[Als neulich Celadon]

[286] Als neulich Celadon

Bey Amaranthens Wangen

Getreuer Liebe Lohn

Durch manchen Kuß empfangen/

Zog die verliebte Seele

Aus ihres Leibes Höle.


Sie zog dem Munde zu

Der ihren Mund berührte/

Zur Wallstatt seiner Ruh

Sein treues Hertze führte/[286]

Es in ihr Hertz versenckte

Und ihr zu eigen schenkte.


Ach/ sprach er/ voller Lust/

Seht die Rubinen-Schalen

Voll süsser Nectar-Kost/

Voll Artzney meiner Qualen!

Wer wolte vor die Freuden

Nicht willig Mangel leiden?


Ach/ wenn man giebt und nimmt/

Versagt und willig giebet/

Wenn uns entgegen kümmt

Das Mündgen/ das man liebet/

Und Hertz an Hertze drücket/

Wie wird der Geist entzücket!


Stärckt der Corallen Zier

Die Ohnmachts-vollen Hertzen/

Ich wehle mir dafür

Zum Labsal meiner Schmertzen

Die rothen Zucker-Klippen

Die Balsam-reichen Lippen.


Laßt Bienen auff den Klee

Nach süsser Nahrung fliegen!

Hier quillet eine See

Voll Anmutt und Vergnügen.

Drum laß ich mir vor allen

Den süssen Mund gefallen.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 286-287.
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