Es hat der grimmige Todt mit seinem Pfeil absonderlich nach dem Leben der Soldaten gezielt / vnd deren viel zu Wienn erlegt.

[253] Der gnädigste GOtt vermög seiner Allmacht hat mit dem kleinen Werckzeug Fiat, die grosse Welt erschaffen / vnd in der Welt vnterschiedliche Geschöpff / vnd vnter den Geschöpffen vnterschiedliche Thier / vnnd vnter den Thieren vnterschiedliche Naturen; Ein andere Natur vnd Eigenschafft hat der Luchs / als der Fuchß / ein anders Thier ist der Pfab als der Rab / ein anders Geschöpff ist der Schwan / als der Hahn; kein ansehelichers Thier aber ist / als der L \w / dahero das Wörtl [254] Leo, Löw / anderthalbhundertmahl in der Heil. Schrifft zu lesen / deß Hasen aber nur zwey mahl Meldung geschicht / vnd wird so gar diser vnter die vnreine Partheyen gezehlt; Ein Haß auff solche Weiß ist wohl in geringen Ansehen; Das Lambel hat den Nahmen eines Einfalts / der Esel hat den Nahmen eines Faullentzers / der Wolff hat den Nahmen eines Schlemmers / der Fuchß hat den Nahmen eines Arglistigen / der Beer hat den Nahmen eines Murrers / der Rab hat den Nahmen eines Diebs / der Pfaw hat den Nahmen eines Pracht-Hansen / der Haß hat den Nahmen eines Forchtsamen / der Löw hat den Nahmen eines Hertzhafften vnd Starcken / von welchem Plinius schreibet / daß er seine mehriste Kräfften in dem Hertzen habe / vis summa in pectore l. 8. c. 16. weil nun so vielfältige Erinnerung deß Löwens die Heil. Bibel beyfüget / wenig vnd schier gar nichts / deß[255] Hasens gedencket / ist mercklich zu schliessen / daß die tapffere / behertzhaffte / streitbahre vnd kůhne Soldaten / denen der Löw ihr eigenthumliches Siñbild / forderist grossen Ruhm vnd Glory verdienen.

Zuerinnern seynd aber alle rechtschaffene Kriegs-Männer / daß sie ihnen den Nahmen Solldat wohl vor Augen stellen / vnd denselben nicht für sich / sondern zu ruck lesen / worauß ihr gantze Regel mit einem Wort geschriebner abzunehmen ist; Dann das Wort Solldat / heist zuruck Tadlloß: Als soll ein steiffer vnd tapfferer Soldat ohne Tadl vnd Mangl leben / eigenthumlich aber wird zu einem lobwürdigen Kriegsmann erfordert / daß er drey Stuck an sich habe /etwas von dem Garten / etwas von der der Karten /etwas von der Schwarten; von der Schwarten diß /daß er bey einfallender[256] Noth könne Hunger außstehen / daß ihm die Schwarten krachen; von der Karten muß er haben Hertzbue / von dem Garten muß er haben das Blümel Ritterspohren / wo dise drey Ding seynd beysammen / verdient man erst eines Soldaten Nahmen.

Nachdehme Joannes der Tauffer sieben Jahr alt in die Wůsten getretten / vnd allda viel Jahr in der Wüsten sauber gelebt an der Seel / in der Wildnuß zahm gelebt an den Sitten / in der Einöde nicht öd gelebt an den Tugenden / hat er durch göttlichen Beruff in der Gegend deß Fluß Jordans mit grossem Eyffer anfangen zupredigen von der Buß / vnd bußfertigem Wandl / parate Viam Domini, vnd hat dises alsobald solche Würckung gethan / daß allerseits häuffig die Leuth auß gantz Juden-Land zu disemn euen Propheten in die Wůsten geeylt / vnd ihn vmb ergeblichen vnnd[257] heilsamen Rath ersucht / was ihnen doch obliege / damit sie das ewige Leben möchten erwerben / quid faciemus? Unnd zwar erstlich seynd die Mautner vnd Zöllner kommen / mit vnterthänigster Bitt / er wolle ihnen doch ein Regl vorschreiben / nach der sie ihren Wandl möchten richten vnnd schlichten / gar gern sagt der Heilige Mann / vnd wust schon was für ein Pflaster auff ihre Wunden taugte: Nembt nicht mehr als daß euch verordnet ist: Welche kurtze Predig in acht Wörtl vnd ein vnnd dreyssig Buchstaben nur besteht / aber gleichwohl solchen guten Leuthen ein lange Lehr war: nachdem so haben sich auch die Soldaten eingefunden / vnd bittlich einkommen bey dem Heil. Mann / wie daß sie ein gantze Zeit müsten auff der Schiltwacht stehen / vnd von einer Pastey zu der andern wandern / ein gantzes Jahr öffter im Zeughauß als[258] im Gottshauß / vnd wissen sie vmb kein Capittel auß der Bibel / wohl aber vmb Capittel / die sie täglich von ihren Officiren einnehmen / bitten derohalben / er wolle ihnen die Weiß an die Hand geben / wie sie auch möchten den Himmel erwerben / ihnen antworth der Heilige Joannes: Thut niemand Uberlast an /noch Gewalt / vnnd seyd fein mit eurer Sold zu frieden: Mit dem ware die gantze Predig beschlossen; Da hätt ich mir ohnfehlbar eingebild / der erleuchte Mann Gottes hätte ihnen mit grossem Eyffer vortragen / wie daß sie den Soldaten-Standt sollen beyseits legen / den Harnisch hurtig außziehen / vnnd darfür in einen rauchen Eremiten Rock schliessen / die Lenden mit harten Cilicien vmbgürten / vnnd also die übrige Zeit ihres Lebens der Buß abwarten / dann ein Krieg auff Lateinisch heisset Bellum / vnd meinen[259] viel / es rühre her von dem Wort Bellua, so auff Teutsch ein wildes Thier heist / als seyn die Kriegsleuth ihres sträfflichen vnd gewissenlosens Wandel halber den Thieren nicht vngleich.

Nichts dergleichen hörte man auß dem Mund deß Heil. Joannis / sonder mit gantzer Höffligkeit liesse er sie abweichen / als thätt er gleichsamb sagen / meine wackere Soldaten / thut niemand keinen Gewalt an /vnd seyd mit euerer Soldt befridiget / im übrigen bleibts Soldaten / dann Soldaten haben auch einen Platz im Himmel / vnnd auff diser strittigen Welt seynd die Soldaten nothwendig / der Soldaten kühne Thaten / vnd heroische Tapfferkeit ist dem Himmel nicht zuwider / sonder ihr starcke Faust vnd vnüberwindliche Curachi muß auch die sichtbahre Kirchen Christi auff Erden von den Feinden schutzen / Soldaten seynd wackere Leuth.

Ein ansehlicher Soldat ware Judas[260] Machabæus bey den Hebreern / ein tapfferer Soldat ware Pausanias bey den Lacedemonier / ein vnüberwindlicher Soldat ware Cyrus bey den Persier / ein streittbahrer Soldat ware Hannibal bey den Cartaginesern / ein kühner Soldat ware Cornelius Scipio bey den Römern /ein heroischer Soldat ware Sebastianus Zianus bey den Venetianern, ein Martialischer Soldat ware Fridericus Ænobarbus bey den Schwaben / ein lobwürdigster Soldat ware Franciscus Sforzia bey den Italianern / ein trefflicher Soldat ware Rolandus bey den Frantzosen / ein behertzhafftister Soldat ware Antonius Leva bey den Spanier / ein berühmbtester Soldat ware Joannes Gisera bey den Böhmen / ein trefflichster Soldat ware Iratho bey den Dennemärckern / ein bekantester Soldat ware Gustavus bey den Schweden / ein vnerschrockner Soldat ware Joannes Hunniades[261] bey den Vngern / ein sigreicher Soldat ware Amurathes bey den Türcken: was ist Carolus Quintus gewest? Ein solcher Soldat / dessen vnsterblicher Nahm in Gold vnd Ceder einzuhauen würdig.

Man kan es zwar nicht laugnen / das bey den Soldaten die Heyligkeit zimblich schitter wachse / vnd finde man mehrer Federbusch als Schein auff den Chaßkett vnd Peckelhauben: die grosse Kriegsstuck pflegt man der Zeit ins Gemein die Canonen zunennen / dahero ein Spitzfindiger die Gelegenheit genommen zusagen / der Soldaten ihr Geistliches Recht oder Jus Canonicum seyen die Canonen oder Kriegsstuck! nun wer es wohl zu leyden / wann nur Metalline Stuck vnter den Soldaten anzutreffen wären / man findt aber auch zuweilen andere Stuck / Schel-Stuck / Die-Stuck / etc. Dann also singt der Poet / nula Fides pietasque viris, qui Castra[262] fequuntur, das ist auff Teutsch / die Pickenierer seynd Pancketierer / die Mußquetierer sehnd Leuth-Verführer / die Reutter seynd Außbeitter / die Tragoner seynd Tragdonner / etc. Die Soldaten seynd Leuth voller Vnthaten; Den Poeten aber muß ich entschuldigen / daß er disen Spruch nit allen Soldaten vnd tapffern Kriegs-Leuthen zum Schimpff gesetzt / sonder nur auff etliche gezielet / dann ja nicht in Abredt zustellen / das nicht auch fromme / redliche / treue vnd Gottseelige Leuth in disem Stand anzutreffen seyn.

In Beschreibung deß Oberen glorreichen Jerusalem registrieret der Apocaliptische Engel Joannes, was gestalten er in seiner Verzuckung habe war genommen / das obberührte Residentz Statt GOttes vierecket gebaut seye / vnd ein jede Seyten mit drey Porten versehen / drey von Auffgang / drey von Vntergang / drey von Mittag /[263] drey von Mitternacht / welches dem Heil. Dionysio füglichen Anlaß gegeben hat zuschreiben / das deßwegen diß Himmlische Jerusalem durch drey Porten allerseits offenstehe / damit man sicher könne abnehmen / das von allen Seyten vnd Theil der Welt einige in den Himmel kommen vnd seelig werden.

Demnach spricht der Heil. Joannes, hab ich viel tausend vnd tausend Außerwöhlte GOttes in dem Himmel gesehen auß dem Israelitischen Volck; Uber das / Post hæc vidi turbam magnam, quam dinumerare nemo poterat, ex omnibus Gentibus & tribubus & populis: ›So hab ich auch ein solche Schaar Volck in der Glory wahr genommen / das selbige keinem müglich zuzehlen / auß allen Geschlechtern / Völckern / Zunfften vnd allerley Ständen:‹ ohne allen Zweiffel hat diser Hi lische Chronist auch gesehen in der Glory viel[264] Soldaten / vnd nit allein lauter solche /die von der Chartausen / sondern auch viel / die von der Chartaunen kommen / nicht lauter solche / die in den Zellen / sondern auch viel / die vnter den Zelten gewohnt / nicht allein lauter solche / die sich auff den Chorall / sonder auch viel / die sich auff das Arsenall verstanden.

Der Heil. Athanasius beobachtet gar weißlich von dem Israelitischen Volck / wann selbes ein Feld-Zug gethan / vnd mit völligen Marsch wohin geruckt / so muste allezeit die Archen deß Bunds / in dero die Tafflen Moysis mit den zehen Gebotten lagen / zu forderst an dem Spitz deß gantzen Kriegsheer getragen werden / damit sie möchten der göttlichen Gebott ingedenck seyn / vnd diselbe jederzeit vor Augen haben; Atha: de Interpr: Psalm: Hört ihrs edle Christliche Soldaten / die zehen Gebott musten vor Zeiten den Israelitschen Kriegsknechten /[265] die Avanquarde seyn /daß GOtt erbarm! bey euch müssen sie gar offt die Retroquard. halten; Nichts destoweniger seynd gleichwohl noch fromme vnd viel gewissenhaffte Soldaten zu finden / welche sich nicht allein auff den Schuß / sondern auch auff die Schuß-Gebettl befleissen / es seynd dergleichen noch wohl anzutreffen / die nicht allein an das gewöhnliche Proviant-Brodt gedencken / sondern auch den jenigen vnter dergestalt deß Brodts verhielten Gott eyffrigst anbetten vnnd verehren / es seynd noch viel / die nit allein auff die Kriegs-Parola embsig acht haben / sondern auch das Wort Gottes müglichst anhören / auch seynd nicht wenig / die in Anhörung der Trummel / ihnen auch wohl die letzte Posaunen vorbilden / welche anmuthige Gedancken manchem das Hertz also säubern / daß er vnter dem eysenen Harnisch ein guldenes Gewissen tragt; Dergleichen tapffere Soldaten /[266] seynd bey männiglich ewigen Lobes werth / vnd werden dise so glücklich Himmels-Burg erobern / als sie Philipps burg eingenommen / auch gebühret solchen allermüglichster Respect auff diser Welt.

Uber das hat man zu allen Zeiten der Soldaten ihre kühne Thaten wohl in obacht zogen / vnd solche fein auff alle Weiß mit schuldigster Danckbarkeit vergolten / dann die Vergeltung vnd verpflichte Erkantnuß ist der beste Trompeten-Schall / welcher dem Kriegsmann die Curachi vermehrt / vnd zu dem tapffern wehr dich anfrischet.

Es ist ein gewisses Spiel / ins gemein genannt das Schack-Spiel / allwo mit Lust zusehen ist / wie ein Stein dem andern so ernstlich nachsetzet / vnnd weil sie mit gewissen Nahmen vnd Titl gezeichnet seyn /darunter der König vnd die Königin die Vornehmste /also ist mit Verwunderung[267] zusehen / wie der Lauffer den Springer auß dem Sattel hebt / wie der Springer dem Bauren zwiefflet / wie sich der Springer an der Pastey versteiget / wie dem Bauren der Lauffer seinen Rest gibt / vor allem aber ist in besagtem Spiel diß zu lachen / daß manches mahl ein Baur / der sich wohl haltet / vnnd tapffer vmb sich schlaget / kan zu Königlicher Hocheit gelangen / ist ja viel; Seye diß ein Spiel / vnd bleibs ein Spiel / so ist doch war beynebenst / daß die Soldaten ihnen wünschten / es möchte jetzige Welt auß disem Spiel ein Spiegel machen /vnd sich darin fein wohl ersehen / wie man der Soldaten nicht ihr niederträchtiges Herkommen / vnd mit Strohbedecktes Sta en-Hauß solle anschauen / sondern vielmehr dero Martialische Thaten vnd ritterliche Faust hoch achten / dann es ist gar nichts neues daß auß Ackerleuth wacker Leuth worden.

[268] Iphicrates Atheniensis, dessen Vatter die Schuch geflicket / Plut. Tullius Hostilius, dessen Vatter die Schaff gehütet / Liv. lib. 1. Servius Tullius, dessen Mutter ein Dienst-Magd / Tarquinius Priscus, dessen Vatter ein Kauffmann; Æmilius Scaurus, dessen Vatter ein Kohlbrenner / Opimius Macrinus, dessen Vatter ein Haußknecht; Maxim. Pupienus, dessen Vatter ein Schmied / Diocletianus, dessen Vatter ein Schreiber / Valerius Maximianus, dessen Vatter ein Bauer / Justinus Trax, dessen Vatter ein Bettler / alle dise vnd noch viel andere mehr / seynd allein wegen ihrer heroischen Tapfferkeit vnd behertzhafftesten Gemüth zu hohen Ehren gestiegen / ja so gar zu Scepter vnd Cron gelanget / vnd also bey der Welt vnd vor der Welt sattsamb gezeugt / wie sehr man die wackere Soldaten soll respectiren.

Wer da? Nicht guter Freund / wer[269] ist nicht guter Freund? ich sagt der Todt / allo! Pursch ins Gewehr /meine liebe Soldaten / antwort der Todt / ich lache mir die Haut nicht voll an / dann ich hab keine / aber das Schmutzen kan ich gleichwohl nicht lassen / daß ihr vermeint / meine Sensen soll sich vor euren Piquen vnd Hellebarten entsetzen / das gereichet mir zu einem ewigen Spott / wie vielen Hebreer allein hab ich gewalthätig das Leben genommen!

Exod. c. 32. Drey tausend. Numer. 14. Sechsmahl hundert: drey tausend / fünff hundert vnd fünfftzig. Ibi. Zwey vnd zwantzig tausend / drey hundert / Num. 16. Zwey hundert vnd fünfftzig. Num. 14. Vier tausend siben hundert. Num. 25. Vier vnd zwantzig tausend. Num. 7. Sechs vnd dreyssig. Jud. 9. Sibentzig. Jud. 12. Zwey vnd viertzig tausend. Jud. 20. Fünff vnd zwantzig tausend. Jud. 20. Viertzig tausend vnnd dreyssig. [270] Jud. 9. Ein tausend. 1. Reg. 4. Vier vnd dreyssig tausend. 1. Reg. 4. Fünfftzig tausend vnd sibentzig. 1. Reg. 22. Fünff vnnd achtzig. 2. Reg. 2. Drey hundert vnd achtzig. 1. Reg. 19. Zwantzig tausend. 2. Reg. 23. Drey tausend. 2. Reg. 24. Sibentzig tausend. 3. Reg. 18. Vier hundert vnd fünfftzig. 3. Reg. 18. Vier hundert. 4. Reg. 1. Ein hundert vnd zwey. 4. Reg. 10. Sibentzig. 2. Reg. 23. Acht hundert. 2. Par. 25. Drey tausend. 2. Par. 13. Fünff hundert tausend. 2. Par. 28. Ein hundert vnd zwantzig tausend. Joseph. in antiq. Zehen tausend acht hundert vnd zwey vnd dreyssig. 1. Mach. 2. Ein tausend. 1. Mach. 5. Zwey tausend. 1. Mach. 14. Ein tausend. 2. Mach. 5. Achtzig tausend. Ib. Viertzig tausend. Naucl. in gener. 60. Zehen tausend. 2. Mach. 12. Zwey hundert. Naucl. in gener. 61. Dreyssig tausend. In gen. 68. Sechs tausend. Ibid. Fünfftzig tausend.Ibid. Acht hundert. [271] In generat. 62. Vierzehen tausend. Hist. Eccles. Ann. 3. Drey tausend. Ibid. Drey tausend. Ann. Chr. 64. Fünfftzig tausend. Ann. Chr. 46. Hist. Dreyssig tausend. Ibid. Ein hundert vnd zwantzig tausend. Ibid. Zwey tausend. Ibid. Fünfftzig tausend. 16. Hist. Eccl. Acht tausend vier hundert. Hist. Ann. Chr. 67. Zwantzig tausend. Ibid. Zehen tausend. Ibid Zehen tausend. Ibid. Acht tausend. Ibid. Zwölff tausend. Ibid. Drey tausend. Ibid. Eylfftausend sechs hundert. Ibid. Viertzig tausend. Sub Vesp. Neun tausend. Item Zwey tausend. Item Zwölff tausend, Item Dreyzehen tausend. Item Zehen tausend. Sub Tit. Vesp. Eylff hundert tausend. Item Drey tausend. Item Drey tausend. Sub Julio Sever. Ann. Christ. 134. Vier tausendmahl tausend. Sub Mart. Turbo. Zwölff hundert tausend. Summa aller deren Juden / denen ich gewalthättig habe das Leben genommen / sagt der Todt /[272] vnd sie ritterlich obgesiget / steigt nach klarer Zeugnuß der Göttlichen Schrifft auff die Achtmahl hundert vier vnd fünfftzig tausendmahl tausend /zwey tausend / siben vnd sechtzig. Vnd ich soll euch Soldaten förchten? Nein / nein / nein / nein / das Gwehr ab! ob zwar Euer Kriegs-Haubt Mars, vnd ich Mors, Namens halber etwas verwandt / so mag ich doch dißfals die Neutralitet nicht lassen einschleichen / sonder erklär mich euch zu einem ewigen Feind / vnd ist keiner befreyt von meiner Bottmässigkeit /wer daran einen Zweiffel fasset / der frag zu Wienn die erste Schildtwacht.

Weilen Wienn ein Vormaur deß Löblichen Teutschland für den Ottomannischen Erbfeind / deßwegen ist solche Statt auff das ansehlichst bevestiget /vnd mit starcken Pasteyen[273] vnd Schantzen wider allen feindlichen Gewalt auff das sicherist vmbgeben / da nun die obere Statt Jerusalem von dem Apocaliptischen Chronisten beschrieben wird / als habe sie zwölff starcke Thor Apocal: 21. Und die Wiennstatt aber sechs Thor / als kont mans für ein halbes Himmelreich benambsen / wann man doch wil disen Nahmen auff Erden mißbrauchen; vernünfftig aber ist es /daß ein Vestung nicht allein bestehet in hocherbauten Ringmauren / vnd starcken Pasteyen / sondern auch /ja vorderst in gewehrh affter Mañschafft / dahero ist auch die Wiennstatt jederzeit auff das Vorsichtigst mit einer außerlesenen Guarnison versehen gewest /welche aber auch Anno 1679. der allgemeine Todt ziemlich gemustert / vnd hat zwar von vhralten Zeiten hero die Wiennerische Soldatesca ihr grosse Wacht gehabt mitten in der Statt / vnnd ist Schiltwacht gestanden auff dem[274] Orth Peters-Freythoff genannt /heur hat der Todt die Ordnung vmbgekehrt / auch wider den Willen der hohen Officiren / vnd haben der mehriste Theil müssen Schildwacht liegen auff dem Freythoff / wie dann anfänglich diser grassirenden Pest der Todt zum allerersten in die Wachtstuben geschlichen / auff den Pasteyen / allwo der Soldaten ihre bequemliche Wohnungen seyn / vnauffhörlich Rund gegangen / vnnd auff ein vnbeschreibliche Weiß vnter ihnen gewütet.

Man wird es mir dißfalls nicht für Unguth außmessen / wann ich etwas von Taback / als der Soldaten gewönliches Confect beyfüge; Dises Krauth wird von Joanne Nicotio Francisci II. Königs in Franckreich Rath vnnd Legaten in Portugall Nicotiana, von den Inwohnern der Insul Virginiæ, Vppotwoc, von dem groß Prior in Franckreich / der solches Krauth von Nicolio zu Lysabona in Portugall[275] empfangen; Herba Magni Prioris, von den Inwohnern Hispaniolæ Cozobla, von andern Planta Indica, Piperina, Buglosum antarcticum etc. genannt / ja hunderterley dergleichen Nahmen gewinnt dises Krauth / mich wundert nur / daß es keiner Herba militaris, oder Soldaten-Krauth nennet / zumahlen es bey niemand so gewöhnlich als bey disen / so viel man aber von der Erfahrnuß bißhero wargeno en / hat dises Kraut ein sehr heilsame Würckung auch wieder die Pest / wie dann Neander l.c. vermercket / daß Weinrauthen vnd Taback in Wein ein Stund geweicht / vnd mit Citroni-Safft den Pestsüchtigen seye gegeben worden / nicht ohne Nutzen: Absonderlich seye dienlich bey diser Zeit der Taback-Rauch / wieder den vergifften Lufft /disen haben die gute Soldaten allhier mehr als sonst nach Gewonheit gebraucht / vnd er muhtmaßlich vielen ein bewehrtes Mittel gewest /[276] viel aber seynd gleichwohl von dem tobenden Todt hingerissen worden / als zeuge er / daß er keinen Standt vnangefochter lassen wolle; Der Todt thät übersteigen / durch suchen / auß kundschafften alle Pasteyen vnd Vestung-Werck diser Statt / wo er etwan möchte einen Soldaten erhaschen; diser zaundürre Gefreitter mit keinem andern Gewehr als mit seiner Todten-Sensen gange Rund durch alle Schiltwachten / machte den Anfang auff der Kärner Pastey / von dannen auff die Augustiner Cordina, von dannen auff die Burck Pastey /von dannen auff die Burck Cordina, von dannen auff die Lewel Pastey / von dannen auff die Lewel Cordina, von dañen auff die Melcker Pastey / von dannen auff die Schotten Cordina, von dannen auff die Arsenal[277] Cordina, von dannen auff die Neu Pastey / von dañen auff die Münch Cordina, von dañen auff das Neue Werck / von dannen auff die Piber Cordina, von dannen auff die Dominicaner Pastey / von dañen auff die Stuben-Thor Cordina, von dannen auff die Praun Pastey / von dannen auff die Praun Cordina, von dañen auff die Wasserkunst Pastey / von dannen auff die Kärner Cordina; vnnd wollt fast der Todt auß einer jeden Pastey einen Graben machen /absonderlich aber ist zwischen der Schotten Cordina, vnd Arsenal Cordina, ein Pastey mit Namen Elend Pastey / welcher Namen von vhralten herrühret / auff diser hat der vnersättliche Todt zum mehristen seinen Grimmen spüren lassen;[278] dann allerliebste Soldaten / ihr könnt mirs nicht absprechen / daß in vnd an der Pest sterben / nit seye warhafftig ein Elend zu sterben.

Der streitbahre König Asa / weil er sich vorderist auff Gott verlassen / deßhalben ist er auch nicht verlassen worden / hat einest wieder die Mohren Krieg geführet / auß denen in einer Schlacht zehen mahl hundert tausend geblieben. Paral. c. 14. auff solche Weiß sterben ist bey den Soldaten kein Elend.

Gedeon der kühne vnnd tapffere Kriegs-Held /deme gleichmessig der Schutz deß Allerhöchsten der beste Kriegs-Schild ware / hat ein blutige Schlacht wieder vier König geführt / in dero hundert / vnd zwantzig tausend Mann in das Graß gebissen; Joseph. lib. 5. Auff solche Weiß sterben / ist bey den Soldaten kein Elend.

Als Boleslaus der fünffte König in Pohlen wieder die Tartarn ein grosse[279] Mannschafft in das Felt stellte /ist ihme das Glück dergestalt mißgönnet gewesen /daß er gar auff das Haubt geschlagen worden / vnnd damit die Tartarn die Anzahl der Todten möchten wissen / haben sie einem jeden auff der Wahlstadt das rechte Ohr abgeschnitten / vnd gestaltermassen neun grosse Säck angefüllt. Crome lib. 8. Auff solche Weiß sterben ist bey den Soldaten kein Elend; Dann es pflegte der Welt berühmte Soldat Epaminondas zu sagen / Pulcherrimum esse Genus Mortis, in bello mori, es seye kein schönerer Todt als im Krieg. Plutar. in apoph. Aber im Quartier sterben / auff dem Strohsack sterben / ohne sichtbahren Feind sterben /ohne Sieg vnd Victori sterben / ohne Degen sterben /im Lazareth sterben / an der Pest sterben / das dunckte manchen tapffern Soldaten ein Elend seyn zu sterben / vnnd seyn solcher Gestalten auß der[280] Winnerischen Guarnison nicht nur hundert / nicht nur zwey hundert / nit nur drey / vier / fünff vnd sechs hundert /sonder mehr von der leydigen Sucht hingerissen worden / also zwar / daß man genöthiget worden / die berühmtiste Vestung mit neuer vñ tauglicher Mannschafft zu versehen; ein Elend ist es allen Augen vorkommen / wann sie fast täglich sahen / absonderlich in dem Monath September vnd October, wie die Schildwachten auff den Pasteyen gantz erbleichter gestanden / vnnd manches mahl wäre vonnöthen gewesen / die Mußqueten hätte den Soldaten getragen /vnnd nicht der Soldat die Mußqueten; ist aber dessen kein Wunder / dann er sahe den gantzen Tag / die gantze Nacht nichts als Todten-Wägen / Todten-Truhen / Todten-Trag / Todten Sessel: O wie mancher /als man neben seiner einen Wagen vmb den andern mit Todten angeladener zu dem[281] Thor hinauß geführt /dachte bey ihm selbsten / vielleicht morgen / vielleicht übermorgen wird diser mein Matter-Leib auch dise Strassen wandern / vnd dises elenden Todts sterben; das heist Schildwacht abgelöst auff der Elend-Pastey.

Liebe Soldaten / was die Pastey dises Nahmens in Wienn anlanget / kan ich nichts wider leinen / aber ihr bekleidet mir ins gemein den Todt mit lauter Elend-Leder / ihr müst aber wissen / daß nicht ein jeder Todt solchen Titel verdienet; wann ich schon stirb in einer stinckenden Senckgruben / wie die Römische Jungfrau Felicula Mart. Rom. So ist diß doch kein Elender Todt / wann ich nur mit guten Gewissen stirb /vnnd keinen Gestanck der Todt-Sünd an mir habe.

Wann ich schon stirb in einem tieffen Brunnen /wie der Burgundische König Sigismund. Æmil. lib. 1. So ist dannoch diß kein elender Todt / dafern[282] mir nur die Gnad Gottes nicht in Brunnen gefallen; Wann ich schon stirb durch Einfallung eines Hauß / wie der starcke Held Samson / Jud. 14. so ist gleichwohl diß kein elender Todt / wann nur mein Gewissen gantz verbleibet.

Wann ich schon vor Hunger stirb wie der Engelländische König Richardus II. Polydo lib. 2. da ist auch diß kein elender Todt / so nur die Seel mit der Gnad Gottes ersättiget ist. Wann ich schon stirb in einem kothigen Morast / wie der Ungarische König Ludwig / Jovi. so ist gleichwohl diß kein elender Todt / wann nur das Gewissen nicht bemailiget ist. Wann ich schon stirb in einer Schlacht / wie Alaricus König in Spanien. Ritius. nichts destoweniger ist auch diß kein elender Todt / wofern nur die Seel kein tödtliche Wunden hat. Wann ich schon stirb in einer Jagt-wie Kayser Ludovicus Bau. Hedio. so ist diß keines[283] Weegs ein elender Tod / dafern nur die Seel nicht in die Garn deß bösen Feinds gerath. Wann ich schon stirb an einer Mucken in einem Trunck / wie Adrianus der Vierdte / Naucl. so ist diß auch kein elender Todt / wann nur nicht sündige Grillen in dem Gewissen eingenistet haben.

Also wañ ich schon stirb an der Pest / so ist diß kein elender Todt / dafern nur die Gnad Gottes in mir lebet / ist doch der Heil. Ludovicus König in Franckreich an diser laidigen Sucht gestorben: Æmil. Dahero laß sterben den Leib im Feuer / oder im Lufft / oder im Wasser / oder auff Erden / was liegt daran? Laß sterben disen Madensack / disen Mist-Fincken / dises Wurm-Nest / dises Laim-Hauß / disen Knollfincken /dise Kothbutten / dises Eyter-Geschierr / disen Erdstrollen; laß sterben / ein mächtigs Weesen! Dises gastige Rathhauß / disen lebendigen Wuest / disen Laim-Lümmel / disen[284] Wiltfang / disen Sauwinckel /dise Gestanck-Büchsen / disen zierlichen Unflat / diß lebendige Aaß / disen Aprillanten / dise verhüllte Senckgruben / disen Geschwersüchtigen Dalcken /disen Kretzen-Marckt / dises sechs Schuch lange Nichts / laß stersten / laß verderben / er ist nicht zu betauren / müst nur seyn / daß man etwan einer Mistbutten einen schwartzen Flor solt anhängen / damits für ihn die Klag trage / Si consideras, quid per os, quid per nares, quid per aures cæterosque corporis meatus exit, vilius sterquilinium non vidisti. Spricht gar schön von dem schantlichen Leib der klare Vollensische Abt Bernhardus. ›Mein Mensch / wann du erwegest / was du durch das Maul / durch die Nasen /durch die Ohren / vñ durch die übrige Leibs-Porten für ein Unflat außführest / kanst doch kein gastrigern Misthauffen nicht antreffen / als dich.‹[285]

Laß demnach sterben den Leib / dises Krancken-Spittal / dises Spott-Muster / dise kleine Portion der Erden; laß sterbẽ / laß verderben wie / wo / wañ /wordurch er stirbt / liegt nichts daran / aber das bitt ich dich vmb das Blut JEsu Christi / das bitt ich dich vmb deiner Seelen Seeligkeit willen / mit auffgehebten Händen schreye ich vor dir / ja in beede Ohren /du wollest die Seel nicht sterben lassen / die Seel /dises künstliche vnd köstliche Ebenbild Gottes / die Seel / dise schöne vnd scheinende Contrafee der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit / die Seel / dises kostbahre vnd schatzbahre Kleynod Gottes / die Seel / dise friedliche vnnd freundliche Schwester der Engeln /dise O Mensch! laß nicht sterben / welches da geschicht durch ein freywillige Todt-Sünd / diser Todt allein ist ein Elend.[286]


Es hat der grimmige Todt mit seinem Pfeil

Mittam Pestilentiam in medio vestri: Lev. 26.


Menschen-Witz / was quälst dich viel /

Mit Sinnen vnd mit Tichten /

Du jrrest doch / verfehlst das Ziel /

Und fangst nur lähre Geschichten /

Siehe / meine Sensen hat gewetzt /

Der die Menschen zu Richten gesetzt /

Wirst sonst keinen andern finden /

Singt vnd sagt nun alle Leuth /

Gott strafft wegen der Sünden.


Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Mercks Wienn. Das ist des wütenden Tods ein umbständige Beschreibung [...], Wienn: Peter paul Bivian; der Löbl, 1680 [Neudruck: Tübingen: Niemeyer, 1983, [Deutsche Neudrucke: Reihe Barock; 31], S. 253-287.
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