Die bestraffte Näscherey

[280] Wohl dem/ der nicht vonnöthen hat

Gesunde Kost zu nehmen ein/

Dem an der herben Pillen statt

Gelinde Zucker-Körner seyn/

Dem der beliebte Reben-Safft

Vor süssen Julep giebet Krafft.


Es schmeckte nächst Clorellens Mund

Aus ohngefähr geschöpffter Lust/

Was krancke Leute macht gesund.

Wie schlecht bekam ihr diese Kost.[280]

Was andern Krafft und Stärcke bracht/

Das hatte sie bald schwach gemacht.


Doch geht es dir nicht so allein/

Clorelle/ meine süsse Zier:

Ich muß auch so gestraffet seyn/

Und leide gleiche Pein mit dir:

Dein Blick/ der andre laben kan/

Hat meinem Hertzen weh gethan.


Der süsse Vorschmack deiner Gunst

Erreget mir den kalten Brand;

Hier hilfft mir keines Arztes Kunst/

Mein Wohlseyn steht in deiner Hand/

Eh ich kan deinen Zucker-Mund

Beküssen/ werd ich nicht gesund.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 280-281.
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