[Laß dir die süssen Schmertzen]

[303] Laß dir die süssen Schmertzen

Der Liebe bringen bey.

Dir steht von tausend Hertzen

Die Wahl zu nehmen frey:

Laß dir die süssen Schmertzen

Der Liebe bringen bey.


Weil noch die Jahre blühen

So hege Lieb und Glutt.

Die leichten Stunden fliehen/

Das Alter schwächt den Mutt:

Weil noch die Jahre blühen

So hege Lieb und Glutt.


Wiltu vor klug bestehen/

So brauche dich der Zeit.

Wie bald pflegt zu vergehen

Des Lentzens Fröligkeit!

Wiltu vor klug bestehen/

So brauche dich der Zeit.


Geniesse deiner Gaben/

Weil sie im Ruffe seyn:

Der Rosen Zier will haben/

Daß man sie sammlet ein:

Geniesse deiner Gaben/

Weil sie im Ruffe seyn.


Bey vielen Gunst verspühren

Ist nicht genung für dich:

Zitherens Rechte führen

Noch mehre Lust mit sich:

Bey vielen Gunst verspühren

Ist nicht genung für dich.


Das/ dem man Liebe träget/

Muß weisen gleiche Gunst:[304]

Wer selbst nicht Flammen heget/

Hat nichts von fremder Brunst:

Das/ dem man Liebe träget/

Muß weisen gleiche Gunst.


Wilt du in Freuden leben/

So liebe/ was dich liebt:

Ein Hertz ums andre geben

Ists/ was Vergnügen giebt:

Wilt du in Freuden leben/

So liebe/ was dich liebt.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 303-305.
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