[Mein Bette/ glaub ich/ ist mit Disteln überstreuet]

[269] Mein Bette/ glaub ich/ ist mit Disteln überstreuet/

Das weichste Küssen wird für mich ein harter Stein.

Mein Leib/ der weder Stroh noch Erde vor gescheuet/

Klagt sich in Federn noch/ will nimmer ruhig seyn/

Wirfft sich die gantze Nacht mit Seufftzen hin und wieder/

Kein Schlaff erquickt/ wie sonst/ die abgematten Glieder.


Es ist schon Mitternacht; die Augen stehen offen/

Haubt/ Leib und Hertze weiß von keiner Ruhe nicht.

Komm/ Phöbus/ komm herfür/ laß mich nicht länger ruffen/

Steck an dem Himmel auff dein angenehmes Licht.

Doch aber hoff ich auch umsonst auff dich/ o Sonne/

Wenn ich nicht sehen kan Lisillen meine Wonne.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 269.
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