Der Todt hat nicht allein zu Wienn viel Arme hinweg geraumt / sondern auch den Reichen nicht verschont.

[131] Ist es dem Samson nicht für vnguth auffgenommen worden / daß er zu mehrer lustiger Gemüths Erwegung seinen Gästen ein Sinnreiches Rätzel vortragen /so wird man meines ohngezweiffelt auch nicht in Ubel außdeuten / wann ich folgends fragen werd / was ist das? Es hat keine Füß / vnd dannoch gehts durch die gantze Welt / es hat keine Händ / vnnd dannoch schlagts gantze Kriegsheer / es hat kein Zung vnd dannoch redts besser / als Bartolus oder Baldus, es hat keinen Verstand / vnd dannoch gilts mehr als alle Weisen / es ist ein Ding / welches[132] GOtt in dem Nahmen Lateinischen vnd Teutschen schier gantz ähnlich ist? Sag her was ist das? Beiß mir dise Nuß auff / dise Geheimbnuß / Gelt du wirst es errathen? Gelt es fallt dir ein? nichts anderst ist es als Gelt. Dann wann man von dem Wörtel Gold nur das L hinweg ruckt / so heisst es God / vnd in Latein heisst Numen ein Gott vnd Nummus ein Gelt / welche beede dann Nahmens halber ein rechte Verwandschafft tragen / dahero diser gelbsüchtige Erdstrollen / diser bleiche Dalcken so weit in seiner Macht gestiegen / daß die gewissenslose Welt so wohl O allmächtiges Gold / als O all mächtiger GOtt seuffzen pflegt.

Wasser her / wans brinnt! Zu Zeiten Noe ware die gantze Welt von dem stinckenden Venus-Feuer angezůndt / dahero vonnöthen gewest / daß der gerechte Gott mit dem Wasser deß[133] Sündfluß die in Ungebühr eingefla te Welt muste löschen / als nun durch göttlichen Befelch die wassersüchtigen Wolcken mit langwürigem Regen den gantzen Erdboden in ein See verkehret / vnd alles lebendiges ausser der Archen muste dises strenge Badt außtrincken / schickt nach geraumer Zeit der Altvatter Noe als Oberherr dises schwimmenden Hauß einen Raben / mit dem Befelch / diser kohlfärbige Curier solle seinen Flug beschleunigen / vnd nach eingenommenen Augenschein den gewissen Bericht erstatten / ob der Sündfluß noch die Wassersucht habe / oder die Schwindsucht / der Rab fliegt auß / vnd weil er vnterwegs ein Aas / so empor schwi ete / thät antreffen / hat er mit demselbigẽ seinen schwartzen Rantzen also überhäuffig angeschopt / daß er vntüchtig zum fliegen / auch folgsamb muste ersauffen: gar recht / auff einen so verbottenen Bissen /[134] gehört ein solcher Trunck / also schickt Noe einen andern vnd zwar einen vnschuldigern Bothen auß /nemblich eine Tauben / welche dienstfertiger als oben gedachtes Raben-Viech / den Nachricht wolle bringen / diser fromme vnd einfältige Vogel nach kurtzer Verweilung kehrt wider nach Hauß / vnnd setzt sich auff die Archen / Noe streckt seine Hand auß / vnd ergriff sie / vnd nam sie in die Archen / nach kurtzer Zeit schickt er sie widerumb auß / welche dañ damahls vnverzüglich zu ruck kommen / mit einem Oehl-Zweigl in dem Schnabel / vnd hier meldt die Heil. Schrifft nichts / daß sie Noe auch dißmahl habe ergriffen / vnnd in die Archen genommen / ist also glaublich / daß die Tauben daß andere mahl freywillich in die Archen geflogen; Worinnen dañ nicht ein geringe Verständnuß verborgen liegt; Das erste mahl muste Noe mit Gewalt das Täublein in die Archen nehmen / das[135] andermahl fliegt es freymütig selbst hinein: es ist dise Ursach / das Täubel hatte das erste mahl nichts / das Täubel war ein armer Teuffel / dahero traute es sich nicht in die Archen / si nihil attuleris, ibis Homere foras: daß andermahl hatte es ein Oehl-Zweigl / Schmieralien / deßwegen es freymütig hinein geflogen / wohl wissent / daß demselben Thür vnd Thor offen stehe / so etwas bringt: Lieber Leser /bemůhe dich ein wenig / vnd verwechsele die Buchstaben in dem Wörtl Teubel / alsdann wirst du eigentlich herauß bringen das Wort Beutel: Kombt anitzo ein Lächrer / ein Schwindsüchtiger / ein armer Beutel / wie das arme Teubel für ein Hauß / vmb willens ein Gnad zu fischen / vmb ein Ambt zu buhlen / den doch die Talenta vnd natürliche Gaben /würdig zeigen / den doch Treu vnd Redlichkeit rühmen / O lieber Gott! er traut sich[136] nicht hinein / es geht ihm schon vor den Augen vmb / daß Matth. am letzten / es kuglet ihm der Korb schon entgegen / vnd ist der Sthul / auff dem er sitzen soll / noch beym Tischler: Ist aber der Beutel nicht eytel / sondern voll /wohl gefüllt / so heisst es auch wohl gefallt / dann ihme steht aller Paß offen / ihm fliegen Klaffter lange Willkom entgegen / vnd steht das Fiat schon vnter der Thür / da kaum das Petitum hat angeklopfft; O du allmåchtiges Gold! du kanst alles / du vermagst alles /du heist alles / du halst alles / du gewinst alles / du überwindest alles / du zierest alles / du verdeckst alles / du überwegst alles / alles / alles.

So ich fragen sollt / welches die angenehmste Farb wåre / wurde mir vielleicht die Antwort begegnen /die grüne Farb? wormit prangte der vnglůckseelige Feigenbaum / deme verdienter massen Christus der HErr die[137] Jäger Liberey wider alles Vermuthen außgezogen; etwann die weisse Farb? mit dero schimmerte die glorreiche Bekleidung Christi auff dem Berg Thabor / allwo Petrus sambt seinen zweyen Cammeraten ein kleinen Bissen der himmlischen Ergetzligkeit gekost hat; etwann die rothe Farb? mit welcher gantz gähling überzogen worden / das keusche Angesicht Susannæ / als sie die zwey alte / aber nit kalte B \ßwicht in dem Garten freventlich angetast; etwan die schwartze Farb? so sichtbahr war in jenem Raben /welcher dem Propheten Eliæ ein Proviant-Meister wider Willen abgeben: Nein / nein / du hast es nicht errathen / Goldfarb ist die schönste / wer mit solcher angestrichen ist / der gefallt jedermänniglich / vnnd schiest keine weniger ab als dise / Goldfarb hat bey der bethörtẽ Welt den Vorzug vor der weissen / vnnd m \cht jemand[138] noch so schwartz seyn / so macht ihn die Goldfarb weiß / verstehe vnschuldig.

Wann ich fragen sollt / welches das beste Kraut auff Erden / so wurde ich vielleicht dise Antwort erhalten / das Kraut so da geneñt wird Manns-Treu /das Kraut so da heisst Fünff Finger Kraut. Nein /nein / du hast es mehrmahl nit getroffen: Tausendguldenkraut ist das beste / dises heilt alle Schaden /dises curirt alle Wunden / dises hat mehr Safft vnd Krafft / als aller Apotecker verschammerirte Bůchsen / auß denen offt einige außwendig mit grosser Cantzley-Schrifft pochen / vnd seynd inwendig mit halb geschimbleter Hollersalsen anklend; Tausendguldenkraut / mit einem Wort ist so heilsamb / daß es auch denselben in grossen Ruhm stellet / der sonst ein lauters Vnkraut. Wann ich fragen sollt /[139] welcher der angenehmste vnd vornemste Vogel? so wurde mir vielleicht mit solcher Antwort begegnet werden /etwan der Adler / als welcher ein König vnd Oberhaubt deß gantzen gefiderten vnd geflügleten Geschlechts / der auch mit vnverwendten Augen das strahlende Sonnen-Liecht i erzu anblickt / vnd in Anschauung diser Himmels-Fackel sein einige Ergetzlichkeit fühlet; als seyn jene gar schlecht adelich /dero Sinn vnd Gewinn wenig nach dem Himmel zielet? etwan der Vogel Phönix / welcher mit verwunderlicher Curachi sich freymütig auff den klein brennenden Scheiterhauffen setzet / jedoch mit mercklichem Vortheil / weil auß dessen Aschen ein neuer Phönix hervor stammet / diser Vogel kan fůglich alle Christen behertzter machen / daß sie ob dem Todt wañ schon erbleichen / wenigist nicht sollen erschrecken / zumahl der entzogne Leib am Jüngsten Tag in allgemeiner Aufferstehung[140] wider erstattet wird. Etwan die Tauben ist der angenembste Vogel? weilen diser vor all andern mit dem Titul der Unschuld pranget / vnd so er an der Sonnen steht / wird man an dem Halß gleichsamb ein Copey von einem vielfärbigen Regenbogen abnehmen / der eine Deutung gibt / daß freylich nichts schöners seye / als wann jemand in den Strahlen der göttlichen Sonnen / will sagen in den Gnaden Gottes stehet; du hast es dannoch nicht errathen / weder die Tauben / weder der Phönix / weder der Adler ist der schönste vnd angenembste Vogel /sondern der Habich; Habich singt bey der Zeit zum lieblichsten / der Habich schwingt sich der Zeit ůber alle Verdienste / Habich Geld so Habich alles in der Welt / der Habich macht auch ein Galgen Vogel zu einer Tauben / wer den [141] Habich hat / der hat was er haben will / vnd will was er haben wüntscht vnd will. O Geld! du machst offt ein lähren Topff zu einem gelehrten Kopff / O Geld! du verschacherst offt ein Dunst für ein Kunst.

Die Phariseer / meldet der Evangelist / haben einsmahls ein freches Weibsbild in den Tempel / allwo Christus der HErr sich auffhielte / mit sich geführt /vnd selbige ehelicher Untreu halber ernstlich angeklagt / mit Vermeldung / daß sie solche in würcklicher Schand-That ertapt hätten / weilen das Mosaische Gesatz dise zuversteinigen ihnen starck auffbünde / also wolten sie seine Meinung vnd bedachtsahmes Urthel dißfalls auch vernehmen / was er darzu sag? Der gebenedeyte HErr auff solche eingebrachte Klag / neigt sich vnter sich / vnd schreibt mit dem Finger auff die Erd; Nun forschet ein andächtiger Vorwitz / was[142] doch der eigentliche Inhalt diser Schrifft seye gewesen / alda antwortet der Seraphische Bonaventura, weil Christus der HErr zweymahl auff die Erd geschrieben / als habe er das erste mahl dise Worth verfast / qui sine peccato est, etc. der ohne Sünd ist / der hebe zu allererst die Stein auff / vnnd werffe auff sie; welches dann die tumpere Gesellen nicht verstunden / oder nicht verstehen wolten / deßwegen der HErr zum andertenmahl auff die Erd geschrieben / vnd solche wunderliche Charactern vnd Schrifft auffgesetzt / auß dero ein jeder alle sein lebenlang begangene Sünde vnd saubere Stückel als auß einem lebendigen Beichtspiegel könte ersehen /welches ihnen also in die Nasen gerochen / vnd solchen Purper in den Wangen gewürckt / daß einer nach dem andern schamroth ohne weitere Verweilung zum Tempel hinauß geschlichen.

Vielen thut es nicht vnfüglich[143] frembd geduncken /warumb Christus der HErr allhier nicht die genaue Justiz wegen deß verübten Ehebruchs in Obacht genommen / vnd solche wohl Doctorirte Leuth zu Vollziehung der gebührenden Straff ermahnt / auch etwan sie wegen eyffriger Obsicht ihrer Satzung gelobt? hat sich wohl loben! Ertz-Schalck / Ertz-Bößwicht / Ertz etc. seynd sie gewest / indem sie ein Weib vorgestellt / welche sie im Ehebruch ertapt / wie es dann der Warheit gemeß ist / wo haben sie dann den Ehebrecher gelassen / wo? wann sie ertapt worden / folgt nothwendiger Weiß / daß er auch muß seyn in die Händ gerathen / wann deme also / wie geschicht / daß nur das Weib zum Gericht zogen worden / vnd er nicht? Höre die rechtmessige Vrsach / das Weib ware ein arme Haut / ein důrfftige Lappin / hatt nichts zu spendiren / er aber ware ein reicher Vogel / hat sich wissen mit guldener Erkantnuß einzustellen /[144] dahero solcher Gestalten sich aller fernerer Vngelegenheit außgeschraufft mit dem verruchten Mammon oder Geld: Also vermag das Geld alles / das Geld macht auß den Richtern / richtige Gesellen / das Geld macht auß Treu / treulose Leuth / das Geld macht auß Feinden Freund / auß Freunden Feind / das Gelt kan alles / wer guldene Flügel hat der fliegt zum Höchsten /wer einen guldenen Schlüssel hat / sperrt alles auff /auch die Hertzen der Menschen / wer mit guldenen Kugl schiest / erobert auch die stärckeste Vestung /wer mit guldenen Angl fischt / der fangt alles was er wil / wer ein guldenen Præceptor hat / der wird der Gelehrteste / Pecuniæ obediunt omnia, O allmächtiges Gold / dir geschicht die gröste Ehr.

Jenem silber Geld / so vor Zeiten in der Statt Hamburg ist gebrackt worden / ins gemein ein Reichsthaler genannt / wird absonderliche Ehr erwiesen in[145] dem Collegio der Soc. Jesu zu Vilnæ, ist aber dessen ein erhebliche Ursach / dañ dises Geld führet auff einer Seiten folgende Brackschrifft: Moneta nova Civitatis Hamburgensis: Neue Müntz der Statt Hamburg: Auff der ander Seiten zeigt sich die Bildnuß der seeligisten Mutter Gottes mit beygefügten Worten: Fiat mihi secundum Verbum tuū: Mir geschehe nach deinem Wort: eins mahl begab es sich in Gesellschafft prafer Leuth / welche sich mehr auff die Sabel als Sabindl verstunden / daß einer sich rühmte / er könne mit seinem Sabel einen Reichsthaler auff dem Tisch mitten entzweyen; Worauff die Prob zusehen / der nechste Mitgspan ein Thaler auff den Tisch gelegt / ohnwissend / daß dise ein alte Hamburgische Müntz wäre /mit obengedachter Maria Bildnuß; Andreas Kaliszevvschy, also war sein Nahm / zieht von Leder / vnd fůhrt ein Streich mit vngew \hnlicher Stärcke /von dem aber[146] solches Geld nicht allein vnverwunt verblieben / sondern noch Trutzweiß in die Höhe gehupfft / vnd was solches Wunder vergr \ssert /haueten noch andere mit gleichen Kräfften zum öfftern mahl / in benennte Müntz / so gar daß einem der Sabel zu Trümmern gangen; vnnatürlich dunckte alle dise Geschicht / deßwegen solches halßstärriges Gelt / wie sie es nennten / gantz genau besichtiget / vnd nicht ohne männiglicher Bestürtzung gefunden / daß solches Wunder gewürckt habe die silberne Bildnuß der guldenen Mutter Maria / derentwegen dann geschehen / daß solcher Reichsthaler wegen seines wunderthätigen Gnaden-Bild noch offentlich heutigs Tags nit ohne häuffiger Gnaden-Spendt verehretwird.

Nicht allein geniesst dises Gelt so grosse Ehr / welche dann gar löblich vnd von keiner ketzerischen Schnader-Zungen zu schimpffen / sondern alles Geld wird verehret in der Welt / das[147] Gelt gilt / es gilt das Gelt alles in der Welt; O du mächtiges Gelt! ist dann ein Stärcke die du nicht schwächen / ist dann ein Schwachheit die du nicht stärcken kanst? Es ist keine / es ist keine; ist dann ein Unschuld / die du nicht schuldig / ist dann ein Schuld die du nicht vnschuldig machen kanst? Es ist keine / es ist keine; ist dann ein Schand die du nit beschönen: ist dann ein Schönheit die du nicht schänden kanst? Es ist keine / es ist keine; es ist kein Stand / wo du nicht Bestandt hast /es ist kein Port / wo du nicht Orth hast / es ist kein Wandl wo nicht Hand vnd Handl hast? Auro & Argento appetitur Veritas, expugnatur integritas, Justitia vincitur, Innocentia proditur, fidesque violatur. Euseb. hom. 4. in Epiph. O was Respect halt nicht das Gelt vnd die Reiche? Ohne allen Zweiffel wird auch solcher nicht manglen bey dem Todt;

Ich / antwort der Todt / diser beinige[148] wohl recht verbeinte Gesell / ich weiß vmb keinen Respect, ich rühre kein Gelt an / Arm vnd Reich / gilt mir gleich /auch ist bey mir Holdselig vnd Goldselig nicht ein Ding / es mag das gelbe Metall / gelten viel überall /so gilt es doch bey mir nichts / ein Hanß vnd Joannes / ein Fritz vnd ein Fridericus / ein Balthasar vnnd ein Hausel / ein Matthias vnd ein Hiesel ist mir eins / ich nimme alle zusammen / schlags nieder in Gottes Nahmen vnd mache ein Allabatritta drauß / das ist mein Schmauß / wer dem nicht will Glauben geben / der frag die Wienner drumb.

Man weiß daß die Pestilentzische Seuch auch vor Zeiten den Reichen nicht verschont hat / wie dann Kayser Claudius sonst in allem ein sieghaffter Monarch nach zwey jähriger Regierung an der Pest gestorben. Cuspin.

Deßgleichen auch Kayser Constantinus sonsten Monomachus genannt /[149] sambt seiner Frau Gemahlin Zoe ist durch die Pest auffgerieben worden. Volater lib. 23.

Item Kayser Lotharius ist bey Trident in einer niedern Bauren Hütten Anno 1138. müheseelich an der Pest gestorben. Oth frisin. lib. 7.

Fridericus Hertzog in Schwaben / ist mit der mehristen Mannschafft deß teutschen Kriegsheer durch die Pest hingericht worden. Sidon. lib. 15.

Barbara / deß Kaysers Sigmund hinterlassene Wittib / ein sauberer Höllbrocken / ist an der Pest gestorben / vnd von den Hussitischen Priestern zu Prag vnverdienter massen prächtig zur Erden bestatt worden. Cranz. lib. 12. Van.

Joannes Zisca ein Tyran in Böhmen / vnd Ertz-Feind der Geistlichen / der auch sein eigne Haut nach dem Todt zu einer Trummel verordnet / ist an der Pest erstickt. Æn. syl. c. 46. Hist. Boh.

[150] Ladislaus König in Böhmen vnd Ungarn / ist als ein Bräutigamb zu Prag in anderthalb Tagen an der Pest gestorben. Ibi c. 71.

Alphonsus der eilffte König in Spanien / ist am Heil. Charfreytag an der Pest verschieden. Ritius neap. lib. 3.

Hippolytus Medices Cardinal / ist auch an diser Seuch gestorben. / Jov. l. 34. Weilen dergleichen vornehme vnd hohe Standts-Persohnen zu Wienn nicht verblieben / sondern durch heilsamen Rath sich anderwerts begeben / also seynd folgsamb solche der Gefahr vnd diser gifftigen Seuch entgangen / etliche wenige Cavallier seynd allhier der Statt vnd dem Land zu Nutz vnd Schutz verblieben / jedoch aber mit äusserster Gefahr / indeme deroselben Bediente auch ihnen von der Seiten durch die Pest seynd hingerissen worden / vnd so fern der allerhöchste GOtt nicht hätte absonderliche[151] Schutzhaltung geleist / vmb weil die Statt sonst gar trostloß in Bestürtzung gerathen wåre /hätte ohne Zweiffel auch der Todt solche hohe Stammen-Bäumer geschüttelt; Im übrigen hat solche grassirende Pest den Sammet so wenig respectirt / als den groben Zwilch / vnd ist der Todt so wohl dem Reichen nachgeschlichen als dem Armen / vnd weilen allenthalben mehristen aber vor der Statt viel tausend Bettgewander / vnd Kleyder / etc. gelegen / welche zwar neben ůberhåuffigen Geschäfften von der embsigen Obrigkeit bald seynd verbrennt worden /also hat es das Ansehen gehabt / als wann ein Raub-Vogel ein vnschuldige Tauben ropffet / darvon die zerstreute Federn hin vnd her auff der Strassen liegen / man sahe bald da einen Rock / bald da einen Huth /bald anderwerts zerstreute Leinwath / worunter nicht nur lauter gemeine Kotzen / zottete Tagwercker Decken / schmutzige[152] Schlosserschürtz anzutreffen / sondern auch schöne mit kostbahren Spitzen gebrambte Bettgewander / taffete Polster / vnd edler Haußrath /auch hat man auff dem Weeg nach dem Lazareth zum \fftern verwühlte Parocken gefunden / worauß wohl abzunehmen war / daß der Todt nicht ein Haar frage nach dem Reichen.

Ein mancher armer Tropff / der von solchem Ubel angesteckt worden / weilen ihme deß Galeni Wissenschafft nicht bekañt / curirte sich zu weilen mit so geringen Medicamenten / die ihme vmbsonst zu handen kommen / da vnterdessen den Reichen der distilirte Bezowar nicht könte vom Todt erretten / vnnd wann schon mit deß Paracelsi Haußrath / Tisch vnd Taffel bedeckt ware / so muste dannoch mancher Reiche wegen gar zu starcken Gifft die Hauth lassen.

Das heicklich seyn ist sonst dem Reichen ziemlich angewachsen / vnd ist der[153] geringste üble Geruch ihrer zarten Nasen ein Marter / auch muß an Bisam vnd Balsam nie kein Abgang seyn / damit nur der safftige Schmecker nicht beleidiget werde / aber bey diser Pest-Zeit ware auch dem Reichen der üble Geruch nicht zu wieder / sondern in Meinung / daß deß Bocks-Geruch ein bequemes Mittel wieder das Pestilentzige Gifft seye / ware in manchem reichem Hauß dem Bock alle Zimmer außzugehen erlaubt / vnd dörffte solcher gastige Gast zu manchem Tischtuch schnubtzen / deme sonst zu einer andern Zeit ein truckner Willkom die Thür gezeigt hätt / aber was thut man nicht / vmb Erhaltung deß Lebens.

In den vnteren Schulen / so ein Knab vnbehutsamb wieder die Regel der Gramatic schreibet / pflegt man disen Fehler einen Bock zu nennen / vnd ist solcher Bock den armen Schuler zu keinem Vorthl / sondern wird offt deßhalben bestrafft; Ob nun der[154] Bocks-Geruch zur Pest-Zeit heilsamb seye / ist meines Ambts nicht zu entörtern / vnd glauben wohl etliche auß Averoe, als seye diser bartige Stincker zu solcher Zeit nicht gar übel / wann dem schon also / so ist doch manchem Reichen der Bock zum geringen Vortheil gereicht / wie den armen Schuler / noch hierdurch beim Leben erhaltẽ worden; vnd wolte wüntschẽ O lieber Gott / daß ein solcher von dem Bockstall wäre zu dem ewigen Schaffstall gelanget.

Allhier ist vielen Reichen begegnet / was sich mit dem Absolon zutragen / diser Königliche Printz hatte wohl ein sch \nes Haubt / aber keine Haubt-Tugenden an ihme / es waren seine schöne Haarlocken den geflochtnen Goldfaden nicht vngleich / wohl recht nennt man sie Haar-Locken / weil sie gar offt vnbehutsame Augen pflegen zu locken / der schöne Absolon tragte wohl Rosen auff den Wangen / aber Dörner in dem Gewissen / der wohlgestalte[155] Printz führte wohl Schnee auff der Stirn / aber Kohlen in dem Hertzen /vnd gleichte er dißfalls den Pillulen in der Apotecken / welche zwar außwendig vergolt / inwendig aber Pfui wie bitter!

Unter andern Untugenden ware mehristentheil der auffgeblasene Ehrgeitz / von dem er also angesport worden / daß er auch suchte Cron vnnd Scepter seinen gnädigsten Herrn Vatter dem David hinterlistig zu rauben; es phanthasirte der übermütige Printz / daß die guldene Cron möcht weit schöner stehen / auff seinen goldfarben Haaren / als auff dem nunmehr kahlen Kopff seines Vatters: aber Kinder Untreu gegen den Eltern / hat noch nie nichts als eignes Unheil gespunnen; es kombt die Sach zum Degen / Absalon lieffert ein Schlacht / es ware ihme aber das sonsten wanckelmüthige Kriegs-Glück nicht willfährig / also /daß der junge[156] Herr auß zwingender Noth muste sich in die Flucht begeben / in dero er vngefähr vnter einem Eichbaum durchsprengt / vnd weiß nicht / ist diser zu nieder gewest / oder er der Absalon zu hoch /ich glaube das andere; wenigst war er hochmüthig /ist geschehen / daß er mit den Haarlocken an dem Baum hangen geblieben / vnd das Maulthier vnter ihm durchgangen / welches etwan ein paar Feldwegs geloffen / vnd von einem Bauren ersehen worden / der dann die gute Gelegenheit nicht wolte mißbrauchen /sondern mit einem Büschel Heu dises stoltz gezierte Maulthier zu sich gelockt / ihme den guldenen Zaum außgezogen / den mit Gold vnd Silber gestickten Sattel abgenommen / die mit Rubin versetzte Stegreiff außgelöst / die silberne Fußsohlen abgezwickt / daß der arme Lang-Ohr nunmehr muste barfuß gehen. Es hat ihm diser Bauer die Haut voll eingelacht / daß er also vnverhoffter[157] Weiß / zu einer solchen Erbschafft gelanget / vnd ist ja wunderlich / daß der Schatz deß Absalons in die Händ eines solchen Feld-Lümmel gerahten ist.

Solche Begebenheiten hat man auch allhie zu diser Pest-Zeit wargenommen / dann ein mancher hatte entweder durch våtterliche Verlassenschafft / oder durch silberne Heyrath / oder durch wohl eintragendes Ambt / oder durch eigene Embsigkeit / oder wohl auch durch Partitische Vortheil grosse Reichthumb zusammen gesamlet / der aber ohngefähr bey diser elenden Zeit dem Todt in die Schlingen gangen / auch ihme seine Kinder an der Seiten hinweg gestorben / weil nun die rechte Verwandten wegen obstehender Gefahr nicht bey handen / ist geschehen / daß sein Gelt vnd Schatz in die Händ eines schlechten Menschen kommen / deme sein Lebtag nicht getraumet hat von einem solchen Vogel-Nest / ja was das saubere Gesind[158] zu weilen geübriget / haben die Todtentrager vnnd Todtenführer ohne Scrupel eingesacket / vnd seynd sie zu weilen zu solchen Geld-Mittel gelanget /daß sie auff offentlicher Gassen halbe Händ voll Müntz den Armen dargereicht / dahero gar offt ein solcher berauschter Baur dem Bettler lieber war / als ein nüchterer Edelmann.

Hier kan ich es nit lassen / daß ich nit ein wenig den Geitzigen anschnarche; Lieber Leser ich glaub wohl von dir / du seyest auch ausser deß Zaun deines Vatters Garten gewest / vnd nicht wenig die Länder vnnd Provintzen durchstrichen / sag mir aber / ob du einmahl einen lebendigen Gelt Beutel habest gesehen / solche Raritet wird dir hart seyn vnter die Händ gerathen / sihe aber Matth. 17. v. 23. da wird geschrieben / als der gebeneneyte HErr zu Capernaum angelangt sambt seinem lieben Apostel Petro / haben sich gleich die Herrn Einnehmer angemelt[159] vmb den gew \hnlichen Zinßgroschen / vnd weilen der Seligmacher kein Gelt / vnd Petrus kein Můntz hatte / also gab der HErr dem Apostel disen Befehl / er solle vnverzüglich den Angel in das Meer werffen / dem nechsten Fisch so er fange / in das Maul greiffen / da werde er Gelt finden / wie es dann alles nicht anderst erfolgt / vnnd ware also das Maul deß Fisch ein lebendiger Gelt Beutel: disem Fisch seynd nicht vngleich alle Geitzige / dañ was haben dise anderst im Maul als nur das Gelt / sie schnappen nach Gelt /sie reden allzeit von Gelt / sie zancken wegen deß Gelts / sie singen vom Gelt / sie loben das Gelt / sie trachten nach Gelt / sie seuffzen vmbs Gelt / sie vergessen das Gelt gar in Todtbett nicht / wie dann jener verruchte Mensch von dem Jacobus Vitria: schreibt /als ihm in seinem Todtbett der Priester das höchste Altar Geheimnuß nach Christlichem Brauch[160] in das Hauß brachte / sagte mit freventlicher Zungen / Herr Pfarrer / was in dem Kelch ist / verlang ich nicht / dafern ihr aber begehrt / daß ich soll auff dero gulden Kelch Gelt leihen / habt ihr mich vrbietig / über welche Wort er gleich seinen verdambten Geist auffgeben. Auß dem sieht man das Gelt / Gelt / Gelt / deß Geitzigen sein einiger Wuntsch in der Welt: O ihr elende Simpl! ihr thut schaben vnd graben / ihr thut schnauffen vnd lauffen / ihr thut treiben vnd reiben /ihr thut springen vnnd ringen / ihr thut thrennen vnd rennen / nur vmbs Gelt / nur wegen deß Gelts / ihr trinckt nicht gnug / ihr esset nicht gnug / ihr schlafft nicht gnug wegen deß Gelts / dahero stecken euch die Augen im Kopff wie zwey hole Nußschalen / die Wangen seynd erbleicht / wie ein alter Pergamenter Lehr-Brieff / die Haar seynd euch zerstreut / wie ein abgestochnes Schwalben-Nest / eure Bein seynd[161] nur mit der Hauth überzogen / wie ein alte Guarnison Trummel / O elende Narren / disen Fractur Titul gibt euch der Heyland selbsten: Stulte hac Nocte repetent Animam tuam. Wañ ihr nur halben Theil thät so viel leyden / wegen GOtt / was ihr außstehet wegen deß schandvollen vnd schadvollen Mammon / so wurdet ihr in der Glory etwan gleich sitzen einem Bachomio oder Paphnutio, aber ihr elende Gelt-Schaben / Gelt-Raben müst sambt aller euer Mühe vnd Arbeit noch darzu ewig brathen / vnnd da andere Welt-Bürstel gleichwohl nach verkosten Lust vnd Gust zur Höllen schlipffern / můst ihr allhier Hitz vnd Schwitz übertragen / vnd noch in jener Welt das vnendliche Wehe außstehen; Ihr vernunfftlose Gold-Kåffer / wem samlet ihr? wem sparet ihr? sehet dasselbige Gelt / mit dem ihr so leicht hättet können den Himmel einkramen / mit dem ihr hättet[162] können deß Armen Schoß zu einer Schatz-Kammer machen / mit dem ihr hättet können eure Sünd / wie mit einem Schwammen außlöschen / schaut noch zum letzten mahl an / mit halb vergläserten Augen dasselbe Gelt / weßhalben ihr die Gebott Gottes / die Gebott der Kirchen / die Gebott der Natur habt überschritten / blintzlet noch dasselbe Gold an / weßwegen ihr den Höchsten vnd Nechsten habt beleydiget / sehet / dasselbe kombt jetzt in die Händ eines lachenden Erben / eines vnverwandten Dienstbotten / eines weinsüchtigen Siehknecht / vnnd euer Seel steigt hinunter in das ewige Feuer / O Ewigkeit.

Ein mancher Reiche hatte schon längst bey reiffen Verstand vnd vollkommner Vernunfft sein Testament vnd letzten Willen gar außführlich vnd vmbständig verfast / vnter andern auch darein vermengt / wie daß sein Leib solle mit gebührendem Leich-Pracht /[163] mit Begleitung vnterschiedlichen Ordens-Männer / mit brennenden Kertzen vnd Fackeln / sambt andern gewöhnlichen Traur-Pomp zum Grab getragen werden /weilen aber wohl öffter vnsere Vorhaben den Krebsgang nehmen / vnd deß Menschen Will vnd Zihl nit selten im Außgang stolpern / also hat auch die üble Zeit manchem Reichen einen Rigl geschossen / daß er dißfals zu seinem gewüntschten Zweck nicht gelangt /sondern an stadt seiner Leich-Begängnuß ist er von vier berauschten Taback-Brüdern / auß den Zimmer geschleifft worden / vnnd etwan hinter einem Zaun /oder vnter einer übel bedeckten Wagen-Schupffen /oder in einem engen Garten-Winckel / wo Schwammen vnd Schnecken-Gemüß das beste Gewächs / eingescharrt / vnd eingraben worden: laß aber geschehen / verfaule der Leib auch in einem Garten-Winckel /wann nur die Seel im[164] Paradeyß / zergehe der Madensack auch vnter einem Felber-Baum / wañ nur die Seel lebt bey JEsu / der da ein Baum ist deß Lebens /laß zu den Würmen / daß sie auch disen Eiter-Rantzen verzehren vnter einem Misthauffen / wann nur die Seel mit dem Heil. Job GOTT anschauet.


Der Todt hat nicht allein zu Wienn viel Arme hinweg geraumt

[165]


Der Todt hat nicht allein zu Wienn viel Arme hinweg geraumt

Et finem habuit Salomon cum Patribus suis. Ecc. 47.


Ihr hoch- vnd wohlgelehrte Köpff /

Doctores vnd Discipel,

Ihr seit mir gleich wie andere Geschöpff /

Kombt / singt mit mir den Trippel /

Ich nimb auch sine venia,

Euere witzige Ingenia,

Acht weder Buch noch Büchlein /

Dann sterben müssen alle Leuth /

Man wirds euch wohl nicht küchlen.


Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Mercks Wienn. Das ist des wütenden Tods ein umbständige Beschreibung [...], Wienn: Peter paul Bivian; der Löbl, 1680 [Neudruck: Tübingen: Niemeyer, 1983, [Deutsche Neudrucke: Reihe Barock; 31], S. 131-166.
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