Paradeys. Es waren allda zu sehen die schönsten und mit größtem Unkosten erbauten Gärten um und um, daß also die Leut in einem purlauteren Rosengarten gesessen. Es scheinte für gewiß, als hätten die Innwohner zu Blursch von der Flora die Gärten, von der Ceres die Treid-Felder, von dem Baccho die Weingebirg, von dem Neptuno die rauschenden Wasserquellen, und von dem Jupiter allen Lust und Gust erblich erhalten. Ihre Gebäu waren voller Herrlichkeit, ihre Keller voller Wein, ihre Kästen voller Treid, ihre Kuchel voller Speisen, ihre Handelschaften voller Gewinn, ihre Gegend voller Gespäß, ihre Bäume voller Früchten, ihre Wässer voller Fisch, ihre Beutel voller Geld, ihre Wirthschaften[311] voller Begnügen, ihr Leben voller Freunden; aber die Leut nit voller Tugend. In einem jeden Haus alldort hat der Herr Gaudentius geheißen und die Frau Hilaria, der Sohn Faustus, die Tochter Felicitas, der Knecht Fortùnatus, der Bub Prosper, die Diern Faustina; aber niemand wurde Probus oder Pius genannt. Aber gemeiniglich, wann das Schwein am besten gemäst' ist, so hat es den Metzger zu förchten. Der gerechte Gott gab den benachbarten Oertern durch unterschiedliche Begebenheiten zu verstehen, daß er dieses Ort samt allen der Wohllust ergebenen Innwohnern wolle züchtigen. Die Erde konnte es nit mehr ertragen, daß diese um so häufige Gnaden und Ueberfluß dem allmächtigen Erschöpfer noch den Undank erwiesen. Die Benachbarten haben mehrmalen die Innwohner desselben Orts ermahnet, wie daß sie vermerket ein großes Zittern der Erde, ein ungewöhnliches Heulen bei der Nacht, abscheuliche Gespenster, Abentheuer; seye demnach dieses ein unvermuthlicher Vorbot eines großen bevorstehenden Uebels. Alles dieses verursachte nur bei den Blurschianern ein Gelächter, als welche dergleichen Propheten nur für Fabelhansen aushöhnten. Endlich hat der klägliche Ausgang diese Wahrheit bestättiget. Nachdem die strahlende Sonn durch ihren Untergang sich beurlaubt, nachdem der Mond als eine schöne Nachtfackel den Himmel angefangen zu erleuchten zu einer solchen annehmlichen Abendzeit, da die Mehresten noch in ihren Lusthäusern mit Kurzweil[312] die Zeit vertrieben, entschüttet sich augenblicklich die Erde mit einem unbeschreiblichen Knallen und Krachen, und wirft den nächstentlegenen Berg Conton über das ganze Städtl Blursch, daß also dieses halbe Paradeis mit allen Innwohnern auf einmal mit diesem Grabstein zugedecket worden. Man hat nachmals mit sonderem Fleiß wollen die Körper, forderist aber den großen Schatz und Reichthum ausgraben, so seynd aber gar wenig gefunden worden. Unter andern hat man angetroffen eine todte Dienstmagd, welche ein Stückel Brod im Maul und eine geputzte Henne in der Hand gehalten. Die öfteren Gespenster aber und der unleidentliche Gestank thät ferners alles Graben verbieten. Es soll auch allda ein Stein mit einer hebräischen Schrift seyn gefunden worden, mit dieser Auslegung: Seynd meine Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der die Felsen zerschmettert!

Nicht allein zeigt die Erde ihren Zorn und Grimm durch dergleichen Erdbebungen, sondern sie straft den Sünder oftermalen mit Unfruchtbarkeit: wie dann Gott denen Hebräern gedrohet, dafern sie seine Gebot nicht werden halten: Du wirst viel Samens in die Erde werfen, und wenig einsammlen, den Weinberg wirst du pflanzen und graben, und wirst keinen Wein trinken, auch nichts daraus sammeln, dann er soll von denen Würmen verwüstet werden. Du wirst Oelbäum haben in allen deinen Gränzen, und wirst dich mit Oel nicht salben, dann sie werden abgehen und verderben.[313]

Woher ist kommen der siebenjährige Hunger in Egypten unter dem König Pharao? woher ist kommen die äußerste Hungers-Noth in Samaria, allwo ein Esels-Kopf um 80 Silberling ist verkauft worden? – 4. König. 6. – woher ist kommen die große Theurung in Judäa unter dem König Herode? woher ist kommen der Hunger unter dem Kaiser Claudio? woher ist kommen der große Hunger Anno 313 um Rom herum? woher ist kommen der Hunger in Italien Anno 539, in dem dazumalen der Menschen viel hundert tausend aus Hunger gestorben, und hat man an einem Ort zwei Weiber angetroffen, welche siebenzehn Männer erwürget, kocht, und aufgezehrt haben? woher ist kommen der Hunger Anno 538 in Italien, weilen zur selbiger Zeit einer den andern ermordet, damit er sich mit menschlichen Fleisch möge erhalten? woher ist kommen der Hunger in Deutschland bei dem Rheinstrom im Jahr 850? woher der Hunger in Schottland Anno 1098? Anno 1315 in Polen, Anno 1429 in Thüringen, Anno 1586 in Hungarn, Anno 1590 in Frankreich, Anno 1587 in Niederland, Anno 1315 durch die ganze Welt, bei welcher Zeit der dritte Theil der Menschen zu Grund gangen? woher ist diese bedrängte Hungers-Noth kommen, als eben von Unfruchtbarkeit der Erde? woher aber die Unfruchtbarkeit der Erde, als von der Sünd? Merks wohl! Woher kommt es, daß alles theurer als vorhero? die Erde viel karger, als vorhero? das Brod viel kleiner, als zuvor? der Weinstock viel gesparsamer, als zuvor? Daher, weilen auch die Menschen viel ärger und boshafter als zuvor. Was der Prophet Aggäus vor diesem anstatt Gottes dem[314] sündigen Volk vorgeworfen, dasselbe ist öfters einem Königreich, einem Land, einer Stadt, einem Dorf vor zurupfen. Um der Sünden willen ist dem Himmel verboten, den Thau zu geben (merks wohl!) und der Erde ist verboten, ihr Gewächs hervor zu bringen, (vergiß das nicht!) und ich habe eine Dürre berufen über das Land und über die Berg und über das Korn und über den Wein und über das Oel und über alles was die Erde hervor bringet. (NB).

Ex offensione non solum iram Dei promeruimus, sed etiam totam creaturam adversum nos excitavimus. S. Anselm. de Simi. c. 101. Semper irato Deo simul etiam ad iram serva Creatura exacuitur. S. Cyrill. l. 2. Isa. 13. In Summa, ich rede es gut deutsch, ich schreib's gut deutsch: alle Geschöpf', sonderlich aber die Elemente, seynd die größten Feind des Sünders. Daß das Feuer dir verbrennt die Scheuer, daß die Luft dir ist eine giftige Gruft, daß das Wasser dir ist ein schädlicher Prasser, daß die Erd nicht viel werth, dieß Alles macht die Sünd. Palamedes hat das Kartenspiel erfunden und die Wirfel, die Lydier haben das Geld erfunden, Paulinus[315] hat die Glocken erfunden, Gyges in Egypten hat die Malerei erfunden, Nemrod hat die Bildhauerei erfunden, Boetius hat die Uhren erfunden, Anacharsis hat die erdenen Geschirr erfunden, Dädalus hat das Zimmer-Handwerk erfunden, Castor und Pollux haben die Bögen erfunden, Moses hat die Kriegs-Waffen erfunden, Neptunus hat die Schiff erfunden, Joannes Faustus und Petrus Schäffer, beede Deutsche, haben die Buchdruckerei erfunden etc., der Teufel hat die Sünden erfunden, und die Sünd hat alles Elend in der Welt erfunden. Anjetzo weißt du, wo Noth und Tod, wo Drangsal, wo Trübsal herrühren.

Absalon, ein wohlgeschaffener und wohlgestalter Herr, welcher nicht allein guldene Haar auf dem Kopf, sondern auch einen guldenen Verstand in dem Kopf, erzeugte drei Söhn' und eine Tochter; nichts destoweniger hat er sich bei Lebens-Zeiten eine schöne Säule aufrichten lassen von dem besten Marmor, worauf er gestellt hat sein Bildnuß zu einer ewigen Gedächtnuß. Dann er sprach: ich hab keinen Sohn, und das soll ein Gedenkmal seyn meines Namens. Es hat ja dieser schöne Prinz drei Söhne, wie daß er sich darum beklaget, er habe keinen männlichen Erben? Absalon sahe schon vorher, daß keiner aus seinen Söhnen werde zu der Kron gelangen, dann es waren ungestalte plumpe Prinzen und halbe Lappen; also schreibt Lyranus: drei ungeschickte Phantasten. Einer war so gescheid, wie jener Gispel, der unweit Krems in die Donau gefallen; nachdem er aber durch gute Leut kaum heraus gezogen worden, hat er sich so[316] hoch verschworen, er wolle keinen Tropfen Wasser mehr anrühren, ehe und bevor er lerne schwimmen. Der andere Sohn war so witzig, wie derselbige Didltapp, so da einen großen Krug Wein verpetschiret, damit solchen keiner aus seinen Mitkammeraden möchte credenziren. Ein anderer aber war so schlau, und bohrte unterhalb in das Geschirr ein Loch hinein, woraus er ein gutes Viertel gezogen; nachmals hat er das Loch mit Wachs verrennt. Als nun der obere sein unverletztes Petschier weggerissen und den Krug nur halbvoll mit Wein angetroffen, konnt er sich über dieses Wunder nit genugsam vergaffen, wie daß ohne Verletzung des verpetschirten Deckels habe können der Wein heraus kommen. Da ihm aber einer den guten Rathschlag gegeben, er soll den Krug unterhalb wohl betrachten, ob nit etwann ein Bösewicht daselbst seinen Vortheil gesucht; dem gab dieser Trampus die Antwort, wie daß nur oberhalb der Wein abgehe, und nit untenher. Der dritte Sohn des Absalons war so verständig wie jener, der sich über den Wolfganger-See in Ober-Oesterreich führen lassen in einem Schiff, weilen er aber ein Pferd bei sich hatte, also ist er stets auf demselben Schimmel sitzend verblieben. Als man ihn aber dessenthalben ermahnt und befragt, warum er nicht herab steige? nein, sagt er, das thu ich nit, dann ich muß eilen, ich wollt heut noch gern zu Salzburg seyn. Dergleichen drei plumpe, ungeschickte und unverständige Söhn hatte Absalon, derentwegen er unschwer konnte abnehmen, daß aus ihnen keiner tüchtig sey zu der Regierung. Aber, um Gotteswillen, wie[317] hat ein so schöner Herr, witziger und wohlgeschaffener Herr samt seiner Frau Gemahlinn, die auch eine Dama war von großen Qualitäten, solche Phantasten erzeugt? wer ist, was ist die Ursach? Ich glaub' keine andere sey es, als seine Sünden, sein lasterhaftes Leben, sein gottloser Wandel, seine kindliche Untreu gegen seinen Herrn Vatern. Ja er hat sich kräftig selbst eingebildet, diese drei männlichen Erben wegen seiner Sünden werden nicht lang leben, wie es bezeugt der hl. Hieronymus: Non habes filium, quia putabit filios suos ob peccatum suum, quod in Patrem gesserat, non solum regno, sed etiam praesenti vita indignos esse. Und was Gott vor dreitausend zweihundert und zwei Jahren auf dem Berg Sinai geredet hat, das redet er noch, das thut er noch: Ich bin der Herr dein Gott, ein starker und eifriger Gott, der ich die Missethaten der Väter an denen Kindern heimsuche in das dritte und vierte Geschlecht deren, die mich hassen.

Roboam, der König der Juden, hat 88 Kinder erzeuget; (Joseph. Buch 8. K. 10). Achab, ein König der Israeliten, hat 70 Söhn' erzeuget; Thispis, eines Königs Sohn, 50 Töchter; Artaxerxes, ein König in Persien, 121 Kinder; Herotimus, ein König der Arabier, hat 600 Söhn' erzeugt; Attila, König in Ungarn, 60; Graf Babo von Abensperg 32 Söhn; unter dem Kaiser Zeno hat ein Weib auf einmal 7 Kinder geboren; zu Altaich in Unter-Bayern[318] ein Weib auf einmal 5 Kinder; eine Gräfinn von Querfurt 9 Kinder; Gräfinn Margarita von Holstein auf einmal 36 Kinder; Irmentridis, eine Gräfinn von Altdorf, auf einmal 12 Söhn'; Eleonora Salviata, eines Burgers Frau zu Florenz, hat 50 Kinder geboren, und auf einmal nie weniger als drei. Alle diese seynd fruchtbar genug gewest; aber die Sünd ist noch fruchtbarer, massen aus ihr über 1000,000,000 etc. Uebel, Drangsal, Elend, Krankheiten, Schmerzen, Pest, Krieg, Hunger, Armuth, Verfolgung und Unstern geboren werden.

Der Geduld schönste Prob mit allem Lob war der Job, allermassen er fast unbeschreibliche Drangsalen und Schmerzen ausgestanden. Erstlich war er aussätzig am ganzen Leib, und war kein Theil an seinem elenden Körper, wo nit ein eitriges Geschwür aufgefahren; zum anderten ist sehr vermuthlich, daß er vom Podagra sey geplaget worden, indem er selbsten gesprochen: Es hat mich mein Schmerz unterdrucket, und alle meine Glieder seynd zerschlagen. Item hatte er über und über die Läus'-Krankheit; dann solche Thierl aus seinem halbverfaulten Leib in der Menge gewachsen, welche ihn Tag und Nacht plagten, sintemalen er selbst bekennet mit folgenden Worten: Des Nachts wird mein Gebein mit Schmerzen durchbohret, und die mich fressen, die schlafen nit, durch ihre Menge wird mein Kleid verzehrt, und sie haben mich, gleichwie mit dem Kragen meines Rocks, [319] umgürtet. Mehr hat der Job die schmerzliche Dissemteria oder Durchbruch gelitten, wie er solches mit diesen Worten will zu verstehen geben: Er hat meine Lenden verwundet und meiner nichts geschont, meine Eingeweid hat er ausgeschüttet auf die Erde. Auch soll der gute Job bei nächtlicher Weil von denen Druden oder Schrättel seyn geplaget und gepeiniget worden, welches folgsame Wort genugsam bestättigen: Wann ich sag: mein Bettlein soll mich trösten, und wann ich bei mir selbst rede auf meinem Lager, daß es mich soll erleuchten, so schreckest du mich mit Träumen, und machest mir ein Grausen mit Gesichtern. Item so war auch der Job dörrsichtig, welches die Medici Febrin hecticam nennen. Diese Krankheit hat ihn also verzehret, daß er zu letzt nichts, als Haut und Bein übrig hatte, welches aus dem abzunehmen: Meine Haut hangt um mein Gebein, weilen das Fleisch verzehret ist, und die Lefzen um meine Zähn seynd alleinig übergeblieben. Vatabulus und Cyprianus mit vielen Beweisthumen sagen auch, daß auch der Job[320] durch Beiwirkung des bösen Feinds habe jene schändliche Krankheit gehabt, die man nennt Mal Francois. Es war mit einem Wort dieser Job der elendeste Mensch auf dem ganzen Erdboden, und hat er alles dieses Uebel niemand andern zugeschrieben, als alleinig seinen Sünden. Ja es schreibt der hl. Policromius, der heilige Apollinaris, welche della Nuza citiret, daß Job sey mitten in der Asche gesessen, welches bei alten Zeiten ein Zeichen war der Pönitenz und Buß. Mein heil. Vater Augustinus ist der Meinung, daß wahrhaft dieses Elend über den Job sey kommen wegen etlicher seiner läßlichen Sünden. Dann ob er schon den Preis-Namen und den besten Ruf von Gott selbsten hatte, daß er ein gerechter und frommer Mann sey gewest, so ist er doch nit ohne etliche kleine Sünden gefunden worden, wessenthalben er diese überhäufigen Drangsalen ausstehen mußte.

Edelmann, Bettelmann, frag nicht mehr warum? Handelsmann, Wandersmann, frag nicht mehr warum? Hauer und Bauer, frag nicht mehr, warum dieses und jenes Uebel dich überfallen, sondern schreib es deinen Sünden zu! – Es hat einmal einer viel Jahr mit größter Treuheit und Frommheit seinem Herrn gedienet, und war beinebens ein gottseliger Mensch und aller Gottsforcht ergeben. Diesem aber hat einst der Herr aus übermäßigem Zorn einen Fuß abgehaut in einem Wald und also elend lassen liegen, bis endlich durch sein großes Geschrei und Weheklagen ein heiliger Eremit, welcher in derselben Einöde wohnte, zu ihm kommen,[321] und bestermassen dem armen Tropfen in seinem Hüttel gewartet. Es konnt sich aber der gottselige Einsiedler nicht genugsam verwundern, daß Gott über diesen so hl. Menschen ein so großes Elend verhänget habe, und wollte schier im Zweifel stehen, als ob Gott hierinfalls ungerecht wäre. Gott der Allmächtige aber hat ihn bald durch einen Engel unterrichtet, daß solches Uebel diesem Menschen gar recht sey widerfahren; dann ob er schon dermalen fromm und heilig gelebt, so habe er dannoch vor vielen Jahren einmal auf dem Weg mit diesem Fuß seine Mutter vom Wagen herab gestoßen. Derenthalben sey ihm anjetzo dieses Elend widerfahren. Aus welchem dann sattsam erhellet, daß unsers Elends einzige Mutter sey die Sünd, unsers Unsterns einzige Wurzel sey die Sünd. Etliche edelste Provinzen und Landschaften seynd in diesen 600 Jahren durch große Kriegs-Empörungen aus Länderen Elender worden, und liegen anjetzo in der Asche, und sieht man nichts als einen Ascher-Mittwoch. Aber glaub du mir, daß sie dermalen einen so traurigen Ascher-Mittwoch celebriren, ist die Ursach, weilen sie zuvor eine gar zu lustige und übermüthige Faßnacht begangen.

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 2, S. 278-322.
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