Die lange Nacht

[268] Ihr faulen Stunden ihr/ wie währet ihr so lange!

Der sonsten frühe Tag hält seinen Einzug auff/

Der Sternen muntre Schaar steht still in vollem Lauff/

Matuta lässet nach von ihrem schnellen Gange.[268]


O Himmel/ der mit sich die Himmels-Lichter ziehet,

O Kreiß/ der sonst den Weg weist andern Kreißen an/

Was hat mein Unschuld doch zuwider dir gethan/

Daß man zur Plage mir dich also langsam siehet.


Minuten sind mir Tag/ und Stunden sind mir Jahre/

Der Zeit geschwinde Füß und Flügel sind von Bley.

Ich glaube daß die Nacht der Zimber kürtzer sey/

Und ich für meinem Tod ihr Ende nicht erfahre.


Penelope beschwert von vieler Freyer Menge/

Löst auff den Abend auff/ was sie den Tag gemacht:

Ich schwere/ Phöbus geht zurücke bey der Nacht/

Damit er seinen Weg und meine Pein verlänge.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 268-269.
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