Sieghaffte Bestürm- und Eroberung des Türckischen Lagers bey Senta an der Theisse/den 11. Septembr. An. 1697

[24] Die Donau


Töchter/ auff Triumph zu singen!

Hebt eur schilfficht Haubt empor/

Lasst der feuchten Nimphen Chor

Siegs- und Freuden-Lieder klingen!

Lasst eur Silber heller fliessen

Pannons Auen zu begiessen.


Oßmann wagt sich/ meinen Flutten/

Welche frey in Thetis Reich

Flossen vor und hinter euch/

Zaum und Fässel anzumutten;

Abee deutsche Helden Sinnen

Halten seinen Hochmutt innen.


Die Teiße


Schwestern/ lasst mich in dem Reyhen

An der ersten Stelle seyn![24]

Dieser Sieges-Tag ist mein/

Der uns alle kan erfreuen.

Von der Türcken Stoltz und Zagen

Kan ich euch am besten sagen.


Meinen Strom hielt fest gezwungen

Mechmets ungestümer Schwarm/

Aber kühner Christen-Arm

Hat den tollen Feind verdrungen:

Seinen unverzagten Streichen

Musten Get und Parthen weichen.


Wall und Gräben sind erstiegen/

Wo der freche Janitschar

Seiner Brust gesichert war/

Sieht man ihn entkräfftet liegen;

So viel Türcken-Köpff als Fische

Schick ich Hecaten zu Tische.


Die Sau


Theiße/ du warst noch zurücke:

Nun dir dieser Türcken-Krieg

Auch gegönnet solchen Sieg/

Wünsch ich dir von Hertzen Glücke:

Was ich sah für etlich Jahren

Laß uns Gott noch offt erfahren!


Die Drav


Temes/ schicke dich bey Zeiten

Unserm Großem LEOPOLD/

Der die Fässel kehrt in Gold/

Furth und Pforten zu bereiten!

Was vergangnes Jahr verschoben

Ist darum nicht auffgehoben.


[25] Die Donau


Kommt ihr treuen Reichsgenossen/

Führt zum fernen Pont Euxin

Derer Helden Nachruhm hin/

Die für uns ihr Blutt vergossen.

Last mit unsern frischen Wellen

Stets ihr Lob von neuem quellen.


So viel Tropffen in uns fliessen/

So viel Stauden um uns stehn/

So viel Heyl und Wohlergehn

Soll/ der uns befreyt/ genüssen!

LEOPOLDS und JOSEPHS Glücke

Geh nicht eh als wir zurücke![26]

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 4.
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