[Monde/ du Fürste der blinckenden Sternen]

[301] Monde/ du Fürste der blinckenden Sternen/

Welcher mein Sehnen und Thränen beschaut/

Gläntzende Paphie/ der ich von fernen

Meine betrübte Gedancken vertraut/[301]

Ziehe dein strahlendes Silber nur ein/

Schwärtze mit Wolcken den spielenden Schein.


Himmel/ für dem ich mein Leiden nicht häle/

Lüffte/ mit Seuffzen und Klagen erfüllt/

Erde/ bey der ich mit Weinen erzähle/

Wie mir in Stücke mein Hertze zuspillt/

Führet mein Aechzen in einsame Klufft/

Berget mein Lechzen in finsterer Grufft.


Zeugin der stündlich empfindenden Schmertzen/

Tunckele Finsternis/ traurige Nacht/

Welche mein thränendes Auge den Kertzen

Himmlischer Lichter zur Wette durchwacht/

Decke mit ewig-vergessener Ruh

Meine gehäuffte Bekümmernis zu.


Schweigende Qualen/ verborgenes Leiden/

Unter der Asche begrabene Glutt

Müssen die schmachtende Seele durchschneiden/

Kochen in Adern das siedende Blutt/

Bitterer Thränen verschlossene See

Kräncket mein Hertze mit Jammer und Weh.


Meine von Sorgen erblassete Wangen/

Meiner Corallen erstorbener Schein/

Meine Carfunckel mit Nebel umfangen

Werden Verräther der heimlichen Pein/

Aber der Lippen geschlossenes Thor

Darff doch mein Leiden nicht geben hervor.


Meine von Kummer verzehrende Jugend

Welche kein freudiges Hoffen ergözt/

Meine vom Unglück verfolgete Tugend

Aller Vergnügung und Freuden entsezt/

Müssen zum öfftern durch lachenden Mund

Bergen des Hertzens bluttweinenden Grund.[302]


Himmel/ was soll ich noch endlich beginnen/

Wenn mir nicht einsten zu klagen erlaubt!

Meine von Schmertzen durchächtete Sinnen/

Mein von Betrübnis ermattetes Haubt

Dancken mit Freuden der Eitelkeit ab/

Wünschen zu kommen ins ruhige Grab.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 301-303.
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